VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 11

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goth Birthday
Unzige Verunstoperliche für de Genttasston
Mee —
Keuter.

dauernde Anwesenheit sei eine Lebensfrage für deren
Kriegsopfer (Referent K
Meldung besagt, es verlaute, daß die Note der Alliierten
Fortsetzung und für ihren Erfolg. Der Korrespondent
Der Bauhandw
an Rußland endgültig den Punkt festlegen werde,
den auch die Migma, dis
teilt mit, daß Lloyd George wahrscheinlich nicht ganz bis zum
bis zu dem die Mächte bereit sind zu gehen, um zu einer Regelung
burg 1922 beeinträcht
Schluß der Konferenz bleiben werde, jedoch werde er nicht ab¬
mit Rußland zu gelangen, und eine Erklärung enthalten werde, daß
öffnung der Ausstellung
reisen, bevor nicht eine feste Grundlage zur Lösung der Schwierig¬
die Mächte eine unbegrenzte Erörterung nicht zulassen werden.
Die Ausstellung dauert b
keiten gegeben sei.
Wahrscheinlich werde die Note den Russen am Montag zugestellt
Nach einer Stefani¬
„Daily News“ richten einige ernste Worte an die Adresse
werden.
Papst eine neue Apost
Genna, 27. April. (W. T. B.)
Poincarés. Das Blatt ist nicht überrascht, zu erfahren, daß
Zum Apostolischen
st.
Orourke, ernannt wo
„die meisten der Alliierten“ dafür seien, daß eine Versammlung der
Heute vormittag um 11 Uhr hat eine Konferenz zwischen
Unterzeichner des Versailler Vertrages zusammenberufen werde, um
Schanzer, Lloyd George, Barthou und Jaspai
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schuldung am Leben, die
Lessing abbricht. Bewundernswert ist des Meisters Formensinn, sein
haben“.
Takt, sein Gefühl für Gleichgewichtsverteilung, für Steigerungen
Arthur Schnitzler
So ist er der dichter
und Pausen. Diese gelungenen Maße allein schon bereiten dem Leser
eingestandenen Schuldgesi
der Novellen die seltene Ithetische Befriedigung: dies ist richtig. —
lich hohes, künstlerisch un
Aber in diesen menschlichen Tugenden der Form bewährt sich nur
zu seinemsechzigsten Geburtstag.
Werk lebt und wird leb
der Meister und sein reiner Wille. Tiefer bewährt sich der Dichter.
Das Maiheft der „Neuen Rundschau" (Verlag
Skepsis und Ironie tief
Was ist das zentrale Gefühl dieses Dichters, was die Quelle
Fischer. Berlin), das als Schnitzler=H
zu den Meuschen, die wei
scheint, vereinigt die Glückwünsche von zeitgenössischen
seines Schaffensdrangs, sein Urkonflitt, seine tragische Problematik,
Wer je in die blaush
Schriftstellern zum sechzigsten Geburtstag des Dichters
sein Wesensnerv. sein Abgrund, aus dem Erkenntnis und Bekenntnis
nunmehr Sechzigjährigen
am 15. Mai. Wir können bereits heute aus den Bei¬
aufsteigt? — Soweit aus den Geheimnissen eines künstlerischen
weiß, daß noch in manche
trägen, von denen wir Anernheimer, Behr, Blei, Ger¬
Werkes die Lösung dieser Frage versucht werden darf, möcht ich dies
Lösung seiner Musik sch
hart Hauptmann, Hollaender, Kerr, Heinrich und
antworten: Wesensnerv ist die uneingestandene, bange, leidenschaft¬
Thomas Mann, Wassermann und Stefan Zweig nennen,
lange nicht sein strahlend
liche Sehnsucht, zu lieben und geliebt zu werden. In der Welt
die von Franz Werfel und Hugo v. Hofmannsthal
Schnitzlers herrscht eine satale Einsamkeit, eine prädestinierte Be¬
Die Red.
bringen.
ziehungslosigkeit der Seelen. Aber auch Eros herrscht, die zu ein¬
die schwer ist es, und zumal auf kargem Raum, über einen
Schnitzlers Theaterstück
ander gewandten Seelen reißen an der Kette; vergeblich, sie sind allzu
Tühter etwas auszusagen, was vor dem inneren Wahrheitssinn be¬
um zu fesseln, zu beschäft
bedingt, unbewußt bejahen sie ihre Einsamkeit. — So auch muß man
stehen kann. Wie alles Lebendige, wie jeder Organismus erregt ein
zu überraschen; sie tun
die Rolle des Todes in diesen Dichtungen verstehen. Nicht der
Gedicht tausend Gedanken, Assoziationen, Erkenntnisse, es wechselt
nachträglich das Gemüt
heroische, nicht der religiöse Tod wird geschaut, nicht der notwendige
mit dem Lichte der Stunden, Jahreszeiten und Lebensalter Farbe und
Handlung und ihr Dial#
Tod, in den sich der Mensch nach den Worten des alten Testaments
Gesicht, es ist unfaßbar. Wer getraute sich, den nächsten Menschen,
Charaktere sind vorzüglich
„gesättigt an Leben“ ergibt, nicht der Tod, der nur eine durchbrochene
der mit ihm das Leben teilt, zu deuten?? Und vor dem geheimnis¬
dienen doch nur dem Ge
Larve bedeutet!! — Von den Schnitzlerschen Menschen wird der Tod,
vollen ewigen Wachstum eines Kunstwerks haben so viele die kecke
Bühne sieht, hat man da
das Vergehen, das Aufhören gefürchtet, weil Lieben und Geliebt¬
Stirne der Definition! — Daß aber ein Werk, umfriedet von den
ist auf den Brettern zu ##
werden ihnen niemals erschöpfend gelingt, weil der unendliche Vor¬
Seiten des Buchs, sich verwandeln kann und immer wieder neue
durch das Theater zu w
halt nicht aufgelöst ist, die Melodie ihre Kadenz nicht fand, auf Kind¬
Züge trägt ist eben ein Zeichen, daß es Organismus ist, Gedicht!
Schnitzlers Erzählunge
stuse der Eros stehen geblieben, der Stand der Sehnsucht nicht über¬
Ein Meister, ie Arthur Schnitzler, ist unter den Deutschen ein
schritten ward.
das nötige Detail, aber ni
höchst seltener Fall. Schnitzler ist in unserm heutegen Schrifttum
die Pychologie dient nur
Schnitzler sieht nicht — wie ihm seit manchem Jahrzehnt die
gewiß der einzige Vertreter der Latinität. Unter diesem Wort ver¬
reizenden Rhythmus bald
Kritik nachsagt — den Tod als Arzt; er sieht ihn als Ethiker. I
stehe ich im Gegensatz zu allem Ausladenden, Verzweigten, Roman¬
sie stecken voll Beobacht
dem vielleicht unbewußten System seiner Weltanschauung bedeutet
tischen. Erziehungsromanhaften, die Kunst der klaren, geschmeidigen
eigentlichen Reiz der Erz#h
Tod die Strafe für Einsamkeit.
Linie. Die Novellen und Einakter Schnitzlers vor allem zeigen die
sichl, daß sie von einem
Des Dichters Frauengestalten sind im Gegensatz zu seinen Männer¬
Schärfe des nicht malenden, sondern zeichnerischen Menschen, des
das Talent des Erzähler
siguren das heroische Element des Werks. Die Frau, als die dem
Künstlers, dem die notwendige unbeirrbare Abwickelung, die rapide
zählungen ist. In beiden
Leben Nähere, durchbricht zuweilen die Mauer der Vereinsamung,
Logik höherer Schaffensrausch ist, als Ueberraschung und Verweilen
durchaus ein Künstler, in
sie erliegt dem Ruf des Lebens, sie verliert ihr Ich an die Liebe.
während des Weges. Ich nenne hier Novellen wie „Leutnant Guste“,
ein erstaunlicher Gedanke,
Ich denke hier vor allem an Schnitzlers herrliche Novelle: „Die
„Die Toten schweigen“. „Die Hirtenflöte“, die Dramen „Der grüne
einer erfundenen Figur „
Hirtenflöte.“ Das Weib ist das eudämonische Prinzip, und es klingt
Kakadn“. Die letzten Masken“, „Literatur“. Komtesse Mizzi“.
und über Europa hinaus
unter dem Spiegel all dieser Schriften, trotz Zweifels und analyti¬
diesen Werken heerscht eine großartige Nüchternheit, die erschuttert,
vollkommen reife und mei
scher Schärfe, ein verborgener Hymnus an die einsamkeitsvernich¬
weil sich hinter ihr die Scham einer starken Moralität verbirgt. Es
waren, womit er vor so
tende Kraft des Weibes mit.
ergreift uns die fast pedantische Geste eines Mannes, der mit be¬
Ihm sind alle Instrun
Schnitzler arbeitet mit den antipathetischen, ametaphysischen, un¬
wußter Wortblässe und einem akkuraten kalten Vortrag die Leiden¬
erfahrenen und sehr nacht
parteiischen Mitteln seiner Generation, dennoch empfinde ich ihn vor
schaft seines Auges Lügen straft. Hierin ist Schnitzler mit Lessing zu
selbst den scheinbar uner
allem als Ethiker. — Für einen tieferen Blick zeigt er immer wieder
vergleichen, ja in seiner Freude an der rationalen Lösung des Spiels
nimmt er eine Richtung der deutschen Poesie wieder auf. die mit ] ein und dieselbe Leidenssttuation: „Den einsamen Weg“, die Ver= der Materie ihren inneren
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