dar eenen genenen enenensen di . 1. . e
ter dieser sachlichen Ruhe ein Erleben, tief bis
wieder ein Morgen, ein Tag wieder und das
in den Tod; in Wirklichkeit ist dieses scheinbare
Leben geht weiter mit seinen Widersprüchen und
und von Vielen mißverstandene Unbeteiligisein
unlösbaren Verwicklungen, mit seinen kupp¬
nichts als eine verhaltene und ins Geistige subli¬
lerischen Versuchungen und seinem meskinen
mierte Leidenschaftlichkeit, ein bebender Schauer
Zwiespalt zwischen Gut und Böse.
und eine Erregung, die innerhalb der
Oft genug hab' ich versucht,
Dinge vor sich gehen gleichsam als lautloser in¬
„Dem sich so viele Wunder offenbarten,
nerer Kreislauf. Und dann weiß der Dichter,
„Auch dies zu kennen, das ihr Liebe nennt.
daß die sogenannten entscheidenden Ereignisse in
„Ich weiß von Wunsch und Lust und Über¬
unserem Leben fast immer ohne jedes äußerliche
druß —
Pathos eintreten, ohne Donner und Blitz: an
„Das Wundar fühlt ich nie.
einem Tage, der alltäglich ist und gewöhnlich
wie jeder andere, mit Worten, die schon unge¬
Ein Gottsucher, der seinen Gott nicht findet.
zählte Male gesagt worden sind, oder in einer
Stille, deren Schweigen banger ist und schwerer
Wenn man — ohne zu wissen, deß es Arthur
als alle Worte.
Schnitzler ist — diesem vornehmen freundlich
Immer wieder hat Schnitzler erfahren wollen,
reservierten Herrn begegnet, der in sich selbst
was es denn mit dem Puppenspiel des Lebens
zurückgezogen scheint wie in eine große Stille,
wenn man diese noble, gepflegt., in allen ihren
eigentlich sei und immer wieder kehrte er un¬
Bewegungen von einer inneren Erziehung
verrichteter Dinge zurück; wie ein Mensch, der
gelenkte Erscheinung im Theater oder einem
gestehen muß, daß er doch nicht helfen kann. Es
Salon betrachtet, so läßt sich der erste Eindruck
gibt keine Vereinigung, keine Verschmelzung;
in zwei Worte zusammenfassen: Kultur und Tra¬
selbst in der Umarmung der Geschlechter bleibt
dition; was ja im Grunde ginommen Eines ist.
jedes allein. Je älter Schnitzler wurde, je länger
die Strecke, auf die er zurückschauen konnte,
Um die Gestalt Arthur Schnitzlers wie um
desto tiefer empfand er die Wehmut derer, die
alle seine Gestalten fließt eine ganz eigentümliche
Lebensluft, ein Akkord von sicherer Einfachheit
tausendfach einer Liebe entsagen — um sie den¬
noch tausendfach zu bewahren. Aber zugleich re¬
und künstlerischer Verfeinerung; ein vornehmer
Reichtum und die ästhetische Freude an leichten,
signierte er sich auch, lächelnd und in reifer Er¬
kenntnis zuzusehen, wie ringsu die Schicksale
schönen und meinetwegen zwecklosen Dingen.
fallen. Die Martsteine auf seinem Weg ins Freie] Etwas Undefinierbares und Ungreisbares und
war doch das kostbanste Gut dieser- veraumten
heißen Abschied und Einsamkett.
4
und verkommenen Stadt: die Wiener Tradition
9ru
und Kultur.
Abschied und Einsamkeit: dieses Leitmotiv in
Vorbei. Nur mehr ein versinkender Traum.
Moll gehört zu fast allen Menschen in Schnitz¬
Resonanz der Erinnerung. Vielleicht bald nur
lers Stücken und Dramen. Sie tragen Schick¬
ein dürres Wort, ein abstrakter Begriff ohne
sale, diese Menschen, unter denen ein unmög¬
Vorstellung. Und Schnitzlers er kommt schon
licher Traum verschüttet liegt. Eine selisame
heute neben seinem rein dichterischen Wert, die
Fremdheit schwebt über ihnen, wie der seine
Bedeutung eines kulturhistorischen Dokuments
Schleier über einer herbstlichen Landschaft.
zu. Das Spiegelbild einer Stadt, die inzwischen
Etwas voll gefährlicher Unruhe und unergründ¬
ihr eigenes Ich verloren hat.
lich bezaubernder Süße stört ihnen das Gleich¬
Arthur Schnitzler begeht übermorgen seinen!
gewicht und den klaren Blick; etwas, das sie
achtles und hochmütig am Leben vorübergehen 60. Geburtstag; an diesem Tage werden die
macht, das ihm heimtüesisch in den Arm fällt, Vielen in allen Ländern dankbar seiner geden¬
so off sie ihn nur ausstrecken mußten: etwas, das ken, die der große Magier mit lebendigen Stun¬
böse Mächte in ihnen die Oberhand gewinnen den beschenkt hat; und sicherlich noch beschenken
läßt: dann stürzen sie sich in den Reigen #er wird. Aber vor allem ist es Wien, das mit
groben Genüsse, der bentalsten sinnlichen Be= Schnitzler den 60. Geburtstag feiern wird. Und
täubung, wie beseisen von dem Trieb nacht da fragt man sich: selbst, wenn Schnitzler das
Selbsivernichtung; als wollten sie Nache üben Alter des Pfalmisten erreichen sollte — wir wün¬
schen es von Herzen — wird es ihm noch ver¬
aus Verzweiflung, daß sie nicht jähig sind zu
nehmen, zuzugreifen. Schein wandelt sich ihnens gönnt sein, mit Wien den Geburtstag, den Wie¬
dergeburtstag der Wiener Kultur zu feiern?
in Wirklichkeit. Wirklichkeit in Schein. Helden¬
Oder ist es vorbei, für immer vorbei? Ab=K
spieler in der Komödie der Worte, in der sie sich
schied und Einsamkeit ...
über die Lebenslüge hinweglügen möchten
Betrüger, die nach kurzem Zwischenspiel erken¬
Moriz Scheyer (Wien).
neu müssen, daß sie selbst die Betrogenen sind.
Und dann ist plötzlich der letzte Abschied da und
die letzte Einsamkeit.
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
„Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
„Wir wissen nichts von anderen, nichts von
uns;
„Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Sthattentänze. Aus dem Grauen vor der Ba.
aalit#t, vor dem horror vaeni, legt der Dichter
die Bandersehnsucht in das Herz seiner Men¬
schen. Es reißt sie in derartigem Ungenügen von¬
einander los, kaum daß ie sich gesunden. In
ihrer Angst vor der abtörenden Stumpfheit des
ewigen Stilliegens treibt es sie zu anderen Him¬
meln, zu der Atmosphäre abenteuerlicher Fer¬
nen. Aber zugleich betrachtet Schnitzler dieses
Taumeln und Flattern, dieses nutzlose Zucken
und Sichwehren, wie man etwa dem Ablaufen
eines Räderwerkes zusieht: sub specii aeterni¬
tatis, unter dem Prisma der Vergänglichkeit
Im Getriebe der Großstadt, im Lärm der
Straßen, in erleuchteten Sälen mitten unter
lachenden und ahnungslosen Menschen, im
Schrei der Erotik: überall ersteht ihm der durch¬
dringende Ruf des Sterbens. Und der ganze
komplizierte Mechonismus dieses kreischenden
vom unberechenbarsten Zufall und vom anima¬
lischen Instinkt getriebenen Näderwerkes muß
dem Deterministen Schnitzler wie etwas lächer¬
lich Nichtiges und Gespensterhaftes erscheinen.
Schattentänze. Nur Eines sieht greß und wirklich
im Hintergrund: der Tod.
Den Duft und den ganzen sinnlichen Zauber
seiner Kunst, diese wunderbar instrumentierte
ter dieser sachlichen Ruhe ein Erleben, tief bis
wieder ein Morgen, ein Tag wieder und das
in den Tod; in Wirklichkeit ist dieses scheinbare
Leben geht weiter mit seinen Widersprüchen und
und von Vielen mißverstandene Unbeteiligisein
unlösbaren Verwicklungen, mit seinen kupp¬
nichts als eine verhaltene und ins Geistige subli¬
lerischen Versuchungen und seinem meskinen
mierte Leidenschaftlichkeit, ein bebender Schauer
Zwiespalt zwischen Gut und Böse.
und eine Erregung, die innerhalb der
Oft genug hab' ich versucht,
Dinge vor sich gehen gleichsam als lautloser in¬
„Dem sich so viele Wunder offenbarten,
nerer Kreislauf. Und dann weiß der Dichter,
„Auch dies zu kennen, das ihr Liebe nennt.
daß die sogenannten entscheidenden Ereignisse in
„Ich weiß von Wunsch und Lust und Über¬
unserem Leben fast immer ohne jedes äußerliche
druß —
Pathos eintreten, ohne Donner und Blitz: an
„Das Wundar fühlt ich nie.
einem Tage, der alltäglich ist und gewöhnlich
wie jeder andere, mit Worten, die schon unge¬
Ein Gottsucher, der seinen Gott nicht findet.
zählte Male gesagt worden sind, oder in einer
Stille, deren Schweigen banger ist und schwerer
Wenn man — ohne zu wissen, deß es Arthur
als alle Worte.
Schnitzler ist — diesem vornehmen freundlich
Immer wieder hat Schnitzler erfahren wollen,
reservierten Herrn begegnet, der in sich selbst
was es denn mit dem Puppenspiel des Lebens
zurückgezogen scheint wie in eine große Stille,
wenn man diese noble, gepflegt., in allen ihren
eigentlich sei und immer wieder kehrte er un¬
Bewegungen von einer inneren Erziehung
verrichteter Dinge zurück; wie ein Mensch, der
gelenkte Erscheinung im Theater oder einem
gestehen muß, daß er doch nicht helfen kann. Es
Salon betrachtet, so läßt sich der erste Eindruck
gibt keine Vereinigung, keine Verschmelzung;
in zwei Worte zusammenfassen: Kultur und Tra¬
selbst in der Umarmung der Geschlechter bleibt
dition; was ja im Grunde ginommen Eines ist.
jedes allein. Je älter Schnitzler wurde, je länger
die Strecke, auf die er zurückschauen konnte,
Um die Gestalt Arthur Schnitzlers wie um
desto tiefer empfand er die Wehmut derer, die
alle seine Gestalten fließt eine ganz eigentümliche
Lebensluft, ein Akkord von sicherer Einfachheit
tausendfach einer Liebe entsagen — um sie den¬
noch tausendfach zu bewahren. Aber zugleich re¬
und künstlerischer Verfeinerung; ein vornehmer
Reichtum und die ästhetische Freude an leichten,
signierte er sich auch, lächelnd und in reifer Er¬
kenntnis zuzusehen, wie ringsu die Schicksale
schönen und meinetwegen zwecklosen Dingen.
fallen. Die Martsteine auf seinem Weg ins Freie] Etwas Undefinierbares und Ungreisbares und
war doch das kostbanste Gut dieser- veraumten
heißen Abschied und Einsamkett.
4
und verkommenen Stadt: die Wiener Tradition
9ru
und Kultur.
Abschied und Einsamkeit: dieses Leitmotiv in
Vorbei. Nur mehr ein versinkender Traum.
Moll gehört zu fast allen Menschen in Schnitz¬
Resonanz der Erinnerung. Vielleicht bald nur
lers Stücken und Dramen. Sie tragen Schick¬
ein dürres Wort, ein abstrakter Begriff ohne
sale, diese Menschen, unter denen ein unmög¬
Vorstellung. Und Schnitzlers er kommt schon
licher Traum verschüttet liegt. Eine selisame
heute neben seinem rein dichterischen Wert, die
Fremdheit schwebt über ihnen, wie der seine
Bedeutung eines kulturhistorischen Dokuments
Schleier über einer herbstlichen Landschaft.
zu. Das Spiegelbild einer Stadt, die inzwischen
Etwas voll gefährlicher Unruhe und unergründ¬
ihr eigenes Ich verloren hat.
lich bezaubernder Süße stört ihnen das Gleich¬
Arthur Schnitzler begeht übermorgen seinen!
gewicht und den klaren Blick; etwas, das sie
achtles und hochmütig am Leben vorübergehen 60. Geburtstag; an diesem Tage werden die
macht, das ihm heimtüesisch in den Arm fällt, Vielen in allen Ländern dankbar seiner geden¬
so off sie ihn nur ausstrecken mußten: etwas, das ken, die der große Magier mit lebendigen Stun¬
böse Mächte in ihnen die Oberhand gewinnen den beschenkt hat; und sicherlich noch beschenken
läßt: dann stürzen sie sich in den Reigen #er wird. Aber vor allem ist es Wien, das mit
groben Genüsse, der bentalsten sinnlichen Be= Schnitzler den 60. Geburtstag feiern wird. Und
täubung, wie beseisen von dem Trieb nacht da fragt man sich: selbst, wenn Schnitzler das
Selbsivernichtung; als wollten sie Nache üben Alter des Pfalmisten erreichen sollte — wir wün¬
schen es von Herzen — wird es ihm noch ver¬
aus Verzweiflung, daß sie nicht jähig sind zu
nehmen, zuzugreifen. Schein wandelt sich ihnens gönnt sein, mit Wien den Geburtstag, den Wie¬
dergeburtstag der Wiener Kultur zu feiern?
in Wirklichkeit. Wirklichkeit in Schein. Helden¬
Oder ist es vorbei, für immer vorbei? Ab=K
spieler in der Komödie der Worte, in der sie sich
schied und Einsamkeit ...
über die Lebenslüge hinweglügen möchten
Betrüger, die nach kurzem Zwischenspiel erken¬
Moriz Scheyer (Wien).
neu müssen, daß sie selbst die Betrogenen sind.
Und dann ist plötzlich der letzte Abschied da und
die letzte Einsamkeit.
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
„Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
„Wir wissen nichts von anderen, nichts von
uns;
„Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Sthattentänze. Aus dem Grauen vor der Ba.
aalit#t, vor dem horror vaeni, legt der Dichter
die Bandersehnsucht in das Herz seiner Men¬
schen. Es reißt sie in derartigem Ungenügen von¬
einander los, kaum daß ie sich gesunden. In
ihrer Angst vor der abtörenden Stumpfheit des
ewigen Stilliegens treibt es sie zu anderen Him¬
meln, zu der Atmosphäre abenteuerlicher Fer¬
nen. Aber zugleich betrachtet Schnitzler dieses
Taumeln und Flattern, dieses nutzlose Zucken
und Sichwehren, wie man etwa dem Ablaufen
eines Räderwerkes zusieht: sub specii aeterni¬
tatis, unter dem Prisma der Vergänglichkeit
Im Getriebe der Großstadt, im Lärm der
Straßen, in erleuchteten Sälen mitten unter
lachenden und ahnungslosen Menschen, im
Schrei der Erotik: überall ersteht ihm der durch¬
dringende Ruf des Sterbens. Und der ganze
komplizierte Mechonismus dieses kreischenden
vom unberechenbarsten Zufall und vom anima¬
lischen Instinkt getriebenen Näderwerkes muß
dem Deterministen Schnitzler wie etwas lächer¬
lich Nichtiges und Gespensterhaftes erscheinen.
Schattentänze. Nur Eines sieht greß und wirklich
im Hintergrund: der Tod.
Den Duft und den ganzen sinnlichen Zauber
seiner Kunst, diese wunderbar instrumentierte