VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 30

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6oth Birthday

K
nische Freude am Spiel, die aus einer Stunde des Erkennens, da die 'schentum, Kunst, Natur, Liebe. Die verschmutzten Dinge einer ent¬
götterten Zeit werden in die Hand genommen, melancholisch ange¬
nächsten Menschen sich entschleiern, eine des ewigen Nichterkennens
schaut, aber auch fallen gelassen. Das ist es: immer wieder geschieht
macht. Wer wird geliebt, wer liebt, wo ist Heimat, Bestimmung, wo
die Ueberwindung dieser Welt durch Worte, die einem etwas zagend
hört das Abenteuer auf und beginnt der Sinn des Lebens? Ein
unentschiedenen Gesühl entkommen, nie aber durch die Tat, die auch
jeder spricht davon, ein jeder hat ein Wort dafür und davon, die
Wort sein könnte, nur müßte es von einem donnernden: Sei! gerufen
Seele aber bleibt leer und blickt ins Leere und geht ins Leere. Wie?
veltmännischen
sein. Hier endet Schnitzlers Reich, seine Zeit. Ueber die Jahrhun¬
Wird alles zur großen Szene, unwahr verbogen und unwahrscheinlich
elieb gehabt,
dertwende kam er innerlich nie hinaus. Er blieb an. Wege. Aber
und ist dennoch im tiefsten, ganz verschütteten Grunde wahrhafter
oßen Stils vor
vielleicht eben darum, weil er bei allem Glück doch ein Stiefkind
Ausdruck eines Menschen, der einfach nicht anders kann? Sollte es
e Medardus“).
Gottes war, werden ihm auch die kommenden Geschlechter ein wenig
das geben, Lüge zugleich Wahrheit sein können, Armut zugleich Reich¬
en hatte: ver¬
Liebe geben.
tum? Und können Worte hin= und hergehen. Worte, die die kostbare
elei erster Ju¬

Fassung des Herrn von Sala aus dem „Einsamen Weg“ haben und
igsvoll lebens¬
die dennoch nichts bedeuten und zugleich alles bedeuten, die anders
immer wieder
sein können, die am Tatsächlichen sehr schnell vorüberflattern und den
es Lebens“
Schein eines bedeutungslosen Friedens und einer bedeutungslosen
iedergebrochen,
Würde geben, währenddessen sich Letztes entscheidet an den Worten,
sigkeit könnte
vorbei, ohne Worte: die Zusammengehörigkeit von Menschen — die
ichts mehr er¬
ewige Entfernung von Menschen! „Wir spielen immer, wer es weiß,
es erwartet —
ist klug.“ Es ist die Weisheit Schnitzlers, seine e##as müde Ey.
uch etwas für
kenntnis, die in seinera ganzen Werk zu finden ist.
der Watteaus
Was er immer wieder zeigt, ist die faule wurmige Welt klein¬
t Maß melan¬
licher, vager, verlogener und pendelhafter Beziehungen. Vergebens
rten gefallend.
fragen die Dämmerseelen nach einem Menschen, nach einem Weg ins
vie der Wiener
Freie. Menschen sperren sich hier ab, vergiften ihr Inneres jahre¬
iene sind No¬
lang, um auf den Augenblick zu warten, der den andern erniedrigt.
Innigstgeliebte empfangen Zuhälter der Schöpfung und zwischen Um¬
Bewußtsein des
armung und Bettwärme wird an das Alibi gedacht, der Betrug des
Amt die Wach¬
des Intellekts Betruges ausgeheckt. Minister treiben mit den Völkern Spott als
bieder bei ihm
wie mit Larven auf einem Fastnachtsball. Und das Volk selbst, die
Wiener? Sie ziehen an uns vorbei, immer spaßend oder schimpfend,
Die Atmosphäre
eben. Es sind
sich aus dem Krieg eine Hetz, aus der Belagerung ein Schauspiel
machend, immer neugierig, immer schaulustig, jetzt ganz traurig, weil
n von sich aus¬
einer erschossen wird, den sie geschätzt und geehrt haben und gleich
orrenen Bezie¬
darauf irgendwo hinlaufend, wo es was Blitzendes zu sehen gibt.
nd es ist klar,
leben oder er¬
In sechs Wochen Sommerfrische geht der Sinn eines Lebens zu zweien
kaput und kann im nächsten Augenblick wieder geleimt werden. Vor
dUntertauchen
Sterbenden werden noch letzte Masken aufgesetzt und auf dem Semme¬
Kreibende, das
ring, im Salzkammergut, flirtet eine Gesellschaft sich von Duell zu
Duell, vom Zweikampf der Hähne zum Zweikampf der Waffen.
ngt sich, krallt
Welche Welt! Immer wird sie bei Schnitzler überwunden — er be¬
n, was Wahr¬
gann schon: „Liebelei“ und sollte Liebe heißen, Liebe sein. Statt dessen
tung, die vom
geht alles an Liebelei zugrunde. Immer hebt er sich davon ab, son¬
ische, zwischen¬
t dieselbe iro= dert sich von dieser geilen Gefräßigkeit, der alles Freiwild ist: Men¬