VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 45

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6oth Birthday
.
## Annonten=Expedmen P. Stijen, Wien, 1. Bezits.
whältene Zuschriften unter „P. W. 11366“ an
—Schulerstraße 21.
11366
=Bur#as dieser Blattes richten
mächtnis“ spürt man jene Melodie wieder; ganz leise, aber
Trödlertum in vollster Blüte stand, und ihn auf den
3 dem 1
unverkennbar. Sie wird dann immer vernehmlicher. So
Wenzelsplatz zur „Goldenen Gans“ führen, die damals,
Etwas
wie des Dichters eigenes Wesen immer deutlicher wird.
wie in seinen einstigen Prager Studententagen, ein
ien hat
Aber vieles von diesem Wesen zeigt sich schon in diesen
schlichtes Fuhrmannsgasthaus war. Von diesem Wirts¬
ionalen
Werken seiner früheren Zeit. Vor allem dies: er stehr
haus gingen einst die meisten Stellwagen aus, die
sier an
immer auf der Wacht der Selbstbeobachtung, nicht nur der
Prag mit den böhmischen Landstädten verbanden, und
kampfe
der anderen. Er ist niemals elementar, ungestüm, impulsiv;
Kompert wurde beredt, als wir den Hof betraten, in dem die
ch und
immer kontrolliert, bewußt, geistig und seelisch beherrscht.
Fuhrleute zu halten pflegten. Hier war er mit Moritz Hart¬
kinder¬
Ob das ein Mangel an Kraft und Unschuld ist, die Furcht,
mann, dem Kameraden vom Jung=Bunzlauer Gymnasium
etisches
sich an ein maßloses Gefühl zu verlieren oder nur die Schen
her, und Ludwig August Frankl in der Großstadt ein¬
seinen
vor jedem Pathos, die Empfindlichkeit gegen alles Laute
getroffen, um sich lehrend und lernend durch die
stellen
und gegen alle großen Worte, die Dezenz des kultivierten
Gymnasialjahre und die Philosophie durchzukämpfen.
große
Menschen, mag unentschieden bleiben. Die Evidenz und die
Hier hatten die Studenten, deren Tisch nicht aufs
n
Blutwärme seiner Gestalten sprechen dagegen; ihr Wesen
reichlichste gedeckt war, wiederholt auf die „Liebespakete“
Klage“.
dafür: auch sie sind fast alle solipsistisch eingestellt, sind
geharrt, die von Muttern eintreffen sollten. Es waren glück¬
tur an
immer distanziert, gehalten, oft gleichsam von einem luft¬
liche und glücklich überwundene Zeiten. In die Ueberwindung
z legt.
leeren Raum umgeben. Nicht nur sein Dialog, sondern seine
leuchtete mir die letzte Episode dieses Beisammenseins mit
ebens¬
Menschen und die ganze Atmosphäre seiner Werke haben
Kompert hinein. Im Hotel „zum Blauen Stern“ wohin ich
diesen Mangel an robuster Trivialität, an melodramatischem
ihn heimgeleitete, wartete auf ihn ein junges Paar, frische,
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Effekt. In Schnitzlers Wesen ist nichts Konzertantes Er
sympathische Leute in festlicher Kleidung. Das Frauchen
macht Kammermusik. Er selbst ist so, daß es schwer ist, vor
ergriff seine Hand, um sie zu küssen, und der männliche Teil
nd und
ihm in Phrasen zu reden und volltönende Banalitäten los¬
hielt eine schwungvolle Ansprache, aus der hervorging, daß
1
zulassen. Er verwehrt es auch seinen Gestalten. Man kann
es sich um dankbare Verwandte handelte, denen Kompert
ial
es sich kaum vorstellen, daß eine Schnitzler=Figur sich in
durch seine Hilfe den Ehebund ermöglicht hatte. Der so
tit dem
irgendeiner Situation — und wäre es die erschreckendste
feierlich Angesprochene wurde immer verlegener, endlich
usammen¬
jemals die Haare raufen könnte. In seinen schönsten
schnitt er dem Redner das Wort ab: „Da ist nichts zu
sich eur
Werken flutet es oft in starkem und echtem Gefühl. Aber
danken bleibt fröhlich und danket Gott, wenn ihr zufrieden
anmuten.
es gibt keine Explosionen. Würden sie in Musik gesetzt:
seid.“ So hatte ich schließlich eine kleine Kompertsche Novelle
ten Heim,
kaum einer ihrer Helden, am ehesten noch der junge
miterlebt.
en Gattin
Medardus, aber schon weder Filippo Loschi noch der Herzog
Der ganze Kompert sprach aus den wenigen
viel von
Bentivoglio, dürfte Tenor singen; es sind Baritonseelen.
schlichten Worten, das Herz des Dichters lag auf den Lippen.
ch damals
Es gibt keine eitlen Bravouren, keine Koloraturarien, kein
Wenn dieser Tage eine Jubiläumsausgabe der bedeutendsten
eichgültig,
Negligé des Geistes, immer erlesenste Toilette. Daher
Novellen Komperts im Berliner Verlag Benjamin Harz er¬
gen und
kommt auch das gute Gefühl, das einen auch in Schnitzlers
scheint, so wird sie dem Danke Unzähliger begegnen. Mir
cht leicht
schwächeren Arbeiten (wie in „Fink und Fliederbusch“) nie
aber ist, als ob ich den Dichter, den edlen Altruisten, sagen
zu reden
verläßt: immer in der besten geistigen Gesellschaft zu sein.
hörte: „Da ist nichts zu danken, bleibt fröhlich und danket
all, den
Etwas, was ich in der heutigen Literatur vielleicht nur noch
gensten
Gott, wenn ihr zufrieden seid!“
bei Thomas Mann wiederfinde.
ir der
langte
über
Schnitzlers Weg zum Lebendigen.
Er ist sehr bald über das Thesen= und Tendenzstück
lerne
Aus den vom Verlag freundlichst zur Verfügung gestellten Aushänge¬
hinweggekommen. Im „Märchen“, im „Freiwild“ steckt er
weder
bogen eines demnächst bei S. Fischer, Verlag, Berlin, erscheinenden
noch ganz drin (so hübsch es zu sehen ist, wie seine Gabe der
mdern
Buches „Arthur Schnitzler“ von Richard Specht.
Menschengestaltung stärker ist als der Zwang zum Problem
s gab
Im ersten Akt der „Liebelei“ wird ein Walzer gespielt;
und wie sie ihm oft das Konzept verdirbt, weil die Selbst¬
ende,
herrlichkeit der geschaffenen Figur sich die Marionettendrähte
für die Aufführung des Buratheaters hat Schnitzler diesen
cklärt
des bloß Gedanklichen nicht mehr gefallen läßt und ihr eigen¬
Walzer selbst komponiert, und er war sehr hübsch. Wenn
williges Leben oft gar nicht mehr zu der gewollten Exemplifi¬
auch lange nicht so schön als die latente Melodie seines
urch¬
kation stimmt). Im „Vermächtnis“ klingt es noch leise an.
Werkes. Von dieser Melodie hört man in „Freiwild“
Dann aber wird er ganz frei. Dann gestaltet er nicht mehr
nichts; es hat keine innere Musik, so wie das „Märchen“
die
vom Problem, sondern von seinen spezifischen Menschen¬
noch keine hat. In der „Liebelei“ war mehr Gestaltung,
eremplaren aus. Er ist ja bald dahintergekommen, daß die
hier mehr Dialektik und charaktervoller Meinungskampf.
den
Thesen, für die er sich dramatisch erhitzte, eigentlich für ihn
Ich bin für Gestaltung, aus der die Meinung unabsichtlich
die
ja gar nicht vorhanden waren; kein Wunder, daß dann sein
upt= hervorspringt. In Schnitzlers kommenden Werken ist dieser
derte! Kontrapunkt zu einem Cantus firmus da. Schon im „Ver=i Plaidoyer nicht elementar wirken konnte. Gerade bari
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