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goth Birthday
50—
in Schlössern Laxenburg und Hetzendorf hielt, in der man „Ihn“ am herrlichsten, am unüvertrefflichsten, ses früher einmal selbstver
#h#oene Gegenstände, die Privateigentum der kaiserlichen am berauschendsten fand? Wo sind die Cottagegirls, die seinen Repertoires, bei Neuauffüh
Familie sind, zurückbehalten, unter anderen die Gobelins aus der Namen aus der Zeitung schnitten und auf Butterbrot strichen, schließlich künstlerische Rücksich
„L'histoire de Don Quichotte“ (1749 bis 1788), die der wie Wolzogen so hübsch sagt, wo alle, alle, denen er unvergeß= Sänger kann heute einem deu
trakt verpflichtet werden, der
liche Stunden bereitete?
große Freiheiten sichert.
Wenn man vor diesem trostlosen Grab steht, hat man den
Stelle den Finger zu legen. Schnitzler und Schönherr haben ja
Eindruck, als wären jene Männer und Frauen, die ihn einst Währung, dem Künstler kau
auch die zur Zeit, als sie ihren medizinischen Studien oblagen,
vergötterten, nicht mehr am Leben, als sei diese Generation voll. land gebotenen Verdienstmög
gewonnenen Eindrücke Anregungen zu Theaterwerken gegeben:
kommen ausgestorben. Dürrer, verwelkter Efeu umspinnt das ihn nehmen, wann wir ihn
diesem zu „Professor Bernhardi“, jenem zu der den steinigen
Grab, kein Kranz, keine Blume ziert es. Nichts. Nichts. Ver= und so oft er es verlangt.
Weg des vergebens aufwärtsstrebenden, weil der Protektion ent¬
gessen. Es ist ein tieferschütternder Anblick dieses Künstlergrab, zügigkeit gefährden naturgem
behrenden Arztes in „Vivat academia!“ schildernden Komödie.
Schnitzler ist ein leidenschaftlicher Freund der Natur und so ein stummes und doch himmelschreiendes Dokument menschlicher geringen Grade gerade je
Undankbarkeit, menschlicher Gleichgültigkeit, menschlicher Treulosigkeit. Amüsement, als wirklicher
manche feine Schilderung, so manches förmlich transparente Wort
Wenn Menschen schweigen, werden die Steine reden, heißt es. Budgetierung ohnehin mit
kämpfen haben.
hat man seiner Naturliebe zu danken. Dem pittoresken Sommer¬
heideweg, der auf der Höhe von Pötzleinsdorf, von der Kheven= Dieser Grabstein, ungeschmückt und kahl, spricht laut genug.
Und so mag es
hüllerstraße links abbiegend, sich bis gegen Neuwaldegg hinzieht, „Tausende von jungen Mädchen und Frauen weinten bitterlich,
Sängerurlaube einiges daz
und den unvergleichlichen Blick auf den Dreimarkstein und die als sie erfuhren, daß Josef Kainz gestorben sei“, hieß es vor
darunter liegenden lieblichen, von den Wienern von heute fast zwölf Jahren in einem Nekrolog. Sollte es nicht zehn unter seit längerem bestehenden
noch mehr wie von den alten Wiener Familien, die sich dort diesen „Tausenden“ geben, die ihre Tränen nicht vergessen haben der eigentliche Grund meine¬
und von Zeit zu Zeit zum Grab von Josef Kainz gehen und habe ihn angedeutet, als ich
sommersüber angesiedelt hatten, gepriesenen Ortschaften Salmanns¬
dori eine Blume, einen Strauß, einen kleinen Kranz niederlegen? meinem Münchener Wirken
dorf und Neustift am Wald gewährt, hat Schnitzler mit förmlich
Sollte es nicht fünf geben, nicht zwei, nicht eine? Hat das Burg= habe zehn Jahre gearbeite
plastischer Deutlichkeit in seinem Roman „Der Weg ins Freie“
und geben konnte. Und
theater seinen größten Sohn ebenfalls vergessen und trägt es
geschildert. So vornehm wienerisch wie er empfindet
ein Lebensabschnitt hint
nicht dazu bei, diese Kulturschande zu tilgen? Fühlt der Direktor
kein zweiter österreichischer Dichter von Rang, ist
als eine Episode, die sich
des Burgtheaters, fühlen seine Mitglieder sich nicht verpflichtet,
doch speziell „Liebelei“ erfüllt von dem undefinierbaren
aber nun will ich endlich
für die Erhaltung dieses Grabes zu sorgen?
Reiz des Wienertums, wird doch Christine für alle Zeiten
Der Totengräber zündet sich gemächlich seine Pfeise an und meine Arbeit mit größter
ein Musterbild, frei von jeder Retusche, eines lieben süßen
nickt verständnisvoll: „Ja, ja, es kümmert sich niemand um das meiner Kräfte, und jetztn
Wiener Mädels mit all seinen Vorzügen und Schwächen bleiben.
Und wie bange hat nicht allein der Dichter, sondern auch das Grab vom Kainz. Die Frau ist in Deutschland und die anderen um, wab die Welt nun mi
in den letzten Jahren imm
Burgtheater, bis auf Max Burckhard, der mit scharfem Blick die Leute, denen er so gefallen hat . . . Mein Gott ...“
mich kennen lernen; ich bi
Dieser Totengräber kennt die Welt und ist frei von jedem
Erfolgmöglichkeiten des Werkes witterte, der Erstaufführung von
gekommen und frage mich:
Bevor ich diese mir
„Liebelei“ entgegengesehen, das ja eigentlich das erste auf Wiener
Idealismus. Dieses „Mein Gott“, das er zwischen den Zähnen
ist es müßig, mich um „
Boden spielende Stück war, das, wenigstens in der neueren Zeit,
hervorstieß, sein Blick und seine Haltung, als er diese beiden
im kaiserlichen Schauspielhause aufgeführt wurde. Schnitzler mag
Worte sproch, werde ich nie vergessen. Ein Totengräber im
Ich habe solche kaum. Ich
shakespeareschen Sinn. Seine Frau erzählt, daß sich früher eine
wohl auch deshalb gebangt haben, weil ein bis dahin noch
Ich will reisen. Ich mö
wenig erprobtes junges Geschöpf, die „kleine Medelsky“, die erst
mich herankommen lassen
kurze Zeit vorher aus dem Konservatoriumsei gekrochen, flügge ge¬ alte Dame in Pötzleinsdorf um das Grab kümmerte: „Ob sie es
Möglichkeiten, vielleicht
heuer noch tun wird, weiß ich nicht. Es wird halt immer teurer,
worden war, für die heikle und und unendliche Subtilitäten erfordernde
das, der Künstler vor allen
und dick hat sie's auch nicht.“
Rolle der Christine bestimmt war. Hinter ihr stand aber ein
Es wird immer teurer und in diesem Jahr wird das Grab dessen bewußt wird, sieht
Mächtiger, der sich mit dem ganzen Gewicht seiner Persönlichkeit
für sie einsetzte, niemand Geringerer als Friedrich Mitterwurzer, von Josef Kainz, dem Freund eines Königs, dem angebeteten kreis erschöpft und als zu
Es fällt die Frage,
der mit seinem sicheren Theaterinstinkt herausfühlte, daß nicht Genie, wohl vollkommen verwahrlost sein, der Efeu wird ganz
allein das mit einemmal aus lachendem Himmel von Gewitter=verwelken und nicht durch frische Pflanzen ersetzt werden, die deutschen Dirigenten, von
Blätter werden vermodern, wie der Lorheer vermodert ist, den Komponist Gebrauch mach
blitzen erfüllte Werk die Klauen eines Löwen erkennen lasse,
man ihm in jubelnder Begeisterung gewunden, mit dem man ihn „seit Jahren nicht mehr.
sondern auch daß das kleine zitternde Vögelchen, das es bald
dem Regisseur, bald dem Direktor nicht recht machte, die Richtige geschmückt hat. Das Grab wird verkommen, wenn sich nicht doch eigentlichen Plan, sonder
sei, um das Publikum zu fesseln, zu packen und zu erschüttern. vielleicht einige Leute finden, die in Dankbarseit . . . Wie sagte was mir Zeit, Stimmung,
zuträgt. Auch von dieser
doch der Totengräber? „. . . Mein Gott.“
Und so war es auch. An jenem Uraufführungstage von „Liebelei“
Ich habe einen großen Strauß dunkelvioletten Flieders auf zuerst trachten, mir ##l
ging nicht allein für die deutsche Dichtkunst, sondern auch für die
dieses Grab gelegt. Vielleicht finde ich doch Rachahmer oder fragen: wer ist dieser Man
deutsche Bühnenkunst ein Stern erster Ordnung auf.
goth Birthday
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in Schlössern Laxenburg und Hetzendorf hielt, in der man „Ihn“ am herrlichsten, am unüvertrefflichsten, ses früher einmal selbstver
#h#oene Gegenstände, die Privateigentum der kaiserlichen am berauschendsten fand? Wo sind die Cottagegirls, die seinen Repertoires, bei Neuauffüh
Familie sind, zurückbehalten, unter anderen die Gobelins aus der Namen aus der Zeitung schnitten und auf Butterbrot strichen, schließlich künstlerische Rücksich
„L'histoire de Don Quichotte“ (1749 bis 1788), die der wie Wolzogen so hübsch sagt, wo alle, alle, denen er unvergeß= Sänger kann heute einem deu
trakt verpflichtet werden, der
liche Stunden bereitete?
große Freiheiten sichert.
Wenn man vor diesem trostlosen Grab steht, hat man den
Stelle den Finger zu legen. Schnitzler und Schönherr haben ja
Eindruck, als wären jene Männer und Frauen, die ihn einst Währung, dem Künstler kau
auch die zur Zeit, als sie ihren medizinischen Studien oblagen,
vergötterten, nicht mehr am Leben, als sei diese Generation voll. land gebotenen Verdienstmög
gewonnenen Eindrücke Anregungen zu Theaterwerken gegeben:
kommen ausgestorben. Dürrer, verwelkter Efeu umspinnt das ihn nehmen, wann wir ihn
diesem zu „Professor Bernhardi“, jenem zu der den steinigen
Grab, kein Kranz, keine Blume ziert es. Nichts. Nichts. Ver= und so oft er es verlangt.
Weg des vergebens aufwärtsstrebenden, weil der Protektion ent¬
gessen. Es ist ein tieferschütternder Anblick dieses Künstlergrab, zügigkeit gefährden naturgem
behrenden Arztes in „Vivat academia!“ schildernden Komödie.
Schnitzler ist ein leidenschaftlicher Freund der Natur und so ein stummes und doch himmelschreiendes Dokument menschlicher geringen Grade gerade je
Undankbarkeit, menschlicher Gleichgültigkeit, menschlicher Treulosigkeit. Amüsement, als wirklicher
manche feine Schilderung, so manches förmlich transparente Wort
Wenn Menschen schweigen, werden die Steine reden, heißt es. Budgetierung ohnehin mit
kämpfen haben.
hat man seiner Naturliebe zu danken. Dem pittoresken Sommer¬
heideweg, der auf der Höhe von Pötzleinsdorf, von der Kheven= Dieser Grabstein, ungeschmückt und kahl, spricht laut genug.
Und so mag es
hüllerstraße links abbiegend, sich bis gegen Neuwaldegg hinzieht, „Tausende von jungen Mädchen und Frauen weinten bitterlich,
Sängerurlaube einiges daz
und den unvergleichlichen Blick auf den Dreimarkstein und die als sie erfuhren, daß Josef Kainz gestorben sei“, hieß es vor
darunter liegenden lieblichen, von den Wienern von heute fast zwölf Jahren in einem Nekrolog. Sollte es nicht zehn unter seit längerem bestehenden
noch mehr wie von den alten Wiener Familien, die sich dort diesen „Tausenden“ geben, die ihre Tränen nicht vergessen haben der eigentliche Grund meine¬
und von Zeit zu Zeit zum Grab von Josef Kainz gehen und habe ihn angedeutet, als ich
sommersüber angesiedelt hatten, gepriesenen Ortschaften Salmanns¬
dori eine Blume, einen Strauß, einen kleinen Kranz niederlegen? meinem Münchener Wirken
dorf und Neustift am Wald gewährt, hat Schnitzler mit förmlich
Sollte es nicht fünf geben, nicht zwei, nicht eine? Hat das Burg= habe zehn Jahre gearbeite
plastischer Deutlichkeit in seinem Roman „Der Weg ins Freie“
und geben konnte. Und
theater seinen größten Sohn ebenfalls vergessen und trägt es
geschildert. So vornehm wienerisch wie er empfindet
ein Lebensabschnitt hint
nicht dazu bei, diese Kulturschande zu tilgen? Fühlt der Direktor
kein zweiter österreichischer Dichter von Rang, ist
als eine Episode, die sich
des Burgtheaters, fühlen seine Mitglieder sich nicht verpflichtet,
doch speziell „Liebelei“ erfüllt von dem undefinierbaren
aber nun will ich endlich
für die Erhaltung dieses Grabes zu sorgen?
Reiz des Wienertums, wird doch Christine für alle Zeiten
Der Totengräber zündet sich gemächlich seine Pfeise an und meine Arbeit mit größter
ein Musterbild, frei von jeder Retusche, eines lieben süßen
nickt verständnisvoll: „Ja, ja, es kümmert sich niemand um das meiner Kräfte, und jetztn
Wiener Mädels mit all seinen Vorzügen und Schwächen bleiben.
Und wie bange hat nicht allein der Dichter, sondern auch das Grab vom Kainz. Die Frau ist in Deutschland und die anderen um, wab die Welt nun mi
in den letzten Jahren imm
Burgtheater, bis auf Max Burckhard, der mit scharfem Blick die Leute, denen er so gefallen hat . . . Mein Gott ...“
mich kennen lernen; ich bi
Dieser Totengräber kennt die Welt und ist frei von jedem
Erfolgmöglichkeiten des Werkes witterte, der Erstaufführung von
gekommen und frage mich:
Bevor ich diese mir
„Liebelei“ entgegengesehen, das ja eigentlich das erste auf Wiener
Idealismus. Dieses „Mein Gott“, das er zwischen den Zähnen
ist es müßig, mich um „
Boden spielende Stück war, das, wenigstens in der neueren Zeit,
hervorstieß, sein Blick und seine Haltung, als er diese beiden
im kaiserlichen Schauspielhause aufgeführt wurde. Schnitzler mag
Worte sproch, werde ich nie vergessen. Ein Totengräber im
Ich habe solche kaum. Ich
shakespeareschen Sinn. Seine Frau erzählt, daß sich früher eine
wohl auch deshalb gebangt haben, weil ein bis dahin noch
Ich will reisen. Ich mö
wenig erprobtes junges Geschöpf, die „kleine Medelsky“, die erst
mich herankommen lassen
kurze Zeit vorher aus dem Konservatoriumsei gekrochen, flügge ge¬ alte Dame in Pötzleinsdorf um das Grab kümmerte: „Ob sie es
Möglichkeiten, vielleicht
heuer noch tun wird, weiß ich nicht. Es wird halt immer teurer,
worden war, für die heikle und und unendliche Subtilitäten erfordernde
das, der Künstler vor allen
und dick hat sie's auch nicht.“
Rolle der Christine bestimmt war. Hinter ihr stand aber ein
Es wird immer teurer und in diesem Jahr wird das Grab dessen bewußt wird, sieht
Mächtiger, der sich mit dem ganzen Gewicht seiner Persönlichkeit
für sie einsetzte, niemand Geringerer als Friedrich Mitterwurzer, von Josef Kainz, dem Freund eines Königs, dem angebeteten kreis erschöpft und als zu
Es fällt die Frage,
der mit seinem sicheren Theaterinstinkt herausfühlte, daß nicht Genie, wohl vollkommen verwahrlost sein, der Efeu wird ganz
allein das mit einemmal aus lachendem Himmel von Gewitter=verwelken und nicht durch frische Pflanzen ersetzt werden, die deutschen Dirigenten, von
Blätter werden vermodern, wie der Lorheer vermodert ist, den Komponist Gebrauch mach
blitzen erfüllte Werk die Klauen eines Löwen erkennen lasse,
man ihm in jubelnder Begeisterung gewunden, mit dem man ihn „seit Jahren nicht mehr.
sondern auch daß das kleine zitternde Vögelchen, das es bald
dem Regisseur, bald dem Direktor nicht recht machte, die Richtige geschmückt hat. Das Grab wird verkommen, wenn sich nicht doch eigentlichen Plan, sonder
sei, um das Publikum zu fesseln, zu packen und zu erschüttern. vielleicht einige Leute finden, die in Dankbarseit . . . Wie sagte was mir Zeit, Stimmung,
zuträgt. Auch von dieser
doch der Totengräber? „. . . Mein Gott.“
Und so war es auch. An jenem Uraufführungstage von „Liebelei“
Ich habe einen großen Strauß dunkelvioletten Flieders auf zuerst trachten, mir ##l
ging nicht allein für die deutsche Dichtkunst, sondern auch für die
dieses Grab gelegt. Vielleicht finde ich doch Rachahmer oder fragen: wer ist dieser Man
deutsche Bühnenkunst ein Stern erster Ordnung auf.