box 39/3
6oth Birthdar
135
ADOLF SCHUSTERMANN
EITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR. 22-24
Zeltang: Breslauer Zeitung
Morgen-Ausgabe
4 MAI2:
Adresse, Breslau
Datum:
Nur seine Freunde erkannten ihn gleich damals als einen Dichter, der Wonne des Seins und
Dagewesenheit, die so e
bloß durch den Zwang, Medizin zu treiben, in seiner Kunst gehindert
Artur Schnitzler
selbst. Artur Schnitzler a
und beengt werde. Aus diesen Anfängen jedoch empfing sein Wesen
sind, nur gespielt. Sein
30
(Zum 60. Geburtstag.) ed.
Hintergrund, vor den w
die entscheidenden Farben. Die Menschen, die er darstellt, sind bürger¬
eigenes. Und aus diesem
liche Menschen, voll Kultur, voll geistiger Feinheit, seelisch differenziert
ist, hat er seine Gestalten
Wenn die Nachmittagsschatten über den Wipfeln liegen, fängt dieser
und problematisch. Gestalten aus der Tiefe des Volkes hat er nur
Welt von Menschen lebt
alte Garten zu atmen an. Beinahe hörbar ist es, wie er atmet, wie
wenige geschaffen. Sie tauchen da und dort einmal an der Peripherie
unserer Kenntnis von ##
vom Rasen der bittersüße, kraftvolle Geruch der vielen kleinen, wilden
lebendige Existenz von e
seiner Werke auf und wirken immer, wie aus der Ferne gesehen. In
arn
Melancholiker des Genu
Blumen, der Gräser und der lebendigen Erde emporsteigt, wie der
allen seinen Werken ist der Schimmer eines festlich erleuchteten, eines
„Liebelei“, der edel kom
Duft von den Zweigen und aus den Gebüschen weht. Ganz oben in
inbrünstig genossenen Lebens, und in allen seinen Werken ist die
Weg“, die Herzogin aus
den höchsten Aesten schlagen und pfeifen die Amseln. Manchmal saust
dunkel schattende, niemals vergessene Nähe des Todes. Denn seine
aus „Literatur“; und alle
in wunderbaren Schwunglinien der Flug einer Schwalbe durch den
Jugend, hingebracht in den glänzenden Salons der Reichen, und in
haben an ihrer Gestalt n
die Spur. Alle reden so,
Raum; in überraschenden, beinahe beglückenden Linien, die sich wie
den düsteren Spitälern der Armen, hat immer beides vor Augen
wissen muß: Sie sind von
ein lautloser Jubel in die Luft schreiben. Irgendwo in der Ferre
gehabt: blühendes Leben und tragisches Sterben.
flikte, in Schicksale, in
spielt ein Leierkasten, irgendwo weit weg läuten die Glocken, irgendwo
II.
Schnitzlers Wesen und Ei
klingt der. gleichmäßige, heitere Hufschlag trabender Pferde und leises
andern an mir vorüberz
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher, alle diese Erzählungen,
würdigen Milde und Re
Wagenrollen; und von draußen her, von den ferner ab liegenden
diese kleinen Dialoge und großen Theaterstücke. Von der Liebe und
hat ein trüber Blich des
Wiesen, die zum Kahlenberg sich hinanbreiten, tönt das Rufen spielen¬
vom Tode. Auch wenn sie sich anders geben, auch wenn sie manchen
Entschuldigte.
der Kinder. In der bewegten Stille einer solchen Stunde wenden sich
sinnreich unsinnigen und erstaunlichen Verknüpfungen des Schicksals
hier in diesem Garten. meine Gedanken und Erinnerungen zu Artur
nachspüren, auch wenn Streit, Aufruhr, Tapferkeit und Not des Daseins
Der Generation, die
Schnitzler, der nun als Sechzigjähriger gefeiert wird. Mehr als die
sie erfüllen und durchschüttern möchten, ist ihr Inhalt die Liehe und
schon dem Alter entgegen
Hälfte dieses Lehens habe ich nahe mitgelebt, 34 von diesen 60 Jahren.
Er ist eines ihrer stärk
der Tod. Eine merkwürdige Kraft und Andacht des Erlebens läßt
suggestiven Vorbilder.
Und alle diese Werke sah ich entstehen, von Anfang an. Nun fällt die
diesen Dichter die blutdurchströmte Schwere der kleinsten Geschehnisse
Liebesgefühl dieser Gener¬
Abenddämmerung ringsum im Garten nieder, dieses sanfte Dunuel¬
empfinden, die unauslöschliche Realität der geringsten Tatsache, die
Tod zu denken, ward i
werden, dieses Hinschwinden und Einschlummern eines Frühlings¬
tiefe Folge des flüchtigsten Wertes. Zugleich aber hebt ihn ein geistiger
seiner Inbrunst, das Leb
tages, darin so viel Trost mit so viel aufwühlender Bangigkeit sich
befeuert. Seine weltlich
Schwung und Auftrieb bis zu einer Höhe, in welcher der atmosphärische
haben erzieherische Wirkt
mengt. Sechzig Jahre. Das ist: sehr viel Vergangenheit, ist Abend¬
Druck von unsern Schultern weicht, in der die Wucht des Wirklichen
Geschmack seiner Kunstn
dämmerung und sanftes Dunkelwerden. Aber es ist auch immer noch
schwerlos und schwebend wird, und in der alle Wichtigkeiten sich auf¬
und gute Empfindlichkeit
eine starke Gegenwart, und es gibt immer noch ein neues Morgen.
lösen. Seine Melancholie und seine nachdenklichen Traurigkeiten
frühesten Jugend von det
haften am Erdboden: Liebelei. In seiner Heiterkeit aber ist das
H.
Daher rührt der leise Duf
ersten Büchern; daher der
Er war ein verwöhnter junger Mann, damals, in seinen Anfängen,
bessere Jenseits der Phantasie, das Lächeln des Ueberwundenhabens:
reich herüberweht, in sein
Cassian und Leisenbohg. Die Höhe, das Auflösen der Wichtigkeiten.
klegant, vornehm, von Luxus umgeben, in Sorglosigkeit ausgewachsen.
elegante, höflich grüßend
IV.
Der Sohn eines großen, vielgerühmten Arztes und Professors, stand
Worte zur Pointe schmie
Eine Quelle seiner dichterischen Kraft: das Staunen. Die Kraft
rastlos arbeitsamen und tie
Artur Schnitzler mitten im Treiben der glänzenden Wiener Gesell¬
erwachsen, dieses wunder
seiner reifen und meisterlichen Kunst: das Aufspüren, Verstehen und
schaft, war er in den Spuren seines Vaters ohne besondere Freude
bares mitschwingen zu
Enthüllen der Zusammenhänge. Ein berauschtes, lyrisch gewordenes
rinen vorbestimmten Studienweg gegangen und nach dem strengen
Seele, Unterstimmen des
Staunen über das Wunder der Liebe; über die Süßigkeit, Anmut,
väterlichen Willen Arzt geworden. Sein L##ben ging damals hin
Konflikte von einer Zar
Hingabe und beherrschende Gewalt des Weibes; über alle unfaßbaren
zwischen dem trübseligen Ernst des Spitals und der Heiterkeit des
gestalten ließ, anzurühren
Möglichkeiten des Glückes. Zugleich ein schmerzdurchwühltes Staunen
nachgiebige, scheinbar sor
darüber, daß zwei Menschen, die so nahe beisammen gewesen, so end¬
Salons, zwischen den Krankenbetten der Klinik, wo die Menschen
Aufmerksamheit so viel
los weit voneinander abgleiten können; daß fremd zu werden vermag,
leiden und sterben, und den hübschen, kleinen, verborgenen Zimmern,
Mit dieser nachspürenden,
was jemals eins war. Ein erschüttertes Staunen darüber, daß die
in denen ein hübscher, vornehmer, junger Mann eine reizende, kleine
auf die leidenschaftliche
Fülle des Daseins in ewiger Leere endigt, daß dieses strahlende Licht
Beliebte umarmt. Inmitten dieser gegensätzlichen Schauplätze aber lag
Sein kühnstes Experimen
nur als kurze Einleitung ewiger Finsternis vorausgeht; daß dieser
Ruf des Lebens“. Sein
tiefwehende, jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu jeder Minute
verschlossen und dehütet sein eigenes Studierzimmer, der Schauplatz
und „Der junge Medard
ausgeblasen und erstickt werden kann. Dieses doppelte Staunen, aus
seiner wirklichen, seiner eigentlichen Existenz. Dort las er alle die
greifen der Zusammenhän
dem der Jüngling einst vor sich selbst, vor sein Schicksal und vor die
Bücher, die ihn weit weg von der Medizin führten, dort war er mit
in ihrem Reichtum schwe
Welt trat, ist in all den Jahren nicht gemindert noch beschwichtigt
Freunden beisammen, von denen keiner etwas mit Medizin zu tun
modernen Lebens, den Pr
worden, und der Sechzigjährige steht heute sich selbst, dem Schicksal
weiten Welt herausgebrac
und der Welt gegenüber, voll Staunen, wie nur je; in lächelnder An¬
zatte. Dort war ein Patient, wenn jemals einer unklepfte, ein wenig
liegenden Ideenverbindun
mut des Geistes, in lyrisch=nachdenklicher Melancholie des Herzens,
villkommener, störender Besuch. Und dort schrieb er seine ersten
Juhel und die Schwermu
voll Entzücken und trunkener Daseinslust dem Leben dahingegeben,
Tichtungen, den „Anatol“ und „Liebelei“. Damals hat ihn die Wiener
ebenso wahr, daß seine In
voll sanfter Welsheit das Leben gütig belächelnd. In dieser Bilder¬
Geigenglanz Puccinio er
Gesellschaft, hat ihn die Wiener Presse als einen jungen Arzt an¬
reihe immer wiederkehrender und immer wieder schwindender Liebe,
Strahlen und die prächt
in dieser beständig über allem Erblühen schwebenden Drohung des!
gesehen, der sich seine offenbar glänzende Karriere dadurch verdarb,
daß er die Laune hatte, auf dem Gebiete der Dichtkunst zu dilettieren, Welkens, in diesem Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist von der manchmal aufleuchten.
SF 1E1
t 20 ch. 128.
Wie diese Frühlingsab
sanst ist und doch erschü
dabei anschwellend bis
alte, blühende Garten hie
all seinem Wurzeln und
6oth Birthdar
135
ADOLF SCHUSTERMANN
EITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR. 22-24
Zeltang: Breslauer Zeitung
Morgen-Ausgabe
4 MAI2:
Adresse, Breslau
Datum:
Nur seine Freunde erkannten ihn gleich damals als einen Dichter, der Wonne des Seins und
Dagewesenheit, die so e
bloß durch den Zwang, Medizin zu treiben, in seiner Kunst gehindert
Artur Schnitzler
selbst. Artur Schnitzler a
und beengt werde. Aus diesen Anfängen jedoch empfing sein Wesen
sind, nur gespielt. Sein
30
(Zum 60. Geburtstag.) ed.
Hintergrund, vor den w
die entscheidenden Farben. Die Menschen, die er darstellt, sind bürger¬
eigenes. Und aus diesem
liche Menschen, voll Kultur, voll geistiger Feinheit, seelisch differenziert
ist, hat er seine Gestalten
Wenn die Nachmittagsschatten über den Wipfeln liegen, fängt dieser
und problematisch. Gestalten aus der Tiefe des Volkes hat er nur
Welt von Menschen lebt
alte Garten zu atmen an. Beinahe hörbar ist es, wie er atmet, wie
wenige geschaffen. Sie tauchen da und dort einmal an der Peripherie
unserer Kenntnis von ##
vom Rasen der bittersüße, kraftvolle Geruch der vielen kleinen, wilden
lebendige Existenz von e
seiner Werke auf und wirken immer, wie aus der Ferne gesehen. In
arn
Melancholiker des Genu
Blumen, der Gräser und der lebendigen Erde emporsteigt, wie der
allen seinen Werken ist der Schimmer eines festlich erleuchteten, eines
„Liebelei“, der edel kom
Duft von den Zweigen und aus den Gebüschen weht. Ganz oben in
inbrünstig genossenen Lebens, und in allen seinen Werken ist die
Weg“, die Herzogin aus
den höchsten Aesten schlagen und pfeifen die Amseln. Manchmal saust
dunkel schattende, niemals vergessene Nähe des Todes. Denn seine
aus „Literatur“; und alle
in wunderbaren Schwunglinien der Flug einer Schwalbe durch den
Jugend, hingebracht in den glänzenden Salons der Reichen, und in
haben an ihrer Gestalt n
die Spur. Alle reden so,
Raum; in überraschenden, beinahe beglückenden Linien, die sich wie
den düsteren Spitälern der Armen, hat immer beides vor Augen
wissen muß: Sie sind von
ein lautloser Jubel in die Luft schreiben. Irgendwo in der Ferre
gehabt: blühendes Leben und tragisches Sterben.
flikte, in Schicksale, in
spielt ein Leierkasten, irgendwo weit weg läuten die Glocken, irgendwo
II.
Schnitzlers Wesen und Ei
klingt der. gleichmäßige, heitere Hufschlag trabender Pferde und leises
andern an mir vorüberz
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher, alle diese Erzählungen,
würdigen Milde und Re
Wagenrollen; und von draußen her, von den ferner ab liegenden
diese kleinen Dialoge und großen Theaterstücke. Von der Liebe und
hat ein trüber Blich des
Wiesen, die zum Kahlenberg sich hinanbreiten, tönt das Rufen spielen¬
vom Tode. Auch wenn sie sich anders geben, auch wenn sie manchen
Entschuldigte.
der Kinder. In der bewegten Stille einer solchen Stunde wenden sich
sinnreich unsinnigen und erstaunlichen Verknüpfungen des Schicksals
hier in diesem Garten. meine Gedanken und Erinnerungen zu Artur
nachspüren, auch wenn Streit, Aufruhr, Tapferkeit und Not des Daseins
Der Generation, die
Schnitzler, der nun als Sechzigjähriger gefeiert wird. Mehr als die
sie erfüllen und durchschüttern möchten, ist ihr Inhalt die Liehe und
schon dem Alter entgegen
Hälfte dieses Lehens habe ich nahe mitgelebt, 34 von diesen 60 Jahren.
Er ist eines ihrer stärk
der Tod. Eine merkwürdige Kraft und Andacht des Erlebens läßt
suggestiven Vorbilder.
Und alle diese Werke sah ich entstehen, von Anfang an. Nun fällt die
diesen Dichter die blutdurchströmte Schwere der kleinsten Geschehnisse
Liebesgefühl dieser Gener¬
Abenddämmerung ringsum im Garten nieder, dieses sanfte Dunuel¬
empfinden, die unauslöschliche Realität der geringsten Tatsache, die
Tod zu denken, ward i
werden, dieses Hinschwinden und Einschlummern eines Frühlings¬
tiefe Folge des flüchtigsten Wertes. Zugleich aber hebt ihn ein geistiger
seiner Inbrunst, das Leb
tages, darin so viel Trost mit so viel aufwühlender Bangigkeit sich
befeuert. Seine weltlich
Schwung und Auftrieb bis zu einer Höhe, in welcher der atmosphärische
haben erzieherische Wirkt
mengt. Sechzig Jahre. Das ist: sehr viel Vergangenheit, ist Abend¬
Druck von unsern Schultern weicht, in der die Wucht des Wirklichen
Geschmack seiner Kunstn
dämmerung und sanftes Dunkelwerden. Aber es ist auch immer noch
schwerlos und schwebend wird, und in der alle Wichtigkeiten sich auf¬
und gute Empfindlichkeit
eine starke Gegenwart, und es gibt immer noch ein neues Morgen.
lösen. Seine Melancholie und seine nachdenklichen Traurigkeiten
frühesten Jugend von det
haften am Erdboden: Liebelei. In seiner Heiterkeit aber ist das
H.
Daher rührt der leise Duf
ersten Büchern; daher der
Er war ein verwöhnter junger Mann, damals, in seinen Anfängen,
bessere Jenseits der Phantasie, das Lächeln des Ueberwundenhabens:
reich herüberweht, in sein
Cassian und Leisenbohg. Die Höhe, das Auflösen der Wichtigkeiten.
klegant, vornehm, von Luxus umgeben, in Sorglosigkeit ausgewachsen.
elegante, höflich grüßend
IV.
Der Sohn eines großen, vielgerühmten Arztes und Professors, stand
Worte zur Pointe schmie
Eine Quelle seiner dichterischen Kraft: das Staunen. Die Kraft
rastlos arbeitsamen und tie
Artur Schnitzler mitten im Treiben der glänzenden Wiener Gesell¬
erwachsen, dieses wunder
seiner reifen und meisterlichen Kunst: das Aufspüren, Verstehen und
schaft, war er in den Spuren seines Vaters ohne besondere Freude
bares mitschwingen zu
Enthüllen der Zusammenhänge. Ein berauschtes, lyrisch gewordenes
rinen vorbestimmten Studienweg gegangen und nach dem strengen
Seele, Unterstimmen des
Staunen über das Wunder der Liebe; über die Süßigkeit, Anmut,
väterlichen Willen Arzt geworden. Sein L##ben ging damals hin
Konflikte von einer Zar
Hingabe und beherrschende Gewalt des Weibes; über alle unfaßbaren
zwischen dem trübseligen Ernst des Spitals und der Heiterkeit des
gestalten ließ, anzurühren
Möglichkeiten des Glückes. Zugleich ein schmerzdurchwühltes Staunen
nachgiebige, scheinbar sor
darüber, daß zwei Menschen, die so nahe beisammen gewesen, so end¬
Salons, zwischen den Krankenbetten der Klinik, wo die Menschen
Aufmerksamheit so viel
los weit voneinander abgleiten können; daß fremd zu werden vermag,
leiden und sterben, und den hübschen, kleinen, verborgenen Zimmern,
Mit dieser nachspürenden,
was jemals eins war. Ein erschüttertes Staunen darüber, daß die
in denen ein hübscher, vornehmer, junger Mann eine reizende, kleine
auf die leidenschaftliche
Fülle des Daseins in ewiger Leere endigt, daß dieses strahlende Licht
Beliebte umarmt. Inmitten dieser gegensätzlichen Schauplätze aber lag
Sein kühnstes Experimen
nur als kurze Einleitung ewiger Finsternis vorausgeht; daß dieser
Ruf des Lebens“. Sein
tiefwehende, jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu jeder Minute
verschlossen und dehütet sein eigenes Studierzimmer, der Schauplatz
und „Der junge Medard
ausgeblasen und erstickt werden kann. Dieses doppelte Staunen, aus
seiner wirklichen, seiner eigentlichen Existenz. Dort las er alle die
greifen der Zusammenhän
dem der Jüngling einst vor sich selbst, vor sein Schicksal und vor die
Bücher, die ihn weit weg von der Medizin führten, dort war er mit
in ihrem Reichtum schwe
Welt trat, ist in all den Jahren nicht gemindert noch beschwichtigt
Freunden beisammen, von denen keiner etwas mit Medizin zu tun
modernen Lebens, den Pr
worden, und der Sechzigjährige steht heute sich selbst, dem Schicksal
weiten Welt herausgebrac
und der Welt gegenüber, voll Staunen, wie nur je; in lächelnder An¬
zatte. Dort war ein Patient, wenn jemals einer unklepfte, ein wenig
liegenden Ideenverbindun
mut des Geistes, in lyrisch=nachdenklicher Melancholie des Herzens,
villkommener, störender Besuch. Und dort schrieb er seine ersten
Juhel und die Schwermu
voll Entzücken und trunkener Daseinslust dem Leben dahingegeben,
Tichtungen, den „Anatol“ und „Liebelei“. Damals hat ihn die Wiener
ebenso wahr, daß seine In
voll sanfter Welsheit das Leben gütig belächelnd. In dieser Bilder¬
Geigenglanz Puccinio er
Gesellschaft, hat ihn die Wiener Presse als einen jungen Arzt an¬
reihe immer wiederkehrender und immer wieder schwindender Liebe,
Strahlen und die prächt
in dieser beständig über allem Erblühen schwebenden Drohung des!
gesehen, der sich seine offenbar glänzende Karriere dadurch verdarb,
daß er die Laune hatte, auf dem Gebiete der Dichtkunst zu dilettieren, Welkens, in diesem Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist von der manchmal aufleuchten.
SF 1E1
t 20 ch. 128.
Wie diese Frühlingsab
sanst ist und doch erschü
dabei anschwellend bis
alte, blühende Garten hie
all seinem Wurzeln und