6oth Birthday box 39/3
seine Freunde erkannten ihn gleich damals als einen Dichter, der Wonne des Seins und vom Grauen des Todes, liegt freilich eine
Dagewesenheit, die so ewig ist, und beinahe so alt, wie das Leben
selbst. Artur Schnitzler aber hat mit diesen Dingen, die jedem gegeben
durch den Zwang, Medizin zu treiben, in seiner Kunst gehindert
sind, nur gespielt. Sein eigenes Spiel gespielt. Er hat auf diesen
beengi werde. Aus diesen Anfängen jedoch empfing sein Wesen
Hintergrund, vor den wir alle treten, sein Profil gezeichnet. Sein
entscheidenden Farben. Die Menschen, die er darstellt, sind bürger¬
eigenes. Und aus diesem Erdenlehm, der jeder formenden Hand willig
eMenschen, voll Kultur, voll geistiger Feinheit, seelisch differenziert
ist, hat er seine Gestalten geschaffen. In seinem Ebenbild. Eine kleine
Welt von Menschen lebt nun mit uns, führt in unserm Gedächtnis, in
problematisch. Gestalten aus der Tiefe des Volkes hat er nur
unserer Kenntnis von der Welt und in unseren Erkenntnissen eine
#ige geschaffen. Sie tauchen da und dort einmal an der Peripherie
lebendige Existenz von erhöhter Wirklichkeit. Anatol, der verwöhnte
der Werke auf und wirken immer, wie aus der Ferne gesehen. In
Melancholiker des Genusses, die einfache, süße Christine aus der
n seinen Werken ist der Schimmer eines festlich erleuchteten, eines
„Liebelei“, der edel komplizierte Herr von Sala aus dem „Einsamen
Weg“, die Herzogin aus dem „Grünen Kakadu“, der junge Kavalier
rünstig genossenen Lebens, und in allen seinen Werken ist die
aus „Literatur“; und alle tragen die Züge Schnitzlerschen Geistes, alle
nkel schattende, niemals vergessene Nähe des Todes. Denn seine
haben an ihrer Gestalt vom Griff und Druck seiner formenden Hand
end, hingebracht in den glänzenden Salons der Reichen und in
die Spur. Alle reden so, daß man nach ihren ersten drei Worten schon
düsteren Spitälern der Armen, hat in der beides vor Augen
wissen muß: Sie sind von Schnitzler. Alle sind in Erlebnisse, in Kon¬
flikte, in Schicksale, in eine Atmosphäre gestellt, die vollkommen
abt: blühendes Leben und tragisches Sterben.
Schnitzlers Wesen und Eigenart spiegelt. Wie sie jetzt einer nach dem
andern an mir vorüberziehen, fällt es mir auf: von einer merk¬
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher, alle diese Erzählungen,
würdigen Milde und Reinheit sind sie alle. Auf keinem von ihnen
sse kleinen Dialoge und großen Theaterstücke. Von der Liebe und
hat ein trüber Blick des Hasses geruht. Schuldlose sind sie alle. Oder
in Tode. Auch wenn sie sich anders geben, auch wenn sie manchen
Entschuldigte.
—
V.
reich unsinnigen und erstaunlichen Verknüpfungen des Schicksals
Der Generation, die jetzt die reifen Mannesjahre lebt, die jetzt sacht
hspüren, auch wenn Streit, Aufruhr, Tapferkeit und Not des Daseins
schon dem Alter entgegenschreitet, ist Artur Schnitzler innig verbunden.
erfüllen und durchschüttern möchten, ist ihr Inhalt die Liebe und
Er ist eines ihrer stärksten künstlerischen Ereignisse, ist eines ihrer
*Tod. Eine merkwürdige Kraft und Andacht des Erlebens läßt
suggestiven Vorbilder. Von seiner Art, die Liebe zu sehen, ist das
sen Dichter die blutdurchströmte Schwere der kleinsten Geschehnisse
Liebesgefühl dieser Generation beeinflußt worden; von seiner Art, den
Tod zu denken, ward ihr Vergänglichkeitsgedanke angefärbt, von
pfinden, die unauslöschliche Realität der geringsten Tatsache, die
seiner Inbrunst, das Leben zu verehren, ihre Daseinslust erhöht und
se Folge des flüchtigsten Wertes. Zugleich aber hebt ihn ein geistiger
befeuert. Seine weltliche Anmut und seine äußerste Kultiviertheit
hwung und Auftrieb bis zu einer Höhe, in welcher der atmosphärische
haben erzieherische Wirkung geübt, und der exklusiv empfindliche
uck von unsern Schultern weicht, in der die Wucht des Wirklichen
Geschmack seiner Kunstmittel hat viele andere ähnliche Exklusivitäten
und gute Empfindlichkeiten ermutigt. Seine Technik ist in ihrer
werlos und schwebend wird, und in der alle Wichtigkeiten sich auf¬
frühesten Jugend von den Franzosen erzogen und angeregt worden.
len. Seine Melancholie und seine nachdenklichen Traurigkeiten
Daher rührt der leise Duft nach allerlei mondänen Parfümen in seinen
Eten am Erdboden: Liebelei. In seiner Heiterkeit aber ist das
ersten Büchern; daher der Name Anatol, der wie ein Echo aus Frank¬
ssere Jenseits der Phantasie, das Lächeln des Ueberwundenhabens:
reich herüberweht, in feinen ersten Dialogen aufklingt; daher auch die
elegante, höflich grüßende Verbeugung, mit der sich manches seiner
ssian und Leisenbohg. Die Höhe, das Auflösen der Wichtigkeiten.
Worte zur Poinie schmiegt und rundet. Dann aber ist ihm aus der
IV.
rastlos arbeitsamen und tiesen Echtheit seines Wesens die eigene Technik
Eine Quelle seiner dichterischen Kraft: das Staunen. Die Kraft
erwachsen, dieses mundervolle Vermögen, in einfachen Sätzen Unsag¬
ner reifen und meisterlichen Kunst: das Aufspüren, Verstehen und
bares mitschwingen zu lassen. Dies Vermögen, Zwischentöne der
kthüllen der Zusammenhänge. Ein berauschtes, lyrisch gewordenes
Seele, Unterstimmen des Bewußtseins frei zu machen, psychologische
kaunen über das Wunder der Liebe; über die Süßigkeit, Anmut,
Konflikte von einer Zartheit, die sich zuvor weder anrühren noch
Engabe und beherrschende Gewalt des Weibes; über alle unfaßbaren
gestalten ließ, anzurühren und zu gestalten. Diese merkwürdig weiche.
föglichkeiten des Glückes. Zugleich ein schmerzdurchwühltes Staunen
nachgiebige, scheinbar sorglose Technik, in der dennoch so viel wache
früber, daß zwei Menschen, die so nahe beisammen gewesen, so end¬
Aufmerksamkeit so viel Selbsterziehung, Straffheit und Frische lebt,
ß weit voneinander abgleiten können; daß fremd zu werden vermag,
Mit dieser nachspürenden, ausgewogenen, nervenzarten Technik ist er
bis jemals eins war. Ein erschüttertes Staunen darüber, daß die
auf die leidenschaftliche Suche nach den Zusammenhängen gegangen.
Uille des Daseins in ewiger Leere endigt, daß dieses strahlende Licht
Sein kühnstes Experiment, die Zusammenhänge zu enträtseln: „Der
##r als kurze Einleitung ewiger Finsternis vorausgeht; daß dieser
Ruf des Lebens“. Sein interessantester Versuch: „Das weite Land“.
swehende, jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu jeder Minute
und „Der junge Medardus“. Sein übermütigstes und freiestes Er¬
ksgeblasen und erstickt werden kann. Dieses doppelte Staunen, aus
greifen der Zusammenhänge: „Reigen“. Mit dieser anmutig federnden,
m der Jüngling einst vor sich selbst, vor sein Schicksal und vor die
in ihrem Reichtum schwelgenden Technik hat er die Farbigkeit des
elt trat, ist in all den Jahren nicht gemindert noch beschwichtigt
modernen Lebens, den Prunk und die Schönheit einer vornehmen und
orden, und der Sechzigjährige steht heute sich selbst, dem Schicksal
weiten Welt herausgebracht. Man hat oft, und in einer nur zu nahe
nd der Welt gegenüber, voll Staunen, wie nur je; in lächelnder An¬
liegenden Ideenverbindung, gesagt, aus Schnitzlers Werken sei der
ut des Geistes, in lyrisch=nachdenklicher Melancholie des Herzens,
Jubel und die Schwermut Wiener Walzer zu hören. Vielleicht ist es
Entzücken und trunkener Daseinslust dem Leben dahingegeben,
sanster Welsheit das Leben gütig belächelnd. In dieser Bilder=ebenso wahr, daß seine Instrumentation gelegentlich an den blendenden
Geigenglanz Puccinis erinnert, darin das verführerische, sinnliche
sihe immer wiederkehrender und immer wieder schwindender Liebe,
bieser beständig über allem Erblühen schwebenden Drohung des Strahlen und die prächtig verwirrende Erhabenheit der Großstadt
e
zeikens, in diesem Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist von der! manchmal aufleuchten.
M T
VI.
Sire ue Ph e e. 180
Die diese Frühlingsabenddämmerung, die jetzt um mich niedergleitet,
sanft ist und doch erschütternd, so ist sein Werk mild und gelind und
dabei anschwellend bis zu einer wühlenden Tragik. Und wie dieser
alte, blühende Garten hier wienerisch ist, so ist sein Werk wienerisch in s?
all seinem Wurzeln und Blühen. Das Frühlingshafte, das Maienhafte,
das Lenzliche, das Wiens eigensten und süßesten Zauber ausmacht, durch¬
dringt auch die Art, durchdringt das Schaffen dieses maigeborenen
Wiener Dichters, der nun 60 Jahre alt geworden it, reif und meisterlich
vollendet, berühmt und geliebt. Und in allen seinen Werken grüßt uns
die Jugend. In allen seinen Werken duftet der Flieder. Wenn wir
ihn jetzt schon historisch empfinden dürfen, dann steht er, als letzter, in
jener Reihe wienerischer Gestalten, die uns am liebsten sind. Von
Schubert weht ein Klang zärtlicher Lieder um ihn her, von Schwinds
alder Phantastin schwingt muche seine Linie an den Konturen Schnitz¬
seine Freunde erkannten ihn gleich damals als einen Dichter, der Wonne des Seins und vom Grauen des Todes, liegt freilich eine
Dagewesenheit, die so ewig ist, und beinahe so alt, wie das Leben
selbst. Artur Schnitzler aber hat mit diesen Dingen, die jedem gegeben
durch den Zwang, Medizin zu treiben, in seiner Kunst gehindert
sind, nur gespielt. Sein eigenes Spiel gespielt. Er hat auf diesen
beengi werde. Aus diesen Anfängen jedoch empfing sein Wesen
Hintergrund, vor den wir alle treten, sein Profil gezeichnet. Sein
entscheidenden Farben. Die Menschen, die er darstellt, sind bürger¬
eigenes. Und aus diesem Erdenlehm, der jeder formenden Hand willig
eMenschen, voll Kultur, voll geistiger Feinheit, seelisch differenziert
ist, hat er seine Gestalten geschaffen. In seinem Ebenbild. Eine kleine
Welt von Menschen lebt nun mit uns, führt in unserm Gedächtnis, in
problematisch. Gestalten aus der Tiefe des Volkes hat er nur
unserer Kenntnis von der Welt und in unseren Erkenntnissen eine
#ige geschaffen. Sie tauchen da und dort einmal an der Peripherie
lebendige Existenz von erhöhter Wirklichkeit. Anatol, der verwöhnte
der Werke auf und wirken immer, wie aus der Ferne gesehen. In
Melancholiker des Genusses, die einfache, süße Christine aus der
n seinen Werken ist der Schimmer eines festlich erleuchteten, eines
„Liebelei“, der edel komplizierte Herr von Sala aus dem „Einsamen
Weg“, die Herzogin aus dem „Grünen Kakadu“, der junge Kavalier
rünstig genossenen Lebens, und in allen seinen Werken ist die
aus „Literatur“; und alle tragen die Züge Schnitzlerschen Geistes, alle
nkel schattende, niemals vergessene Nähe des Todes. Denn seine
haben an ihrer Gestalt vom Griff und Druck seiner formenden Hand
end, hingebracht in den glänzenden Salons der Reichen und in
die Spur. Alle reden so, daß man nach ihren ersten drei Worten schon
düsteren Spitälern der Armen, hat in der beides vor Augen
wissen muß: Sie sind von Schnitzler. Alle sind in Erlebnisse, in Kon¬
flikte, in Schicksale, in eine Atmosphäre gestellt, die vollkommen
abt: blühendes Leben und tragisches Sterben.
Schnitzlers Wesen und Eigenart spiegelt. Wie sie jetzt einer nach dem
andern an mir vorüberziehen, fällt es mir auf: von einer merk¬
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher, alle diese Erzählungen,
würdigen Milde und Reinheit sind sie alle. Auf keinem von ihnen
sse kleinen Dialoge und großen Theaterstücke. Von der Liebe und
hat ein trüber Blick des Hasses geruht. Schuldlose sind sie alle. Oder
in Tode. Auch wenn sie sich anders geben, auch wenn sie manchen
Entschuldigte.
—
V.
reich unsinnigen und erstaunlichen Verknüpfungen des Schicksals
Der Generation, die jetzt die reifen Mannesjahre lebt, die jetzt sacht
hspüren, auch wenn Streit, Aufruhr, Tapferkeit und Not des Daseins
schon dem Alter entgegenschreitet, ist Artur Schnitzler innig verbunden.
erfüllen und durchschüttern möchten, ist ihr Inhalt die Liebe und
Er ist eines ihrer stärksten künstlerischen Ereignisse, ist eines ihrer
*Tod. Eine merkwürdige Kraft und Andacht des Erlebens läßt
suggestiven Vorbilder. Von seiner Art, die Liebe zu sehen, ist das
sen Dichter die blutdurchströmte Schwere der kleinsten Geschehnisse
Liebesgefühl dieser Generation beeinflußt worden; von seiner Art, den
Tod zu denken, ward ihr Vergänglichkeitsgedanke angefärbt, von
pfinden, die unauslöschliche Realität der geringsten Tatsache, die
seiner Inbrunst, das Leben zu verehren, ihre Daseinslust erhöht und
se Folge des flüchtigsten Wertes. Zugleich aber hebt ihn ein geistiger
befeuert. Seine weltliche Anmut und seine äußerste Kultiviertheit
hwung und Auftrieb bis zu einer Höhe, in welcher der atmosphärische
haben erzieherische Wirkung geübt, und der exklusiv empfindliche
uck von unsern Schultern weicht, in der die Wucht des Wirklichen
Geschmack seiner Kunstmittel hat viele andere ähnliche Exklusivitäten
und gute Empfindlichkeiten ermutigt. Seine Technik ist in ihrer
werlos und schwebend wird, und in der alle Wichtigkeiten sich auf¬
frühesten Jugend von den Franzosen erzogen und angeregt worden.
len. Seine Melancholie und seine nachdenklichen Traurigkeiten
Daher rührt der leise Duft nach allerlei mondänen Parfümen in seinen
Eten am Erdboden: Liebelei. In seiner Heiterkeit aber ist das
ersten Büchern; daher der Name Anatol, der wie ein Echo aus Frank¬
ssere Jenseits der Phantasie, das Lächeln des Ueberwundenhabens:
reich herüberweht, in feinen ersten Dialogen aufklingt; daher auch die
elegante, höflich grüßende Verbeugung, mit der sich manches seiner
ssian und Leisenbohg. Die Höhe, das Auflösen der Wichtigkeiten.
Worte zur Poinie schmiegt und rundet. Dann aber ist ihm aus der
IV.
rastlos arbeitsamen und tiesen Echtheit seines Wesens die eigene Technik
Eine Quelle seiner dichterischen Kraft: das Staunen. Die Kraft
erwachsen, dieses mundervolle Vermögen, in einfachen Sätzen Unsag¬
ner reifen und meisterlichen Kunst: das Aufspüren, Verstehen und
bares mitschwingen zu lassen. Dies Vermögen, Zwischentöne der
kthüllen der Zusammenhänge. Ein berauschtes, lyrisch gewordenes
Seele, Unterstimmen des Bewußtseins frei zu machen, psychologische
kaunen über das Wunder der Liebe; über die Süßigkeit, Anmut,
Konflikte von einer Zartheit, die sich zuvor weder anrühren noch
Engabe und beherrschende Gewalt des Weibes; über alle unfaßbaren
gestalten ließ, anzurühren und zu gestalten. Diese merkwürdig weiche.
föglichkeiten des Glückes. Zugleich ein schmerzdurchwühltes Staunen
nachgiebige, scheinbar sorglose Technik, in der dennoch so viel wache
früber, daß zwei Menschen, die so nahe beisammen gewesen, so end¬
Aufmerksamkeit so viel Selbsterziehung, Straffheit und Frische lebt,
ß weit voneinander abgleiten können; daß fremd zu werden vermag,
Mit dieser nachspürenden, ausgewogenen, nervenzarten Technik ist er
bis jemals eins war. Ein erschüttertes Staunen darüber, daß die
auf die leidenschaftliche Suche nach den Zusammenhängen gegangen.
Uille des Daseins in ewiger Leere endigt, daß dieses strahlende Licht
Sein kühnstes Experiment, die Zusammenhänge zu enträtseln: „Der
##r als kurze Einleitung ewiger Finsternis vorausgeht; daß dieser
Ruf des Lebens“. Sein interessantester Versuch: „Das weite Land“.
swehende, jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu jeder Minute
und „Der junge Medardus“. Sein übermütigstes und freiestes Er¬
ksgeblasen und erstickt werden kann. Dieses doppelte Staunen, aus
greifen der Zusammenhänge: „Reigen“. Mit dieser anmutig federnden,
m der Jüngling einst vor sich selbst, vor sein Schicksal und vor die
in ihrem Reichtum schwelgenden Technik hat er die Farbigkeit des
elt trat, ist in all den Jahren nicht gemindert noch beschwichtigt
modernen Lebens, den Prunk und die Schönheit einer vornehmen und
orden, und der Sechzigjährige steht heute sich selbst, dem Schicksal
weiten Welt herausgebracht. Man hat oft, und in einer nur zu nahe
nd der Welt gegenüber, voll Staunen, wie nur je; in lächelnder An¬
liegenden Ideenverbindung, gesagt, aus Schnitzlers Werken sei der
ut des Geistes, in lyrisch=nachdenklicher Melancholie des Herzens,
Jubel und die Schwermut Wiener Walzer zu hören. Vielleicht ist es
Entzücken und trunkener Daseinslust dem Leben dahingegeben,
sanster Welsheit das Leben gütig belächelnd. In dieser Bilder=ebenso wahr, daß seine Instrumentation gelegentlich an den blendenden
Geigenglanz Puccinis erinnert, darin das verführerische, sinnliche
sihe immer wiederkehrender und immer wieder schwindender Liebe,
bieser beständig über allem Erblühen schwebenden Drohung des Strahlen und die prächtig verwirrende Erhabenheit der Großstadt
e
zeikens, in diesem Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist von der! manchmal aufleuchten.
M T
VI.
Sire ue Ph e e. 180
Die diese Frühlingsabenddämmerung, die jetzt um mich niedergleitet,
sanft ist und doch erschütternd, so ist sein Werk mild und gelind und
dabei anschwellend bis zu einer wühlenden Tragik. Und wie dieser
alte, blühende Garten hier wienerisch ist, so ist sein Werk wienerisch in s?
all seinem Wurzeln und Blühen. Das Frühlingshafte, das Maienhafte,
das Lenzliche, das Wiens eigensten und süßesten Zauber ausmacht, durch¬
dringt auch die Art, durchdringt das Schaffen dieses maigeborenen
Wiener Dichters, der nun 60 Jahre alt geworden it, reif und meisterlich
vollendet, berühmt und geliebt. Und in allen seinen Werken grüßt uns
die Jugend. In allen seinen Werken duftet der Flieder. Wenn wir
ihn jetzt schon historisch empfinden dürfen, dann steht er, als letzter, in
jener Reihe wienerischer Gestalten, die uns am liebsten sind. Von
Schubert weht ein Klang zärtlicher Lieder um ihn her, von Schwinds
alder Phantastin schwingt muche seine Linie an den Konturen Schnitz¬