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goth Birthdar
sich das Motiv aus den „Blumen“: Es gibt keine Freuden
das Werk.
und keine Leiden, es gibt nur Grimassen der Lust und des
Schmerzes. Das ist der Grundion des Schnitzlerischen Werkes,
Schnitzlers am
der auch in seinen Frauenseelen schwingt.
Man kennt die Wiener Frauen nicht, wenn man sie nur
Arten von Schriftstellern
im Glück gesehen hat.
Blöcke ihres Ausdruckes
etzte Geheimnis in vor¬
Ihr Schicksal wächst mit dem Unglück.
richte Voreingenommen¬
Frau Berta Garlan kommt schließlich zur Überzeugung,
tehmenden Neigung zur
daß es bei den Frauen Sühne fordert, wenn die Sehnsucht
sätze einer beginnenden
nach Wonne nicht zugleich die Sehnsucht nach dem Kinde ist.
Der Erotik widerfährt hier poetische Gerechtigkeit und die
Schon der Herzog de la
Sünde wird letzten Endes der große Reiz für die Liebe zur
die Literatur eingeführt
Gottheit. Aus diesem Gründe geht Frau Beate (in „Frau Beate
Form der dialogischen
und Ihr Sohn“) nach Nächten der Ausschweifung mit ihrem
wandelte sic) das alles
Buben in den Tod. Wozu also die Analyse dieses unirdischen
ntschwundenen Rokokos
Endes? Was soll uns die Incest=Deutung Professor Freuds?
ußes Mädel hatte von
Gerade dieser Rest von Fragwürdigkeit und dieser feine Leidens¬
und Grisette, im besten
zug von Unvollkommenheit erhöht den Zauber der Novelle.
und auch diese war an
Hingegen verläßt Maria (im „Sterben“) ihren Felix in
ben, schalkhaften Anmut.
der Stunde seines Todes und im „Rufe des Lebens“ vergiftet
wahrhaftiges Blümchen,
die Tochter den Vater, um erlöst in die Arme des Freundes
hte, als sich mit seinen
zu eilen. Nicht die Müden, nicht die Verzguberten mit dem
gen, dem Geliebten zu
visionären Blick erringen den Preis, sondeln die Liebenden,
wenn sie den Ruf der Natur („des Lebens“) vernehmen, die
genen Witz ist eher den
Menschen des lustvollen Erleidens.
ar, obgleich Melitta und
Lustvolle Erleider oder umgekehrt melancholische Genießer
n Einfluß haben als das
sind Anatol und Max. In ihnen sprüht der Geist des Baudelair¬
Und doch rührt dieses
schen Dandys, dessen einzige Beschäftigung es ist, die Idee
Symhol. Der Dichter
des Schönen in eigener Person zu pflegen, und der sich darin
del nennt sich aus ver¬
gefällt, niemals erstaunt zu sein. Baudelaire erzählt uns, daß
2##
ich „Biebiß“. Damit ist
dieser Typus mit Vorliebe in den Übergangszeiten erscheint,
peutet, das nur inmitten
wenn die Demokratie noch nicht allmächtig ist und wenn die
nderschmelzenden Glücks
Aristokratie erst zum Teil wankt und herabsinkt. Auch der
Dandy ist leidend: Anatol zweifelt an Emiliens Treue und Fritz
g nicht alle Biebitze des
Lobheimer in der „Liebelei“ glaubt nur an ein Sekundenglück.
Eine herbe deutsche Kritik will den Ursprung dieser leid¬
Abneigung zünftlerischer
vollen tatenlosen Entsagung nach Frankreich verweisen. Nicht
der sein eigenes Ans¬
ssem Bacchanal offenbart) durchaus mit Recht! Di melancholisch lächelnde Lebensweisheit
und die gepflegte Art, die deutsche Sprache zu benützen, über¬
trifft das gallische Vorbild. Und schließlich könnte Theodor
Storms „Posthuma“ ebenso von Schnitzler geschrieben worden
sein. Auch läßt die österreichische Blutmischung dem typischen
Menschenschicksal noch immer genügenden Spielraum. Andreas
Thameyers Gattin hat sich an einem Tiergarten=Neger „ver¬
sehen“. . . . . in jenem Teil des Praters, wo auf den Wiesen
graue Dämpfe liegen, in denen sich die Lichter spiegeln ———
„Die Wahrheit aber ist, daß mir meine Frau treu war — ich
schwöre es bei allem, was mir heilig ist, und ich besiegle es
durch meinen Tod.“
Trotz der uiverkennbaren Ironie greift uns das Los des
seligen Thameyer sehr ans Herz, benn es enthält eine höhere
Wahrheit: Einfältig und leichtgläubig den Weibe gegenüber
ist jeder Mann im Tiefsten seines Wesens. Hofreiter im
„weiten Land“ und Casanova (in „Casanovas Heimfahrt")
wollen in marternder Selbstsucht das Geröhnliche belämpfen und
verfallen doch dem natürlichen Verhängnis. Ihre im Duell
gefällten Opfer sind Jünglinge von strahlender Kraft. Lorenzi
ist herrlich wie ein Gott, ehe ihn die Klinge des verwelkenden
Casanova trifft. „Alter hat sich gegen Jugend mnenlos und
unsühnbar vergangen.“
Ob dieser Leitspruch nicht eine prickelnde Spannung des
alternden Dichters verrät?
Jung war ja Schnitzler eigentlich niemals. Sein Alter
äußert sich nur gemächlich an der Wandlung seiner Gestalten.
Graf Tasmandy, Komtesse Mitzi, Fürst Ravenstein und Leut¬
nant Gustl haben den Krieg nicht überlebt. Soferne diese Herr¬
schaften eine Dekoration zur Stilisi## unseres Lebens bil¬
oeten, sind sie liebenswert geblieben.
Die Menschen Schnitzlers haben alle ihr Leben gelebt und
sind reiner als die andern, die im trüben Dunst ihrer Wünsche
Schnitzler gehört nicht zu jenen Künstlern, die erlöschen;
wenn sie nicht mehr verstanden werden.
Diese Gewißheit erfüllt uns am heutigen Tage mit Ga¬
nugtuung.
Dr. Hans Kaiser
goth Birthdar
sich das Motiv aus den „Blumen“: Es gibt keine Freuden
das Werk.
und keine Leiden, es gibt nur Grimassen der Lust und des
Schmerzes. Das ist der Grundion des Schnitzlerischen Werkes,
Schnitzlers am
der auch in seinen Frauenseelen schwingt.
Man kennt die Wiener Frauen nicht, wenn man sie nur
Arten von Schriftstellern
im Glück gesehen hat.
Blöcke ihres Ausdruckes
etzte Geheimnis in vor¬
Ihr Schicksal wächst mit dem Unglück.
richte Voreingenommen¬
Frau Berta Garlan kommt schließlich zur Überzeugung,
tehmenden Neigung zur
daß es bei den Frauen Sühne fordert, wenn die Sehnsucht
sätze einer beginnenden
nach Wonne nicht zugleich die Sehnsucht nach dem Kinde ist.
Der Erotik widerfährt hier poetische Gerechtigkeit und die
Schon der Herzog de la
Sünde wird letzten Endes der große Reiz für die Liebe zur
die Literatur eingeführt
Gottheit. Aus diesem Gründe geht Frau Beate (in „Frau Beate
Form der dialogischen
und Ihr Sohn“) nach Nächten der Ausschweifung mit ihrem
wandelte sic) das alles
Buben in den Tod. Wozu also die Analyse dieses unirdischen
ntschwundenen Rokokos
Endes? Was soll uns die Incest=Deutung Professor Freuds?
ußes Mädel hatte von
Gerade dieser Rest von Fragwürdigkeit und dieser feine Leidens¬
und Grisette, im besten
zug von Unvollkommenheit erhöht den Zauber der Novelle.
und auch diese war an
Hingegen verläßt Maria (im „Sterben“) ihren Felix in
ben, schalkhaften Anmut.
der Stunde seines Todes und im „Rufe des Lebens“ vergiftet
wahrhaftiges Blümchen,
die Tochter den Vater, um erlöst in die Arme des Freundes
hte, als sich mit seinen
zu eilen. Nicht die Müden, nicht die Verzguberten mit dem
gen, dem Geliebten zu
visionären Blick erringen den Preis, sondeln die Liebenden,
wenn sie den Ruf der Natur („des Lebens“) vernehmen, die
genen Witz ist eher den
Menschen des lustvollen Erleidens.
ar, obgleich Melitta und
Lustvolle Erleider oder umgekehrt melancholische Genießer
n Einfluß haben als das
sind Anatol und Max. In ihnen sprüht der Geist des Baudelair¬
Und doch rührt dieses
schen Dandys, dessen einzige Beschäftigung es ist, die Idee
Symhol. Der Dichter
des Schönen in eigener Person zu pflegen, und der sich darin
del nennt sich aus ver¬
gefällt, niemals erstaunt zu sein. Baudelaire erzählt uns, daß
2##
ich „Biebiß“. Damit ist
dieser Typus mit Vorliebe in den Übergangszeiten erscheint,
peutet, das nur inmitten
wenn die Demokratie noch nicht allmächtig ist und wenn die
nderschmelzenden Glücks
Aristokratie erst zum Teil wankt und herabsinkt. Auch der
Dandy ist leidend: Anatol zweifelt an Emiliens Treue und Fritz
g nicht alle Biebitze des
Lobheimer in der „Liebelei“ glaubt nur an ein Sekundenglück.
Eine herbe deutsche Kritik will den Ursprung dieser leid¬
Abneigung zünftlerischer
vollen tatenlosen Entsagung nach Frankreich verweisen. Nicht
der sein eigenes Ans¬
ssem Bacchanal offenbart) durchaus mit Recht! Di melancholisch lächelnde Lebensweisheit
und die gepflegte Art, die deutsche Sprache zu benützen, über¬
trifft das gallische Vorbild. Und schließlich könnte Theodor
Storms „Posthuma“ ebenso von Schnitzler geschrieben worden
sein. Auch läßt die österreichische Blutmischung dem typischen
Menschenschicksal noch immer genügenden Spielraum. Andreas
Thameyers Gattin hat sich an einem Tiergarten=Neger „ver¬
sehen“. . . . . in jenem Teil des Praters, wo auf den Wiesen
graue Dämpfe liegen, in denen sich die Lichter spiegeln ———
„Die Wahrheit aber ist, daß mir meine Frau treu war — ich
schwöre es bei allem, was mir heilig ist, und ich besiegle es
durch meinen Tod.“
Trotz der uiverkennbaren Ironie greift uns das Los des
seligen Thameyer sehr ans Herz, benn es enthält eine höhere
Wahrheit: Einfältig und leichtgläubig den Weibe gegenüber
ist jeder Mann im Tiefsten seines Wesens. Hofreiter im
„weiten Land“ und Casanova (in „Casanovas Heimfahrt")
wollen in marternder Selbstsucht das Geröhnliche belämpfen und
verfallen doch dem natürlichen Verhängnis. Ihre im Duell
gefällten Opfer sind Jünglinge von strahlender Kraft. Lorenzi
ist herrlich wie ein Gott, ehe ihn die Klinge des verwelkenden
Casanova trifft. „Alter hat sich gegen Jugend mnenlos und
unsühnbar vergangen.“
Ob dieser Leitspruch nicht eine prickelnde Spannung des
alternden Dichters verrät?
Jung war ja Schnitzler eigentlich niemals. Sein Alter
äußert sich nur gemächlich an der Wandlung seiner Gestalten.
Graf Tasmandy, Komtesse Mitzi, Fürst Ravenstein und Leut¬
nant Gustl haben den Krieg nicht überlebt. Soferne diese Herr¬
schaften eine Dekoration zur Stilisi## unseres Lebens bil¬
oeten, sind sie liebenswert geblieben.
Die Menschen Schnitzlers haben alle ihr Leben gelebt und
sind reiner als die andern, die im trüben Dunst ihrer Wünsche
Schnitzler gehört nicht zu jenen Künstlern, die erlöschen;
wenn sie nicht mehr verstanden werden.
Diese Gewißheit erfüllt uns am heutigen Tage mit Ga¬
nugtuung.
Dr. Hans Kaiser