6oth Birthday box 39/3
Der houe weg, aana
5. S. 1L,
Zum 60. Geburtstage Arthur Schnitzlers
am 15. Mai 1922.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen, die berufene Vertreterin der Schauspieler Deutschlands, beehrt sich
Ihnen, hochgeehrter Herr Doktor, die wärmsten Glückwünsche zu Ihrem 60. Geburtstage auszusprechen.
In dieser einfachen, vielgebrauchten Formel liegt die ganze Herzlichkeit eingeschlossen, mit der wir Bühnenkünstler
diesen Tag feiern. Wir grüßen den Dichter, den tifschürfenden Psychologen, den Meister jener Seelenzustände, die — ein
unerforschtes Land — zwischen Bewußtem und Unbewußtem liegen. Wir grüßen den Dichter, der den Bühnenkünstlern
unzählige herrliche Aufgaben geschaffen, der ohne Zugeständnisse an den Tag und seine Ereignisse den Umfang der Bühnenkunst
in reichem Maße erweitert und ihr durch seine Werke die Möglichkeit gegeben hat, den Ausdruck des geistigen und seelischen
Inhalts einer Epoche erschöpfend wiederzugeben. Wir schreiten an der Spitze von Tausenden und Abertausenden, deren Erkenntnis
intimster Seelenvorgänge durch Ihr Schaffen bereichert, deren Empfindungen durch die Auswirkung Ihrer Persönlichkeit gesteigert
wurden, Ihrer Persönlichkeit, die einen Sammel= und Höhepunkt der altösterreichischen Kultur, des geschmacksicheren, graziösen,
elastischen und dennoch tiefen österreichischen Schrifttums bedeutet. Nur wer mit so hoher Sittlichkeit, mit solch liebevollem
Ernst, mit so stiller Ehrfurcht allem Menschlichen gegenübersteht, darf den Mut haben, Eros in die Mitte seines Schaffens zu
stellen und dessen verschlungenen, wirren Pfaden zu folgen; nur er kann die Kraft haben, an die letzten Dinge zu rühren, die?
Ihre Meisterhand durch Gestaltung transparent machte. Nur wer dem Leben so festlich und doch skeptisch, mit so gründlichem!
Wissen um seine Quellen gegenübersteht, darf es wagen, die letzten Stunden des Menschen zu deuten.
Wie Pallas Athene aus dem Kopfe des Zeus, so entsprang Ihr Werk Ihrem Wesen. Der Beginn Ihres Schaffens
zeigt fast gleiche Vollendung wie Ihre reisste Zeit. Rund und klar lag die Frucht in der Schale, die plötzlich sprang, ihren
Keri zu enthüllen: Ihre dichterische Sendung. Sie blieben ihr treu, indem Sie sich die Treue hielten und unser Anspruch
an die kommenden Jahre ist erfüllt von dem heißen Wunsch, noch viele Pfade des „weiten Landes“ mit Ihnen als Führer
und Weggenossen betreten zu können.
Der Verwaltungsrat
der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen.
Wallauer, Präsident.
Rickelt, Präsident.
Lind, Mitglied des Verwaltungsrats.
Der houe weg, aana
5. S. 1L,
Zum 60. Geburtstage Arthur Schnitzlers
am 15. Mai 1922.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen, die berufene Vertreterin der Schauspieler Deutschlands, beehrt sich
Ihnen, hochgeehrter Herr Doktor, die wärmsten Glückwünsche zu Ihrem 60. Geburtstage auszusprechen.
In dieser einfachen, vielgebrauchten Formel liegt die ganze Herzlichkeit eingeschlossen, mit der wir Bühnenkünstler
diesen Tag feiern. Wir grüßen den Dichter, den tifschürfenden Psychologen, den Meister jener Seelenzustände, die — ein
unerforschtes Land — zwischen Bewußtem und Unbewußtem liegen. Wir grüßen den Dichter, der den Bühnenkünstlern
unzählige herrliche Aufgaben geschaffen, der ohne Zugeständnisse an den Tag und seine Ereignisse den Umfang der Bühnenkunst
in reichem Maße erweitert und ihr durch seine Werke die Möglichkeit gegeben hat, den Ausdruck des geistigen und seelischen
Inhalts einer Epoche erschöpfend wiederzugeben. Wir schreiten an der Spitze von Tausenden und Abertausenden, deren Erkenntnis
intimster Seelenvorgänge durch Ihr Schaffen bereichert, deren Empfindungen durch die Auswirkung Ihrer Persönlichkeit gesteigert
wurden, Ihrer Persönlichkeit, die einen Sammel= und Höhepunkt der altösterreichischen Kultur, des geschmacksicheren, graziösen,
elastischen und dennoch tiefen österreichischen Schrifttums bedeutet. Nur wer mit so hoher Sittlichkeit, mit solch liebevollem
Ernst, mit so stiller Ehrfurcht allem Menschlichen gegenübersteht, darf den Mut haben, Eros in die Mitte seines Schaffens zu
stellen und dessen verschlungenen, wirren Pfaden zu folgen; nur er kann die Kraft haben, an die letzten Dinge zu rühren, die?
Ihre Meisterhand durch Gestaltung transparent machte. Nur wer dem Leben so festlich und doch skeptisch, mit so gründlichem!
Wissen um seine Quellen gegenübersteht, darf es wagen, die letzten Stunden des Menschen zu deuten.
Wie Pallas Athene aus dem Kopfe des Zeus, so entsprang Ihr Werk Ihrem Wesen. Der Beginn Ihres Schaffens
zeigt fast gleiche Vollendung wie Ihre reisste Zeit. Rund und klar lag die Frucht in der Schale, die plötzlich sprang, ihren
Keri zu enthüllen: Ihre dichterische Sendung. Sie blieben ihr treu, indem Sie sich die Treue hielten und unser Anspruch
an die kommenden Jahre ist erfüllt von dem heißen Wunsch, noch viele Pfade des „weiten Landes“ mit Ihnen als Führer
und Weggenossen betreten zu können.
Der Verwaltungsrat
der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen.
Wallauer, Präsident.
Rickelt, Präsident.
Lind, Mitglied des Verwaltungsrats.