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60th Birthday
e ubekflussig, nachdem die Könferenz in
fünf Wochen zu keiner Einigung gelangt sei.
Werde eine Kommission dennoch beschlossen, so
hätte die Ernennung der Mitglieder durch die
einzelnen Regierungen und keinenfalls durch die
Konferenz zu erfolgen. Als Mitglieder denkt
sich Barthon außer den Alliierten die Neutralen,
die Kleine Entente und die Vereinigten
Staaten. Deren Teilnahme wäre kaum
möglich, wenn die Zusammensetzung det
Kommission schon in Genua erfolgte. Den
estandene Müdigkeit derer, die ins Innere der Dies ist ihr größter Schmerz: die Angst, nichtmachen („Fink und Fliederbusch“), ja es zeigt sich
Natur zu dringen verzweifeln. Er ist endlich jü¬
mehr zu sein, nicht mehr zu leben; und der „Ruf
ganz deutlich, daß der einzelne Akteur vielleicht
ischer Abstammung, aus einer Generation, die an
des Lebens“, ihm gehorchen sie alle. Immer wieder
gerade noch seine Rolle spielt, wahrscheinlich aber
erschöpft sich besonders der junge Schnitzler, in
em Erfolg ihrer Bemühungen um geistige Frei¬
überhaupt an einem Draht hängt: als Marionette.
Lebenspreis und Todeswehmut. Auch „Märchen¬
eit verzweifeln mußte. Der österreichische Libe¬
Die Komödien der Worte gehen in Puppenspiele
welt“ ist ihm nur gut für Lebendige. Schuld und
kalismus war, zuletzt völlig zahm, soeben verstor¬
über. Irgend ein Starker ist vielleicht auch unter
en, es siegte, von „oben“ begünstigt oder gar ge¬
Elend ist nicht das Schlimmfte, Leben. Leben allein
den Menschen, der die Drähte zieht, etwa ein Cafa¬
der Güter höchstes.
bünscht, eine klägliche Reaktion, obendrein im
nova (dem ge ören dann alle Frauen), und an das
Beichen eines unernsten Antisemitismus von Be¬
Leben ist Liebe und die höchste Liebe die der
Reich des Wunderbaren wird solcherart auch ge¬
Geschlechter. Dieses Dichters Männer haben Muße
ufspolitikern, und wie ihm das alte Oesterreich
rührt, aber nicht etwa wie bei den Romantikern,
rlag, so war ihm die Jugendzeit Schnitzlers schon
genug, ihrer Liebe zu leben: seine Frauen aber,
sondern es wird die Geheimwelt des Rokoko ..
rlegen; eben damals war es auch, daß gerade die
obgleich häufig berufstätig, und dann zumeist
Nein, nicht die Welt, nicht die Menschen und
eineren Köpse unter den jüdischen Intellektuellen,
Künstlerinnen, leben eigentlich nur ihrer Liebe.
Probleme Schnitzlers sind es, die uns lieb und
Liebe will ihre Rechte bis zur letzten Hingabe. Ihr
es rohen Tons und Treibens müde, von Staat
vertraut wurden. Wir begreifen, wir ehren sie,
nd Stadt nichts mehr wissen wollten und, in
strebt alles und alle zu in immerwährendem
aber was wir bewundern, wofür wir Arthur
„Reigen". Kein Band hält gegen Liebe, und am
finer Art Verfolgungswahn, ins Menschlich=Sinn¬
Schnitzler so sehr verpflichtet bleiben, ist ihre Ge¬
che flüchteten. Und das war Schnitzlers entschei¬
wenigsten Ehe. Anderseits wahren oft gerade
staltung. Möglich, daß Schnitzlers Triumph über
solche Frauen Treue, deren Wesen Wechsel zu be¬
ende Gegenwart: eine eng verknüpfte und ver¬
die ganze Welt hin ein Mißverstehen des Ero¬
hlossene Gesellschaft, die sich in ihren kleinen und
deuten scheint, und selbst manche „süße Mädel“, die
tikers bedeutet, aber es ist ganz sicherlich und vor
och ewigen Freuden und Schmerzen verbarg.
Botinnen zwischen jenem engeren Wien und der
allem der Triumph eines wirklich großen Künst¬
Vorstadt. Doch selbst da verirren sich manchmal
Erwägt man dies, so werden nicht nur die so
lers. Schon dieser „Anatol“ am Anfang zeigt die
äufig quälenden Erörterungen in dem großen,
Gedanken und Träume (wir sind Freud schon sehr
wunderbarste Reise. Nirgends ist die süße Anmnt
ielfach bewundernswerten Liebesroman „Der
nahe!) und am Ende ist nichts mehr sicher, alles,
einfacher Worte und Dinge reiner wiedergegeben,
Peg ins Freie“ verständlich, sondern es ist wie
alles Spiel. Zweisel und Spiel: es ist das wieder¬
nirgends die Ironie des Alltags sanster erhellt.
urch einen magischen Kreis die Welt der Novellen
Aufwärts geht es von da auf dem Theater bis zu
nd Dramen Schnitzlers, diese eine Wiener Welt,
ud Ueiedent bnnderer Somnonenn, Pichena¬
der wundersamen Historie des jungen Medardus,
tiker und Arzt Paracelsus besonders dentlich aus¬
gleich umgrenzt und erschlossen. Alle ihre Men¬
in der sich Alt=Wien und Napoleon widerspiegeln,
gesprochen („Wir spielen immer; wer es nicht
hen, häufg im Kostüm fremder Zeiten und mit
aufwärts zum „Einsamen Weg“, zum Casanova.
emden, seltenen Namen bedacht, nehmen sich und
weiß, ist klug“). Und hier geht es nicht um einen
Und immer intimer, immer hinreißender werden
shakespearischen Maskenzug, sondern eben um „Ko¬
se Ihren so schwer, wie sie sich leicht zu nehmen
die Novellen, seit dem Weltschmerz von „Sterben“
heinen. Sie genießen gern, aber zweifelnd, und
mödie“. Keiner weiß, wann er Ernst macht, wann
bis zu den „Dämmerseelen“, zu der Resignation
e zittern dennoch vor einem Ende dieses sicht¬
#ee mit ihm Ernst wird, keinem ist schließlich ein! des Badearztes Gräsler. Hier war ein Meister am
aren, für sie einzigen Lebens.
Vorwurf selbst aus seinem Zwitterwesen zu! Werk, ein unermüdeter Erfinder und Lebenspender,
60th Birthday
e ubekflussig, nachdem die Könferenz in
fünf Wochen zu keiner Einigung gelangt sei.
Werde eine Kommission dennoch beschlossen, so
hätte die Ernennung der Mitglieder durch die
einzelnen Regierungen und keinenfalls durch die
Konferenz zu erfolgen. Als Mitglieder denkt
sich Barthon außer den Alliierten die Neutralen,
die Kleine Entente und die Vereinigten
Staaten. Deren Teilnahme wäre kaum
möglich, wenn die Zusammensetzung det
Kommission schon in Genua erfolgte. Den
estandene Müdigkeit derer, die ins Innere der Dies ist ihr größter Schmerz: die Angst, nichtmachen („Fink und Fliederbusch“), ja es zeigt sich
Natur zu dringen verzweifeln. Er ist endlich jü¬
mehr zu sein, nicht mehr zu leben; und der „Ruf
ganz deutlich, daß der einzelne Akteur vielleicht
ischer Abstammung, aus einer Generation, die an
des Lebens“, ihm gehorchen sie alle. Immer wieder
gerade noch seine Rolle spielt, wahrscheinlich aber
erschöpft sich besonders der junge Schnitzler, in
em Erfolg ihrer Bemühungen um geistige Frei¬
überhaupt an einem Draht hängt: als Marionette.
Lebenspreis und Todeswehmut. Auch „Märchen¬
eit verzweifeln mußte. Der österreichische Libe¬
Die Komödien der Worte gehen in Puppenspiele
welt“ ist ihm nur gut für Lebendige. Schuld und
kalismus war, zuletzt völlig zahm, soeben verstor¬
über. Irgend ein Starker ist vielleicht auch unter
en, es siegte, von „oben“ begünstigt oder gar ge¬
Elend ist nicht das Schlimmfte, Leben. Leben allein
den Menschen, der die Drähte zieht, etwa ein Cafa¬
der Güter höchstes.
bünscht, eine klägliche Reaktion, obendrein im
nova (dem ge ören dann alle Frauen), und an das
Beichen eines unernsten Antisemitismus von Be¬
Leben ist Liebe und die höchste Liebe die der
Reich des Wunderbaren wird solcherart auch ge¬
Geschlechter. Dieses Dichters Männer haben Muße
ufspolitikern, und wie ihm das alte Oesterreich
rührt, aber nicht etwa wie bei den Romantikern,
rlag, so war ihm die Jugendzeit Schnitzlers schon
genug, ihrer Liebe zu leben: seine Frauen aber,
sondern es wird die Geheimwelt des Rokoko ..
rlegen; eben damals war es auch, daß gerade die
obgleich häufig berufstätig, und dann zumeist
Nein, nicht die Welt, nicht die Menschen und
eineren Köpse unter den jüdischen Intellektuellen,
Künstlerinnen, leben eigentlich nur ihrer Liebe.
Probleme Schnitzlers sind es, die uns lieb und
Liebe will ihre Rechte bis zur letzten Hingabe. Ihr
es rohen Tons und Treibens müde, von Staat
vertraut wurden. Wir begreifen, wir ehren sie,
nd Stadt nichts mehr wissen wollten und, in
strebt alles und alle zu in immerwährendem
aber was wir bewundern, wofür wir Arthur
„Reigen". Kein Band hält gegen Liebe, und am
finer Art Verfolgungswahn, ins Menschlich=Sinn¬
Schnitzler so sehr verpflichtet bleiben, ist ihre Ge¬
che flüchteten. Und das war Schnitzlers entschei¬
wenigsten Ehe. Anderseits wahren oft gerade
staltung. Möglich, daß Schnitzlers Triumph über
solche Frauen Treue, deren Wesen Wechsel zu be¬
ende Gegenwart: eine eng verknüpfte und ver¬
die ganze Welt hin ein Mißverstehen des Ero¬
hlossene Gesellschaft, die sich in ihren kleinen und
deuten scheint, und selbst manche „süße Mädel“, die
tikers bedeutet, aber es ist ganz sicherlich und vor
och ewigen Freuden und Schmerzen verbarg.
Botinnen zwischen jenem engeren Wien und der
allem der Triumph eines wirklich großen Künst¬
Vorstadt. Doch selbst da verirren sich manchmal
Erwägt man dies, so werden nicht nur die so
lers. Schon dieser „Anatol“ am Anfang zeigt die
äufig quälenden Erörterungen in dem großen,
Gedanken und Träume (wir sind Freud schon sehr
wunderbarste Reise. Nirgends ist die süße Anmnt
ielfach bewundernswerten Liebesroman „Der
nahe!) und am Ende ist nichts mehr sicher, alles,
einfacher Worte und Dinge reiner wiedergegeben,
Peg ins Freie“ verständlich, sondern es ist wie
alles Spiel. Zweisel und Spiel: es ist das wieder¬
nirgends die Ironie des Alltags sanster erhellt.
urch einen magischen Kreis die Welt der Novellen
Aufwärts geht es von da auf dem Theater bis zu
nd Dramen Schnitzlers, diese eine Wiener Welt,
ud Ueiedent bnnderer Somnonenn, Pichena¬
der wundersamen Historie des jungen Medardus,
tiker und Arzt Paracelsus besonders dentlich aus¬
gleich umgrenzt und erschlossen. Alle ihre Men¬
in der sich Alt=Wien und Napoleon widerspiegeln,
gesprochen („Wir spielen immer; wer es nicht
hen, häufg im Kostüm fremder Zeiten und mit
aufwärts zum „Einsamen Weg“, zum Casanova.
emden, seltenen Namen bedacht, nehmen sich und
weiß, ist klug“). Und hier geht es nicht um einen
Und immer intimer, immer hinreißender werden
shakespearischen Maskenzug, sondern eben um „Ko¬
se Ihren so schwer, wie sie sich leicht zu nehmen
die Novellen, seit dem Weltschmerz von „Sterben“
heinen. Sie genießen gern, aber zweifelnd, und
mödie“. Keiner weiß, wann er Ernst macht, wann
bis zu den „Dämmerseelen“, zu der Resignation
e zittern dennoch vor einem Ende dieses sicht¬
#ee mit ihm Ernst wird, keinem ist schließlich ein! des Badearztes Gräsler. Hier war ein Meister am
aren, für sie einzigen Lebens.
Vorwurf selbst aus seinem Zwitterwesen zu! Werk, ein unermüdeter Erfinder und Lebenspender,