VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 107

6oth Birthdag box 39/3
— Aeutieien WacP.r
ein Mensch und schon darum auch Kämpfer, vor
dem wir uns, am Beginn seines siebten Jahr¬
zehnts, heute dankbar neigen.
Ein besonderer Dank gilt noch dem aufrechten
Mann, dem unermüdlich Teilnehmenden. Schnitz¬
ler ist — Kenner seines Werkes müssen es wissen —
durch und durch Musiker, und so wenig er im
Schauspiel fehlt, wenn sich Jüngere regen, so wenig
versagt er seine Gegenwart den Taten und Ver¬
suchen auch der jüngsten und umstrittensten Musik.
tige in der Untertommission vertreiene Mächts es Lloyd George, der sich in der unangelich.seß
Sein Urteil ist ehrlich und gerade; seine Worte sind
fei, die schon einen Friedensvertrag mit Ruß= Nottoendigkeit befindet, seine Zugeständnisse so
Gut, das man behält.
land geschlossen habe. Dennoch hätte Polen sich, sorgfältig als möglich zu umkleiden. Mit ge¬
Entsprechend der großen Verbreitung seiner
an den Beratungen über das russische Problem
wohnter Geschicklichkeit erledigte er die Auf¬
Werke in allen Ländern und Sprachen ist über
beteiligt, um an der allgemeinen Arbeit mit¬
gabe, den ersten Schritt zu einer Verständigung
Schnitzter viel geschrieben worden. Zum Gedenktag
zuhelfen. Die Grenze zwischen Rußland und
zu tun, indem er, als wenn das eigentlich ganz
empfehle ich ein ausgezeichnetes Buch des Prager
Polen sei durch den Vertrag von Riga fest¬
nebensächlich wäre, auf die Bestellung der Rus¬
Germanisten Josef Körner: „Arthur Schnitz¬
gelegt, aber Polen sei am Friedenspakt dennoch
senkommission durch die Konferenz verzichtete.
lers Gestalten und Probleme“ (im Amal¬
lebhaft interessiert. Jaspar (Belgien) wünscht,
Nun geht zwar die Kommission aus der Kon¬
thea=Verlag), in dem ich vieles, was ich mir über
daß man sich in Genua bald einige. Er hoffe,
ferenz in Genua hervor. Aber sie ist nicht jene
das Work des Dichters zurechtgelegt hatte, in treff¬
daß niemand in Belgien ein Hindernis sehe,
selbstverständliche Fortsetzung der Konferenz,
licher, nirgends störender Systematik vereinigt
das die Lösung der Frage hintanhalte. Er
als die sie jene hinzustellen belieben. die ge¬
fand. Was sonst angekündigt wurde, so das Schnitz¬
müsse Schanzer recht geben, daß fünf Verhand¬
zwungen sind, aus innerpolitischen Gründen an
ler=Heft der „Neuen Rundschau“ und das Gedenk¬
lungswochen in Genua keine lange Zeit seien;
der Version eines erfolgreichen Abschlusses fest¬
aber es gebe Mächte, die Furcht hätten, noch in
werk des Verlags S. Fischer, von Schnitzlers Ju¬
zuhalten.
gendfreund Richard Specht verfaßt, hat mich leider
Genua zu bleiben, ohne daß sichtbare Fort¬
Der Vatikan und Rußland.
schritte gemacht würden. Er sei überzeugt da¬
noch nicht erreicht.
von, daß die Mächte ihre Arbeit fortsetzen
Genua, 13. Mai. pt Als Antwort auf das
müssen, denn niemand wolle dafür verantwort¬
Memorial des Papstes teilte die russische Dele¬
k. „Die Neue Rundschau“, mit der sich
lich sein, etwas abzubrechen, was so gut be¬
gation der Agentur „Stefani“ die einschlägigen
Schnitzler immer verbunden fühlte, ehrt den Mei¬
gonnen habe.
Gesetzesvorlagen der Sovietregierung über die
ster durch verehrende Schreiben verschiedener Dich¬
Schanzer war sehr zufrieden mit dem
Trennung von Kirche und Staat mit.
ter; Hermann Bahr grüßt ihn als den Dramatiker,
Erfolge der Unterredung zwischen Lloyd George
Dieses Dekret sichere vollkommen die Gewissens¬
der den letzten Reiz des verschimmernden Wien
und Barthou. Italien habe schon einen Han¬
freiheit und die freie Ausübung des Kultus so¬
mit zarter Hand gefaßt, der Dichter der Agonie
delsvertrag mit Rußland, der zwar noch nicht
wie die Benötzung der bestehenden Kirchen und
der Kaiserstadt. Gerhart Hauptmann rühmt an
unterzeichnet sei, aber hoffentlich bald unter¬
Gegenständen zu. In dem Antwortschreiben
dem Oesterreicher, was ihm nicht gegeben ist:
zeichnet werde. Er halte es für sehr wichtig,
heißt es: „Ohne zu prüfen, in welchem Maße
Grazie. Alfred Kerr verweist in fünf Zeilen auf
das Datum und den Ort für die Zusammen¬
sich Rußland eine Innenpolitik in religiöser Be¬
seine kritischen Werke, Band und Seitenzahl genau
kunft der Expertenkommission festzusetzen. Man
ziehung aufzwingen lassen kann, muß darauf
vermerkend — wie ein Professor. Thomas Mann
müsse das sofort tun. Man müsse die Kommis¬
hingewiesen werden, daß das Memorial des
prägt das hübsche Wort, Schnitzler habe „erotischen
Papstes eine ungenügende Kenntnis der bolsche¬
Ernft“; auf den ersten Blick verblüfft das Wort,
glaubt auch, daß es nötig sei, für die Arbeiten
wistischen Gesetzgebung verrät. Die erwähnten
nachher stimmt es nachdenklich. Eine Gesamtwürdi¬
der Kommission einen Zeitraum festzusetzen,
Fragen sind in der Tat bereits in voller Klar¬
gung gibt Richard Specht, von dem ein Buch über
zweil man nicht von den Mächten verlangen heit entschieden im Dekret vom 23. Januar 1918
Schnitzler demnächst zu erwarten ist.
lkönne, daß sie auf so lange Zeit auf das Recht über die Trennung von Kirche und Staat.“
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