VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 160

6oth Birthday box 39//3
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Brrsen,
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eine jugendlich=elegante Erscheinung. Dieser
singen. Die diskrete Art des Herrn Ma= Darsteller erzwang sich denn auch die Teil##### Lul
Stimmkrösus zündet allabendlich beim
nahme jener Zuschauer, die den Duft dieser 128 vie
rischka kommt dem Komponisten da sehr
Publikum, und zwar merkwürdigerweise bei
Dichtung gemeinhin als Dunst aufnehmen.
entgegen. Ihren vereinten Kräften gelingt es.
den Cerele=Tischen und bei dem Mann auf
Jarno selbst verwandelt sich in einen Alten
was sonst in Wien wenigstens keinem Kompo¬
der Galerie. Eine zierlich zu nennende
voll abgründiger Dämonie; in seiner Stimme
nisten und keinem Operettentheater gelingt, das
Drolligkeit ist da am Werke, die Pointen wie
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schwingt das Wissen um alle Zusammenhänge
gewisse fettige pfeudo=gemütvolle Operetten¬
älle ins Haus schleudert und etwa eine
des Mysteriums Leben. Laura Zeller traf
ist.
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Nischung Girardi=Marischka
½29 Lux
timbre zu vermeiden. „Frasquita“ setzt mit
trefflich den schwierigen Ton der Mumien¬
hansen soll aus Berlin kommen selbst der
einem Chor ein, der an Tempo und Einfall
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gestalt, die bald pathologische, bald übersinn¬
härfste Kritiker muß dieses frische Talent
das beste der ganzen Operette ist. Dieser Höhe¬
nen Pallenberg der Zukunft nennen. An¬
liche Erscheinung ist. Heinrich Fuchs spielte
pun“ wird dann leider den ganzen Abend
9 Ka
eblich ist bitterste Not an jugendlichen Ge¬
hdurch kaum mehr erreicht. Zwischen dem den Studenten diesseits der Realität, folge¬
zir
ingskomikern. Bitte, Max Hansen wäre
kap
„Reißer“ und dem „Musizieren an sich“ gibt es richtig, doch ohne die seelische und stimmliche
och zu entdecken!
ährige steht heute sich selbst, dem Schicksal sphäre gestellt, die vollkommen Schnitzlers schwingen zu lassen. Dies Vermögen, in all
ind der Wi# gegenüber, voll Staunen, Wesen und Eigenart spiegelt. Wie sie jetzt Zwischentöne der Seele, Unterstimmen Frühli
einer nach dem andern an mir vorüber= des Bewußtseins frei zu machen, psycho= Lenzlic
vie nur je; in lächelnder Anmut des
logische Konflikte von einer Zartheit, die süßeste
heistes, in lyrisch=nachdenklicher Melan= ziehen, fällt es mir auf: von einer merk¬
sich zuvor weder anrühren noch gestalten auch d
solie des Herzens, voll Entzücken und würdigen Milde und Reinheit sind sie
ließ, anzurühren und zu gestalten. Diese dieses
alle. Auf keinem von ihnen hat ein trüber
runkener Daseinslust dem Leben dahin¬
merkwürdig weiche, nachgiebige, scheinbar der m
Blick des Hasses geruht. Schuldlos sind
jegeben, voll sanfter Weisheit das Leben
sorglose Technik, in der dennoch so viel reif un
sie alle. Oder Entschuldigte.
rütig belächelnd. In dieser Bilderreihe
wache Aufmerksamkeit, so viel Selbst¬
und g
mmer wiederkehrender und immer
erziehung, Straffheit und Frische lebt.
grüß
Der Generation, die jetzt die reifen
wieder schwindender Liebe, in dieser be¬
Mit dieser nachspürenden, ausgewogenen, Werker
Mannesjahre lebt, die jetzt sacht schon
ständig über allem Erblühen schwebenden
nervenzarten Technik ist er auf die leiden= ietzt si
Drohung des Welkens, in diesem Umkreis dem Alter entgegenschreitet, ist Artur
schaftliche Suche nach den Zusammen= dann
Schnitzler innig verbunden. Er ist eines
iner Welt, der abgesteckt ist von der
hängen gegangen. Sein kühnstes Experi= wiener
ihrer stärksten künstlerischen Ereignisse,
Wonne des Seins und vom Grauen des
ment, die Zusammenhänge zu enträtseln: liebster
ist eines ihrer suggestiven Vorbilder.
Todes, liegt freilich eine Dagewesenheit,
„De Ruf des Lebens“. Sein inter= Klang
ie so ewig ist und beinahe so alt, wie das Von seiner Art, die Liebe zu sehen, ist
essantester Versuch: „Das weite Land“ Schwit
Leben selbst. Artur Schnitzler aber hat das Liebesgefühl dieser Generation be¬
und „Der junge Medardus“. Sein über= manch
einflußt worden; von seiner Art, den
nit diesen Dingen, die jedem gegeben
Tod zu denken, ward ihr Vergänglich= mütigstes und freiestes Ergreifen der Zu= Schnit
ind, nur gespielt. Sein eigenes Spiel ge¬
pielt. Er hat auf diesen Hintergrund, keitsgedanke angefärbt, von seiner In¬ sammenhänge: „Reigen“. Mit dieser an= parzer
or den wir alle treten, sein Profil ge= brunst, das Leben zu verehren, ihre Da= mutig federnden, in ihrem Reichtum vettern
schwelgerischen Technik hat er die Farbig= Abgest
eichnet. Sein eigenes. Und aus diesem seinslust erhöht und befeuert. Seine
keit eines modernen Lebens, den Prunk sein A
Erdenlehm, der jeder formenden Hand weltliche Anmut und seine äußerste Kulti¬
und die Schönheit einer vornehmen und stille,
viertheit haben erzieherische Wirkung ge¬
billig ist, hat er seine Gestalten ge¬
übt, und der exklusiv empfindliche Ge= weiten Welt herausgebracht. Man hat durche
chaffen. In seinem Ebenbild. Eine kleine
oft, und in einer nur zu nahe liegenden auf de
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schmack seiner Kunstmittel hat viele
Welt von Menschen lebt nun mit uns,
Ideenverbindung, gesagt, aus Schnitzlers Straß
andre ähnliche Exklusivitäten und gute
führt in unsrem Gedächtnis, in unsrer
Werken sei der Jubel und die Schwermut es die
Kenntnis von der Welt und in unsren Empfindlichkeiten ermutigt. Seine Tech= Wiener Walzer zu hören. Vielleicht ist streich
Erkenntnissen eine lebendige Existenz von nik ist in ihrer frühesten Jugend von den
es ebenso wahr, daß seine Instrumen= Schnit
Franzosen erzogen und angeregt worden.
erhöhter Wirklichkeit. Anatol, der ver¬
tation gelegentlich an den olendenden dröhnt
Daher rührt der leise Duft nach allerlei Geigenglanz Puccinis erinnert, darin sein de
wöhnte Melancholiker des Genusses, die
mondänen Parfümen in seinen ersten
einfache, süße Christine aus der „Liebelei“,
das verführerische, sinnliche Strahlen der Fe
Büchern; daher der Name Anatol, der
der edel komplizierte Herr von Sala aus
und die prächtig verwirrende Erhaben¬
klingt
dem „Einsamen Weg“ die Herzogin aus wie ein Echo, aus Frankreich herüber¬
heit der Großstadt manchmal aufleuchten. pferde
dem „Grünen Kakadu“, der junge Kava= weht, in seinen ersten Dialogen auf¬
Mense
VI.
lier aus „Literatur“; und alle tragen die klingt; daher auch die elegante, höflich
kann
Wie diese Frühlingsabenddämme¬
Züge Schnitzlerschen Geistes alle haben grüßende Verbeugung, mit der sich man¬
rung, die jetzt um mich niedergleitet, sich's
an ihrer Gestalt vom Griff und Druck ches seiner Worte zur Pointe schmiegt
sanft ist und doch so erschütternd, so ist ander
einer formenden Hand die Spur. Alle und rundet. Dann aber ist ihm aus der
Exklu
sein Werk mild und gelind und dabei an¬
reden so, daß man nach ihren ersten drei rastlos arbeitsamen und tiefen Echtheit
schehe
schwellend bis zu einer wühlenden Tragik.
Worten schon wissen muß: sie sind von seines Wesens die eigene Technik er¬
Wien.
Schnitzler. Alle sind in Erlebnisse, in wachsen, dieses wundervolle Vermögen, Und wi: dieser alte blühende Garten hier
Konflikte, in Schicksale, in eine Amo= in einfachen Sätzen Unsagbares mit= wienerisch ist, so ist sein Werk wienerischl