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und Pemtgegengthutten. #e „
das macht wurde, die aber — meines Erachtens! Vorschläge erstatten, die dahin gegen, euß ausPSbira —. Ture.
eines sanften, aber in seiner Sanflmut un= kam und an die Stelle der mathematisch
derMenschleinheit „Zeit“ heißt, ist ihm nicht
entwegtesten Geistes, ihr Bezauberndstes erwirkten Echtheit der Naturalisten einen
weniger Riesenkrahn dramatischer Gewich¬
Zauber verklärter Wahrheit setzte, der sich
tigkeiten geworden, denn Hebbel die Unend¬
gaben: Augenölicke. .. Da stand Stephan
um sicherlich wirkliche, aber bis dato kaum
lichkeit des Gedankens, oder Schiller der
von Sala und sprach, Untergang im Herzen,
dichtungsfähige Milieus wob. „Liebelei“
Sternenflug der Idee.
von der geheimnisvollen Treppe in der
war — stofflich — eine kühnere Tat denn
In billigen, weil aktuellen Bezeich¬
astatischen Ruinenstadt. Deren Stufen, so
manch realistische Souterraintragödie. Im
nungen, hat man ihn oft den Dichter der
viel man auch ihrer abgegraben, immer
Burgtheater
Liebe und des Todes genannt. Das klang
tiefer unter die verbergende Erde führ¬
„Zwischenspiel““ Dien die Leute das
enes
diese feine und agile
romantisch=schauerlich und gab ein Dekora¬
ten... Da schritt der Ehebrecher und
leier
Komödie eines schmerzlich unparteiischen
tionsklischee ab. Ohne Zweifel: Eros
Duell=Totschläger Hochreiter bleich und
essen
Geistes, an, weil da (getrost: nur zwischen
inmitten dieser anmutigen
Thanatos ist
hart aus dem Frühlicht des Gartenweges
gen,
den Aufzügen) zwei verheiratete Leute eine
Unerbittlichkeit das ewig wiederkehrende
und faßt die Hand der ahnungslosen
ein
Nacht gemeinsam verbringen ... Auch der
Symbol. Das ewig enthüllende außerdem.
Mutter seines Opfers... Da trat, mitten
rnd,
viel verlästerte „Salon“ der Schnitzlerschen
Aber es ist Symbol. Nicht Selbstzweck..
in den Silberklang jungen Mädchenlachens,
ngs.
Dichtung ist dann nichts anderes als so eine
Logisch. Weil Artur Schnitzler sonst ein
Eishauch um sich, der „fremde Herr“
ang
Art Anti=Naturalismus gewesen. Daß in
gruseliger Pikanterist, aber kein Dichter
in die Türe... Da leuchtet, gelb im Son¬
und
ihm Jourgespräche tragisch werden konnten,
wäre.
nenwiderschein, der Schönbrunner Schlo߬
eicht
hat eher bewiesen, wie groß Talentlosigkeit
In den köstlichen und im wehmütigen
hof und Dialog wie Statisten füllen ihn
ver¬
sein muß, die schon für die bloße Staffage
Schimmer ihrer Ironie fast ergreifenden
mit der unsichtbaren aber drückenden Gegen¬
Des
ihrer tragischen Absichten „Stil“ benötigt.
Szenen des „Reigen“, deren Voesie gerade
wart des einen großen Namens... Und
sigel¬
aus ihrer restlosen Aufrichtigkeit strömt
in jener schönen, von Abendkühle durch¬
Ge¬
Die Linie dieser Kunst konnte sich
(freilich ist es eines Künstlers verklärende
fluteten Erzählung, jener Moment, jene
ent¬
natürlich nur vertiefen, nicht verschieben.
und nicht eines Photographen zuspitzende
Bewegung, da der altgewordene Casanova
igen
So hat der Sechziger Schnitzler gesteigerte
Aufrichtigkeit), fällt kein Sterbestunde¬
in schonungsloser Morgenhelle vor der ent¬
Kultur seiner Echtheiren, hat satteren
schatten. Vielmehr: Der leichsinnistge
bens
setzten Genossin einer erlisteten Liebesnacht
Cellokon seiner Elegie und eine schwin¬
Tanz der Gefühle (?) schlingt sich von Se¬
steht. Und blitzartig in ihren angeekelten
In
gendere Brilanz seiner ironischen Dialektik.
kunde zu Sekunde. Da ist in einem an¬
wie
Zügen die eherne Tatsache liest: Sein
Oder er schreibt in breitem Glanz spielerisch¬
deren, in einem beinahe höhnisch eiteln
Alter. den welkenden Herbst seinesAntlitzes,
unig
prägnanter Bilder, zwischen Bosheit und
Sinn alles Gewalt und — Genuß des
nus
den Reif auf seinem Haupt ...
Klage schweifend, in ruhevoll=gespannten,
Augenblickes. Und dach ist auch dieser
Augenblicke! Sie sind das Geheimnis
ziöse
edel=klaren Sätzen, die nach Deutschlands
Augenblick tragisch und ist es, weil er un¬
Er¬
und die Musik dieses Dichters. Ihr Un¬
höchstem Erzählerlorbeer langen, die mes¬
gewiß ist. Er verrinnt, verfliegt, ver¬
abänderliches, ihr Zwang zu erhöhter und
quine und wundersame, die lästerliche und
schweht und nichts bleibt übrig als Er¬
bewegter Intensität der Empfindung wie
400
erbarmungswürdige Geschichte von dem
nüchterung, Entfremdung, fast Entmensch¬
ginn¬
der Verantwortung, ihr Klang, ihr Echo,
ins Alter und in die Armut heimkehrenden
lichung. Aber da er naht und magisch nahl,
ung,
ihr Schatten, ihre Erinnerung.
Liebes= und Lebenskönig, dem noch be¬
bezaubernd, wie alles Ungewisse, vergoldet!
por
strickenden (welch furchtbares Wort, dies
er selbst Lüsternheiten, haucht Grazle in
ins
„noch“) Casanopa
Artur Schnitzler wird nun sechzig
ge¬
die verzweifelte Lustigkeit der absichtlich
Ein alter Arthur Schnitzler aber ist
Jahre alt und man wundert sich des bei¬
Schamlosen und gibt diesen mehr als ver¬
kaum denkbar. Nicht nur, weil seine Hand
nahe. Noch klingt die Geige dieser strengen
fänglichen Gelegenheiten, was ihnen kein
in Schwung und Reife die Feder führt.
Schwermut süß und voll. Schon der Dreißi¬
gen¬
Talent allein, auch nicht das eines Mau¬
Doch um der Jugend willen, um der unver¬
ger schaute gesammelten Blicks in Däm¬
sam¬
passant geben könnte: Rührung und An¬
geßlichen Jugend der Gestalten, der zauber¬
merungen. Schon der kaum zum Mann
allen
mut.
haft wirklichen, mit denen er unser Leben
Vollendete zeichnete die traurigen, beklem¬
wie
angefüllt hat:
menden, melancholisch=galanten Gestalten
Tragische Ungewißheit des Augen¬
mit
Christinens Vorstadt=Madonnen=Ant¬
auf, die gleichsam unter der rinnenden
blickes ... Man erinnert sich, daß es immer
igen
litz bleibt ohne Runzeln ... Und Anatel.
Sanduhr lächeln, küssen und die ewig hold¬
knappe, melanchalisch=scharfe, herb=milde
des
lächelt wie einst.
Und 1 Situationen waren, die seinen Dichtungen, seligen Scherze der Jugend treiben ... Da¬
.Ludwig Ullman#
auchdiesen schmungnollserakten Theaterstücken 1 mals allerdings mar es Ereignis, dah einer
—
7• S
G
Thuott
905
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das macht wurde, die aber — meines Erachtens! Vorschläge erstatten, die dahin gegen, euß ausPSbira —. Ture.
eines sanften, aber in seiner Sanflmut un= kam und an die Stelle der mathematisch
derMenschleinheit „Zeit“ heißt, ist ihm nicht
entwegtesten Geistes, ihr Bezauberndstes erwirkten Echtheit der Naturalisten einen
weniger Riesenkrahn dramatischer Gewich¬
Zauber verklärter Wahrheit setzte, der sich
tigkeiten geworden, denn Hebbel die Unend¬
gaben: Augenölicke. .. Da stand Stephan
um sicherlich wirkliche, aber bis dato kaum
lichkeit des Gedankens, oder Schiller der
von Sala und sprach, Untergang im Herzen,
dichtungsfähige Milieus wob. „Liebelei“
Sternenflug der Idee.
von der geheimnisvollen Treppe in der
war — stofflich — eine kühnere Tat denn
In billigen, weil aktuellen Bezeich¬
astatischen Ruinenstadt. Deren Stufen, so
manch realistische Souterraintragödie. Im
nungen, hat man ihn oft den Dichter der
viel man auch ihrer abgegraben, immer
Burgtheater
Liebe und des Todes genannt. Das klang
tiefer unter die verbergende Erde führ¬
„Zwischenspiel““ Dien die Leute das
enes
diese feine und agile
romantisch=schauerlich und gab ein Dekora¬
ten... Da schritt der Ehebrecher und
leier
Komödie eines schmerzlich unparteiischen
tionsklischee ab. Ohne Zweifel: Eros
Duell=Totschläger Hochreiter bleich und
essen
Geistes, an, weil da (getrost: nur zwischen
inmitten dieser anmutigen
Thanatos ist
hart aus dem Frühlicht des Gartenweges
gen,
den Aufzügen) zwei verheiratete Leute eine
Unerbittlichkeit das ewig wiederkehrende
und faßt die Hand der ahnungslosen
ein
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Symbol. Das ewig enthüllende außerdem.
Mutter seines Opfers... Da trat, mitten
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viel verlästerte „Salon“ der Schnitzlerschen
Aber es ist Symbol. Nicht Selbstzweck..
in den Silberklang jungen Mädchenlachens,
ngs.
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Logisch. Weil Artur Schnitzler sonst ein
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Art Anti=Naturalismus gewesen. Daß in
gruseliger Pikanterist, aber kein Dichter
in die Türe... Da leuchtet, gelb im Son¬
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ihm Jourgespräche tragisch werden konnten,
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nenwiderschein, der Schönbrunner Schlo߬
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hat eher bewiesen, wie groß Talentlosigkeit
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hof und Dialog wie Statisten füllen ihn
ver¬
sein muß, die schon für die bloße Staffage
Schimmer ihrer Ironie fast ergreifenden
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ihrer tragischen Absichten „Stil“ benötigt.
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wart des einen großen Namens... Und
sigel¬
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in jener schönen, von Abendkühle durch¬
Ge¬
Die Linie dieser Kunst konnte sich
(freilich ist es eines Künstlers verklärende
fluteten Erzählung, jener Moment, jene
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natürlich nur vertiefen, nicht verschieben.
und nicht eines Photographen zuspitzende
Bewegung, da der altgewordene Casanova
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So hat der Sechziger Schnitzler gesteigerte
Aufrichtigkeit), fällt kein Sterbestunde¬
in schonungsloser Morgenhelle vor der ent¬
Kultur seiner Echtheiren, hat satteren
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gendere Brilanz seiner ironischen Dialektik.
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Oder er schreibt in breitem Glanz spielerisch¬
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höchstem Erzählerlorbeer langen, die mes¬
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quine und wundersame, die lästerliche und
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nüchterung, Entfremdung, fast Entmensch¬
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ins Alter und in die Armut heimkehrenden
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ihr Schatten, ihre Erinnerung.
Liebes= und Lebenskönig, dem noch be¬
bezaubernd, wie alles Ungewisse, vergoldet!
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kaum denkbar. Nicht nur, weil seine Hand
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