ßoth Birthdag box 39/3
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menget mit Bitterkeit.“ Die Tendenzdramen,
#rten Barock=Kontraste, die hier zu einer Valeurs; eine silbergraue, von schweren Farben
die nun folgen, widmen sich der Gesellschafts¬
1 matt durchleuchtete Herbststimmung ist über das
kritik und finden ihre höher stehende Fortsetzung
schmerzlich stillen Harmonie verschmelzen. Aber
Ganze gebreitet, und die Tragik des Alters, die
in Werken wie „Zwischenspiel“ und „Das weite
nicht nur dies eine Motiv, sondern seine ganze
hier angeschlagen wird und bei Schnitzler immer
st
Land“ die der modernen Gesellschaft wirklich
Lebenshaltung ist typisch österreichisch.
die eigentliche Tragik des
wiederkehrt, ist
einen Sittenspiegel vorhalten. Hier erliegt der
jenes Gehenlassen, das im Pestlied des „lieben
die
impressionistischen Menschen, der stets
Dichter, dessen passive Skepsis der dramatischen
Augustin“ erklingt: „'s ist mir alles eins,“ er
Stunde genossen hat und sich nun einsam sieht
Spannkraft entbehrt, bisweilen dem Streben
ist das Genießen des Augenblicks, das nicht nach
mit den Schemen seiner Erinnerung. Die Wir¬
nach rein theatralischer Wirkung, die ihm am
dem Morgen fragt, wie es schon Abraham
rungen und Wandlungen der Seele, die „ein
besten im „Grünen Kakadu“ gelungen ist. Auch
a Santa Clara an seinen Wienern tadelte. Schnitz¬
weites Land“ ist beschäftigen Schnitzler haupt¬
seine neuesten Berufsstücke, das vielgespielte
ler ist ein geradezu fanatischer Verfechter des
sächlich, der als Arzt ein scharfer Beobachter ist
Arztedrama „Professor Bernhardi“ und die mi߬
Glaubens daß der Mensch nichts tun kann gegen
und sich mit Psychologie nicht nur als Künstler)
lungene Journalistenkomödie „Fink und Flie¬
sein Schicksal, daß er unfrei ist, eine Puppe in
sondern auch als Gelehrter beschäftigt hat. In
derbusch“, sind reine Theaterstücke. Größere
der Hand eines unsichtbaren Drahtziehers. Es
einem eigenen Buch ist von Theodor Reik auf
Aufgaben stellte er sich in den Werken „Der
ist dies lustig=traurige, Puppenspiel des Lebens,
die Beziehung unseres Dichters zu der Psycho¬
Schleier der Beatrice" und „Der junge Medar¬
das die Wiener Volksstücke mit unbewußter
analyse Freuds hingewiesen worden, der sein
dus“, die zur „großen Tragödie“ hinstreben.
Ironte darstellten, das bei ihm aber mit einem
engster Wiener Landsmann ist und mit dem er
Aber weder die Historie noch die dramatische
skeptischen Künstlertum geschildert wird. Das
sich auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten
Architektonik sind seine starke Seite. So wunder¬
Schicksal spielt mit uns, wir spielen unser
über Hypnose und Suggestion berührt. Schnitz¬
volle Szenen besonders „Der Schleier der
Leben: „Es fließen ineinander Traum und
ler ist in seinen Dichtungen von verhältnis¬
Beatrice“ enthält, es sind doch nur Einzelheiten,
Wachen, Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist
mäßig einfachen Gefühlen, auf denen sich sein
und überhaupt leistet er sein höchstes in kleinen
nirgends. Wir wissen nichts von andern, nichts
bekanntes Drama „Liebelei“ aufbaute, zu immer
Werken, in manchen Einaktern, in einzelnen
von uns, wir spielen alle wer es weiß, ist klug,“
komplizierteren feelischen Beziehungen und
Akten, in subtilen Details, wie sie noch zuletzt
heißt es in seinem tiefsinnigen „Paracelsus“.
Rätseln fortgeschritten, er dringt tief in die Welt
das Casanova=Drama mit seiner prächtigen
„Das Leben — ein Traum,“ dies Grillparzer¬
des Unbewußten, der verdrängten Gefühle und
Motiv wird von Schnitzler in vielsachen Wand¬
Rokoko=Ornamentik enthält.
gestaltet echt Freudsche Probleme, wie in der
Schnitzler Est ein Meister des Dialogs, der
lungen und Spiegelungen ausgenommen ebenso
Novelle „Frau Beate und ihr Sohn“. Aber so
sein geschliffenen Pointe; er braucht jemanden,
wie die Verschmelzung von Liebe und Tod aus
wichtig diese tief bohrende und zergliedernde
der ihm die „Stichworte bringt“, aber seine
„Des Meeres und der Liebe Wellen“. Kunst
Analyse für seine Kunst ist, so darf man sein
Charakteristik ist zu subtil und episch, so daß
und Natur gehen ineinander über, und das
Werk doch nicht, wie es Reik getan hat, einseitig
seine Dramen leicht etwas Novellistisches be¬
Leben in der Phantasie ist oft wirklicher als das
an der Freudschen Methode messen, sondern
kommen. Als Novellist hat er von seinen
reale Leben. Daher seine Verehrung, ja über¬
diesem reichen
muß betrachten, was er aus
Jugendsachen „Sterben" und „Leutnant Gustl“
schätzung des Künstlers, sein Asthetentum, da¬
psychologischen Material lebendig gestaltet hat.
an viel Feines geschaffen; sein epischer Atem ist
her aber auch die Inbrunst, mit der das For¬
Man hat Schnitzler oft vorgeworfen, daß
aber kurz und reicht nicht zum Roman. Trotz¬
male gegeben ist. In der Feinheit und Grazie
seine Welt und seine Stoffe zu eng begrenzt
dem ist sein einziger Roman „Der Weg ins
seines Stils folgt Schnitzler ebenfalls den besten
nur ganz wenige
Freie“ vielleicht sein bedeutendstes, jedenfalls
heimischen Mustern, und manches aus seiner
seien. Tatsächlich sind
Motive, Figuren und Situationen, die sich bei
sein persönlichstes Werk. Es ist ein Bekenntnis¬
letzten Prosa gemahnt an Stifters Erzähler¬
ihm in seinen Variationen stets wiederholen.
buch großen Stils, in dem er als Jude und als
kunft.
Da ist die Stellung des Mannes zwischen zwei
Österreicher mit den ewigen Problemen der
Aus seinem Wienertum heraus wurde der
Frauen, dem „süßen Madel“ und der verheirate¬
Rasse und des Volkes ringt. Gehört auch der
Dichter zu dem bezeichnendsten Vertreter des
ten Dame, da ist das „dreieckige“ Verhältuis in
Dichter des Impressivnismus und des alten
Impressionismus. Da er nur die Empfindung
der Ehe, da sind die beiden Freunde, die beiden
Wien der Vergangenheit an, der Mensch Schnitz¬
des Augenblicks anerkennt, sich allein an den
Gegner da ist der Liebe kurze Seligkeit und
ler wird in seinem Allzumenschlichen=Ewig¬
des Lebens, an den
flüchtigen Abglanz
lange Qual, ist die Hoffnung auf das Kind und
menschlichen stets lebendig bleiben und uns er¬
Mummenschanz perhuschender Schatten klam¬
das Grauen vor dem Alter, ist Duell und Tod.
greifen.
mert, so wußte er in das Momentane den stärk¬
Schnitzler schlägt diese Leitmotive schon in seinen
sten Inhalt zu legen. Seine beiden ersten be¬
und
ersten Dichtungen an, hat sie in „Anatol“
Als Privatdozent für Moraltheologie und
deutenderen Arbeiten, der Einakterzyklus
„Liebelei“ reich und dichterisch entwickelt. In
Gesellschaftslehre habilitierte sich in der katholisch¬
„Anatol“ und die Novelle „Sterben“ drängen
„Reigen“ dieser heut so berüchtigten Szenen¬
der Universität
theologischen Fakultät
bereits in einzelne Augenblicke ganze Welten
folge, hat der erotische Pessimismus des jungen
Bonn Dr. theol. et phil. Theodor Stein¬
des Erletens. Das impressionistische Drama
Dichters seinen stärksten Ausdruck gefunden, es
hat kein höheres Kunstwerk aufzuweisen als
ist ein melancholischer „Totentanz der Liebe“,sbüchel, Repetent am Erzbischöfl. Collegium
Schnitzlers „Einsamen Weg“ in dem man auch
dessen Motto das Wort Meister Eckhards sein; Albertinum, mit einer Schrift „Die Wirtschaf
wohl sein bestes. Werk sehen darf. Hier ent¬
I faltet sich eine Kunst der Halbtöne, der feinen! könnte: „Die Wollust der Kreaturen ist ver= in ihrer Beziebung zum sittlichen Werte.
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menget mit Bitterkeit.“ Die Tendenzdramen,
#rten Barock=Kontraste, die hier zu einer Valeurs; eine silbergraue, von schweren Farben
die nun folgen, widmen sich der Gesellschafts¬
1 matt durchleuchtete Herbststimmung ist über das
kritik und finden ihre höher stehende Fortsetzung
schmerzlich stillen Harmonie verschmelzen. Aber
Ganze gebreitet, und die Tragik des Alters, die
in Werken wie „Zwischenspiel“ und „Das weite
nicht nur dies eine Motiv, sondern seine ganze
hier angeschlagen wird und bei Schnitzler immer
st
Land“ die der modernen Gesellschaft wirklich
Lebenshaltung ist typisch österreichisch.
die eigentliche Tragik des
wiederkehrt, ist
einen Sittenspiegel vorhalten. Hier erliegt der
jenes Gehenlassen, das im Pestlied des „lieben
die
impressionistischen Menschen, der stets
Dichter, dessen passive Skepsis der dramatischen
Augustin“ erklingt: „'s ist mir alles eins,“ er
Stunde genossen hat und sich nun einsam sieht
Spannkraft entbehrt, bisweilen dem Streben
ist das Genießen des Augenblicks, das nicht nach
mit den Schemen seiner Erinnerung. Die Wir¬
nach rein theatralischer Wirkung, die ihm am
dem Morgen fragt, wie es schon Abraham
rungen und Wandlungen der Seele, die „ein
besten im „Grünen Kakadu“ gelungen ist. Auch
a Santa Clara an seinen Wienern tadelte. Schnitz¬
weites Land“ ist beschäftigen Schnitzler haupt¬
seine neuesten Berufsstücke, das vielgespielte
ler ist ein geradezu fanatischer Verfechter des
sächlich, der als Arzt ein scharfer Beobachter ist
Arztedrama „Professor Bernhardi“ und die mi߬
Glaubens daß der Mensch nichts tun kann gegen
und sich mit Psychologie nicht nur als Künstler)
lungene Journalistenkomödie „Fink und Flie¬
sein Schicksal, daß er unfrei ist, eine Puppe in
sondern auch als Gelehrter beschäftigt hat. In
derbusch“, sind reine Theaterstücke. Größere
der Hand eines unsichtbaren Drahtziehers. Es
einem eigenen Buch ist von Theodor Reik auf
Aufgaben stellte er sich in den Werken „Der
ist dies lustig=traurige, Puppenspiel des Lebens,
die Beziehung unseres Dichters zu der Psycho¬
Schleier der Beatrice" und „Der junge Medar¬
das die Wiener Volksstücke mit unbewußter
analyse Freuds hingewiesen worden, der sein
dus“, die zur „großen Tragödie“ hinstreben.
Ironte darstellten, das bei ihm aber mit einem
engster Wiener Landsmann ist und mit dem er
Aber weder die Historie noch die dramatische
skeptischen Künstlertum geschildert wird. Das
sich auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten
Architektonik sind seine starke Seite. So wunder¬
Schicksal spielt mit uns, wir spielen unser
über Hypnose und Suggestion berührt. Schnitz¬
volle Szenen besonders „Der Schleier der
Leben: „Es fließen ineinander Traum und
ler ist in seinen Dichtungen von verhältnis¬
Beatrice“ enthält, es sind doch nur Einzelheiten,
Wachen, Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist
mäßig einfachen Gefühlen, auf denen sich sein
und überhaupt leistet er sein höchstes in kleinen
nirgends. Wir wissen nichts von andern, nichts
bekanntes Drama „Liebelei“ aufbaute, zu immer
Werken, in manchen Einaktern, in einzelnen
von uns, wir spielen alle wer es weiß, ist klug,“
komplizierteren feelischen Beziehungen und
Akten, in subtilen Details, wie sie noch zuletzt
heißt es in seinem tiefsinnigen „Paracelsus“.
Rätseln fortgeschritten, er dringt tief in die Welt
das Casanova=Drama mit seiner prächtigen
„Das Leben — ein Traum,“ dies Grillparzer¬
des Unbewußten, der verdrängten Gefühle und
Motiv wird von Schnitzler in vielsachen Wand¬
Rokoko=Ornamentik enthält.
gestaltet echt Freudsche Probleme, wie in der
Schnitzler Est ein Meister des Dialogs, der
lungen und Spiegelungen ausgenommen ebenso
Novelle „Frau Beate und ihr Sohn“. Aber so
sein geschliffenen Pointe; er braucht jemanden,
wie die Verschmelzung von Liebe und Tod aus
wichtig diese tief bohrende und zergliedernde
der ihm die „Stichworte bringt“, aber seine
„Des Meeres und der Liebe Wellen“. Kunst
Analyse für seine Kunst ist, so darf man sein
Charakteristik ist zu subtil und episch, so daß
und Natur gehen ineinander über, und das
Werk doch nicht, wie es Reik getan hat, einseitig
seine Dramen leicht etwas Novellistisches be¬
Leben in der Phantasie ist oft wirklicher als das
an der Freudschen Methode messen, sondern
kommen. Als Novellist hat er von seinen
reale Leben. Daher seine Verehrung, ja über¬
diesem reichen
muß betrachten, was er aus
Jugendsachen „Sterben" und „Leutnant Gustl“
schätzung des Künstlers, sein Asthetentum, da¬
psychologischen Material lebendig gestaltet hat.
an viel Feines geschaffen; sein epischer Atem ist
her aber auch die Inbrunst, mit der das For¬
Man hat Schnitzler oft vorgeworfen, daß
aber kurz und reicht nicht zum Roman. Trotz¬
male gegeben ist. In der Feinheit und Grazie
seine Welt und seine Stoffe zu eng begrenzt
dem ist sein einziger Roman „Der Weg ins
seines Stils folgt Schnitzler ebenfalls den besten
nur ganz wenige
Freie“ vielleicht sein bedeutendstes, jedenfalls
heimischen Mustern, und manches aus seiner
seien. Tatsächlich sind
Motive, Figuren und Situationen, die sich bei
sein persönlichstes Werk. Es ist ein Bekenntnis¬
letzten Prosa gemahnt an Stifters Erzähler¬
ihm in seinen Variationen stets wiederholen.
buch großen Stils, in dem er als Jude und als
kunft.
Da ist die Stellung des Mannes zwischen zwei
Österreicher mit den ewigen Problemen der
Aus seinem Wienertum heraus wurde der
Frauen, dem „süßen Madel“ und der verheirate¬
Rasse und des Volkes ringt. Gehört auch der
Dichter zu dem bezeichnendsten Vertreter des
ten Dame, da ist das „dreieckige“ Verhältuis in
Dichter des Impressivnismus und des alten
Impressionismus. Da er nur die Empfindung
der Ehe, da sind die beiden Freunde, die beiden
Wien der Vergangenheit an, der Mensch Schnitz¬
des Augenblicks anerkennt, sich allein an den
Gegner da ist der Liebe kurze Seligkeit und
ler wird in seinem Allzumenschlichen=Ewig¬
des Lebens, an den
flüchtigen Abglanz
lange Qual, ist die Hoffnung auf das Kind und
menschlichen stets lebendig bleiben und uns er¬
Mummenschanz perhuschender Schatten klam¬
das Grauen vor dem Alter, ist Duell und Tod.
greifen.
mert, so wußte er in das Momentane den stärk¬
Schnitzler schlägt diese Leitmotive schon in seinen
sten Inhalt zu legen. Seine beiden ersten be¬
und
ersten Dichtungen an, hat sie in „Anatol“
Als Privatdozent für Moraltheologie und
deutenderen Arbeiten, der Einakterzyklus
„Liebelei“ reich und dichterisch entwickelt. In
Gesellschaftslehre habilitierte sich in der katholisch¬
„Anatol“ und die Novelle „Sterben“ drängen
„Reigen“ dieser heut so berüchtigten Szenen¬
der Universität
theologischen Fakultät
bereits in einzelne Augenblicke ganze Welten
folge, hat der erotische Pessimismus des jungen
Bonn Dr. theol. et phil. Theodor Stein¬
des Erletens. Das impressionistische Drama
Dichters seinen stärksten Ausdruck gefunden, es
hat kein höheres Kunstwerk aufzuweisen als
ist ein melancholischer „Totentanz der Liebe“,sbüchel, Repetent am Erzbischöfl. Collegium
Schnitzlers „Einsamen Weg“ in dem man auch
dessen Motto das Wort Meister Eckhards sein; Albertinum, mit einer Schrift „Die Wirtschaf
wohl sein bestes. Werk sehen darf. Hier ent¬
I faltet sich eine Kunst der Halbtöne, der feinen! könnte: „Die Wollust der Kreaturen ist ver= in ihrer Beziebung zum sittlichen Werte.