VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 183

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Albin Roßlau. 4#.
BK. Arthur Schnitzler, der seit einem Menschenalter etwa
mit seinen Stücken die deutsche Bühne beherrscht, ist vielleicht
in diesen ganzen Jahren niemals soviel genannt worden, wie
in diesem letzten Lebensjahre, da „Der Reigen“ über die
Bretter ging. Aber man begeht einen vollkommenen Irrtum,
wenn man nun Arthur Schnitzler immer nur als den Dichter
des „Reigen“ ansieht und aus dieser ursprünglich nur für
seine Freunde als Privatdruck erschienene Szenenfolge sein
Künstlerprorträt betrachtet.
Arthur Schnitzler, der nun sein sechzigstes Lebensjahr
vollendet, wurde am 15. Mai 1862 in Wien als der Sohn
eines berühmten Gelehrten geboren, des Laryngologen Pro¬
fessor Dr. Johann Schnitzler, und wandte sich selbst aus
innerster Neigung frühzeitig er medizinischen Wissenschaft
zu. Beceits mit dreiundzwanzig Jahren wurde er zum
Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Er war dann
zunächst in verschiedenen Stellungen, am Allgemeinen Kran¬
kenhause und an der Poliklinik als Arzt tätig und er prak¬
tiziert bis heute, seine literarische Tätigkeit nur nebenbei
ausübend. Und wer diese genauer betrachtet, wird im
Sichter Schitter auch immer den Arst, den Sekenforsher,
den Heilkünstler am Werke finden, und nicht zuletzt ist dies
auch beim Schaffen des viel erörierten „Reigen“ der Fall
gewesen.
Erst im Jahre 1892 erschien er mit einem Bande dialogi¬
fierter kleiner Novellen „Anatol“, einer der feinsten literari¬
——
jährten“, das herrliche Schauspiel
die vier Einakter „Lebendige Stul
schen Erscheinungen des letzten Menschenalters auf dem
Bauernfeldpreis erhielt, das Sch#
Markte
die Komödie „Zwischenspiel“ das
„Also spielen wir Theater. Spielen unsere eigenen Stücke,
Lebens“ für das ihm 1908 der
Früh gereift und zart und traurig, die Komödie unserer
die drei Einakter „Marionetten“
Seele,
Mizzi, oder: Der Familientag“.
Kolonisten“ die dramatische Hist
Unseres Fühlens Heut und Gestern, böser Dinge hübsche
die Tragikomödie „Das weite Lan
Formel,
und Romane hat Schnitzler ver
velle „Sterben, kleine Novellett
Glatte Worte, hunte Bilder, halbes heimliches Empfinden,
sodann „Frau Bertha Garlan“
Agonien, Episoden.
den Roman „Der Weg ins Feie
Diese berühmt gewordenen Worte hatte Hugo von Hof¬
Wunder“.
mannsthal diesem literarischen Erstling Schnitzlers als Pro¬
Unmöglich, alle diese 2
log vorangestellt, und sie wurden gewissermaßen zum künst¬
charakterisieren. Sein dichteri
lerischen Programm des Dichters für alle seine Dichtungen.
im Wienerischen. Schnitzler ist
Sie erklären auch die Frische und Lebenswärme in Schnitz¬
Erziehung Wiener, er ists auch
lers Dichtungen, der dann 1895 durch sein aus Humor und
ist der dichterische Schöpfer de
Wehmut, aus Lebenslust und tragischer Verzweiflung zu¬
allen seinen Schattierungen.
sammengesetztes Lebensbild „Liebelei“ den breitesten Massen
eingehend studiert und mit dem
des deutschen Theaterpublikums bekannt wurde. In diesem
seine ganze Süßigkeit auch da
und in „Freiwild“ offenbart sich mit besonderer Stärke der
blickende Menschen nur die
Dramatiker Schnitzler.
würden.
Mit mehr oder weniger Glück, je nachdem in den
Dabei kommen wir nun zu
Stücken sich mehr der feinsinnige, plaudernde Dichter oder der
Dichter des „Reigen“, lange
schärfere Dramatiker zeigte, trat Schnitzler dann mit zahl¬
„Reigen“ begann, gemacht wor
reichen Dramen an die Oeffentlichkeit, deren Fülle, neben
Dichter des „Anatol“ den Vort
seiner sehr starken Praxis als Arzt, entstanden, schon allein
fertigkeit gemacht. „Nichts A
seine Genialität bekunden würde. Wir verzeichnen hier nur
die Schauspiele „Das Märchen", „Das Vermächtnis“ die
drei Einakter „Der grüne Kakadu“, „Paracelsus“, „Die Ge=Herzog, „als diesen für den