VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 206

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führerisch vielstimmigen Wie, auch in diesen Werken schon ohne es zu erkennen, im Grunde doch die Glücklicheren
sind.
thur Schnitier.“ ezcharakteristisch zu erkennen ist: Die Stellung des Dichters
Schnitzler hat es einmal das Charakteristische aller
zum Konflikt. Schnitzlers Helden gehen nicht als Kämpfer
burtstag des Dichters am 15. Mai.“
wider die Konvention zugrunde. Sie sind in der Tiefe
Uebergangsepochen genannt, „daß Verwicklungen, die für
die nächste Generation vielleicht gar nicht mehr existieren
on Dr. Paul Neuburger.
ihrer Seele selbst Fahnenflüchtige, die die Berechtigung
werden, tragisch enden müssen, wenn ein leidlich anstän¬
des Lebens wie es ist, deshalb weil es ist, noch da aner¬
itzlers Bild im Bewuztsein der Oeffent¬
kennen, wo es im fragwürdigen Mantel der gesellschaft¬
diger Mensch hineingerät". Manche von den Verwick¬
leichte Verzerrung. Seine Persönlichkeit,
lichen Konvention auftritt: der Verächter des „Märchens“
lungen, in denen sich für Schnitzlers Menschen das Un¬
großen Publikum darstellt, erscheint über
vom Belaltetsein der Gefallenen empfindet selbst gegen¬
überwindliche des Lebens darstellt, haben schon heute
ne frühen d erke bestimmt. Diese ersten
über dem, worüber „kein Mann hinweg kann“, schließlich
für uns ihr Ueberzeugendes verloren, schon fühl
n die Anatolszenen und „T#ebelei“, sind
doch wie die andern, der Bekämpfer der Duellmoral, dem
uns fremd in einer Welt, der selbst in des Mann¬
mer wieder auflebenden Bohnenerfolge
das Leben das höchste Gut erscheint, vermag es am Ende
die Liebe als das einzige und wesentliche erscheine
nd in anderen Jugendwerken, wie dem
as Grundgefühl
doch nicht, den Selbstvorwurf der Feigheit zu ertragen.
Das ändert n bts dgran, d#
dem wenig geglückten und wenig erfolg¬
Hier ist der Punkt, wo die weitere Entwicktung einsetzen
Allmacht des Lebens über #e zeitlicher Ges
,gibt der Stoff das Liebesleben — wenn
kann, weil hier bereits die grundsätzliche Abweichung in
hinweg seine Gültigkeit behält, und daß solo, Hil
n will — des wohlhabenden, von einem
Schnitzlers Auffassung der konventionellen Lüge gegeben
die Gewalt des bunten Seins, mit so bestrickenben
gar nicht in Anspruch genommenen jungen
war, hier der Punkt, wo es sich zeigt, daß Schnitzlers
kunst und Grazie vorgetragen, wie sie in Deut
mmung eine unablösbare Wiener Lokal¬
seltene Gabe ist, auch den zu fesseln vermag, der
Musik ihre Klangfarbe von des Dichters ethischer und
eiche, leichtfertig=sentimentale Grazie her.
weltanschaglicher Grundeinstellung hernahm: Schmiuler
unserer ringenden Epoche vorziebt. Stärkung bei Dichtern
sich ein solcher greifbar und beherr¬
empfindet die Lüge des Lebens so sehr wie Ibsen, sie bildet
zu suchen, deren Herz mit dem Kämpfer schlägt.
det, ist ein Kampf des Individuums
eigentlich den Gegenstand seiner ganzen Dichtung, aber er
tion, etwa wider die Unsitte des Zwei¬

nimmt sie wehmütig lächelnd hin, weil sie ihm untrenn¬
gesellschaftliche Vorurteil, das die Ge¬
barer Inhelt des Lebens scheint. So wird die Lebens¬
Wenn die Konflikte tragisch enden,
lüge, die ihm zuerst im Gewand gesellschaftlicher Vorur¬
offenbar die Sympathie des Dichters die
teile erschienen ist, und die sich auch in seinem späteren
des Vorurteils begleitet, so scheint er
Schaffen noch manchmal in solchen Gestalten zeigt, zu
eihe der Ibsenschen Kämpfer,gegen die
einem Grundbestandteil des menschlichen Lebens, vor
ige zu treten, nur daß er diesen Kampf
allem der Beziehungen der Geschlechter zueinander, deren
Florett, statt mit dem wuchtigen Schwert
verwirrende Ma nigfaltigkeit von Anfang an den Stoffi
ecken führt.
bildet, an dem sich für Schnitzler das Leben darstellt. Jene
er, wie mancher andere, eines Tages das
Lüge zu bekämpfen, ist daber eine fragwürdige Aufgabe:
nem Werk völlig abweichenden Gepräges
die Stunden des Erkennens, die in des Dichters Werken
und es vor die Entscheidung gestellt, ent¬
immer wiederkehren, bringen selten Befreiung: häufig,
rs Vielgestalt hinzunehmen oder die eine
wenn sie wirkliche Erkenntnis gaben und nicht an Stelle
sens zu bejahen, die andere abzulehnen,
der einen Lüge eineandere setzten, Ekel oder Verzweiflung.
t nötig sein, den späteren Schnitzler aus
Wer klug ist, weibAdaß eine Lüge, die ein menschliches
es früheren berauszulösen, die Züge des
n Bilde des älteren aufzuzeigen. Dem= Dasein zu tragen vekmag, besser ist, als eine zerstörende
Schnitzlers Schaffen unter dem Gesetz] Wahrbeit, er weiß, daß wir immer svielen, und daß wir
nichts von uns und nichts von anderen wissen. Nur die
nden folgerichtigen Entwicklung, die nie¬
Toren wollen erkennen und zur Erkenntnis verhelfen,
Bahn bricht, und der Gereifte hat kaum
nur die Toren suchen das Leben zu meistern; es ist
die nicht ihren Vorklang schon in den
Traum, Spiel, Lüge, Chaos, aber auch einzige Macht und
säben. Aber die Akzente haben sich lang¬
Wirklichkeit; die Hand, die sich vermißt zu lenken, greift
und so bedeutet die Entwicklung doch eine
ins Leere, und wer zu sehen glaubt, wird blind dahinge¬
trieben, wohin zu kommen ihm bestimmt war.
rs Jugendstücken sind die Linien einfach,
Auf solchem Boden gedeihen keine Helden. Die
ten klar bervor. Umgeben aber werden
Lebenskämpfer kommen denn auch bei Schnitzler schlecht
uschenden Polyphonie, einer den Lokal¬
genug weg. Immer wieder stehen sie als betrogene Be¬
leichlicher Meisterschaft treffenden Stim¬
das leicht überhört, was zwischen diesen trüger da, und mit zunehmender Reife wächst des Dichters
dem einfach klaren Was und dem ver= müdlächelnde Sympathie mit den Gütigen, die, betrogen,