VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 207

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goth Birthdar
stimmung über die zahlreich vorliegenden Anträge.
bahnarbeitern großen Anhang besitzt, mertwürdiger¬
Es wurde beschlossen, eine Förderung des Vorort¬
weise im Amt und versuchte nun den sogenannten
verkehrs zu verlangen. Die Sozialisierung der Eisen¬
„Mitteldeutschen Eisenbahnerbund“ zu begründen,
bahn wurde abgelehnt, ebenso der Antrag aus Anlaß
der die Direktionen Magdeburg, Halle und Erfurt
des Eisenbahnerstreiks überhaupt keine Disziplinie¬
umfassen sollte. Die drei Beschuldigten gaben zwar
rungen vorzunehmen. In der Einzelbesprechung
zu, an dem Streik beteiligt gewesen zu sein, lehnten
wurden allerlei Sonderwünsche laut.
es aber ab, eine Führerrolle gespielt zu haben.
von der Erkenntnis aus, daß die schöpferischen Ar¬
Ium Geleit.
beiten eines Künstlers immer um bestimmte typische
Mit jedem Seufzer und mit jedem Blick
Gestalten, Motive und Prooleme kreisen: Liebe und
erbetteln wir von Freunden und von Frauen
Treue, Leben und Ted, Wahrheit und Schicksal; der
die Lüge, die uns weiter hilst zu leben.
schwerblütige Abenteurer, der mißmutige, Ehren¬
Je näher unserm Herzen eine ist,
mann, das süße Mädel, die dämonische Frau — im¬
um so viel tiefre Lügen fordern wir.
mer sind es die gleichen Probleme und Figuren, die
Was uns daheim auf Erden fühlen läßt,
in Arthur Schnitzlers Schriften wiederkehren. Und
ist allerlei Betrug, der uns umgibt.
doch handelt es sich nirgends um ermüdende Wieder¬
Wer Wahrheit sucht, ist fremd und bleibt allein.
holungen; aus dem gleichen Boden, aus derselben
Arthur Schnitzler.
Wurzel entsteht imner etwas Neues. Schnitzler
fühlt und weiß, daß die Räisel des Lebens nie
ganz gelöst werden, daß es auf keine Schicksals¬
Arthur Schnitzler.
frage die voll befriedigende Antwort gibt.
Zu seinem sechzigsten Geburtstage.
In zwölf farbigen Kapiteln, die sich im Titel
Von Fritz Droop.
größtenteils mit den Hauptwerken des Dichters
decken, läßt Josef Kömer die Schaffenswelt Arthur
Die berühmten Sechziger des Jahres
Schnitzlers vor uns erstehen: Der Dichter und die
1922 rücken un, und Arthur Schnitzler steht in
Protagonisten, Liebelei, das weite Land, Bacchusfest,
ihrer ersten Reihe. Ihm ist an dieser Stelle schon
Die Hirtenflöte, Don Juan und Brackenburg, Ko¬
mancher Lorbeer geflochten worden, und selbst der
mödie der Worte, Der Ruf des Lebens, Der Puppen¬
„Reigen“=Skandal, der im letzten Winter die Sen¬
spieler, Zerrbild, Gehalt und Form des Romans
sation der Berliner und Wiener Theaterkreise war,
Der Weg ins Freie, Der Dichter und sein Werk. In
hat das Bild des Dichters nicht zu verändern ver¬
dem Schlußkapitel sagt der Verfasser: „Schnitzlers
Menschen sind hin= und hergeworfen zwischen müder
Im „Schleier der Beatrice“ sagt Schnitz¬
Resignation und frivolem Spiel; in stumpfem Fata¬
ler von seiner Mission:
lismus lassen sie von der Woge des Schicksals sich
„Dem was gescheh'n ist, in die tiesste Seele
dahintreiben. In Schnitzlers Gestalten mengen sich
zu schau'n, bin ich bestellt, daß ich's ergründe.“
wienerische Grazie und jüdische Geistigkeit, schwer¬
In diesem grüblerischen Streben hat er das
blütiger Leichtsinn und überspitzte Kontemplation zu
Seziermesser des unerbittlichen Psychologen an die
einem Wesen von anmutiger Anomalie. Nicht, was
Seelen der Menschen gelegt, ist er in die komplizier¬
sich mit und in ihnen ereignet, ist diesen Menschen
testen Naturen eingedrungen, hat er die Widersprüche
bedeutungsvoll, sondern einzig die Stimmung, die
erkannt, in denen das Leben verläuft, hat er den
ihnen daraus aufsteigt. Von Trank und Speise des
Schleier zu lüsten gesucht, der Wahrheit und Lüge
Daseins wollen sie nur den Duft genießen; im Ruf
gleichermaßen deckt. Eine nimmermüde Selbstbe¬
des Lebens nur den Klang, nicht den Sinn der Bot¬
obachtung gab ihm das beste Mittel in die Hand, das
schaft vernehmen. So sind es denn auch vornehmlich
eigene Erlebnis war die zuverlässigste „Kontrolle“
und vorzüglick Stimmungswerte, die Schnitzlers
für die Anglyse seiner Gestalten.
Werk kostbar machen: eine leise mitklingende Melo¬
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Zufälligkeit eines vollendeten Lebensab¬
die, die alles in zarte Musik taucht, ein feiner Ruch,
schnitts kann mich nicht veranlassen, früher Gesagtes
der eine wonnige Atmosphäre schafft, süße Reize,
zu wiederholen und ein altes Bekenntnis zu er¬
denen sich niemand entziehen kann.
neuern; doch möchte ich den sechzigsten Geburtstag
Der Dichter begann sein Werk, als der Natura¬
Schnitzlers benutzen, um auf sein bei S. Fischer
lismus in Deutschland bochgelobter Götze war.
in Berlin erschienenes Gesamtwerk sowie auf das
Arthur Schnitzler ist ihm niemals ein überzeugter
vortreffliche Buch hinzumeisen, das Josef Körner
Anbeter gewesen. In roher Form rohe Wahrheit
soeben unter dem Titel „Arthur Schnitzlers
aufzuzeigen, war niemals sein Beginnen. Was er
Gestalten und Probleme“ (mit einem Por¬
geben will, sind reizvolle Wirklichkeiten; Stimmun¬
trät des Dichtees und einigen Szenenbildern im
gen, nicht obiektive Tatbestände. Darum kann und
Amaltheaverlag in Wien) veröffentlicht hat.
will er die Probleme, die seine Schriften erörtern,
In dieser geistvollen Monographie wird versucht,
auch niemals zu endgültiger Lösung bringen; sie
das Schaffen des größten Wiener Dramatikers mit
verändern ihre Protensgestalt je nach den Seelen¬
Hilfe der Psychoanalyse zu erklären. Körner gehtI zuständen derer, die sie bezwingen wollen ... Un¬
nen bezahlt.
Fritz Kreislers politi
rikanische Senat hat eine
wonach die Zurückzahlung
Seite an Oesterreich ge
schüsse im Wert von 24
auf fünsundzwanzig Jahre
nachahmlich ist die Kun
seine Sprache ist elegant, v.
wenig sentimental —
männer ... Gelegentlich
Publikum tun der Tiefe vo
keinen Abbruch; ins Ethi
der Dichter allerdings nich
nur, wal gegeben, nicht,
dieser Welt ist sein Re
höchster Wert und darun
Wertens überhaupt. Er
tivistischen Epoche ...“
Hat Schnitzler auch 5
nicht erklommen: so füllt e
Muse ihm zugewiesen hat,
und der gestrenge Alfred
Worts, als er zu Schnitzten
uns oft ergriffen, oft nach
ein Poet!“
Schöpferisch
Sonntags
Von Karl
Ein neuerer Schriftstell
Weiser zugegen ist, geschi
Wort ist gut und mag an
Aber es gibt noch einen
Davon möchte ich reden.
Vorerst aber gilt es, den
zu begreifen. Zu sehen, wie
noch das Unglück, das Schick
war (bis auf diesen Tag).
Grauenvollste, das Tierisch
Mitmenschen schlachtet wie
Epen der Völker, Religion
rein literarischen Epen, heu
Entsetzen. In der Bibel,
manischen Sagen! Heldenti
bei! Und Größe steht da
größer als Heldentum und
bare“ das im Grunde niem¬
Verwirrungen des Schicksal¬
los erscheinen mußten.
haben versucht, Zipfelchen v
aber wirkliche Lösungen ha
allen Völkern nur — tiefst
Propheten zu geben vermoch
Was kann Lösung sein?
oder eine „Weisheit“. Viell
Man muß mich hier nicht