goth Birthdag box 39/3
lichen und bürgerlichen Existenz machen das
werk einen größeren Erfolg errungen. Einige
ganze Wesen seiner Kunst verständlich. In
Arthur Schnitzler
spürten auch schon in diesem Soldatendrama
einem Staate wie das alte, untergangreife
„Offiziere“ eine starke Kraft. Strecker schrieb
Oesterreich konnte kein großes Talent scharf und
Zu lesnem 60. Geburtstag: 15. Mai.
damals in der „Tägl. Rundschau“ über dieses
lebendig, aktiv werden. Schon dem Genie
Drama: „Es atmet ein wenig von dem Geist
Wir alle ldich wir in den Jahren zwischen der
Grillparzer hat man die Flügel beschnitten, den
des Prinzen von Homburg,“ Julius Hart rief:
Fahrhullderwende und dem Kriegsbeginn als
Flug in den hohen Aether vergällt. Wieviel
„Kleistisches Jugendfeier lodert in ihm,“ und
junge Viteraturstudenten nach Berlin kamen,
mehr den bescheideneren Talenten, die ihm nach¬
Bahr notierte sich den Namen dieses blonden
Haben eigentlich die ältere Generation der Väter
folgten. Im alten Oesterreich hat eigentlich der
Offiziers und Dichters in sein schmales Tage¬
beneidet. Uns fehlte damals jedes große Er¬
Hofrat alles gemacht. Das ging nach Aktenfas¬
buch: Fritz von Unruh. Wir Jungen waren
ebnis, jede Aufgabe, jeder Antrieb. Wir kamen
zikel und Programmnummer. Die liberale
noch skeptisch. Der Dichter hatte — hieß es —
mitten in eine Zeit des Müdeseins, des Aus¬
Presse, die sich sehr bescheiden wehrte, hatte nicht
den Abschied genommen und war nach dem
keuhens hinein und suchten doch so sehr den
genug Köpfe, war nicht tief genug fundiert, um
Süden gefahren. Die große Krise kam ja für
Mampf, den Streit, die Regung junger Geistes¬
den Kampf siegreich zu bestehen und war nicht
uns Junge erst einige Jahre später. Und da¬
Kraft. In solchen Ruhezeiten blüht nur Kaffee¬
sympathisch genug, um ihn schön zu machen.
für war die Aufgabe um so größer: Es ging
hausliteratentum. Wenn wir in der Klause in
Wer — mit heißer Liebe zu Oesterreich — über
nicht mehr um Streitfragen der Kunststile:
der Taubenstraße saßen, kamen nach der Vor¬
dieses Lano schreiben, es erziehen, es lebendig
Wahrheit oder Schönheit, Naturalismus oder
stellung aus Brahms Lessingtheater dessen
machen wollte, tats im Ausland, ging wie Her¬
Idealismus, sondern um Menschheitsfragen:
Schauspieler. Und die älteren Schauspieler, die
mann Bahr nach Berlin oder Paris. In Wien
Geist oder Gewalt, Mord oder Liebe. Und es
etwas verärgert und verbittert auf den leuchten¬
fand er keine Ohren, bestenfalls zustimmendes
ist fast tragisch, daß die Alten die ersten Wege
den Glanz ihres einstigen Kollegen Max Rein¬
Nicken im Kaffeehaus. Im Perlament stritt
Unruhs mit Begeisterung, wir Jungen mit Zu¬
hardt blickten, schwärmten dann von früheren
man sich um Sprachenfragen, trieb praktischen
rückhaltung und scharfer Kritik begleiteten, und
Zeiten, von den Premierenschlachten um Haupt¬
Antisemitismus oder sozialistische Obstruktion.
daß, als sich der Wind wandte und Unruh die
mann, von jenem Sonntagmorgen des Jahres
Von Kultursorgen, von Nöten der Kunst wurde
ganze Jugend als Gefolgschaft sammelte, das
1889, da der junge Gerhart Hauptmann, um¬
da wenig verhandelt. Die seineren Gemüter
Alter sich enttäuscht von ihm abkehrte, weil es
jubelt, umpfiffen, umschrien, mit lächelnder
wurden abgestoßen. Die Geschichte, die großen
ihn nicht mehr verstand.
Miene sich bei der jubelnden Minderheit für
historischen Köpfe waren deshalb ein ebenso un¬
Merkwürdigerweise wurde ein Name in den
den Beifall bedankte, den eben sein Erstlings¬
dankbares Feld für den Dichter wie die Politik.
Erzählungen jener älteren Leute damals fast
werk „Vor Sonnenaufgang“ bei einer kleinen
So blieb eigentlich, wo Probleme zu gestalten
gar nicht genannt: der Wiener Arthur
Schar erzielt hatte. Und andere erzählten von
waren, und das ist das breiteste, am meisten be¬
Schnitzler. Ja Hoffmannsthal und Schön¬
der Begeisterung, mit der ein junger Wiener
nutzte Feld für den Dramatiker, nur die Be¬
herr allenfalls; das waren die einzigen Oester¬
Kritiker den Ruhm einer gleichfalls jungen, ge¬
ziehung der Geschlechter, das große Problem
reicher, da man Hermann Bahr ja nie als Wie¬
nialen Schauspielerin verkündet hatte. Der
der Liebe. Man findet kaum bei Schnitzler ein¬
ner, immer als Europäer nahm. Aber Schnitz¬
Kritiker war Hermann Bahr, die Schauspielerin
mal Ausflüge ins Historische, und wenn er ein¬
ler! Der hatte auch im hestigsten Streite der
Eleonore Duse gewesen. Und man erzählte sich
mal in die Vergangenheit geriet, dann war rasch
achtziger Jahre, auch in der gefährlichsten Be¬
von Ibsens deutschem Aufenthalt, von Suder¬
auch dort die große Frage nach der Geltung
drängnis des Literatur=,Betriebes“ des deut¬
manns erstem Erfolg der „Ehre“ der auch eini¬
des Liebesproblems gestellt: in dem „Grünen
schen Naturalismus nie als Stürmer und
gen klugen Köpfen vorgetäuscht hat, er sei Dich¬
Kakadu“ ist auch die französische Revolution nur
Kämpfer gegolten, und wenn man jetzt hört, daß
Farbe, um auf saftigerem Grunde in die Mi¬
ter. Aber alle diese Männer, von denen hier
er am 15. d. Mts. sechzig Jahre alt wird, dann
gesprochen wurde, waren schon damals, um 1910
schung von Wirklichkeit und Schein die Tra¬
wundert man sich kaum. Auch als Schnitzler
gödie eines oft grotesk verzerrten Treubruches
herum, als wir in Berlin studierten, reise Män¬
noch jung war, war er alt, ein Reifer, ein
zu tauchen; „Der Schleier der Beatrice“ sollte
ner. Brahm rüstete sich gar schon zum Ab¬
Könner, freilich mit allen Fehlern und Schwä¬
einem großen Renaissancedrama werden.
schied vom Leben und Ibsen war bereits tot.
zu
chen belastet, die man auch heute, zu seinem Ge¬
Der Wurf gelang nicht. Es fehlte Schnitzler
Spät um Mitternacht kam oft Paul Lindau, der
Es bleibt
burtstage, nicht verschweigen si
an der Weite großen historischen Fühlens und
unerschöpflich im Erzählen von Anekdoten war,
immer noch ein gutes Stück dichterische Kraft
das auch formal sehr kunstvoll durchdachte, fast
und packte gar Erinnerungen an Keller und
zu sehr „gekonnte“ Drama brachte zuletzt doch
Storm, ja an Laube, den Theaternapoleon, und
übrig.
an Lassalle aus. Und wir Jungen erlebten
nur das akte Lied von der Liebe zum Leben,
nichts. Unter unseren Altersgenossen war kein
von der Angst vor Tod und Lust — Ende auf
Schnitzler ist Oesterreicher, ist Jude, ist Arzt,
Hauptmann. Ein junger Gardeoffizier hatte
awar eben bei Reinhardt mit seinem Erstlings=I ist ein Weltmann. Diese Wurzeln seiner nensch= neue apartere Formeln.
Schnitzler
reich an,
mehr kannte
tion, de
guten To
Schnitzle
den Na
die graß
sich alle
Milde
Ironi
trübe
im K
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mich
Vo
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können, die
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des Lebens
scher Leben
bohrt sich
Man, den
Aber währ
Ideenfanatis
Schnitzler
Analyse,
Kunst, übert
erhalten die
zog nie ein
schon 1893.
genau; nich
elegant, dis
durch erhält
große Stoff
gungen.
und Künstle
lichen und bürgerlichen Existenz machen das
werk einen größeren Erfolg errungen. Einige
ganze Wesen seiner Kunst verständlich. In
Arthur Schnitzler
spürten auch schon in diesem Soldatendrama
einem Staate wie das alte, untergangreife
„Offiziere“ eine starke Kraft. Strecker schrieb
Oesterreich konnte kein großes Talent scharf und
Zu lesnem 60. Geburtstag: 15. Mai.
damals in der „Tägl. Rundschau“ über dieses
lebendig, aktiv werden. Schon dem Genie
Drama: „Es atmet ein wenig von dem Geist
Wir alle ldich wir in den Jahren zwischen der
Grillparzer hat man die Flügel beschnitten, den
des Prinzen von Homburg,“ Julius Hart rief:
Fahrhullderwende und dem Kriegsbeginn als
Flug in den hohen Aether vergällt. Wieviel
„Kleistisches Jugendfeier lodert in ihm,“ und
junge Viteraturstudenten nach Berlin kamen,
mehr den bescheideneren Talenten, die ihm nach¬
Bahr notierte sich den Namen dieses blonden
Haben eigentlich die ältere Generation der Väter
folgten. Im alten Oesterreich hat eigentlich der
Offiziers und Dichters in sein schmales Tage¬
beneidet. Uns fehlte damals jedes große Er¬
Hofrat alles gemacht. Das ging nach Aktenfas¬
buch: Fritz von Unruh. Wir Jungen waren
ebnis, jede Aufgabe, jeder Antrieb. Wir kamen
zikel und Programmnummer. Die liberale
noch skeptisch. Der Dichter hatte — hieß es —
mitten in eine Zeit des Müdeseins, des Aus¬
Presse, die sich sehr bescheiden wehrte, hatte nicht
den Abschied genommen und war nach dem
keuhens hinein und suchten doch so sehr den
genug Köpfe, war nicht tief genug fundiert, um
Süden gefahren. Die große Krise kam ja für
Mampf, den Streit, die Regung junger Geistes¬
den Kampf siegreich zu bestehen und war nicht
uns Junge erst einige Jahre später. Und da¬
Kraft. In solchen Ruhezeiten blüht nur Kaffee¬
sympathisch genug, um ihn schön zu machen.
für war die Aufgabe um so größer: Es ging
hausliteratentum. Wenn wir in der Klause in
Wer — mit heißer Liebe zu Oesterreich — über
nicht mehr um Streitfragen der Kunststile:
der Taubenstraße saßen, kamen nach der Vor¬
dieses Lano schreiben, es erziehen, es lebendig
Wahrheit oder Schönheit, Naturalismus oder
stellung aus Brahms Lessingtheater dessen
machen wollte, tats im Ausland, ging wie Her¬
Idealismus, sondern um Menschheitsfragen:
Schauspieler. Und die älteren Schauspieler, die
mann Bahr nach Berlin oder Paris. In Wien
Geist oder Gewalt, Mord oder Liebe. Und es
etwas verärgert und verbittert auf den leuchten¬
fand er keine Ohren, bestenfalls zustimmendes
ist fast tragisch, daß die Alten die ersten Wege
den Glanz ihres einstigen Kollegen Max Rein¬
Nicken im Kaffeehaus. Im Perlament stritt
Unruhs mit Begeisterung, wir Jungen mit Zu¬
hardt blickten, schwärmten dann von früheren
man sich um Sprachenfragen, trieb praktischen
rückhaltung und scharfer Kritik begleiteten, und
Zeiten, von den Premierenschlachten um Haupt¬
Antisemitismus oder sozialistische Obstruktion.
daß, als sich der Wind wandte und Unruh die
mann, von jenem Sonntagmorgen des Jahres
Von Kultursorgen, von Nöten der Kunst wurde
ganze Jugend als Gefolgschaft sammelte, das
1889, da der junge Gerhart Hauptmann, um¬
da wenig verhandelt. Die seineren Gemüter
Alter sich enttäuscht von ihm abkehrte, weil es
jubelt, umpfiffen, umschrien, mit lächelnder
wurden abgestoßen. Die Geschichte, die großen
ihn nicht mehr verstand.
Miene sich bei der jubelnden Minderheit für
historischen Köpfe waren deshalb ein ebenso un¬
Merkwürdigerweise wurde ein Name in den
den Beifall bedankte, den eben sein Erstlings¬
dankbares Feld für den Dichter wie die Politik.
Erzählungen jener älteren Leute damals fast
werk „Vor Sonnenaufgang“ bei einer kleinen
So blieb eigentlich, wo Probleme zu gestalten
gar nicht genannt: der Wiener Arthur
Schar erzielt hatte. Und andere erzählten von
waren, und das ist das breiteste, am meisten be¬
Schnitzler. Ja Hoffmannsthal und Schön¬
der Begeisterung, mit der ein junger Wiener
nutzte Feld für den Dramatiker, nur die Be¬
herr allenfalls; das waren die einzigen Oester¬
Kritiker den Ruhm einer gleichfalls jungen, ge¬
ziehung der Geschlechter, das große Problem
reicher, da man Hermann Bahr ja nie als Wie¬
nialen Schauspielerin verkündet hatte. Der
der Liebe. Man findet kaum bei Schnitzler ein¬
ner, immer als Europäer nahm. Aber Schnitz¬
Kritiker war Hermann Bahr, die Schauspielerin
mal Ausflüge ins Historische, und wenn er ein¬
ler! Der hatte auch im hestigsten Streite der
Eleonore Duse gewesen. Und man erzählte sich
mal in die Vergangenheit geriet, dann war rasch
achtziger Jahre, auch in der gefährlichsten Be¬
von Ibsens deutschem Aufenthalt, von Suder¬
auch dort die große Frage nach der Geltung
drängnis des Literatur=,Betriebes“ des deut¬
manns erstem Erfolg der „Ehre“ der auch eini¬
des Liebesproblems gestellt: in dem „Grünen
schen Naturalismus nie als Stürmer und
gen klugen Köpfen vorgetäuscht hat, er sei Dich¬
Kakadu“ ist auch die französische Revolution nur
Kämpfer gegolten, und wenn man jetzt hört, daß
Farbe, um auf saftigerem Grunde in die Mi¬
ter. Aber alle diese Männer, von denen hier
er am 15. d. Mts. sechzig Jahre alt wird, dann
gesprochen wurde, waren schon damals, um 1910
schung von Wirklichkeit und Schein die Tra¬
wundert man sich kaum. Auch als Schnitzler
gödie eines oft grotesk verzerrten Treubruches
herum, als wir in Berlin studierten, reise Män¬
noch jung war, war er alt, ein Reifer, ein
zu tauchen; „Der Schleier der Beatrice“ sollte
ner. Brahm rüstete sich gar schon zum Ab¬
Könner, freilich mit allen Fehlern und Schwä¬
einem großen Renaissancedrama werden.
schied vom Leben und Ibsen war bereits tot.
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chen belastet, die man auch heute, zu seinem Ge¬
Der Wurf gelang nicht. Es fehlte Schnitzler
Spät um Mitternacht kam oft Paul Lindau, der
Es bleibt
burtstage, nicht verschweigen si
an der Weite großen historischen Fühlens und
unerschöpflich im Erzählen von Anekdoten war,
immer noch ein gutes Stück dichterische Kraft
das auch formal sehr kunstvoll durchdachte, fast
und packte gar Erinnerungen an Keller und
zu sehr „gekonnte“ Drama brachte zuletzt doch
Storm, ja an Laube, den Theaternapoleon, und
übrig.
an Lassalle aus. Und wir Jungen erlebten
nur das akte Lied von der Liebe zum Leben,
nichts. Unter unseren Altersgenossen war kein
von der Angst vor Tod und Lust — Ende auf
Schnitzler ist Oesterreicher, ist Jude, ist Arzt,
Hauptmann. Ein junger Gardeoffizier hatte
awar eben bei Reinhardt mit seinem Erstlings=I ist ein Weltmann. Diese Wurzeln seiner nensch= neue apartere Formeln.
Schnitzler
reich an,
mehr kannte
tion, de
guten To
Schnitzle
den Na
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sich alle
Milde
Ironi
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Man, den
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Kunst, übert
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zog nie ein
schon 1893.
genau; nich
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große Stoff
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