VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 25

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Ba rnfeld-Preis
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unterneamen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERYER“
Nr. 89
I. österr. behördl conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplatz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest. Chicago, Genf, London, Newyork, P’aris, Rom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschnitt aus: Destiches Vellablatt, Wien
relephon 12801.
#7
vom:
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
e Ausschuitt
Theater, Kunst und Literatur.
Nr. 81
„OBSEN VER
Die Verleihung des Banernfeld-Preises an Artur
L. österr. behördl. oono. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Schnitzler.
Wien, I., Concondiaplatz 4.
(Eine Anfrage der Abgeordneten Dr. Pattai
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom
und Genossen an den Unterrichtsminister.)
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stellten
die Abgeordneten Dr. Pattai und Genossen folgende An¬
frage an den Minister für Kultus und Unterricht Ritter
Ausschnitt aus:
v. Hartel betreffend die Zuweisung eines Preises von
Haestrirtes Wiener Eatrwagl
2000 K. aus der Bauernfeld=Stiftung an den jüdischen Lite¬
raten Dr. Artur Schnitzler durch das Kuratorium der
Stiftung: Das Kuratorium der Bauernfeld=Stiftung hat
vom:
in seiner Sitzung vom 16. März 1903, welcher die Mit¬
glieder Minister für Kultus und Unterricht Dr. v. Hartel,
Für
Dr. Alfred Freiherr v. Berger, Professor der deutschen (inelusive
Porto.
Literaturgeschichte an der Wiener Universität Dr. Jakob
Minor und Dr. Edmund Weißl beiwohnten, einstimmig Zahlbar
* Der Abg. Dr. Pattai, der auch Hof= und
. 1 beschlossen, aus den Erträgnissen der Bauernfeld=Stiftung im Voraus.
Gerichtsadvocat ist und als solcher den gebildeten
einen Preis von 2000 K. dem Literaten Artur Schnitzlere jst das
Kreisen angehört, hat mit einigen anderen christlich¬
Abon für seinen Einakterzyklus „Lebendige Stunden“ zu verleihen. scht es den
socialen Parteigenossen im Abgeordnetenhause eine
Abon! In dieser Verleihung erblicken die unterzeichneten Abgeord= arn.
IInterpellation wegen der Verleihung des
neten eine Verletzung der Rechte der nichtjüdischen Schrift¬
Bauernfeld =Preises an den dramatischen
„stellerwelt unsrer Heimat und einen Verstoß gegen den sltend de
Schriftsteller Arthur Schnitzler eingebracht. Die
Interpellanten erblicken in dieser Verleihung eine
Inhall
dist Sinn und Zweck der Stiftung und die unbegründete Aus-[orgen¬
Verletzung der Rechte der „nichtjüdischen Schrift¬
wodur zeichnung eines nicht preiswürdigen Werks, und zwar aus Zeitung")
stellerwelt“ und sie fragen den Unterrichtsminister
Leben folgenden Gründen: Das preisgekrönte Werk, die vier Ein= ichaftliche
Dr. v. Hartel, wie er als Mitglied des Cura¬
theilmr akter „Lebendige Stunden“, hat weder bei seiner Aufführung [Diese Mit¬
toriums der Bauernfeld=Stiftung die abermalige
Bevorzugung eines jüdischen Literaten zu recht¬
in Berlin noch bei der durch das Ensemble des Berliner
fertigen vermöge. Jede Bemerkung zu dieser Inter¬
Deutschen Theaters im Wiener Carl=Theater noch auch
inclusive
pellation ist überflüssig, sie spricht gegen sich selbst.. 15.—
Fu
28.—
bei der kürzlich im Wiener Deutschen Volkstheater erfolgten,
Porto.
—4.
50.—

Aufführung eine tiefere Wirkung geübt oder auch nur ober¬
Zahlbar
200
110.—
flächlich den Eindruck eines Dichterwerks gemacht. Die aus¬
500
200.—) im Voraus.
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drückliche Rangerhöhung desselben durch eine Prämiierung
" 1000
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
in Wien muß daher im Ausland die falsche Vorstellung
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch stcht es den
erwecken, als hätte das österreichische Schrifttum tatsächlich
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
keine besseren Produkte aufzuweisen als derlei Minder¬
meeligkeiten.
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
Die Meinung des Auslands über die heimische Literatur
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
wurde aber durch das Vorgehen des Bauernfeld=Kuratoriums
blätter Tagesjournale ausser „Neue Freie l’resse“ und „Wiener Zeitung“)
auch noch in weiterer Hinsicht konsequent irregeführt, da
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
die Preise der Stiftung innerhalb ganz kurzer Zeit einer
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
unverhältnismäßig großen Zahl von jüdischen Literaten
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
zugewiesen wurden, und zwar solchen von untergeordneter
Bedeutung. Es sind dies: Dr. Leo Hirschfeld, (prämiiert
Prospecte gratis und fnanco.
für die Komödie „Die Lumpen“, der Erotiker Felix Dör¬
mann (richtig Biedermann) für ein gänzlich verschollenes
Drama „Der Herr von Abadessa“, der Literarhistoriker
Dr. Emil Horner für eine Bauernfeld=Biographie, der
Librettist von Operettentexten Viktor Leon (richtig Hirsch¬
feld) für ein vor langer Zeit gegebenes Stück „Gebildete
Menschen“ und schließlich Artur Schnitzler für die „Leben¬
digen Stunden“ Unter diesen Umständen muß im Ausland
die irrige Anschauung entstehen, daß einerseits die deutsche
Literatur in Oesterreich fast nur von Juden geschrieben
wird, andrerseits ihre Qualität eine äußerst niedrige ist.
Diese unleugbare Bevorzugung jüdischer Literaten durch
das Kuratorium der Bauernfeld=Stiftung bedeutet aber auch
eine Zurücksetzung und die Mitarbeit an der Unterdrückung
der nichtjüdischen Schriftsteller Oesterreichs, die, durch den
Boykott der einflußreichen jüdischen Presse und die Kartelle
der jüdischen Gewerbsliteraten schon an sich in bedrängter,
mitunter trotz ihrer Begabung fast aussichtsloser Lage, ge¬
rade auf die ethische und materielle Förderung durch ähn¬