VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 68


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Bauernfeld-Preis
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Im Kampfe für unsere Literatur.
Wien, 2. April.
Unterrichtsminister Dr. v. Hartel hat die Inter¬
pellation der Abg. Dr. Pattai und Genossen, betreffend
die Verleihung des Bauernfeld=Preises an Artur
Schnitzler für die „Lebendigen Stunden“, beantwortet,
u. zw. in einem Tone, der den rein sachlichen und
wichtigen, die Bestände unserer Kultur und ihrer Förderung
betreffenden Erwägungen und Vorstellungen der Inter¬
pellation keineswegs entsprach. Konnte man dem Stand
der Dinge nach auch nicht erwarten, daß der Minister
den Ausführungen der Interpellation tatsächliche Momente
gegenüberstellen würde, da es solche eben nicht gibt, so
war doch anzunehmen, daßer die bedeutsame Frage der Pflege
heimischer Literatur nicht mit den abgestandenen Phrasen
einer überwundenen Zeit und Witzeleien über den Anti¬
semitismus abtun würde. Dies ist jedoch leider in der
Interpellationsbeantwortung der Fall.
Sie gipfelt beiläufig in dem volltönenden Satze,
vor dem jeder Staatsbürger ins Bnie zu fallen hat:
„Vor dem Gesetze sind alle gleich! Taufschein und Stammes¬
zugehörigkeit haben nichts zu besagen!“ Das ist die Type
der liberalen Phraseologie, unter deren schützender,
heuchlerischer Decke die Mißbräuche sich ungehindert aus¬
breiten und das Richtige gefährden und vernichten können.
Und siehe da, wie zur Bestätigung dieser Ansicht stellt sich
auch der Ansspruch eines hochliveralen Wiener Blattes
ein, das als Randglosse zu der Aeußerung des
Ministers wonneerfüllt ausruft: „Wie der derzeitige
Bezugspreise
Chef der Unterrichtsverwaltung, der Minister für
Bildung und Aufklärung, darüber denkt, das hat er
für das übrige Inland:
gestern freimütig, modern, in Akzenten, die das Gepräge
Mit täglich einmaliger Postversendung
4 K
des Oesterreich von 1868 (?!) tragen, getan, da er vom
monatlich
vierteljährig 12 K
Banernfeld=Preis und dessen Zuerkennung sprach.“
halbjährig. 24 K
48 K
ganzjährig..
Sehr richtig! Wir hätten das Verhalten Dr.
Mit täglich zweimaliger Postversendung
v. Hartels nicht besser bezeichnen können, als es hier im
14 K
vierteljährig
„N. W. T.“ geschieht — mit Ausnahme eines Wörtchens:
28 K
halbjährig
ganzjährig 56 K
modern. Daß die Ansichten des österreichischen Unter¬
richtsministers vom Jahre 1903 über gewisse Fragen des
Für das Ausland:
Att
geistigen Volkswohles „das Gepräge des Oesterreich von
Mit täglich einmaliger Postversendung
1868“ tragen, ist wahr, leider nur allzuwahr. Daß sie
für Deutschland vierteljährig 15 K, für alle
anderen dem Weltpostvereine angehörigen
aber modern sind — daran glaubt wohl niemand. Wie?
Länder vierteljährig 18 K.
Angesichts der Tatsache, daß Millionen und Mil¬
lionen von Staatsbürgern klar und unzweideutig
Scheck=Konto 810.721.
in den Wahlen ihrer Anschauung dahin Ausdruck
gegeben haben, daß das Indentum als fremdes
schädliches Element auf das schärfste bekämpft werden
müsse, daß durch die schlimmen Folgen der Juden¬
1903.
emanzipation und des liberalen Gleichheitsdusels eine

c ehen
Riesenbewegung, der Antisemitismus, entstanden ist, die mußte, begründen könnte. Das aber hat Dr. v. Hartel
unterlassen und damit ist seine Beantwortung für die
heute ein oberstes politisches Losungswort bildet, angesichts
der Tatsache, daß seit Jahren eine arische Presse, hinter Sache und die in der Interpellation enthaltenen Vor¬
der die klar sehende Bevölkerung steht, für die Be= würfe gegenstandlos.
Denn das einzige sachliche Moment, das Dr. v. Hartel
freiung der wirklichen heimischen Sieeratur von der wbd¬
anführte, die ziffernmäßige Gegenüberstellung von 19
lichen, würgenden Unterjochung durch jüdische Literaten¬
aus der Bauernfeld=Stiftung prämiierten christlichen
eliquen und ihre Verbündeten, die jüdischen Blätter und
Schriftstellern gegen die 5 in der Interpellation er¬
deren Vasallen, die Theaterdirektoren, kämpft — angesichts
wähnten ist ein bloßes Scheinargument. Unter diesen 19
aller dieser Fakten sollte im Falle, da es sich um
sigurieren wiederum Mitglieder der gewissen Clique,
die Prämiierung eines Schriftstellers handelt, die Frage,
dann Literaten, deren Wirken früheren Generationen an¬
ob er dem Stamme, der Gesinnung und dem Geschäfts¬
gehört, wie Ferd. v. Saar, und schließlich Ausländer,
treeben nach der jüdischen Literatenelique angehört oder
wie Gustav Freussen. Die übrigen heimischen Schrift¬
als Arier jenem Boden und seinen Traditionen ent¬
steller aber wurden zumeist in Bausch und Bogen zu¬
stammt, der durch Grillpayger, Raimund, Bauernfeld,
dritt oder zuviert mit je einer unbedeutenden Summe
Anzengruber geweiht ist, ganz abseits und einflußlos
bedacht. Das verändert das vom Minister betonte Ver¬
bleiben? Bloß deshalb, weil es den Zwecken der Juden
hältnis um ein beträchtliches und wiegt das scheinbere
seinerzeit, so auch auno 1868 diente, das Märchen
numerische Uebergewicht der neunzehn mindestens auf;
von der Gleichheit der Menschenrassen zu ihren
die gerügte Bevorzugung einer bestimmten literarischen
Gunsten in der Welt zu verbreiten? Diese mumi¬
„Partei aber bleibt bestehen.
fizierte Sophistik soll modern sein in einer Zeit,
Parteipolitische Rücksichten, welche nach den Worten
die, wenn auch verspätete Erkenntnis der Wahrheit
des Ministers die Kommission von sich fernhalten muß,
von Gobineaus Grundsätzen und ihre Verbreitung in
sind es gerade, die auf ihre Preiszuerkennung bestimmend
Chamberlains Werken volle Klarheit über die — ge¬
durch literarische
Sonderstellung der semitischen Rasse
einwirken. Wodurch anders
linde gesagt

ischen der Uherle.
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