. Grillbarzer-Preis
box 40/2
stmilung ee
relativ beste dramatische Werk deutscher Sprache ausgesetzt,
das im Laufe des letzten Trienniums auf einer namhaften
deutschen Bühne zur Aufführung gelangt und nicht schon von
einer anderen Seite durch einen Preis ausgezeichnet worden
ist. Die Verwaltung des Fonds ist durch den Stiftsbrief der
philosophisch=historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften übertragen; der Preis beträgt 5000 K.
Für den Grillparzer=Preis, der heute zur Verteilung ge¬
langte, kamen nach dem Urteil der Preisrichter in erster Linie
Arthur Schnitzler mit seiner Komödie „Zwischen¬
spiel“ die am 12. Oktober 1905 im Burgtheater zur ersten
Aufführung gelangte, und in zweiter Linie Schönherrs
„Familie“ in Betracht, die im Jahre 1907 auf dem
Spielplan der Hofbühne war. In den letzten Tagen wurden
auch Stimmen für Ernst v. Wildenbruch laut, dessen
Schauspiel „Die Rabensteinerin“ in dieser Saison zur
ersten Aufführung gelangte.
Heute um 10 Uhr vormittags traten die Preisrichter mit
Ausnahme Professor Dr. Schmidts, der am Erscheinen
verhindert war, zu ihrer letzten Sitzung zusammen. Diese
fand im Hörsaal 33 der philosophischen Fakultät der Univer¬
sität statt und den Vorsitz führte Hofrat Minor. Die Be¬
ratung dauerte bis 12 Uhr und endigte mit der einstimmigen
Zuerteilung des Preises an Arthur Schnitzler, für den auch
bereits früher Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin seine
Stimme in schriftlichem Wege abgegeben hatte. Für das
Votum des Preisrichterkollegiums kam, wie Hofrat Minor in
seinem Referat ausführte, in erster Linie das Stück, das den
Preis erhielt, in Betracht und erst in zweiter Linie der
Dichter.
Um ½2 Uhr nachmittags trat die philosophisch=historische
Klasse der Akademie der Wissenschaften zu einer Sitzung zu¬
sammen, in welcher die Genehmigung des Vorschlages des
Preisrichterkollegiums erfolgte. Hofrat Professor Dr. Minor
begründete den Vorschlag der Preisrichter in kurzer Rede,
worauf ihm die Genehmigung ohne Debatte erteilt wurde.
Unmittelbar darauf wurde das Resultat publiziert.
Unter den anwesenden Mitgliedern der Akademie wurde
die Wahl eines Oesterreichers als Preisträger mit Beifall be¬
grüßt und auch der Präsident der Akademie der Wissen¬
schaften, Professor Eduard Sueß, welcher der Publizierung
der Preiszuerkennung beiwohnte, äußerte seine Genugtuung
darüber, daß der Grillparzer=Preis diesmal in Oesterreich
verbleibt.
Von anderer Seite wird uns gemeldet: In der heutigen
Sitzung des Preisrichterkollegiums standen von den 94 Bühnen¬
werken, die den Preisrichtern zur Beurteilung vorlagen, nur
zwei in Diskussion, Schnitzlers „Zwischenspiel“ und Schön¬
herrs Tragödie „Familie“. Wildenbruchs „Die Rabensteinerin“
kam heute in der Schlußsitzung der Juroren nicht in Frage.
Dagegen verlautet, daß sich namentlich Direktor Dr. Schlen¬
ther für Schönherr eingesetzt habe, welchem Vorschlag ein
zweiter der Preisrichter ursprünglich beigepflichtet habe. Schlie߬
lich stimmten aber auch diese beiden Herren den übrigen
Preisrichtern zu, die sich für Schnitzlers „„Zwischenspiel“ als
Preisstück erklärten, und es wurde die Einstimmigkeit der
Jury erzielt.
Die Preisträger der früheren Jahre.
Zum erstenmal wurde der Grillparzer=Preis in der Höhe
von 1500 fl. am 15. Januar 1875 einstimmig Adolf Wil¬
brandt für seine Tragödie „Gracchus, der Volkstribun“ ver¬
liehen.
Im Jahre 1878 wurde der Preis nicht vergeben.
Im Jahre 1881 erhielt den Preis gleichfalls in der Höhe
von 1500 fl. Ernst v. Wildenbruch für sein Trauerspiel
„Harold“ mit Stimmenmehrheit.
1884 fiel die Preiszuerkennung aus.
1887 wurde einstimmig Ludwig Anzengruber für
seine Wiener Weihnachtskomödie „Heimg'funden“ ausgezeichnet.
Der Preis betrug damals bereits 1800 fl.
Im Jahre 1890 wurde der Preis in der Höhe von
1800 fl., diesmal mit Stimmenmehrheit, neuerdings Udolf
Wilbrandt für seinen „Meister von Palmyra“ zuerkannt.
Im Jahre 1893 fand keine Preisverteilung statt.
Im Jahre 1896 erhielt Gerhart Hauptmann für
sseine Tragödie „Hannele“ mit Stimmenmehrheit den Preis, der
lin diesem Jahre 2400 fl. betrug.
Die nächste Preiszuerkennung im Jahre 1899 brachte
wieder Gerhart Hauptmann den Preis von 2400 fl. ein¬
stimmig für seinen „Fuhrmann Henschel“.
Im Jahre 1902 wurde einstimmig Otto Erich Hart¬
leben für „Rosenmontag“ ausgezeichnet.
Die letzte Preisverleihung fand im Jahre 1905 statt. Der
Preis in der Höhe von 5000 K. wurde einstimmig Gerhart
Hauptmann für das Schauspiel „Der arme Heinrich“ zu¬
erkannt.
Unter den früheren Preisrichtern der Grillparzer=Preis¬
stiftung befanden sich unter anderen Franz v. Dingelstedt,
Heinrich Laube, Josef v. Weilen, Robert Zimmer¬
mann, Johannes Nordmann, Wilhelm Scherer,
Adolf Wilbrandt, Hermann Hettner. Josef Bayer,
Alfred Freiherr v. Berger, Ludwig Speidel Heinrich —
Bulthaupt, Wilhelm Ritter v. Hartel und Friedrich
Ubl.
box 40/2
stmilung ee
relativ beste dramatische Werk deutscher Sprache ausgesetzt,
das im Laufe des letzten Trienniums auf einer namhaften
deutschen Bühne zur Aufführung gelangt und nicht schon von
einer anderen Seite durch einen Preis ausgezeichnet worden
ist. Die Verwaltung des Fonds ist durch den Stiftsbrief der
philosophisch=historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften übertragen; der Preis beträgt 5000 K.
Für den Grillparzer=Preis, der heute zur Verteilung ge¬
langte, kamen nach dem Urteil der Preisrichter in erster Linie
Arthur Schnitzler mit seiner Komödie „Zwischen¬
spiel“ die am 12. Oktober 1905 im Burgtheater zur ersten
Aufführung gelangte, und in zweiter Linie Schönherrs
„Familie“ in Betracht, die im Jahre 1907 auf dem
Spielplan der Hofbühne war. In den letzten Tagen wurden
auch Stimmen für Ernst v. Wildenbruch laut, dessen
Schauspiel „Die Rabensteinerin“ in dieser Saison zur
ersten Aufführung gelangte.
Heute um 10 Uhr vormittags traten die Preisrichter mit
Ausnahme Professor Dr. Schmidts, der am Erscheinen
verhindert war, zu ihrer letzten Sitzung zusammen. Diese
fand im Hörsaal 33 der philosophischen Fakultät der Univer¬
sität statt und den Vorsitz führte Hofrat Minor. Die Be¬
ratung dauerte bis 12 Uhr und endigte mit der einstimmigen
Zuerteilung des Preises an Arthur Schnitzler, für den auch
bereits früher Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin seine
Stimme in schriftlichem Wege abgegeben hatte. Für das
Votum des Preisrichterkollegiums kam, wie Hofrat Minor in
seinem Referat ausführte, in erster Linie das Stück, das den
Preis erhielt, in Betracht und erst in zweiter Linie der
Dichter.
Um ½2 Uhr nachmittags trat die philosophisch=historische
Klasse der Akademie der Wissenschaften zu einer Sitzung zu¬
sammen, in welcher die Genehmigung des Vorschlages des
Preisrichterkollegiums erfolgte. Hofrat Professor Dr. Minor
begründete den Vorschlag der Preisrichter in kurzer Rede,
worauf ihm die Genehmigung ohne Debatte erteilt wurde.
Unmittelbar darauf wurde das Resultat publiziert.
Unter den anwesenden Mitgliedern der Akademie wurde
die Wahl eines Oesterreichers als Preisträger mit Beifall be¬
grüßt und auch der Präsident der Akademie der Wissen¬
schaften, Professor Eduard Sueß, welcher der Publizierung
der Preiszuerkennung beiwohnte, äußerte seine Genugtuung
darüber, daß der Grillparzer=Preis diesmal in Oesterreich
verbleibt.
Von anderer Seite wird uns gemeldet: In der heutigen
Sitzung des Preisrichterkollegiums standen von den 94 Bühnen¬
werken, die den Preisrichtern zur Beurteilung vorlagen, nur
zwei in Diskussion, Schnitzlers „Zwischenspiel“ und Schön¬
herrs Tragödie „Familie“. Wildenbruchs „Die Rabensteinerin“
kam heute in der Schlußsitzung der Juroren nicht in Frage.
Dagegen verlautet, daß sich namentlich Direktor Dr. Schlen¬
ther für Schönherr eingesetzt habe, welchem Vorschlag ein
zweiter der Preisrichter ursprünglich beigepflichtet habe. Schlie߬
lich stimmten aber auch diese beiden Herren den übrigen
Preisrichtern zu, die sich für Schnitzlers „„Zwischenspiel“ als
Preisstück erklärten, und es wurde die Einstimmigkeit der
Jury erzielt.
Die Preisträger der früheren Jahre.
Zum erstenmal wurde der Grillparzer=Preis in der Höhe
von 1500 fl. am 15. Januar 1875 einstimmig Adolf Wil¬
brandt für seine Tragödie „Gracchus, der Volkstribun“ ver¬
liehen.
Im Jahre 1878 wurde der Preis nicht vergeben.
Im Jahre 1881 erhielt den Preis gleichfalls in der Höhe
von 1500 fl. Ernst v. Wildenbruch für sein Trauerspiel
„Harold“ mit Stimmenmehrheit.
1884 fiel die Preiszuerkennung aus.
1887 wurde einstimmig Ludwig Anzengruber für
seine Wiener Weihnachtskomödie „Heimg'funden“ ausgezeichnet.
Der Preis betrug damals bereits 1800 fl.
Im Jahre 1890 wurde der Preis in der Höhe von
1800 fl., diesmal mit Stimmenmehrheit, neuerdings Udolf
Wilbrandt für seinen „Meister von Palmyra“ zuerkannt.
Im Jahre 1893 fand keine Preisverteilung statt.
Im Jahre 1896 erhielt Gerhart Hauptmann für
sseine Tragödie „Hannele“ mit Stimmenmehrheit den Preis, der
lin diesem Jahre 2400 fl. betrug.
Die nächste Preiszuerkennung im Jahre 1899 brachte
wieder Gerhart Hauptmann den Preis von 2400 fl. ein¬
stimmig für seinen „Fuhrmann Henschel“.
Im Jahre 1902 wurde einstimmig Otto Erich Hart¬
leben für „Rosenmontag“ ausgezeichnet.
Die letzte Preisverleihung fand im Jahre 1905 statt. Der
Preis in der Höhe von 5000 K. wurde einstimmig Gerhart
Hauptmann für das Schauspiel „Der arme Heinrich“ zu¬
erkannt.
Unter den früheren Preisrichtern der Grillparzer=Preis¬
stiftung befanden sich unter anderen Franz v. Dingelstedt,
Heinrich Laube, Josef v. Weilen, Robert Zimmer¬
mann, Johannes Nordmann, Wilhelm Scherer,
Adolf Wilbrandt, Hermann Hettner. Josef Bayer,
Alfred Freiherr v. Berger, Ludwig Speidel Heinrich —
Bulthaupt, Wilhelm Ritter v. Hartel und Friedrich
Ubl.