Grillparzer-Preis box 40/2
NESBRS
—
Ehebruch geschrieben, sondern doziert, und die Gestelten geberden ! In der Arlus'schen Komödie wird an der Hauptgestalt die selbst
sich, als ob sie berufsmäßig P#ychologte betreiben würden. Ohne
verständliche Untreue des Mannes auseinandergesetzt, besser seinen
Zweifel ist dieses Stück eines der schwächsten, das der reife und
Treue gegen Alle und Keine, seine Unehrlichkeit gegen die ein¬
feld.
berühmte Arthur Schnitzler geschrieben hat, und die Begeisierung
zelne Frau und seine tiefe Aufrichtigkeit gegen das ganze Ge¬
Wien, 23. Januar.
der Preisrichter kann man sich nur aus einer gewissen Verlegen¬
schlecht. Jeder der vier Akte enthält einige von diesen kleinen
letzten Theaterwochen,
heit erklären, aus dem Unvermögen; dem Ausland irgend eine
Ehebruchsbeispielen. Aber daß es sich trotz aller Komödienlustig¬
reignis zu sein scheint,
bemerkenswerte österreichische in den letzten drei Jahren entstan¬
keit um tiefere psychologische Einsichten, um physiologische Wahr¬
an Arthur Schnitzler.
dene dichterische Leistung vorzuführen. Es ist dies ein beschä¬
heiten handelt, das wird einem nie aufdringlich unter die Nase
Dichter dieser Ehrung
mendes Bewußtsein, das uns alle beherrscht: Publikum, Kritik,
gerieben, sondern es bekundet sich in der Lebensechtheit der
1 Standpunkte aus ist
Theaterdirektoren, alle die am Theater mit dem Geist, dem Ge¬
Hauptfigur, in einer Reihe von wunderhübschen Szenen und vor
löblicher und erfreu¬
müt oder der Tasche interessiert sind. Ueber die erschreckende
allem im Dialog, in dem es knistert und funkelt und der viel¬
es aber zu hören, in
leicht das beste an dem Stücke ist. Dazu kommt noch das Spiel
Sterilität der österreichischen Literatur, insbesondere der drama¬
Schnitzler, unser Bester,
Josef Jarnos, der es mit einer eleganten Nonchalance und
tischen, kann man sich keinen Moment täuschen, und alles was
ein Ersatzmann aus
wir dagegen tun, besteht in der Gründung von neuen Operetten¬
Selbstverständlichkeit zu Wege bringt, die kompliziertesten und
letzten Augenblick hastig
seinsten Dinge bühnenwirksam zu machen und der auch in den ge¬
bühnen, in der geschickt geschürten Begeisterung für dieses Genre
enbruch und Schönherr
wagtesten Schwanksituationen seine schauspielerische Vornehmheit
und in der Unterbreitung von Majesiätsgesuchen — in Sachen
mutet die Motivierung
und Delikatesse nicht verliert.
der Operette.
lt seiner im vorigen
Zwei viel schwerfälligere Franzosen sind die Herren de Fleuts
Oder wir befassen uns mit den Franzosen, und das ist noch
mödie „Zwischenspiel“.
und de Caillavet, deren neuestes Lustspiel „Der Fächer“ man un¬
immer erfreulicher, denn von Paris kommt ab und zu doch etwas
sten des ganzen jungen
längst im Deutschen Volkstheater kennen lernte. Daß auch ein
Gutes, wovon auch heimische Autoren etwas lernen könnten. Na¬
Leistungen, der „Lie¬
französisches Lustspiel manchmal eine Welt sein kann, in der man
mentlich in den letzten Jahren, seit dem Auftreten Alfred Capus',
em „Schleier der Bea¬
sich langweilt, das wird in den vier Akten gründlich bewiesen.
werden dort wieder reinliche und geistreiche Dialogstücke geschrie¬
eint die Kommission in
Es sängt inr Manier Sardon's an, oder wenn man will, in
ben, denen auch das Wiener Publikum viel Verständnis u. Sym¬
nerkt zu haben. Jetzt
der Ibsens, denn die ganze Fabel liegt um viele Jahre zu¬
pathie enigegenzubringen scheint. Ein hübsches Beispiel dieser
ische Pflicht und Schul¬
rück und in dem Stücke selbst gibt es nichts als Geist, langwierige
Gattung ist Louis Artus' Komödie „Cocur de Moineau“, die jetzt
Romödie „Zwischenspiel“
Gespräche bekannte Lustspielscherze und einige ziemlich starke Un¬
im Lustspieltheater unter dem Titel „Spatzenliebe“ gegeben
hingestellt, was in den
geniertheiten. Die glatte Uebersetzung rührt von einem Wiener
wird. Wie alle Stücke dieses Genres hat auch dieses keine wesent¬
zur Aufführung gelangt
Autor W. Fred her, der leider nicht den Mut fand, den Fran¬
liche Handlung. Oder vielmehr eine ganze Reihe von kleinen
un ist aber gerade
zosen ein binchen auf die Finger zu klopfen. Das einzig Erfreu¬
Handlungen. Es sind Stücke, die man jeden Augenblick abbrechen
geistreiche, aber dennoch
liche war das hübsche Sviel, namentlich der Damen Paula Mül¬
und immer weiter spielen könnte. Ein beständiges Auf und
ler, Lili Marberg und Claire Wullentin, die das Stück reiteten.
Nieber, den graphischen Darstellungen vergleichbar, durch die
äre dieses bitchen Ebe¬
Aber wenn es deutsche Autoren geschrieben hätten, würde man
Art der psychologischen man den Luftbruck veranschaulicht oder in der Modernen Medi¬
nd. Es wird hier nicht zin die Temperatur. Es sind Fieberkurven des Verliebtseins. 1 sie sicherlich heftig angeblasen haben.
NESBRS
—
Ehebruch geschrieben, sondern doziert, und die Gestelten geberden ! In der Arlus'schen Komödie wird an der Hauptgestalt die selbst
sich, als ob sie berufsmäßig P#ychologte betreiben würden. Ohne
verständliche Untreue des Mannes auseinandergesetzt, besser seinen
Zweifel ist dieses Stück eines der schwächsten, das der reife und
Treue gegen Alle und Keine, seine Unehrlichkeit gegen die ein¬
feld.
berühmte Arthur Schnitzler geschrieben hat, und die Begeisierung
zelne Frau und seine tiefe Aufrichtigkeit gegen das ganze Ge¬
Wien, 23. Januar.
der Preisrichter kann man sich nur aus einer gewissen Verlegen¬
schlecht. Jeder der vier Akte enthält einige von diesen kleinen
letzten Theaterwochen,
heit erklären, aus dem Unvermögen; dem Ausland irgend eine
Ehebruchsbeispielen. Aber daß es sich trotz aller Komödienlustig¬
reignis zu sein scheint,
bemerkenswerte österreichische in den letzten drei Jahren entstan¬
keit um tiefere psychologische Einsichten, um physiologische Wahr¬
an Arthur Schnitzler.
dene dichterische Leistung vorzuführen. Es ist dies ein beschä¬
heiten handelt, das wird einem nie aufdringlich unter die Nase
Dichter dieser Ehrung
mendes Bewußtsein, das uns alle beherrscht: Publikum, Kritik,
gerieben, sondern es bekundet sich in der Lebensechtheit der
1 Standpunkte aus ist
Theaterdirektoren, alle die am Theater mit dem Geist, dem Ge¬
Hauptfigur, in einer Reihe von wunderhübschen Szenen und vor
löblicher und erfreu¬
müt oder der Tasche interessiert sind. Ueber die erschreckende
allem im Dialog, in dem es knistert und funkelt und der viel¬
es aber zu hören, in
leicht das beste an dem Stücke ist. Dazu kommt noch das Spiel
Sterilität der österreichischen Literatur, insbesondere der drama¬
Schnitzler, unser Bester,
Josef Jarnos, der es mit einer eleganten Nonchalance und
tischen, kann man sich keinen Moment täuschen, und alles was
ein Ersatzmann aus
wir dagegen tun, besteht in der Gründung von neuen Operetten¬
Selbstverständlichkeit zu Wege bringt, die kompliziertesten und
letzten Augenblick hastig
seinsten Dinge bühnenwirksam zu machen und der auch in den ge¬
bühnen, in der geschickt geschürten Begeisterung für dieses Genre
enbruch und Schönherr
wagtesten Schwanksituationen seine schauspielerische Vornehmheit
und in der Unterbreitung von Majesiätsgesuchen — in Sachen
mutet die Motivierung
und Delikatesse nicht verliert.
der Operette.
lt seiner im vorigen
Zwei viel schwerfälligere Franzosen sind die Herren de Fleuts
Oder wir befassen uns mit den Franzosen, und das ist noch
mödie „Zwischenspiel“.
und de Caillavet, deren neuestes Lustspiel „Der Fächer“ man un¬
immer erfreulicher, denn von Paris kommt ab und zu doch etwas
sten des ganzen jungen
längst im Deutschen Volkstheater kennen lernte. Daß auch ein
Gutes, wovon auch heimische Autoren etwas lernen könnten. Na¬
Leistungen, der „Lie¬
französisches Lustspiel manchmal eine Welt sein kann, in der man
mentlich in den letzten Jahren, seit dem Auftreten Alfred Capus',
em „Schleier der Bea¬
sich langweilt, das wird in den vier Akten gründlich bewiesen.
werden dort wieder reinliche und geistreiche Dialogstücke geschrie¬
eint die Kommission in
Es sängt inr Manier Sardon's an, oder wenn man will, in
ben, denen auch das Wiener Publikum viel Verständnis u. Sym¬
nerkt zu haben. Jetzt
der Ibsens, denn die ganze Fabel liegt um viele Jahre zu¬
pathie enigegenzubringen scheint. Ein hübsches Beispiel dieser
ische Pflicht und Schul¬
rück und in dem Stücke selbst gibt es nichts als Geist, langwierige
Gattung ist Louis Artus' Komödie „Cocur de Moineau“, die jetzt
Romödie „Zwischenspiel“
Gespräche bekannte Lustspielscherze und einige ziemlich starke Un¬
im Lustspieltheater unter dem Titel „Spatzenliebe“ gegeben
hingestellt, was in den
geniertheiten. Die glatte Uebersetzung rührt von einem Wiener
wird. Wie alle Stücke dieses Genres hat auch dieses keine wesent¬
zur Aufführung gelangt
Autor W. Fred her, der leider nicht den Mut fand, den Fran¬
liche Handlung. Oder vielmehr eine ganze Reihe von kleinen
un ist aber gerade
zosen ein binchen auf die Finger zu klopfen. Das einzig Erfreu¬
Handlungen. Es sind Stücke, die man jeden Augenblick abbrechen
geistreiche, aber dennoch
liche war das hübsche Sviel, namentlich der Damen Paula Mül¬
und immer weiter spielen könnte. Ein beständiges Auf und
ler, Lili Marberg und Claire Wullentin, die das Stück reiteten.
Nieber, den graphischen Darstellungen vergleichbar, durch die
äre dieses bitchen Ebe¬
Aber wenn es deutsche Autoren geschrieben hätten, würde man
Art der psychologischen man den Luftbruck veranschaulicht oder in der Modernen Medi¬
nd. Es wird hier nicht zin die Temperatur. Es sind Fieberkurven des Verliebtseins. 1 sie sicherlich heftig angeblasen haben.