VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 81

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Grillparzer-Preis
Atsche

Der Christrichsoziaten von Sandan, Kaptanrr gung deitere Fortscheitte. —..
Ewen geladen worden und dieser forderte in der serbischen Delegierten hofft man, daß der deutschfeindlich e=Demonstration.“
schon steht wieder eine andere vor uns, schlank,
schenspiel". Nicht Schnitzlers stärkstes Stück.] Und so hat er uns eben wieder ein neues
vornehm, kühl wie der Herr von Sala, mit
Buch gegeben, während noch in leuchtenden,
Nicht einmal eines seiner besseren. Ein
ruhigen, langen schmalen Händen, auf denen
nicht verblaßten Farben die Erinnerung an
Lückenbüßer, der damals allerdings, da ihn
ein roter Rubin wie ein Plutstropfen leuchtet
sein letztes Werk, an den „Ruf des Lebens“
nun einmal doch Schnitzler und nicht etwa
das ist der Freiherr von Leisenbohg.
in uns lebt, während aus der Ferne, aus
Otto Ernst geschrieben hat, an Geistreichtum
„Dämmerseelen“ heißt Schnitzlers neues
seinem „Einsamen Weg“ uns noch der Herr
den literarischen Gesamtertrag der ganzen
Buch, es ist ein Novellenband und das ist
von Sala zulächelt, dieser vornehme, kühle,
Saison aufgewogen hat. Daß sich die Preis¬
wunderlich, denn nichts ist schwerer und un¬
schlanke Mensch mit dem kalten, kranken Her¬
richter just für dieses Stück Schnitzlers ent¬
dankbarer für einen großen Künstler, als No¬
zen, der an dem Sterben befreundeter Men¬
schieden haben, darf man ihnen nicht zum Vor¬
vellen zu schreiben. Die letzten drei Zeilen der
schen gleichgiltig vorübergeht, weil er sich im
wurf machen. An der heimatlichen Kultur¬
letzten Seite, das ist das Problem, an welchem
Dunkeln nicht fürchtet, auch wenn er allein
schande, daß von Schnitzlers Dramen der letz¬
die meisten Novellisten scheitern. Hiersgilt
ist. Vielleicht auch, weil er es aufgegeben hat,
ten Jahre nur das „Zwischenspiel“ den Weg
es nämlich, dem Leser nach kurzer Zeit Men¬
die Welt in Versen zu erleben (denn alle
auf eine Wiener Bühne gefunden hat, ist ja
schen, die ihm lieb geworden sind, Gestalten
Dinge schmerzen, glaub'ich, erst dann, wenn
nur einer von ihnen aktiv beteiligt. Aber der
in die er sich hinein gelebt und hinein gedacht
man sie in Verse gebracht hat ...). Und der
Schöpfer des „Zwischenspiels“, der von der
hat, für immer zu rauben. Den wenigsten
unberührt von allem Leid ringsumher, inner¬
Jury den Preis erhielt, ist schon lange tot, von
Dichtern gelingt dies, fast immer bleibtsUn¬
lich unbehelligt von dem großen Welken des
Schnitzler selbst gefällt und die Herren haben
willen und Unmut zurück, der Leser möchte
Herbstes, in den er hineingeraten ist, schlie߬
einen längst Ueberwundenen ausgezeichnet.
mehr hören, über die Menschen, denen er eben
lich an seinem kranken Herzen stirbt, an seiner
Denn kein Dichter kann grausamer gegen den
noch so nahe stand, findlist enttäuscht, wenn
Privatangelegenheit also, die die fremden, zu¬
Dichter wüten, als dieser Dichter selbst es tut,
der Dichter schweigt. Schnitzler aber behandelt
dringlichen Menschen nichts angeht, Gottsei¬
der mit jedem Stücke gebieterisch zu verlangen
den Leser klug und machsichtig, wie der Arzt
dank.
scheint, man möge den Schnitzler des letzten
ein ungebärdiges Kind. Er führt ihn an der
Noch ist diese Gestalt, die feinste, die
Stückes vergessen und verleugnen und an den
Urrgendwetwas
Schnitzler gelungen ist, nicht verblaßt und Hand und deutet plötzlich auf¬
neuen glauben.
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