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Rainund-Preis and Burgtheaterning
Nr. 17
Seite 282
Dr. Blechs Wochenschrift.
M. Güdemann, Prof. Dr. S. Ehrmann, M. Eißler,
Zeichen von Geist und Bildung ist, abgesehen von dem
der Vizepräsident der Anglo=Oesterr. Bank Generalrat Adolf
öden Schimpfen auf politische Gegner wird auch die
Klein, Prof. Dr. Josef Pollak, Julius Reitlinger
Wissenschaft und Poesie im Zeichen des Parteigeistes be¬
und kaiserl. Rat Leopold Sachs Edler v. Sachsenhall
handelt. Wenn es sich um die Besetzung von Lehrkanzeln
anwesend.
handelt, wird mit Macht darau gearbeitet, daß nicht
In der Versammlung bemerkte man die Mitglieder des
der bessere Vertreter der Wissenschaft, sondern der bessere
Kultusvorstandes, Vizepräsidenten Hofrat Dr. Rappaport,
Parteigenosse ernannt wird, und die schöne Folge davon
Adolf Schramek und Dr. Heinrich Schreiber, die Rabbiner
ist der Rückgang unserer einst so berühmten Universität,
Dr. Max Grunwald, Dr. Feuchtwang, Dr. Rosenmann,
deren politische Behandlung auch so viele ausländische
Dr. M. Bauer und Dr. Frankfurter, Oberstabsarzt Dr. Byk,
Studenten abschreckte. Artur Schnitzler hat dieser
die Redakteure Dr. J. S. Bloch und Dr. M. Löwy, kaiserl.
Sippe ein unübertreffliches Dentmal gesetzt im „Professor
Rat Moriz Waizner, kaiserl. Rat Dr. Theodor Lieben,
Bernhardi“, einem Kunstwerk, das selbst im katholischen
Dr. Emil Adler, Inspektor Prof. Kanitz, Prof. M.
München begeisterte Aufnahme gefunden.
Antscherl, Heinrich Mendel, Dr. A. Kapralik,
Wenn Anstand und Gerechtigkeit gewaltet hätten,
Prof. Dr. Königstein,
Bernhard Hofbauer,
so hätte man sich bei der Auszeichnung Schnitzlers auch
Goldmann, Dr. Leopold Stern, Guido Fuchsgelb,
an eine andere Dankesschuld erinnern müssen, welche man
Oberoffizial Josef Steiner u. v. a.
gegen das Haus Schnitzler hat. Der Vater des Dichters
Der Präsident eröffnet die Versammlung, indem er auf
war nämlich der Regierungsrat Universitätsprofessor
die Nachrichten über die Erkrankung Seiner Majestät des
Dr. Johann Schnitzler, eine wissenschaftliche Größe auf
Kaisers Bezug nimmt und unter lebhafter Zustimmung aller
dem Gebiet der Herz= und Lungenkrankheiten. Er gehört
Anwesenden, die sich von ihren Sitzen erhoben, dem innigen
in die Galerie der Berühmtheiten, welche die Wiener
Wunsche Ausdruck gibt, daß der Kaiser seine vollkommene
medizinische Fakultät zur berühmtesten auf der ganzen
Gesundheit bald wieder erlange und noch viele Jahre seine
Welt machten. Darüber hinaus hat er sich jedoch noch
glorreiche Regierung zum Wohle der Monarchie fortsetze.
ein unsterbliches Verdienst um Wien erworben. Er ge¬
Präsident Dr. Alfred Stern hielt dann auch einen Nachruf
hörte nämlich zu den Begründern der Poliklinik, dieser
den im Laufe des Jahres dahingeschiedenen Vorstandsmitgliedern
berühmten Pflegestätte wissenschaftlicher Forschung, welche
und Förverern der Hilfswerke des Vereines.
Kranken nach Hunderttäusenden Heilung geboten hat.
Nach Uebergang zur Tagesordnung wird über Antrag
Man darf mit Recht bezweifeln, ob unter denen, welche
des Herrn Dr. Kaprulik von einer Verlesung des umfang¬
den Glückwunsch an den berühmten Sohn des berühmten
reichen, den Mitgliedern bereits vor mehreren Tagen zugegangenen
Vaters verweigert haben, sich- auch nur ein einziger ge¬
und von ihnen mit großem Interesse gelesenen Jahresberichtes
funden hat, welcher für die Menschheit auch nur entfernt
abgesehen.
einen solchen Wert hatte, wie Schnitzler senior oder junior.
Professor M. Antscherl hebt hervor, daß der Bericht der
Allerdings besteht in diesen Kreisen wenig Sehnsucht
Israelitischen Allianz ein wichtiges Dokument der jüdischen
nach der Wissenschaft oder dem Geist. Wenn Christlich¬
Geschichte bilde. Die Allianz habe sich auch im verflossenen
soziale krank sind, werden sie trotz einer alten Partei¬
Jahre als „Mutter in Israel“ bewährt, indem sie anläßlich des
parole nicht ein Kräutlerweib, sondern einen Professor
Beilis=Prozesses und der vielfachen Verfolgung unserer
holen, und sogar einen jüdischen, wenn sie diesen für
Glaubensgenossen in Rußland sowie im Kampfe für die
besser halten. Wenn sie ins Theater gehen, so legen sie
Gleichberechtigung der Juden in Rumänren, in der Hilfsaktion
auch kein Gewicht auf die Konfession des Autors, sondern
für die Opfer des Krieges in den Balkanländern, im galizischen
auf seine Fähigkeit zu unterhalten. Wenn jedoch die
Schulwerk eine überaus segensreiche Tätigkeit zum Ruhme
Partei spricht, dann wird es ein Angriff gegen die
unserer Religionsgemeinschaft entfaltet hat. Der Jahresbericht
Juden, möge er einen Sinn haben oder nicht. Schließlich
sollte an sämtliche Religionslehrer in Oesterreich zu Propaganda¬
aber arbeiten die Christlichsozialen auf diese Art gegen
zwecken versandt werden und beim Jugendgottesdienst müßten
sich selbst. Tenn die gebildeten Elemente, welche ihre
alle jüdischen Schüler auf die Bedeutung des Vereines ver¬
Ideale nicht beim Luchsen finden, müssen sich schamrot
wiesen werden.
von einer Gesellschaft abwenden, welche sich weigert,
Herr M. Baum nimmt Bezug auf die im Berichte mit
sich unter die kultivierten Menschen zu stellen. Alle ge¬
Bedauern erwähnte viel zu geringe Förderung des Vereines
bildeten Kreise sind einig in den hohen Ehren, welche
durch die jüdischen Gemeinden in Oesterreich und konstatiert,
sie dem Wiener Dichter Artur Schnitzler erweisen, viel¬
daß außer den Spenden in Wiener Bethäusern und in Leipnik
leicht dem größten seiner Epoche. Nur die Wiener Rat¬
in Mähren in keiner jüdischen Gemeinde Oesterreichs der Pflicht
hausgewaltigen debütieren mit einer Tat, welche an be¬
nachgekommen wird, durch Tempelspenden an Feiertagen die
rühmte Aussprüche über Tolstoi und die „Büacheln“ er¬
Wirksamkeit einer so bedeutenden und für die gesamte Judenheit
innert. Dem Dichter Schnitzler ist nichts geschehen. Nicht
wichtigen Vereinigung, wie die Allianz, zu unterstützen. Auch in
sein Verdruß, sondern sein Humor wird sich mit der Sache
Wien selbst müßte mehr Propaganda gemacht werden, da die
beschäftigen, denn von den Christlichsozialen können keine
Zahl der Mitglieder eine viel zu geringe ist. Er empfiehlt
wirklichen Ehrungen kommen. Von seinen zahllosen
unter anderem die Gründung eines Damen=Komitees.
Verehrern aber werden gewiß viele den Machthabern im
Herr Hofbauer unterstützt die Anregung des Vorredners,
Rathaus zu ihrer stramm parteimäßigen Beurteilung des
daß für den Verein eine regere Propaganda entfaltet werde.
Lebens gratulieren.
Oberstabsarzt Dr. Byk spricht im Namen seiner galizischen
Heimat dem Vorstande den Dank für die mit großen Kosten
erhaltenen Schulen und Kindergärten aus. Er bedauert, daß
Generalversammlung der Israelitischen
der Verein sich laut Bericht grundsätzlich enthalte, über den
Allianz.
Typus der zweiklassigen Schulen hinauszugehen.
Rabbiner Dr. Feuchtwang spricht namens sämtlicher
Am 20. April um 6 Uhr abends fand im Saale der
Mitglieder dem Vorstand und dem Sekretär für die vielseitige
israelitischen Kultusgemeinde unter dem Vorsitze des Präsidenten
ersprießliche Tätigkeit den Dank aus.
Dr. Alfred Stern die 41. ordentliche Generalversammlung
Sekretär Dr. Kaminka erteilt Auskunft auf verschiedene
der Israelitischen Allianz statt. Vom Vorstande waren außer
Anfragen und erklärt, daß vom Bureau allen jüdischen Ge¬
dem Präsidenten die Vizepräsidenten Dr. Arthur Kuranda
meindevorständen, Rabbinern und Lehrern in Oesterreich bereit¬
und Dr. Felix Katzau, ferner die Herren Wilhelm
willig Exemplare des Jahresberichtes zu Propagandazwecken zur
Pappenheim, Dr. Nirenstein, Oberrabbiner Dr.
Rainund-Preis and Burgtheaterning
Nr. 17
Seite 282
Dr. Blechs Wochenschrift.
M. Güdemann, Prof. Dr. S. Ehrmann, M. Eißler,
Zeichen von Geist und Bildung ist, abgesehen von dem
der Vizepräsident der Anglo=Oesterr. Bank Generalrat Adolf
öden Schimpfen auf politische Gegner wird auch die
Klein, Prof. Dr. Josef Pollak, Julius Reitlinger
Wissenschaft und Poesie im Zeichen des Parteigeistes be¬
und kaiserl. Rat Leopold Sachs Edler v. Sachsenhall
handelt. Wenn es sich um die Besetzung von Lehrkanzeln
anwesend.
handelt, wird mit Macht darau gearbeitet, daß nicht
In der Versammlung bemerkte man die Mitglieder des
der bessere Vertreter der Wissenschaft, sondern der bessere
Kultusvorstandes, Vizepräsidenten Hofrat Dr. Rappaport,
Parteigenosse ernannt wird, und die schöne Folge davon
Adolf Schramek und Dr. Heinrich Schreiber, die Rabbiner
ist der Rückgang unserer einst so berühmten Universität,
Dr. Max Grunwald, Dr. Feuchtwang, Dr. Rosenmann,
deren politische Behandlung auch so viele ausländische
Dr. M. Bauer und Dr. Frankfurter, Oberstabsarzt Dr. Byk,
Studenten abschreckte. Artur Schnitzler hat dieser
die Redakteure Dr. J. S. Bloch und Dr. M. Löwy, kaiserl.
Sippe ein unübertreffliches Dentmal gesetzt im „Professor
Rat Moriz Waizner, kaiserl. Rat Dr. Theodor Lieben,
Bernhardi“, einem Kunstwerk, das selbst im katholischen
Dr. Emil Adler, Inspektor Prof. Kanitz, Prof. M.
München begeisterte Aufnahme gefunden.
Antscherl, Heinrich Mendel, Dr. A. Kapralik,
Wenn Anstand und Gerechtigkeit gewaltet hätten,
Prof. Dr. Königstein,
Bernhard Hofbauer,
so hätte man sich bei der Auszeichnung Schnitzlers auch
Goldmann, Dr. Leopold Stern, Guido Fuchsgelb,
an eine andere Dankesschuld erinnern müssen, welche man
Oberoffizial Josef Steiner u. v. a.
gegen das Haus Schnitzler hat. Der Vater des Dichters
Der Präsident eröffnet die Versammlung, indem er auf
war nämlich der Regierungsrat Universitätsprofessor
die Nachrichten über die Erkrankung Seiner Majestät des
Dr. Johann Schnitzler, eine wissenschaftliche Größe auf
Kaisers Bezug nimmt und unter lebhafter Zustimmung aller
dem Gebiet der Herz= und Lungenkrankheiten. Er gehört
Anwesenden, die sich von ihren Sitzen erhoben, dem innigen
in die Galerie der Berühmtheiten, welche die Wiener
Wunsche Ausdruck gibt, daß der Kaiser seine vollkommene
medizinische Fakultät zur berühmtesten auf der ganzen
Gesundheit bald wieder erlange und noch viele Jahre seine
Welt machten. Darüber hinaus hat er sich jedoch noch
glorreiche Regierung zum Wohle der Monarchie fortsetze.
ein unsterbliches Verdienst um Wien erworben. Er ge¬
Präsident Dr. Alfred Stern hielt dann auch einen Nachruf
hörte nämlich zu den Begründern der Poliklinik, dieser
den im Laufe des Jahres dahingeschiedenen Vorstandsmitgliedern
berühmten Pflegestätte wissenschaftlicher Forschung, welche
und Förverern der Hilfswerke des Vereines.
Kranken nach Hunderttäusenden Heilung geboten hat.
Nach Uebergang zur Tagesordnung wird über Antrag
Man darf mit Recht bezweifeln, ob unter denen, welche
des Herrn Dr. Kaprulik von einer Verlesung des umfang¬
den Glückwunsch an den berühmten Sohn des berühmten
reichen, den Mitgliedern bereits vor mehreren Tagen zugegangenen
Vaters verweigert haben, sich- auch nur ein einziger ge¬
und von ihnen mit großem Interesse gelesenen Jahresberichtes
funden hat, welcher für die Menschheit auch nur entfernt
abgesehen.
einen solchen Wert hatte, wie Schnitzler senior oder junior.
Professor M. Antscherl hebt hervor, daß der Bericht der
Allerdings besteht in diesen Kreisen wenig Sehnsucht
Israelitischen Allianz ein wichtiges Dokument der jüdischen
nach der Wissenschaft oder dem Geist. Wenn Christlich¬
Geschichte bilde. Die Allianz habe sich auch im verflossenen
soziale krank sind, werden sie trotz einer alten Partei¬
Jahre als „Mutter in Israel“ bewährt, indem sie anläßlich des
parole nicht ein Kräutlerweib, sondern einen Professor
Beilis=Prozesses und der vielfachen Verfolgung unserer
holen, und sogar einen jüdischen, wenn sie diesen für
Glaubensgenossen in Rußland sowie im Kampfe für die
besser halten. Wenn sie ins Theater gehen, so legen sie
Gleichberechtigung der Juden in Rumänren, in der Hilfsaktion
auch kein Gewicht auf die Konfession des Autors, sondern
für die Opfer des Krieges in den Balkanländern, im galizischen
auf seine Fähigkeit zu unterhalten. Wenn jedoch die
Schulwerk eine überaus segensreiche Tätigkeit zum Ruhme
Partei spricht, dann wird es ein Angriff gegen die
unserer Religionsgemeinschaft entfaltet hat. Der Jahresbericht
Juden, möge er einen Sinn haben oder nicht. Schließlich
sollte an sämtliche Religionslehrer in Oesterreich zu Propaganda¬
aber arbeiten die Christlichsozialen auf diese Art gegen
zwecken versandt werden und beim Jugendgottesdienst müßten
sich selbst. Tenn die gebildeten Elemente, welche ihre
alle jüdischen Schüler auf die Bedeutung des Vereines ver¬
Ideale nicht beim Luchsen finden, müssen sich schamrot
wiesen werden.
von einer Gesellschaft abwenden, welche sich weigert,
Herr M. Baum nimmt Bezug auf die im Berichte mit
sich unter die kultivierten Menschen zu stellen. Alle ge¬
Bedauern erwähnte viel zu geringe Förderung des Vereines
bildeten Kreise sind einig in den hohen Ehren, welche
durch die jüdischen Gemeinden in Oesterreich und konstatiert,
sie dem Wiener Dichter Artur Schnitzler erweisen, viel¬
daß außer den Spenden in Wiener Bethäusern und in Leipnik
leicht dem größten seiner Epoche. Nur die Wiener Rat¬
in Mähren in keiner jüdischen Gemeinde Oesterreichs der Pflicht
hausgewaltigen debütieren mit einer Tat, welche an be¬
nachgekommen wird, durch Tempelspenden an Feiertagen die
rühmte Aussprüche über Tolstoi und die „Büacheln“ er¬
Wirksamkeit einer so bedeutenden und für die gesamte Judenheit
innert. Dem Dichter Schnitzler ist nichts geschehen. Nicht
wichtigen Vereinigung, wie die Allianz, zu unterstützen. Auch in
sein Verdruß, sondern sein Humor wird sich mit der Sache
Wien selbst müßte mehr Propaganda gemacht werden, da die
beschäftigen, denn von den Christlichsozialen können keine
Zahl der Mitglieder eine viel zu geringe ist. Er empfiehlt
wirklichen Ehrungen kommen. Von seinen zahllosen
unter anderem die Gründung eines Damen=Komitees.
Verehrern aber werden gewiß viele den Machthabern im
Herr Hofbauer unterstützt die Anregung des Vorredners,
Rathaus zu ihrer stramm parteimäßigen Beurteilung des
daß für den Verein eine regere Propaganda entfaltet werde.
Lebens gratulieren.
Oberstabsarzt Dr. Byk spricht im Namen seiner galizischen
Heimat dem Vorstande den Dank für die mit großen Kosten
erhaltenen Schulen und Kindergärten aus. Er bedauert, daß
Generalversammlung der Israelitischen
der Verein sich laut Bericht grundsätzlich enthalte, über den
Allianz.
Typus der zweiklassigen Schulen hinauszugehen.
Rabbiner Dr. Feuchtwang spricht namens sämtlicher
Am 20. April um 6 Uhr abends fand im Saale der
Mitglieder dem Vorstand und dem Sekretär für die vielseitige
israelitischen Kultusgemeinde unter dem Vorsitze des Präsidenten
ersprießliche Tätigkeit den Dank aus.
Dr. Alfred Stern die 41. ordentliche Generalversammlung
Sekretär Dr. Kaminka erteilt Auskunft auf verschiedene
der Israelitischen Allianz statt. Vom Vorstande waren außer
Anfragen und erklärt, daß vom Bureau allen jüdischen Ge¬
dem Präsidenten die Vizepräsidenten Dr. Arthur Kuranda
meindevorständen, Rabbinern und Lehrern in Oesterreich bereit¬
und Dr. Felix Katzau, ferner die Herren Wilhelm
willig Exemplare des Jahresberichtes zu Propagandazwecken zur
Pappenheim, Dr. Nirenstein, Oberrabbiner Dr.