VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 39

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Oesterreichs.
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Zur heutigen Sondernummer
der Kritischen Gänge.
Die Deutschen in Oesterreich kämpfen einen erbitterten
Kampf um ihr Deutschtum: Gegen ein von Herrn Dollfuß
konstruiertes Oesterreichertum, gegen das Wiener Literatur¬
Judentum, gegen den Austromarrismus, gegen vielgestaltige
ausländische Einflüsse, die sich dieses Bollwerk im Südosten
für ihre Machtsphäre sichern wollen. Alles, was nicht in
diesem Entscheidungskampf auf Seiten des deutschen Frei¬
heitskampfes steht, kämpft für die Feinde des deutschen
Volles. Es geht heute darum, ob dieses deutsche Volk in
Oestemeich sich zu seinem Deutschtum und der deutschen
Schicksalsgemeinschaft bekennen darf und sich zu bekennen
vermag, oder ob es der längst abgestorbenen französischen
Staatsidee verfallen und im Dienst der Vormachtstellung
Frankreichs in Europa stehen soll. Es liegt hier also nicht
derselbe historische Prozeß wie bei der Schweiz und bei den
Niederlanden vor. Dort splitterten beim Zerfall des Reiches
Teile des deutschen Volkes ab, die sich kämpfend ihre Un¬
abhängigkeit von fremden Einflüssen sicherten, nun aber
schon längst zu geschichtslosen Neutralen erstarrt
und also dem Schicksalskampf des gefamideutschen
Volkes verloren gegangen sind. In Wien aber stehen
Deut#, die sich Oesterreicher nennen, im Dienste fremder
Machtpolitik gegen das deutsche Volk.
Der Oesterreicher, der zur Tarnung 'dieser Politik
dienen muß, existiert gar nicht. Er wird von einigen
Legitimisten erträumt, die immer noch im Schatten des
alten Habsburgerreiches leben. Außerdem bemüht sich das
Zivilisationsliteratentum, das heute in Wien schlimmer und
rücksichtsloser und — blinder haust als es je in Berlin ge¬
haust hat, besonders kräftig darum, aus Legitimismus,
Zivilisationsliteratentum und frankreichhörigen Ge,
sinnungslumpen ein Oesterreichertum zu konstruieren,
dessen Ahnherr — Schnitzler ist. So weit reicht die Tradition
dieses Oesterreichertums. Manche bemühen sich, die alten
deutschen Dichter Oesterreichs für dieses abstratte literarische
Oesterreichertum zu reklamieren. Aber alle diese Versuche
sind Spiegelfechtereien. Sie machen sich selbst was vor. Die
alten Dichter Oesterreichs waren deutsche Dichter und die
jungen sind es erst recht. Die Jungen tragen das Gesetz
von Blut und Boden, aus dem das ganze deutsche Volk mit
der Gewalt einer Naturkraft wiederersteht, schon lange in
sich. Sie haben seit Jahren aus der Kraft dieses Gesetzes
geschaffen. Wir kennen sie und lieben sie, und sie sind auch
schon seit Jahren ein Teil von uns. Und es wird sich kein
Oesterreichertum zwischen sie und uns stellen können. Wir
sind gewiß, daß der Tag nicht mehr fern ist, an dem das
deutsche Volk in Oesterreich diese sich Oesterreicher nennen¬
den, aber in und von Oestererich nur schmarotzenden Zivili¬
sationsliteraten aus den Wiener Kaffeehäusern ein für
allemal vertreiben wird. Aber wahrscheinlich werden sie
mit Hilfe der ihnen eigenen Witterung schon vorher ge¬
flohen sein. Sie stellen sich nie. Sie sitzen in allen Län¬
dern in sicheren Löchern und hetzen und wühlen, bis sie
ausgeräuchert werden. Ein eigenes Schicksal, ein eigener
Staat, ein eigenes Volkstum ist ihnen viel zu mühsam und
zu gefährlich.
Die heutige Nummer der „Kritischen Gänge“ soll für
den deutschen Charakter des österreichischen Schrifttums
zeugen und gleichzeitig die gofährliche politische Situation
dieses deutschen Schrifttums in dem Oesterreich des Herrn
aufzeigen. Es soll den Deutschen in Oesterreich bezeugen,
daß wir sie und ihren bewundernswert heroischen Kampf
nicht vergessen haben und den Deutschen im Reich aus Herz
legen, daß sie diesen Kampf unterstützen müssen:
Indem sie die deutschen Dichter Oesterreichs lesen. In
unserem Artikel sind nur die jüngeren genannt, die das
Gesicht des kommenden Deutsch=Oesterreichs gestalten und
gestalten werden. Man muß natürlich auch die älteren
lesen, sofern sie zu dem deutschen Kampf von heute stehen,
wenn sie auch noch das Bild des alten Oesterreich in sich
tragen. Die Deutschen im Reich haben hier eine
schöne und dankbare Aufgabe. Im Dollfuß=Oester¬
reich sind diese deutschen Dichter zum größten Teil
verfomt. Darum müssen wir fest zu ihnen stehen. Ihr
Kampf ist unser Kampf. Ihr Sieg ist unser Sieg.
Wilhelm Westecker.