VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 42

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0. Antisemitisn
Alpen ländische -orgen
zeiturg, Linz 12.1.1954
Das Rassenkonglomerat.
Die „Wiener Neuesten Nachrichten“ schreiben:
„Der Österreicher steht auf!“ bemerkt ein Herr Ermers
im „Tag“. Lassen wir uns in die Tiefen dieser „Auf¬
erstehung, ja Auferstehung“, die „dieses Menschenkonglo¬
merat an der Donen“ erlebt, genauer einführen:
„Erst das Erlebnis des Dritten Reiches hat die volle
Wiedergeburt der historischen „Österreicherrasse“ bewirkt.
Untervewußtes stieg ins Oberbewußt¬
sein, ein Abschaltungsprozeß von den „Gleichgeschalteten“
allerstärkster Arl vollzog sich vor unserer aller Augen; und
alle geschichtlich und soziologisch Gebildeten entdeckten
staunend und strahlend zugleich, daß aus dem endlosen
Völker= und Rassengemisch der vermutlich nordasia¬
tisch abstammenden österreichischen Menschen der Alt¬
steinzeit, der südasiatisch abstammenden der Jung¬
steinzeit, aus Kelten und Illyriern, Römern und Juden,
Germanen und Slawen, Awaren und Ungarn, Italienern
und Spaniern, die vielfach ihr bestes Blut uns zufließen
ließen, eine geschichtliche Form des Süddeutschtums ge¬
prägt wurde, das einmalig in der Welt ist; meilenweit
und um eine ethische Welt unterschieden von der des ebenso
stark als andersartig gemischten Norddeutschtums. Eine
einmalige Kulturmischung, die das Glück der längst ge¬
ahnten, ja geforderten richtigen Rassenmischung bestätigt.“
Wir wollen nicht bestreiten, daß es dieses „Rassen¬
konglomerat“ in Wien wirklich gibt: es wohnt vornehmlich
„an der Donau“, und zwar zwischen Reichsbrücke und Schwe¬
denbrücke. Daß es sich um diese Gegend handelt, das beweisen
auch die folgenden Ergüsse des Artikelschreibers:
„Der österreichische Mensch', noch vor einem
halben Dutzend Jahren belächelt oder verkannt, hier wird
er strahlend offenbar. Jeder von diesen vermutlich anders
rassisch Zusammengesetzten, alpin, dinarisch, mediterran,
nordisch, ostisch, vielleicht auch ein wenig jasia¬
tisch', immer aber ein ganzer Repräsentant seiner
geistigen und geographischen Heimat. Überflüssig zu sagen
oder vielleicht auch nicht — wieviel jüdisches
Blut in diesen Sonnenfels, Popper, Freud Schnitzler,
Hofmannsthal, Altenberg, Adler, Hertzka, Steinbach, Un¬
ger, Lipiner, Werfel, Weininger, Mahler und ungezählter
anderer mitgeholfen hat, die österreichische Heimat fühlbar
erstehen zu lassen.“
Die Anführungszeichen, zwischen die Herr Ermers das
jüdische Blut gesetzt hat, sind überflüssig, zumal da sich unter
den genannten Geistesgrößen kein Goi befindet. Wir haben
nichts dagegen, daß alle diese dem „Rassenkonglomerat“ zu¬
geschrieben werden, so wie die Versuche der Juden, sich
gegenseitig einzureden, was für herrliche Repräsentanten der
österreichischen Kultur sie sind, mehr amüsant als ärgerlich
sind. Auch beim Verfasser dieses schönen „Tag“=Quatsches
würde ja wohl der Nachweis nicht schwer fallen, daß er für
sein Teil von all den Rassenwurzeln, die er für das „Kon¬
glomerat“ in Anspruch nimmt, allein bei der vorderasiati¬
schen zuständig ist. Dafür zeugen schon die Unverfroren¬
heiten, die er sich der österreichischen Bevölkerung gegen¬
über mit seinem Artikel leistet.
„GBSERYER
Wien, I., Wollzeile Nr. 17
Teiston K-23-0.42
Mpenländische Norgenzeitung,
Linz 13.1.1934
Das Rassenkonglomerat.
Wir haben in unserer gestrigen Nummer eine rassenkund¬
liche Auslassung eines gewissen Herrn Ermers vom „Wiener
Tag“ abgedruckt, die wir unseren Lesern als Beweis für die
Tiefgründigkeit der rassenkundlichen Forschungen einer ge¬
wissen Wiener Presse nicht vorenthalten durften. Wir sind nun
heute in der Lage, über besagten Herrn Ermers näheres mit¬
zuteilen. Dr. Max Ermers, natürlich Jude und früher Edel¬
kommunist (ob heute vielleicht ein Frontwechsel stattgefun¬
den hat, ist uns unbekannt) ist ständiger Mitarbeiter des be¬
kannten Wiener Tschechenblattes „Der Tag“. Sein Ressort ist
Nacktkultur, bolschewistische Kultur (gibt es so was auch?) und
seit neuestem produziert er sich in Rassenfragen. Wie nicht
anders zu erwarten, besingt er den „österreichischen Menschen“.
dieses „Rassenkonglomerat“, „jeder von den vermutlich anders
Zusammengesetzten, alpin, dinarisch, mediterran, nordisch,
ostisch, vielleicht auch ein wenig „asiatisch', immer aber ein gan¬
zer Repräsentant seiner geistigen und geographischen Heimat“,
folgt nun die Liste dieser österreichischen Menschen: „Sonnen¬
fels, Popper, Freud, Schnitzler, Hoffmansthal, Altenberg,
Adler, Hertzka, Steinbach, Unger, Lipiter, Werfel, Weininger,
Mahler“. Wie nicht anders zu erwarten, ist kein einziger
Arier darunter. So, jetzt wissen wir es wenigstens, daß für
gewisse Herrschaften der „österreichische Mensch“ nur ein ande¬
res Wort für Jude ist.