VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 43

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I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Der Heimatschützer, Vien,
vom:
13.1.1934
Numerus clausus
für das Kunst= und Theaterleben!
Wer sich heute der Mühe unterzieht, das Wiener Theater¬
leben zu studieren, dem muß es auffallen, daß man von einem
deutschen Kunst= und Theaterleben in der Bundeshaupt¬
stadt — also dem geistigen Zentrum unseres Staates — über¬
haupt nicht sprechen kann. Was sich hier abspielt, ist Kul¬
turbolschewismus ärgster Art, der sich nur ein vater¬
ländisches Mäntelchen umzuhängen versucht. Dazu koramt noch,
daß Zeitungen, die sich antimarxistisch und vaterländisch nen¬
gen, durch wohlwollende Kritiken — die betreffenden Schrift¬
leitungen wollen sich anscheinend die Freikarten nicht ver¬
herzen — diesen Posel hochbringen.
Durch Infall kommt mir die Monatsschrift „Vaterland“, eine
katholische Zeitschrift, unter die Hände, in der der bekannte
Schriftsteller Richard von Schaukal in einem Artikel,
betitelt „O du mein Oesterreich!“, sich mit den haarsträu¬
benden Zuständen des Wiener Kunst= und Theaterlebens
beschäftigt und mit der willfährigen Zeitungskritik folgend
abrechnet:
des Wort mehr müßte eine ans Scham und Abschen
eEmpfindung über den Rand treiben. Jedoch die
eines von seinen Ausbeutern ins Konzentrations¬
#Kitsches geschleppten Patriotismas darf den im
solcher Wehrlosigkeit kläglichen seinen vereinsamten Beken¬
nern nicht verleiden. Sie, diese vor der schäumenden
Schlammflut des Gesinnungspofels bis an die Grenzwacht
einer empörten Entsagung zurückweichenden, aber in trer
zum geschändeten Ibeal unerschütterlichen Oesterrei¬
en mehr denn je die Pflicht, den verblendeten Gön¬
Förderern einer selbstmörderischen Begeisterung für
te, dus Erlogene und Verlogene ins Gewissen zu reden.
bergenug an einer Nachgiebigkeit, die sich zum Mit¬
nan unserem Verdeeben macht! Ein Oesterreich des
in Ersatz= und Regisseurbetriebes — von Beer=Hof¬
dem Verkünder des österreichischen „Goethejahres“,
das unterm Hochbruck der „Neuen Freien Presse“ und mit
Nachhilfe eineo Thomas Mann sich zum Arthur
ihr verkehrte, bis hinab auf die Farkas und
#nichts, dutchaus nichts, weniger als nichts zu
un mit dem aus Schmutz und Schutt der Parteimißwirt¬
schaft zu einem freien Land eigenen Wuchses, eigener Kraft
sich wieder erhebenden Oesterreich ...“
Im weiteren Verlaufe seines treffenden Artikels zählt von
Schaukal Konzert= und Theaterankündigungen aus einer
der letzten Sonntagsnummern der „Neuen Freien Presse“ auf,
unter denen überhaupt kein Arier vorkommt. Diese Zusam¬
menstellung unterstützt der Verfasser dadurch, daß er auch einen
Ueherblick über die als Künstler im Ausland weilenden
„Oesterreicher“ gibt und schreibt:
„Es sind sicherlich große Künstler, die London, nicht zum
ersten Male, vernehmen wirdt aber hat Oesterreich immer
wieder nur Juden auszuführen?“
rdvon Schaukal hat- nicht nur recht, sondern et hat
nger auf eine der ärgsten Eiterbeuten am österreichi¬
skörper gelegt. Die Ueberfremdung unseres Kultur¬
jeder Art durch volksfremde Eleinente ist ein trau¬
pitel. Dazu kommt noch, daß ein Großteil dieser
Künstler Konjunkturritter sind, die vor nicht zu langer Zeit
in Volschewismus machten. Es gibt hunderte arische Künstler,
die ein ebensolches Können aufweisen, wir eine große Anzahl
von denen, die sich heute in Wien mit ihrem ausländischen
Namen herumtreiben.
Auf diesem Gebiet den Numerus claustis einzuführen, wäre
eine wirklich vaterländische Tat, die tausende Oesterreicher,
die heute noch abwartend abseits stehen, für die positive
Mitaxbeit am Staate gewinnen könnte W. Sch., Wien 13.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Aus: Bremer Nächrichten, vom 21.11932.
Vom deutschen Schrifttum Oesterreichs.
Von Grete Urbanitzky.
"Es bedurfte des krieges und der unerhörten
Heldentaten österreichischer Soldaten, es be¬
durfte der nationalen Freiheitsbewegung in
Oesterreich und ihrer nicht geringen Zähigkeie
in Tiderstand und Ausharren, um den Ausland,
ja um selbst den Brüdern im Reich zu zeigen,
gass Oesterreich und Vien nicht aus lsüssen
Nädels“ und ’Leutnant“ Gustis“ besteht, sondern
aus bei aller süddeutschen leichteren Lebens¬
auffassung sehr harten, sehr tapferen deutschen
Hännern und Frauen.
Dass der Viener Literatur Schnitzlers
um ihren bekanntesten Vertreter zu nennen —
eine Generation unbekümerter, maul-- und e11¬
bogenstarker Asphal tliteraten folgte ist
nicht die Schuld der Literaten der Viener
Kaffees. Der neuen Generation wurde der Boden
durch die Inflation geschaffen. Zu jener Zeit,
da die bodens tändige Bevölkerung Besitz um
Besitz aus den hlünden verlor und gar keine Ini¬
tiative haben konnte, weil ihr das Geld f—r
das nackte Leben von den Hyänen der Inflation
geraubt worden war, wurden eben diese Hyänen
zu Häzenen im armen Wien. Sie kauften nicht
nur Häuser und Fabriken, sie kauften und
gründeten Ihdater, Zeitungen und Verlage, Und
sie waren es, die aus dem Osten die Mitarbeiter
riefen, die sie brauchten, Literaten, Journali¬
sten, Regisseure