VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 48

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I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11.
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Wr. Neucste Hachrise en, Wien
vom: 27 UA1 1933
Goethe und Schiller — fremde Dichter!
Das „Echo“ bringt einen Artikel über die Zahl der
in Wien aufgestellten Denkmäler. Das Blatt stellt fest,
daß zwölf Dichter durch Denkmäler geehrt sind und schreibt:
„Unter den Dichtern sind nicht durchwegs Oesterreicher
zu finden, in zwei Fällen wurde auch vor dem Aus¬
land eine Reverenz gemacht und ein frem¬
der Dichter geehrt.“
Da die Denkmäler den Dichtern Anzengruber, Grill¬
parzer, Anastasius Grün, Hamerling, Lenau, Keim, Körner,
Raimund, Saar, Stifter, Goethe und Schiller gelten, ergibt
sich mit eindeutiger Klarheit, daß der österreichische Deutsche
nach der Meinung des „Echo“ Goethe und Schiller,
ohne die eine österreichische Dichtkunst überhaupt nicht
nicht denkbar wäre, als fremde Dichter aufzufassen
hätte; daß er die beiden größten deutschen Dichter, die
er genau so als seine Meister empfindet, wie jeder andere
Deutsche, von nun an den Namen Racine, Calderon, Petöfi
und Jaroslav Vrchlicky zur Seite zu stellen hätte. Hingegen
lex. Werfel und andere wahr¬
dürften Altenberg, 6
scheinlich echt österreichische Dichter sein. Dieser Satz des
„Echo“ entlarvt etwas, das man am besten — nun sagen
wir — „Mentalität“ nennt.
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Viss, I., Wollzeile Na. W
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Teteion 23-0-48
Süddeutsches Tagblatt,
Graz 31.5.1934
Das „Echo“, eine Wiener Boulevardzeitung, bringt
einen Artikek über die Z###der in Wien aufgestellten
Denkmäler. Das Blatt###### fest, daß zwölf Dichter durch
Denkmäler geehrt sind, und schreibt:
„Unter den Dichtern sind nicht durchwegs Öster¬
reicher zu finden, in zwei Fällen wurde auch vor
dem Ausland eine Reverenz gemacht und
ein fremder Dichter geehrt.“
Da die Denkmäler den Dichtern Anzengruber, Grill¬
parzer, Anastasius Grün, Hamerling, Lenau, Keim,
Körner, Raimund, Saar, Stifter, Goethe und Schiller
gelten, ergibt sich mit eindentiger Klarheit, daß der öster¬
reichische Deutsche nach der Meinung des „Echo“
Goethe und Schiller, ohne die eine österreichische
Dichtkunst überhaupt nicht denkbar wäre, als fremde
Dichter aufzufassen hätte; daß er die beiden größten
deutschen Dichter, die er genau so als seine Meister emp¬
findet wie jeder andere Deutsche, von nun an den Namen
Racini, Calderon, Petöfi und Jaroslav Vrchlicky zur
stellen hätte. Hingegen dürften Altenberg,
Seite z
Schnitzler, Werfel und andere wahrscheinlich echt öster¬
reichische=Dichter sein. Das „Echo“ beweist hier deutlich
seine Einstellung zur deutschen Kultur, würdig dem Geist
dieses Kolportageblattes.
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Acht-Uhr Abendblatt,
Berlin
vomi:
12.6.1934
Goethe und Schiller — „fremde Dichter“
in Oesterreich

Das paterländische Wiener Boulevardblatt
„Echo“ brachte dieser Tage eine Aufsatz über die
Zahl det in Wien stehenden Denkmäler. Das Blatt
stellt fest, daß zwölf Dichter durch Denkmäler ge¬
ehrt sind, und schreibt:
„Unter den Dichtern sind nicht durchwegs
Oesterreicher zu finden, in zwei Fällen wurde
auch vor dem Ausland eine Reverenz gemacht und
ein fremder Dichter geehrt.“
Da die Denkmäler den Dichtern Anzengruber,
Grillparzer, Anastasius Grün, Hamerling, Lenau,
Keim, Körner, Raimund. Saar, Stifter, Goethe
und Schiller gelten, ergibt sich mit eindeutiger
Klarheit, daß Goethe und Schiller unter
den „fremden Dichtern“ gemeint waren.
Soweit hat es also das herrschende System in
Oesterreich gebracht, daß die beiden deutschen
Dichterfürsten Goethe und Schiller von irgendeinem
dahergelaufenen Galizianer im deutschen Oester¬
reich glatt als „fremde Ausländer" bezeichnet wer¬
den dürfen. Man wundert sich immer wieder, wo
die regierenden Männer in Oesterreich die Kühnheit
hernehmen, mit der sie — unter frommem Augen¬
aufschlag — erklären, daß Oesterreich ein deutsch¬
regierter Staat sei. Ein Staat, in dem Schnitz¬
ler und Werfel als Nationalhelden gefeiert
werden, während Goethe und Schiller — „Fremde“
sind.