VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 49

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### Igerneine Zeitung, Wien
Wiener
Mittwoch, 11. Oktober
Allgemeine Zeitung
schmerzlose Strich, den Sami Fischer unter#
seine ganze Vergangenheit gemacht hat.
Man sieht wun, die ganze Literatur von
FEALA
Richard Dehmel bis Georg Kaiser war nur
ein Gelegenheitsgeschäft. Sami Fischer
wirft sie über Bord und behält auf der
Arche Noah dieser Gesinnungsflucht vor¬
Der Hazi Sami Fischer
läufig nur einen alten, gleich ihm geistes¬
gegenwärtig Getreuen zurück: Gerhart
Hauptmann, der mit dem gleichaltrigen
nicht mehr der alte, gütig skeptische Sami
Man muß fie die Verbreitung dieser
Sami in der Unwürde des Alters und des
Fischer, der seine privat geistvollen Zweifel
sensationellen Tatsache sorgen: Sami
Ruhmes wetteifert.
durch mitunter leichtfertig freigebige Vor¬
Fischer, der weltbekannte Verleger Hof¬
Es war also ein Irrtum. Der ganze
schüsse wieder wettmachte.
mannsthals, Schnitzlers, Altenbergs, Ger¬
Sami Fischer war ein Irrtum Es war gar
Mag sein, daß der alte, nicht ganz un¬
hart Hauptnlänins, Thomas Manns, hat sich
nicht der gütige, brave, alte Konjunktur¬
freiwillig zum Patrizier seines Berufes
beeilt, dem Hakenkreuz seine Reverenz zu er¬
ritter der Dichtung, über den wir so lange
er hatte eine kleine
gewordene Sami
weisen. Sami Fischer ist heute ein sehr alter
wohlwollend belustigt Anekdötchen tausch¬
wirtschaftliche Fachzeitschrift herausgegeben,
Herr und die Geschäfte seines Verlages wer¬
ten. Es war gar kein Großkaufmann des
bevor er beinahe aus Uebermut sich mit
den von einem nahen Verwandten geleitet.
Geistes, sondern ein gerissener Krämer sei¬
Dichtern einzulassen begann — die jünge¬
Diese Leitung hat sich auch in den letzten
ner Notwendigkeiten. Das ist die Wahrheit.
ren Geschlechter seiner Autoren nicht mehr
Jahren des angeblich noch demokratischen
das muß die Wahrheit sein. — Im ande¬
ganz verstand. Er hatte mit großen Gei¬
Deutschland durch energischen Ton und un¬
ren Falle, der ja heute leider in das Gebiet
stern Umgang gehabt, die seinen Instinkt
höfliche Manieren, so unliebsam sie nur
uninformiertester Phantasie gehört, hätte¬
und seine im übrigen spekulativ ausgezeich¬
konnte, bemerkbar gemacht. In den Um¬
der alte Sami Fischer seinen Verlagsladen
net beschlagene Treue gerne würdigten. Der
gangsformen des S. Fischer=Verlages dürfte
gesperrt und dem Andenken seiner großen
Tod hat manche dieser Beziehungen und
durch die Gleichschaltung keine Aenderung
Dichter wenigstens die Treue des Schwei¬
Verpflichtungen gelöst und die meisten
eingetreten sein. Aber diese Umgangsformen
übrigen löst nun der rasche und offenbar gens gehalten. Ludwig Ullmann.
sind natürlich andere gegenüber abhängigen
S
esceeselsce ene
und noch nicht arrivierten Autoren oder ge¬
genüber jenen Männern, die jetzt auch in den
erfahrenen und konjunkturstcheren Aügen
Sami Fischers Deutschlands Erretter aus
tiefer intellektueller Schmach sind. Die Zei¬
ten jenes schandbar und weichlich literari¬
schen Deutschland haben freilich Sami
Fischers großes Vermögen erbracht und die
Massenauflagen seiner Bücher wurden von
einem Publikum gekauft und gelesen, dem
jetzt der Entdecker Schnitzlers und Alten¬
bergs selbst einen beneidenswert ungenier¬
ten Fußtritt versetzt.
Es ist nämlich in der Tat geschehen und
es muß die Herren Goering und Goebbels
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