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1. Miscellaneons
6. Jänner 1897
Neues Wiener Journal
Mittwoch
e nicht zugestell worden sind konnen dieselben geräß reurtren, und zwar bis zur obersten Stel beim Ber.]versetzt werden, endet doch zumeist auf der S
Begeisterte nehmen sie noch ins Wirthshaus mit,
undtagswahlordnung beim magistratischen Bezirksamt waltungsgerichtshofe.“
Feuerbrand dann kräftig gelöscht.
heben.
Diese Ansicht hängt eben auch viel i
abgelehnte Speisekartenstempel.) Stadtrath Dr. Krenn
Dr. Witold R. v. Lewieki
Stellung zusammen, die man immer wieder in d
der gestrigen Stadtrathssitzung über die seitens
Reichsrathsabgeordneter, Schriftsteller, Vicesecretär des Landes¬
hineinzudividiren sucht. Das Theater soll Erzie
ivaten gemachte Anregung, betrefsend die Ein¬
ausschusses.
selbst Kirche im gewissen Sinn, Correctionshaus,
ner commnnalen Armentaxe für die
„Wir haben in Galizien mit der Theatercensur ziemlich
noch Alles, die richtige verkehrte Welt. Das 2
Getränketarise der Gasthäuser, Hotels, Kafseehäuser
halten, nichts weiter, unterhalten in jenem wei
äcker, und beantragt, mit Rücksicht auf die seitens des schlechte Erfahrungen gemacht, namentlich in solchen
eben auch die tragische Erschütterung als Unt
unter Berücksichtigung der Aeußerungen der be¬ Fällen, wo es sich um Theaterstücke handelte, denen eine gro߬
spolnische Idee zugrunde lag. Jo, ich habe die gewiß
läßt. Und dieser Unterhaltung soll man
enossenschaften geltend gemachten Gründe hievon ab¬
merkwürdige Erfahrung gemacht, daß Stücke von polnischen
Schranken ziehen. Man soll nicht künstlich an
. Der Referentenantrag wurde angenommen.
construiren, die in Wirklichkeit gar nicht existire
provisorisch angestellten Volks= und Bürgerschul. Autoren in Krakau und Lemberg unterdrückt
nuc ein Beispiel: den Großinquisitor in „Do#
n der gestrigen Stadtrathssitzung brachte Gemeinde= wurden, während sie in Posen anstandslos zur Aufführung
Zeitlang durfte er nicht auf der Bühne erschei
sola einen Erlaß des Landesschulrathes vom 30. No= gelangen durften. Ich erinnere mich da speriell an das Schauspiel
„Kraj“, das wegen seiner polnisch patriotischen Tendenz bei uns
man wieder nichts Anstößiges daran. Ich kann
. über den Recurs der Gemeinde gegen den Beschluß des
innern, daß der alte, rothe Herr bei seinen
rathes wegen provisorischer Besetzungverboten wurde. Eine Aenderung in den bestehenden
Theatercensurverhältnissen scheint mir dringend geboten. Ja, ich
irgendwie revolutionär oder anstößig gewirkt h
Volks¬
ster Dienstesstellen
halte es für eine Schande, daß in einem constitutionellen
scheinlich auch nicht, und doch mußte er wieder ve
irgerschulen zur Kenntniß. Der Landesschul¬
Staate noch mit Verordnungen regiert wird, die aus absoluter
diese Inconsequenz ist charakteristisch, bald kalt,
Em Recuts der Gemeinde Folge gegeben und ins¬
Aera, dazu noch aus der Zeit der ärgsten Reaction
wie die Medicin, die immer schwört, nur die
usgesprochen, daß der Bezirksschulrath nur berechtigt
stammen. Gegen die Anwendung solcher Verordnungen müßte sich
Tagesordnung stehende Behandlungsweise sei all
cherung des regelmäßigen Unterrichtes infolge des Ab¬
auch die Gesellschaft mit aller Macht zur Wehre setzen.
auch noch kurz vorher als absolut tödtlich versch
definitiven Lehrkräften in Fällen der Pensionirung,
Mit solchen Verfügungen aus dem Jahre 1854 muß endlich auf¬
Uebrigens geben wir uns keinen Illusione
ns und der Beförderungen Maßnahmen nach den Be¬
wird nicht so bald abgeschafft werden. Ziehe ich
geräum werden.“
des Substitutionsnormales zu treffen und Re¬
dann möchte ich sie wieder wohl in einer Schäl
en für die Substituirung erledigter Lehrstellen nur
Dr. Eduard Sueß,
die wohl auch nur frommer Wunsch bleibt.
h im Substitutionsnormale vorgesehenen Ausmaße an¬
Reichsrathsabgeordneter, Universitätsprofessor.
richtungen müßten gestrichen werden, ganze 2
Zur Wahrung etwaiger Remunerationsansprüche jener
„Hervorragende freisinnige Geister halten die Theatercensur
Allem jeder Satz, der über vier Druckzeilen lan
en, die im Sinne des angefochtenen Beschlusses zu
lachen Sie nicht, für diese Periodisten mü
Schuljahres vom Bezirksschulrathe bestellt wurden, für nothwendig. Freilich müßte sie auf moderner Basis reformirt
Maximalmaß eingeführt werden. Was über
Schulbehörde im Einvernehmen mit der Gemeinde werden. Selbst der liberale Berthelot scheute sich nicht,
Centimeter weg ist, schneiden und streichen. Uc
Geeignete im Sinne des § 10 des Substitutions= offen und rückhaltslos für eine Theatercensur einzutreten. Nehmen
Perlen lassen, die überflüssige Fassung fort,
u veranlassen. Der Stadtrath hat nun gestern im Sie einmal Max Halbes „Jugen5“. Ich habe das
Ideal, vielleicht auch das des Publicums. Fr#
Magistratsantrages und des Referentenvorschlages be= Stück nicht gelesen, aber meine Söhne, die es gelesen haben,
da die Autoren nichts dreiure
em Bezirksschulrathe bekanntzugeben, daß die Gemeinde sagten mir, es sei eines der widerwärtigsten Stücke,
nur Diamanten,
schreiben bekanntlich
principiellen Gründen nicht in der Lage sei, dem ge= das ihnen bisher in der jüngsten deutschen Literatur vorgekommen
Pfennige die Zeile.“
hsuchen, die an den fraglichen Lehrstellen provisorisch sei. Andererseits will ich nicht verhehlen, daß das Aufführungs¬
kn Lehrkräfte, welche irrthümlicherweise nicht nach dem verbot von Gerhart Hauptmann's „Die Weber“ eine
[Dummheit war. Eine Censur also ist nothwendig, aber sie
Dr. Arthur Schnitzler
onsnormale angestellt wurden, einstweilen zu
müßte reformirt und gesetzlich geregelt werden.“
Schriftsteller.
en. Die Gemeinde erklärt sich jedoch bereit, ohne
„Wie jeder Autor, bin auch ich selbstrede
idmachung des Rückforderungsrechtes
Emerich v. Bukovics
schaffung der Bühnencensur und zwar schon
21. d. M. in der bisherigen Weise den in Betracht
Censur bei uns in die Hände vi
Director des Deutschen Volkstheater.
n Lehrkräften ihre Remuneration flüssig zu machen; sie
„Ich bin in meiner Eigenschaft als Theaterdirector gegen legt ist, die für die Kunst kein ?
r dorauf bestehen, daß vom 1. Februar l. J. ab dies
Es ist ein offenes Geheimniß: der
die jetzige Theaterordnung, weil jedes veraltete Gesetz so um¬
en nach dem Substitutionsnormale zu
geändert werden sollte, daß es sich den modernen Zeitströmungen bei uns bei der Beurtheilung des ihm v
nd zu remuneriren sind.
anpaßt. Der Hauptfehler der heutigen Censur ist — die Ab= von allen anderen Rücksichten eher leiten, als
e Amtslocalitäten) des Bezirksausschusses und Ortsschul¬
hängigkeit derselben von clericalen Einflüssen. Hätte Ludwig Er ist a priori gar nicht dazu befähigt, ein
etzing befinden sich vom 1. d. M. ab im Hause Nr. 8 Fas¬
[Anzengruber seine Stücke heute geschrieben, ich bin fest zu beurtheilen. Wer sind unsere Censoren?
Ei, 13. Bezirke.
überzeugt, sie wären nie zur Aufführung gekommen! Und in Gerathewohl Beamte herausgegriffen, die son
guten Qualitäten besitzen mögen, nur keine li
dieser Hinsicht bedarf es dringend der Remedur.
wird eben nicht gefragt. In der heutigen Nun
In der Statthalterei ist man ehrlich bemüht, die Schärfe
Wiener Journal“ erzählt der Polizeipräsident,
Cenfur in Oesterreich.
und Schroffheit des Gesetzes zu mildern. Das Entgegenkommen
„Gespenster“ seinerzeit in Prag verboten h
der Behörden den Bühnenleitungen gegenüber ist wirklich weit¬
Eine Zeitfrage.
uns auch die Gründe nicht, von denen er sich
gehend. Als ich „Madame Sans-Gène“ aufführen
II.
lassen. Künstlerische waren es nicht.
wollte, erfuhr ich plötzlich, daß von hochstehender Seite gegen die
äußerst Lemerkenswerthen Aeußerungen des Wiener
hielt die „Gespenster“ für ein unsittliches Stü
säsidenten und mehrerer Wiener Theaterdirectoren über Aufführung Protest erhoben worden sei, weil die Träger einiger
kennende und unaufhaltsam ihrer endlichen Lösung altadeliger Namen sich durch die Verunglimpfung derselben im diesem Punkte anderer Meinung, ich halte die „
unsittlich, aber man mag darüber nun denken, wie
de Frage lassen wir heute andere Persönlichkeiten Stück beleidigt fühlten. Zufällig war der Statthalter am selben
denen in“ dieser Angelegenheit das Recht. gehört zu Abend im Volkstheater, er bat nich in seine Loge und machte Sittlichkeit sind verschiedene Begriffe, man I
zusteht. Vor Allem die vier verschiedene Partei= mir Mittheilung davon, daß „Madame Sans-Gene“ noch keines- enander verwechseln, wie Herr v. Steis
Falle gethan.
nunseres Reichsrathes vertretenden Parlamentarier, die swegs „freigegeben“ sei. Auf die Frage, ob der Statthalter ba¬
Freilich, der Staat hat die Neigung u
Stück selbst gelesen habe, antwortete er mir, dies sei nicht der
mittel, Alles zu unterdrücken, was ihm nicht
inn machen mögen.
Fall, doch wolle er noch in derselben Nacht das Stück lesen.
Und thatsächlich wurde ich bereits am nächsten Tag in die und ich muß gestehen, solange der Staat von
ausgeht, daß die Einrichtungen, die er schütz
Dr. Emannel Engel
Statthalterei beschieden. Der Statthalter hatte die
[ganze Nacht hindurch gelesen und theilte freie Wort auf der Bühne gefährdet sind, so
chsrathsabgeordneter, Obmann des Jungezechenclubs.
Wir haben in Böhmen und speciell in Prag nicht allzusehrimir mit, das Stück sei trotz der „Bedenken“ greifen, daß er sich des Rothstifts nicht begeber
Leiper Meinuna nach C
1. Miscellaneons
6. Jänner 1897
Neues Wiener Journal
Mittwoch
e nicht zugestell worden sind konnen dieselben geräß reurtren, und zwar bis zur obersten Stel beim Ber.]versetzt werden, endet doch zumeist auf der S
Begeisterte nehmen sie noch ins Wirthshaus mit,
undtagswahlordnung beim magistratischen Bezirksamt waltungsgerichtshofe.“
Feuerbrand dann kräftig gelöscht.
heben.
Diese Ansicht hängt eben auch viel i
abgelehnte Speisekartenstempel.) Stadtrath Dr. Krenn
Dr. Witold R. v. Lewieki
Stellung zusammen, die man immer wieder in d
der gestrigen Stadtrathssitzung über die seitens
Reichsrathsabgeordneter, Schriftsteller, Vicesecretär des Landes¬
hineinzudividiren sucht. Das Theater soll Erzie
ivaten gemachte Anregung, betrefsend die Ein¬
ausschusses.
selbst Kirche im gewissen Sinn, Correctionshaus,
ner commnnalen Armentaxe für die
„Wir haben in Galizien mit der Theatercensur ziemlich
noch Alles, die richtige verkehrte Welt. Das 2
Getränketarise der Gasthäuser, Hotels, Kafseehäuser
halten, nichts weiter, unterhalten in jenem wei
äcker, und beantragt, mit Rücksicht auf die seitens des schlechte Erfahrungen gemacht, namentlich in solchen
eben auch die tragische Erschütterung als Unt
unter Berücksichtigung der Aeußerungen der be¬ Fällen, wo es sich um Theaterstücke handelte, denen eine gro߬
spolnische Idee zugrunde lag. Jo, ich habe die gewiß
läßt. Und dieser Unterhaltung soll man
enossenschaften geltend gemachten Gründe hievon ab¬
merkwürdige Erfahrung gemacht, daß Stücke von polnischen
Schranken ziehen. Man soll nicht künstlich an
. Der Referentenantrag wurde angenommen.
construiren, die in Wirklichkeit gar nicht existire
provisorisch angestellten Volks= und Bürgerschul. Autoren in Krakau und Lemberg unterdrückt
nuc ein Beispiel: den Großinquisitor in „Do#
n der gestrigen Stadtrathssitzung brachte Gemeinde= wurden, während sie in Posen anstandslos zur Aufführung
Zeitlang durfte er nicht auf der Bühne erschei
sola einen Erlaß des Landesschulrathes vom 30. No= gelangen durften. Ich erinnere mich da speriell an das Schauspiel
„Kraj“, das wegen seiner polnisch patriotischen Tendenz bei uns
man wieder nichts Anstößiges daran. Ich kann
. über den Recurs der Gemeinde gegen den Beschluß des
innern, daß der alte, rothe Herr bei seinen
rathes wegen provisorischer Besetzungverboten wurde. Eine Aenderung in den bestehenden
Theatercensurverhältnissen scheint mir dringend geboten. Ja, ich
irgendwie revolutionär oder anstößig gewirkt h
Volks¬
ster Dienstesstellen
halte es für eine Schande, daß in einem constitutionellen
scheinlich auch nicht, und doch mußte er wieder ve
irgerschulen zur Kenntniß. Der Landesschul¬
Staate noch mit Verordnungen regiert wird, die aus absoluter
diese Inconsequenz ist charakteristisch, bald kalt,
Em Recuts der Gemeinde Folge gegeben und ins¬
Aera, dazu noch aus der Zeit der ärgsten Reaction
wie die Medicin, die immer schwört, nur die
usgesprochen, daß der Bezirksschulrath nur berechtigt
stammen. Gegen die Anwendung solcher Verordnungen müßte sich
Tagesordnung stehende Behandlungsweise sei all
cherung des regelmäßigen Unterrichtes infolge des Ab¬
auch die Gesellschaft mit aller Macht zur Wehre setzen.
auch noch kurz vorher als absolut tödtlich versch
definitiven Lehrkräften in Fällen der Pensionirung,
Mit solchen Verfügungen aus dem Jahre 1854 muß endlich auf¬
Uebrigens geben wir uns keinen Illusione
ns und der Beförderungen Maßnahmen nach den Be¬
wird nicht so bald abgeschafft werden. Ziehe ich
geräum werden.“
des Substitutionsnormales zu treffen und Re¬
dann möchte ich sie wieder wohl in einer Schäl
en für die Substituirung erledigter Lehrstellen nur
Dr. Eduard Sueß,
die wohl auch nur frommer Wunsch bleibt.
h im Substitutionsnormale vorgesehenen Ausmaße an¬
Reichsrathsabgeordneter, Universitätsprofessor.
richtungen müßten gestrichen werden, ganze 2
Zur Wahrung etwaiger Remunerationsansprüche jener
„Hervorragende freisinnige Geister halten die Theatercensur
Allem jeder Satz, der über vier Druckzeilen lan
en, die im Sinne des angefochtenen Beschlusses zu
lachen Sie nicht, für diese Periodisten mü
Schuljahres vom Bezirksschulrathe bestellt wurden, für nothwendig. Freilich müßte sie auf moderner Basis reformirt
Maximalmaß eingeführt werden. Was über
Schulbehörde im Einvernehmen mit der Gemeinde werden. Selbst der liberale Berthelot scheute sich nicht,
Centimeter weg ist, schneiden und streichen. Uc
Geeignete im Sinne des § 10 des Substitutions= offen und rückhaltslos für eine Theatercensur einzutreten. Nehmen
Perlen lassen, die überflüssige Fassung fort,
u veranlassen. Der Stadtrath hat nun gestern im Sie einmal Max Halbes „Jugen5“. Ich habe das
Ideal, vielleicht auch das des Publicums. Fr#
Magistratsantrages und des Referentenvorschlages be= Stück nicht gelesen, aber meine Söhne, die es gelesen haben,
da die Autoren nichts dreiure
em Bezirksschulrathe bekanntzugeben, daß die Gemeinde sagten mir, es sei eines der widerwärtigsten Stücke,
nur Diamanten,
schreiben bekanntlich
principiellen Gründen nicht in der Lage sei, dem ge= das ihnen bisher in der jüngsten deutschen Literatur vorgekommen
Pfennige die Zeile.“
hsuchen, die an den fraglichen Lehrstellen provisorisch sei. Andererseits will ich nicht verhehlen, daß das Aufführungs¬
kn Lehrkräfte, welche irrthümlicherweise nicht nach dem verbot von Gerhart Hauptmann's „Die Weber“ eine
[Dummheit war. Eine Censur also ist nothwendig, aber sie
Dr. Arthur Schnitzler
onsnormale angestellt wurden, einstweilen zu
müßte reformirt und gesetzlich geregelt werden.“
Schriftsteller.
en. Die Gemeinde erklärt sich jedoch bereit, ohne
„Wie jeder Autor, bin auch ich selbstrede
idmachung des Rückforderungsrechtes
Emerich v. Bukovics
schaffung der Bühnencensur und zwar schon
21. d. M. in der bisherigen Weise den in Betracht
Censur bei uns in die Hände vi
Director des Deutschen Volkstheater.
n Lehrkräften ihre Remuneration flüssig zu machen; sie
„Ich bin in meiner Eigenschaft als Theaterdirector gegen legt ist, die für die Kunst kein ?
r dorauf bestehen, daß vom 1. Februar l. J. ab dies
Es ist ein offenes Geheimniß: der
die jetzige Theaterordnung, weil jedes veraltete Gesetz so um¬
en nach dem Substitutionsnormale zu
geändert werden sollte, daß es sich den modernen Zeitströmungen bei uns bei der Beurtheilung des ihm v
nd zu remuneriren sind.
anpaßt. Der Hauptfehler der heutigen Censur ist — die Ab= von allen anderen Rücksichten eher leiten, als
e Amtslocalitäten) des Bezirksausschusses und Ortsschul¬
hängigkeit derselben von clericalen Einflüssen. Hätte Ludwig Er ist a priori gar nicht dazu befähigt, ein
etzing befinden sich vom 1. d. M. ab im Hause Nr. 8 Fas¬
[Anzengruber seine Stücke heute geschrieben, ich bin fest zu beurtheilen. Wer sind unsere Censoren?
Ei, 13. Bezirke.
überzeugt, sie wären nie zur Aufführung gekommen! Und in Gerathewohl Beamte herausgegriffen, die son
guten Qualitäten besitzen mögen, nur keine li
dieser Hinsicht bedarf es dringend der Remedur.
wird eben nicht gefragt. In der heutigen Nun
In der Statthalterei ist man ehrlich bemüht, die Schärfe
Wiener Journal“ erzählt der Polizeipräsident,
Cenfur in Oesterreich.
und Schroffheit des Gesetzes zu mildern. Das Entgegenkommen
„Gespenster“ seinerzeit in Prag verboten h
der Behörden den Bühnenleitungen gegenüber ist wirklich weit¬
Eine Zeitfrage.
uns auch die Gründe nicht, von denen er sich
gehend. Als ich „Madame Sans-Gène“ aufführen
II.
lassen. Künstlerische waren es nicht.
wollte, erfuhr ich plötzlich, daß von hochstehender Seite gegen die
äußerst Lemerkenswerthen Aeußerungen des Wiener
hielt die „Gespenster“ für ein unsittliches Stü
säsidenten und mehrerer Wiener Theaterdirectoren über Aufführung Protest erhoben worden sei, weil die Träger einiger
kennende und unaufhaltsam ihrer endlichen Lösung altadeliger Namen sich durch die Verunglimpfung derselben im diesem Punkte anderer Meinung, ich halte die „
unsittlich, aber man mag darüber nun denken, wie
de Frage lassen wir heute andere Persönlichkeiten Stück beleidigt fühlten. Zufällig war der Statthalter am selben
denen in“ dieser Angelegenheit das Recht. gehört zu Abend im Volkstheater, er bat nich in seine Loge und machte Sittlichkeit sind verschiedene Begriffe, man I
zusteht. Vor Allem die vier verschiedene Partei= mir Mittheilung davon, daß „Madame Sans-Gene“ noch keines- enander verwechseln, wie Herr v. Steis
Falle gethan.
nunseres Reichsrathes vertretenden Parlamentarier, die swegs „freigegeben“ sei. Auf die Frage, ob der Statthalter ba¬
Freilich, der Staat hat die Neigung u
Stück selbst gelesen habe, antwortete er mir, dies sei nicht der
mittel, Alles zu unterdrücken, was ihm nicht
inn machen mögen.
Fall, doch wolle er noch in derselben Nacht das Stück lesen.
Und thatsächlich wurde ich bereits am nächsten Tag in die und ich muß gestehen, solange der Staat von
ausgeht, daß die Einrichtungen, die er schütz
Dr. Emannel Engel
Statthalterei beschieden. Der Statthalter hatte die
[ganze Nacht hindurch gelesen und theilte freie Wort auf der Bühne gefährdet sind, so
chsrathsabgeordneter, Obmann des Jungezechenclubs.
Wir haben in Böhmen und speciell in Prag nicht allzusehrimir mit, das Stück sei trotz der „Bedenken“ greifen, daß er sich des Rothstifts nicht begeber
Leiper Meinuna nach C