box 41/1
1. Miscellangons
o vor, wie ihn das neben¬
Und Ganda, die Sensations=Schauspielerin, die
#er nicht genannt sein wollte,
sich im Stück des Literatur=Reformators Rafke nicht
ten.
weniger als fünfmal bei offener Scene zu entkleiden hat
ntierenabend des Burgtheaters
und sich dieser künstlerischen Riesenaufgabe mit solchem
sich eigentlich wundern, wie
Geschick entledigt, daß jede Monotonic vermieden wird
kennt, wie von Sitz zu Sitz,
und sich im Publicum keine Spur von Langweile oder
en und gegrüßt, gelächelt und
Ermüdung zeigt. Sie ist die Meisterin im Vortrag
rscheinlich in anderen Gro߬
schlüpfriger Pointen. Wie keine Andere weiß sie mit
Die sogenannten oberen Zehn¬
ihrem Antor zu dem schönen Zwecke zusammenzuwirkch,
ihe betrachtet einige Nullen.
die Schamhaftigkeit des Publicums immer noch ein wenig
noch geung. Das geht auch
mehr zu verletzen und so jene künstlerische Steigerung
der das Herzensgeheimniß
des Genusses herbeizuführen, die dem Thaliatheater die
bildete, ein Geheimniß mit
Gunst des Publicums und der Agioteure in so nach¬
seine intimsten Freunde über¬
haltiger Weise sichert.
Wie Garda, die unerreichte Darstellerin der
in wenig in dem Werke um.
Moderne im Kampf um Theater= und Lebenserfolge, die
ginnt der Roman in einem
ideale Künstlerin Clara Merz besiegt, das ist die Haupt¬
deit vom Weghuber=Park ent¬
handlung des Romanes, um die sich in losen Arabesken
Probe. Die dabei anwesend
die satirischen Schilderungen Wiener Gesellschaftslebeus
photographischen Treue ge¬
ranken. Diese Letzteren sind das Werthvollste des ganzen
ihr
fernbleiben. Zu den
Buches. Der Salon Roland, Gastgeber, Gastgeberin
er Director, der wohlbeleibte,
und Gäste sind Cabinetsstücke einer scharfen, langjährigen
Entschieden alte Weine jungen
Beobachtung. Er ist ein Spiritusfabrikant, der das feinste
ihm gibt Wachsmuth, der
Unterscheidungsvermögen für die einzelnen Spiritusarten be¬
lerzeugungsvolle Urtheil ab:
sitzt und die verschiedenen eingeladenen Künstler niemals aus¬
sichtiger Mensch, das heißt,
einander zu halten weiß. Zum Entsetzen seiner kunst¬
ur nicht um sein Theater;
sinnigen Gattin fragt er den eingeladenen Cellisten, ob er
auch so.“ Deswegen weiß er
aut bei Stimme sei, und die Barbi hält er für eine
um
verlangt. Die Kassen¬
Claviervirrnosin. Frau Roland, die sensitive Salondame,
hium. Die Polizei hat ihm
schwelgt in fortwährendem Begeisterungsrausch, umarmt alle
gestrichen. Die neunte Vor¬
weiblichen Gäste und hat sich selber zur lebenslänglichen
gespielt wird, bringt eine
nervenzerstörenden Hetzjagd nach Berühmtheiten für ihren
zehnte und elfte, wo sie
Salon verurtheilt. „Wird der Kammersänger X. absagen?
1550 fl. Die eine Scene
Ist die Y. heute bei Stimme?“ Das sind ihre Fragen an das
erth von 250 fl. „Sie sehen“
Schicksal.
Rollenbewerberin
„an
Im Salon Roland aber wimmelt es von guten
r Werth eines Kunstwerkes
und schlechten Bekannten. Da ist Dr. Lohm, der
Sänger des Hohenliedes vom „süßen Mädel“ die jungen
irectors Mohrheim zu
Damen aus gutem Haus kennen nur den einen Ehrgeiz,77
mehr Schwierigkeiten, als
seinen Forderungen gerecht zu werden. Jede hat ihren
ks. Dr. Rafke hat glücklich
Flirt, ist stolz darauf, von einem der noch schulpflichtigen
wärtig, speciell in Wien eine
Dichter, die Rafke ihre Entdeckung verdanken, „süßer Aff
ratur=Epoche angebrochen ist,
genannt zu werden, und sie neiden sich gegenseitig bedeu¬
hervorragenden Dichtern nur
tungsvolle Rendezvons in
verschwiegenen Durchhäusern. 2
licht mehr Rafke, meint der
Dabei lugen sie recht fleißig nach der guten Partie aus.
beschmack wie alle Welt. Ein
Sie heucheln blos, leidenschaftlich und unbesonnen zu sein.
elskerl, sagt die Gesellschaft
In Wirklichkeit sind sic es nur bis zu einem genau im
ein sehr bedeutender
Voraus bestimmten Punkt. Denn im Grunde liegt es
ger gehört unstreitig zu
ihnen ferne, sich ernstlich zu compromittiren und ihre
Geistern — das heißt,
schöne Zukunft an der Seite irgend eines Seifefabrikanten
zu gefährden.
er=Enthusiast, ist die gläuzendst
Welche originelle Figur ist der bemitleidenswerthe
Buches. Nach seinem Urbild
Rentier, dessen Lebensunglück es bildet, fortwährend
Mühe. Denn von allen
erben und dann mit der Schwierigkeit zu kämpfen, sein
hat der Autor ihm markante
Geld anzulegen. Armer Mann! Eisenbahn=Prioritäten
sich nicht mit diesem Vexir¬
werden ihm ausgelost, Haussätze gekündigt. Er steht da
harade, unlösbar, weil es
mit seinem Geld und weiß nicht wohin damit. Dabei
will er heiraten. Aber er hat viel von der Vererbung
gehört und sehnt sich nach einem gänzlich unbelasteten!
Mädchen. Schönheit, Jugend, Reichthum und Geburt sind
ihm gleichgiltig; aber immer findet sich in der Familie
eine Tante, die an Herzklopfen, ein Cousin, der an
Blähhals leidet, so daß aus der geplanten Verbindung
Nichts werden kann.
Auch der mit besonderer Liebe und Sachkenntniß
geschilderte Börsenmatador ist nicht so ohne. Alles sieht
voll Verehrung zu ihm auf. Die Damen streiten sich um
die Rose aus seinem Knopfloche und sprechen von ihm
wie von einem Künstler: „Nein, wie er Wechsel
escomptirt, wie er Anlehen convertirt, das ist himmlisch.“
Aber die chemischen Actien, die seine Freunde im Ver¬
trauen auf seinen „phänomenalen Blick“ gekauft haben, fallen.
plötzlich zertrümmert. Macht Nichts, morgen wird er
wieder hervorgeholt. So ist Wien, so sind die Wiener.
Das ist die ernste Moral des Buches: „Ohne Götzen
können wir nicht leben. Götzen in der Politik, Götzen in
der Kunst, Göten im gesellschaftlichen, im wirthschaft¬
lichen Leben!“
Die politischen Götzen des Wiener Kleinbürger¬
thums haben ihren besonders reichlich ausgemesseren
Antheil abbekommen.
Alle werden in Freiheit
alle die
dressirt vorgeführt,
guten Bekannten
aus dem Parlamentssaal und aus den Wühlerversamm¬
lungen. Da ist der Oberbonze mit der Wiener Gemüth¬
lichkeit. „A bisserl a Lieb', a bisserl a Treu', a bisserl a
Falschheit is auch dabei.“ „Dem einzelnen Jnden.“ sast er,
„geschieht Nichts. Ob Einer ein Jud ist, oder nicht, das
bestimmen wir, die Führer.“ Dann der überzeugte „Anti“.
der an Ritualmärchen glaubt und, so oft er auf die Ree
straße kommt, überlegt, welches Hons vohl ursprünglich
seine gewesen sei, bovor ihm die Juden den ihm ge¬
bührenden Antheil am Volksvermögen gestohlen haben.
Auch ##r schlaue Strever fehlt nicht, der seine eigenen
Zwecke, Mandatszwecke und andere, durchsetzen will. So
oder so! Nur Eines ## ihn suchsteufelswild machen:
Wenn man ihm mit Grunden kommt. „Wozu brauchen
wir überhaupt Gründe,“ ruft er. „Mit dem dummen
Allesbegründenwollen macht man sich beim Volke nur
verhaßt. Das war der Erbfehler der Liberalen!“
Es ist nicht leicht, wenn man sher dus Buch zu
sprechen begonnen hat, so schnell wieder afzuhören. Biele
und Vieles ist dargestellt, ungeschminkt, der Wirklichkeit
abgelauscht, ohne zu vertuschen und ohne zu beschönigen.
Aber es ist nicht die Satire des Zerstörers, nicht die
übelwollenden Mephisto, die
Grimasse
Buche hervorschant. Ein Mann voll Herz
dem
Gemüth, ein treuer Sohn seiner Vater¬
und
stadt, voll unendlicher Liebe zu diesem Boden
und seinen Bewohnern hat es geschrieben, ein Mann, der
stets das Gute will, der aber auch, wenn sein Werk
richtig gelesen und richtig verstanden wird, damit manch'
Grtes geschaffen haben dürfte. Und so rufen wir dem
Antor für seine nächsten literarischen Arbeiten die Worte
zu, die einst die ihm nahestehende Fatinitza Hunderttausenden
in die Seele gesungen hat: „Vorwärts mit frischem Muth!“
st—f.
1. Miscellangons
o vor, wie ihn das neben¬
Und Ganda, die Sensations=Schauspielerin, die
#er nicht genannt sein wollte,
sich im Stück des Literatur=Reformators Rafke nicht
ten.
weniger als fünfmal bei offener Scene zu entkleiden hat
ntierenabend des Burgtheaters
und sich dieser künstlerischen Riesenaufgabe mit solchem
sich eigentlich wundern, wie
Geschick entledigt, daß jede Monotonic vermieden wird
kennt, wie von Sitz zu Sitz,
und sich im Publicum keine Spur von Langweile oder
en und gegrüßt, gelächelt und
Ermüdung zeigt. Sie ist die Meisterin im Vortrag
rscheinlich in anderen Gro߬
schlüpfriger Pointen. Wie keine Andere weiß sie mit
Die sogenannten oberen Zehn¬
ihrem Antor zu dem schönen Zwecke zusammenzuwirkch,
ihe betrachtet einige Nullen.
die Schamhaftigkeit des Publicums immer noch ein wenig
noch geung. Das geht auch
mehr zu verletzen und so jene künstlerische Steigerung
der das Herzensgeheimniß
des Genusses herbeizuführen, die dem Thaliatheater die
bildete, ein Geheimniß mit
Gunst des Publicums und der Agioteure in so nach¬
seine intimsten Freunde über¬
haltiger Weise sichert.
Wie Garda, die unerreichte Darstellerin der
in wenig in dem Werke um.
Moderne im Kampf um Theater= und Lebenserfolge, die
ginnt der Roman in einem
ideale Künstlerin Clara Merz besiegt, das ist die Haupt¬
deit vom Weghuber=Park ent¬
handlung des Romanes, um die sich in losen Arabesken
Probe. Die dabei anwesend
die satirischen Schilderungen Wiener Gesellschaftslebeus
photographischen Treue ge¬
ranken. Diese Letzteren sind das Werthvollste des ganzen
ihr
fernbleiben. Zu den
Buches. Der Salon Roland, Gastgeber, Gastgeberin
er Director, der wohlbeleibte,
und Gäste sind Cabinetsstücke einer scharfen, langjährigen
Entschieden alte Weine jungen
Beobachtung. Er ist ein Spiritusfabrikant, der das feinste
ihm gibt Wachsmuth, der
Unterscheidungsvermögen für die einzelnen Spiritusarten be¬
lerzeugungsvolle Urtheil ab:
sitzt und die verschiedenen eingeladenen Künstler niemals aus¬
sichtiger Mensch, das heißt,
einander zu halten weiß. Zum Entsetzen seiner kunst¬
ur nicht um sein Theater;
sinnigen Gattin fragt er den eingeladenen Cellisten, ob er
auch so.“ Deswegen weiß er
aut bei Stimme sei, und die Barbi hält er für eine
um
verlangt. Die Kassen¬
Claviervirrnosin. Frau Roland, die sensitive Salondame,
hium. Die Polizei hat ihm
schwelgt in fortwährendem Begeisterungsrausch, umarmt alle
gestrichen. Die neunte Vor¬
weiblichen Gäste und hat sich selber zur lebenslänglichen
gespielt wird, bringt eine
nervenzerstörenden Hetzjagd nach Berühmtheiten für ihren
zehnte und elfte, wo sie
Salon verurtheilt. „Wird der Kammersänger X. absagen?
1550 fl. Die eine Scene
Ist die Y. heute bei Stimme?“ Das sind ihre Fragen an das
erth von 250 fl. „Sie sehen“
Schicksal.
Rollenbewerberin
„an
Im Salon Roland aber wimmelt es von guten
r Werth eines Kunstwerkes
und schlechten Bekannten. Da ist Dr. Lohm, der
Sänger des Hohenliedes vom „süßen Mädel“ die jungen
irectors Mohrheim zu
Damen aus gutem Haus kennen nur den einen Ehrgeiz,77
mehr Schwierigkeiten, als
seinen Forderungen gerecht zu werden. Jede hat ihren
ks. Dr. Rafke hat glücklich
Flirt, ist stolz darauf, von einem der noch schulpflichtigen
wärtig, speciell in Wien eine
Dichter, die Rafke ihre Entdeckung verdanken, „süßer Aff
ratur=Epoche angebrochen ist,
genannt zu werden, und sie neiden sich gegenseitig bedeu¬
hervorragenden Dichtern nur
tungsvolle Rendezvons in
verschwiegenen Durchhäusern. 2
licht mehr Rafke, meint der
Dabei lugen sie recht fleißig nach der guten Partie aus.
beschmack wie alle Welt. Ein
Sie heucheln blos, leidenschaftlich und unbesonnen zu sein.
elskerl, sagt die Gesellschaft
In Wirklichkeit sind sic es nur bis zu einem genau im
ein sehr bedeutender
Voraus bestimmten Punkt. Denn im Grunde liegt es
ger gehört unstreitig zu
ihnen ferne, sich ernstlich zu compromittiren und ihre
Geistern — das heißt,
schöne Zukunft an der Seite irgend eines Seifefabrikanten
zu gefährden.
er=Enthusiast, ist die gläuzendst
Welche originelle Figur ist der bemitleidenswerthe
Buches. Nach seinem Urbild
Rentier, dessen Lebensunglück es bildet, fortwährend
Mühe. Denn von allen
erben und dann mit der Schwierigkeit zu kämpfen, sein
hat der Autor ihm markante
Geld anzulegen. Armer Mann! Eisenbahn=Prioritäten
sich nicht mit diesem Vexir¬
werden ihm ausgelost, Haussätze gekündigt. Er steht da
harade, unlösbar, weil es
mit seinem Geld und weiß nicht wohin damit. Dabei
will er heiraten. Aber er hat viel von der Vererbung
gehört und sehnt sich nach einem gänzlich unbelasteten!
Mädchen. Schönheit, Jugend, Reichthum und Geburt sind
ihm gleichgiltig; aber immer findet sich in der Familie
eine Tante, die an Herzklopfen, ein Cousin, der an
Blähhals leidet, so daß aus der geplanten Verbindung
Nichts werden kann.
Auch der mit besonderer Liebe und Sachkenntniß
geschilderte Börsenmatador ist nicht so ohne. Alles sieht
voll Verehrung zu ihm auf. Die Damen streiten sich um
die Rose aus seinem Knopfloche und sprechen von ihm
wie von einem Künstler: „Nein, wie er Wechsel
escomptirt, wie er Anlehen convertirt, das ist himmlisch.“
Aber die chemischen Actien, die seine Freunde im Ver¬
trauen auf seinen „phänomenalen Blick“ gekauft haben, fallen.
plötzlich zertrümmert. Macht Nichts, morgen wird er
wieder hervorgeholt. So ist Wien, so sind die Wiener.
Das ist die ernste Moral des Buches: „Ohne Götzen
können wir nicht leben. Götzen in der Politik, Götzen in
der Kunst, Göten im gesellschaftlichen, im wirthschaft¬
lichen Leben!“
Die politischen Götzen des Wiener Kleinbürger¬
thums haben ihren besonders reichlich ausgemesseren
Antheil abbekommen.
Alle werden in Freiheit
alle die
dressirt vorgeführt,
guten Bekannten
aus dem Parlamentssaal und aus den Wühlerversamm¬
lungen. Da ist der Oberbonze mit der Wiener Gemüth¬
lichkeit. „A bisserl a Lieb', a bisserl a Treu', a bisserl a
Falschheit is auch dabei.“ „Dem einzelnen Jnden.“ sast er,
„geschieht Nichts. Ob Einer ein Jud ist, oder nicht, das
bestimmen wir, die Führer.“ Dann der überzeugte „Anti“.
der an Ritualmärchen glaubt und, so oft er auf die Ree
straße kommt, überlegt, welches Hons vohl ursprünglich
seine gewesen sei, bovor ihm die Juden den ihm ge¬
bührenden Antheil am Volksvermögen gestohlen haben.
Auch ##r schlaue Strever fehlt nicht, der seine eigenen
Zwecke, Mandatszwecke und andere, durchsetzen will. So
oder so! Nur Eines ## ihn suchsteufelswild machen:
Wenn man ihm mit Grunden kommt. „Wozu brauchen
wir überhaupt Gründe,“ ruft er. „Mit dem dummen
Allesbegründenwollen macht man sich beim Volke nur
verhaßt. Das war der Erbfehler der Liberalen!“
Es ist nicht leicht, wenn man sher dus Buch zu
sprechen begonnen hat, so schnell wieder afzuhören. Biele
und Vieles ist dargestellt, ungeschminkt, der Wirklichkeit
abgelauscht, ohne zu vertuschen und ohne zu beschönigen.
Aber es ist nicht die Satire des Zerstörers, nicht die
übelwollenden Mephisto, die
Grimasse
Buche hervorschant. Ein Mann voll Herz
dem
Gemüth, ein treuer Sohn seiner Vater¬
und
stadt, voll unendlicher Liebe zu diesem Boden
und seinen Bewohnern hat es geschrieben, ein Mann, der
stets das Gute will, der aber auch, wenn sein Werk
richtig gelesen und richtig verstanden wird, damit manch'
Grtes geschaffen haben dürfte. Und so rufen wir dem
Antor für seine nächsten literarischen Arbeiten die Worte
zu, die einst die ihm nahestehende Fatinitza Hunderttausenden
in die Seele gesungen hat: „Vorwärts mit frischem Muth!“
st—f.