VII, Verschiedenes 11, 1899–1901, Seite 13

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1. Miscellalseus

Ugenomien habch, e##701
bürger nicht an den Rand wirthschaftlichen Ruins Koerber einen schweren Vörwütf, eine ernste
für Industrie und Eisenbahnen, die sich
benselements, der Kohle, beraubt sehen, allzu gedrängt, darf die Gesellschaft nicht der Gefahr Anklage: der Riefenstrike der Kohlenarbeiter
zu sein. Sie ist darüber entsetzt! — So sehen moderne
Ironie der großen starken Geister über ein bornirtes
Mädchenträume.
Mädchenträume aus, bemerkt halb boshaft, halb bedauernd
Menschenkind, das an Ammenmärchen glaubt und naiv
der Dichter.
genug ist, um sie dem Publikum aufzutischen. Ich schämte
von träumen sie eigentlich? Jetzt, da der Fasching
mich fast. Wochen hindurch mied ich das Café Griensteidl.
und heiratssähige Mädchenwelt in seinen
Sehen sie wirklich so aus? In gewissen Pariser
Ein armes Mädchen, zwanzig Jahre alt, auf sich selbst
Wirbel reißt, darf man wohl bei dieser Frage
Gesellschaftskreisen und auch anderwärts mögen Mädchen¬
— und gleichwohl rein, unschuldig,
gestellt, unbewacht
verweilen. Wovon träumen also die Mädchen?
träume in der That diese häßliche Prägung haben. Aber
von unberührter Makellosigkeit, so eine Gestalt
sich in ihren Köpfen das große Geheimniß der
eine typische moderne Gestalt ist die Halbjungfrau, die das
kann man doch nur am Schreibtisch ausbrüten!
jen zwischen Mann und Weib ab? Was webt
bekannte Glöcklein mit Wonne läutet, durchaus nicht, und
Moderne Mädchen, so führte man mir zu Gemüth,
dem Gemüthe e ies Mädchens, das die Liebe zum
ebensowenig das „süße Mädel“ ineinen vielfachen
sind die „süßen Mädel“ Arthur Schnitzler's die bei einem
durchschauert? Einstmals war es eine reizvolle
Schattirungen. Das Mädchen, das den modernen Zeitgeist
Souper in einem traulichen Käbinek so lüstig, so amüsant,
für Dichter, diesen gankelnden Träumen nachzu¬
im edlen Sinn verspürt, ist aus einem ganz anderen Stoff
so nachgiebig sind, oder das lüsterne Dirnchen Alma in
sit zartschimmernden Lasuren all die keimenden
gebildet. Die träumerische Unschuld, die Sinnigkeit und
Sudermann's „Ehre“, oder die Halbjungfrauen von
der Mädchenphantasie zu schildern, das wunder¬
Zartheit, die dem keuschen Mädchen Goldschnittlyriker an¬
Marcel Prevost, die mit so klugem Bedacht, mit
sime Wechselspiel zwischen Keuschheit und schen
dichten, hat es allerdings nicht. Für das moderne Mädchen,
so kühler Behutsamkeit ihre anatomische Unschuld
ser Sinnlichkeit in der Seele eines unschuldigen
das mit klaren Blicken in die Wirklichkeit schaut, ist aber
schirmen. Man weiß, wie diese Halbjungfrauen
zu verfolgen. Die Dichter tauchten hiebei, einer
ein ehrenvoller Zug bezeichnend: es strebt darnach, aus
träumen. Man weiß, mit welch derber Ungeschminkt¬
des galanten Diderot folgend, ihre
selbsteigener Kraft sein Schicksal zu schmieden. Es will in
heit sie über gewisse Dinge plaudern, wenn sie
in Regenbogenfarben und streuten den
einem Berufe wirken, nicht ausschließlich auf den Mann,
unter sich sind. Ist das nicht Uebertreibung, Verleum¬
# von Schmetterlingsflügeln über die Zeilen. In
auf die Ehe angewiesen sein. Das ist der moderne
dung? Gibt es wirklich gesellschaftliche Kreise, in denen
kealistischen Zeit denkt man anders darüber,
Mädchentraum! Von einem romantischen Zauber ist
derartige Mädchen gedeihen? Ein unverdächtiger Kron¬
und derber. Unschuldige Mädchenträume?
er allerdings nicht umwoben. Er erscheint im Gegentheil
zeuge hat die grausamen Wahrheiten über die Halbjung¬
Einem Schwankautor, einem Familienblatt¬
etwas hausbacken. Aber wenn man näher zuschaut, so
frauen leider bestätigt. Es ist dies kein Geringerer als
Et man es am Ende hingehen, wenn sie das alte
findet man in diesem scheinbar so prosaischen Drang
Alphonse Daudet. In seinem nachgelassenen Roman „Die
Tvon den mit unschuldigen Augen in die Welt
nach Selbstständigkeit doch gar Vieles, was selbst
Stütze der Familie“ führt der Dichter ein junges, bürger¬
Mädchen immer wieder auffrischen. Aber man
ein poetisches Gemüth damit versöhnt. Welche Energie,
liches Mädchen vor, Dina Eudeline, die in vornehme
seinmal, mit dem Ernst eines gesellschaftlichen
wie viel fröhliche Lebenslust und Tapferkeit gehört
Gesellschaftskreise hineingeräth. Sie verkehrt in dem Hause
irs ein derartiges Mädchen darzustellen; wie wird
für ein Mädchen dazu, um diesem Triebe zu folgen,
des Ministerpräsidenten Valfon. Dina hat hier Gelegen¬
zngefahren, über die Achsel angeschaut, verhöhnt!
um trotz mannigfacher Vorurtheile, die noch heute im
heit, die heimlichen Gespräche junger Mädchen zu be¬
habe das einmal bitterlich empfunden. Vor drei
Schwange, das selbstgesteckte Ziel zu verfolgen. Zart¬
lauschen. Dina ist Telegraphistin, sie hat von ihren
##ir es, als ich mir erlaubte, in dem Schauspiel
besaitete Naturen, denen das tiefere Verständniß der
Kolleginnen, die auch kein Blatt vor den Mund nehmen,
#lten“ ein unschuldiges Wiener Vorstadtmädchen
Wirklichkeit fehlt, lamentiren allerdings darüber mit be¬
gar oft starke Sachen vernommen. Aber was in dem
Bühne zu stellen. Meine literarischen Freunde
weglichen Worten. Sie hegen die Besorgniß, daß in dem
Heim des Ministerpräsidenten wohlerzogene junge Mädchen
in tiefer Besorgniß über mich die Köpfe, wie
in vertraulichen Plaudereien an Schlüpfrigkeiten leisten, modernen Mädchen, in dem der Selbstständigkeitstrieb
Menschen, der nicht recht bei Troste ist. In den
sserer jungen „Modernen“ las ich die überlegene das scheint ihr denn doch der Gipfel der Schamlosigkeit nach Geltung ringt, all das sich verflüchtigen könnte, was
Steteste