VII, Verschiedenes 11, 1899–1901, Seite 53

ensenenenden en enenenenee
In der Wasagasse zum Beispiel, wo die Neue Wiener Bühne
was Wertvolles enthalten, Kurzum, werden Sie nur nicht
heuer so eine Garnitur entzückender Frauenzimmer engagiert
nervös, trotzdem die Sache danach is, der Herr, der die Asche!
hat, — Gott ich sag' ja nix, denn ich bin doch ka Tratschen,
in Verwahrung hatte, war zur Nachtzeit eingeschlafen und als
wie Sie wissen, — waren noch nie so viel fürstliche und barön¬
er aufwachte, sah er, daß nicht nur der fremde Mitreisende, son¬
liche Gummiradler zu sehen, wie jetzt. Und dabei hat das
dern gleichzeitig auch das Päkchen spurlos verschwunden war. Der
Theater daneben noch so viel wirkliche Talente, die natürlich jote Freund war ihm gestohlen worden! Nichts kann das
zu Fuß gehn.“
Entsetzen des Unvorsichtigen schildern und nichts die Peinlichkeit
„Die Lisa Michalek, net wahr, meinen S', von der jetzt des Gedankens, was der enttäuschte Dieb wohl mit der Asche
weg'n 'n „Luxuszug“ ganz Wien spricht?“
getan haben könne, der Asche des für die reinste Bestattung
„Jawohl, das is eine von den stärksten Begabungen und enthusiasmierten Mannes, Man half sich, indem man den
jetzt hören Sie sich der ihren Werdegang an. Vor zwei Jahren Schein aufrecht hielt; in den Sarg wurde ein Päckchen gelegt,
is die junge Schauspielerin, a Schwester von der Opernsängerin,
ein Päckchen Sand, dem nun alle weiteren Zeremonjen galten.
im Berliner Theater aufgetreten. Als Franziska in „Minna
Die wenigsten Särger und Schüler hatten eine Ahnung...
von Barnhelm“. Sagen die Spree=Kriiker: „Es war nischt!“
Nun, was sagen Sie dazu?“
Schreit der Direktor Meinhard: „Aus Ihnen wird Ihr Lebtag
„Jetzt sag' ich gar nix mehr,“ erwiderte das Mädchen,
nichts rechtes. Die Bühne möcht ich sehn, an der Sie mög¬
hielt Wort und blieb stumm.
lich sind!“ Geht die Michalek nach Wien, gefällt in „Revo¬
Der Moritz aber ersah aus dieser ihrer außergewöhn¬
lutionshochzeit“, verdreht jetzt den Leuten 'n Kopf und is aufs
lichen Leistung, daß sie auf dem Markte des Neuigkeitskrams
übernächste Jahr — Hofburgschauspielerin. Für die Burg is ihn wirklich als „hors concours“ anerkannte.
sie also grad noch möglich, wie Sie sehn!“
„Aber jetzt so was, wia si die Fachleut täuschen können.
Besonders dann, wann sich's um Theatersachen handelt!“ rief
die Maltschi.
„Pscht!“ sagte der Moritz und hielt ihr den Mund zu,
W
um ja nicht aus dem Text gebracht zu werden. „Sie ha'm mir
da das Stichwort gegeben zur Erzählung von einem Fachmann,
Telefon 12801.
der zwar a Arzt is, aber für uns größtes Interesse hat, weil
er vor allem auch a Dichter is. Der ärziliche Fachmann Arthur
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Schnitzler, der mit'n literarischen Fachmann gleichen Namens
Ausschnilt
Wettbewerb getreten is. Er übt die erstere Praxis zwar
nicht aus, aber wenn man sich Vater zu fühlen beginnt ...
„OBSEKVEK Nr. 93
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Was soll ich Ihnen sagen, Sie wissen doch. Also er hat ge¬
schworen, seiner lieben Frau und seinen Bekannten, er wird
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
glei zeitig an doppelten Geburtstag feiern können. Den
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
von (sein' neuesten Bühnenstück und den von seinem erwarteten
Kind. Die große Frage im Hause des Dichters war nämlich
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
nicht nur: „Bub oder Mädel?“ sondern auch, was wird früher
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
fertig sein, diese oder die andere, die geistige Schöpfung? Die
Meinungen waren geleilt, denn wenn a Autor es auch in der
Hand hat, sein „Finis“ unters Werk zu setzen, die Natur läßt
Ausschnitt aus:
sich die Schlußpointe nicht immer auf die Stunde vorschreiben.
Aber siehe da: der literarische Fachmann hat schließlich doch noch
Oestorn. Volkspresse,
Aenderungen vornehmen müssen und als die — Spannung aufs
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höchste gestiegen war, hat auch der ärztliche seine Genugtnun,
gehabt und recht behalten. Und weil es gar das so heiß er¬
sehnte Töchterchen war, die willkommene Ergänzung zu dem
gscheiten ersten Kind, einem Buben, so herrschte eitel Freude
in dem „doppelten“ Geburtshaus in der Spöttelgasse und der
Name des Mädels is sogar in der Komödie verewigt worden.“
„Jessas, wie liab,“ sagte die Maltschi. „Sie wissen aber
a alles, Herr Elfer. Nur wann die nächste Operettenneuheit das
Licht der Welt erblicken wird, dös wissen weder Sie noch al
anderer von die Theaternarren, trotzdem daß in Wien sowas mit
der größten Wichtigkeit behandelt wird. Hier klappen die Pro¬
.— Hof=Burgtheater.
ben net, dort müssen neue Einlagen g'macht werden, die Auf¬
Hermann Bahrs neues Drama „Apostel“, das
regung wachst in alle Theater. I bitt Ihna, a neuer Straus,
am Burgtheater zum erstenmale in Scene gieng,
zwei neuche Lehar! Und im Carltheater is wirklich ka Kleinig¬
erlebte ein vollständiges Fiasco. Diese Schund¬
keit: im ersten Akt von „Divi“ wird a vollständiges Cabaret¬
komödie wurde allgemein ausgezischi. Selbst der
programm, denn er spielt in an Cabaret, aufg'führt werden.
groiße Sonnenthal wurde auf offener Straße

inclusive
Auf der Oterettenbühne wird man also folgende Nummern
vom Publicum ausgelacht, trotzdem die Juden 2—
Porto.
sehen: vier Damen, die sich am Schluß ihrere Tanzszene in
Zahlbar
alles daran setzten, um ihres Lieblings Bahr 0.—
Lilien verwandeln, die Zwerenz als Ueberbrettldiva und der
Schundstück zum Siege zu verhelfen. Wieder ein 0.—
0.— im Voraus.
Marischka als Cabaretwirt muß sogar Waldhorn blasen! Schon
Beweis, auf welches Niveau unser Burgtheater
in Mannheim hat er im intimen Kreis, also damals noch nicht
en schon gesunken ist — und wohin es führen wird, usschnitte ist das
auf'n Treumann geblasen und der Papa Leon war so entzückt
Al wenn ein so ehrwürdiges Kunstiastitut den Con= auch steht es den
von dem Hornisten, daß er ihm diese Separatrollen g'schwind
leleben zuliebe Schundstücke von Bahr, zu ändern.
g'schrieben hat und der jetzt alle Tag net wenig „aufgeblasen“
Zchnialer und tutti enanti in sein Reverkolt“ zug enthaltend die
sein wird. Die größte Sorge hat'n Carltheater aber die Be¬
gen mntnenungen der Wiener Morgen¬
In aufnlum
schaffung von einer Nackttänzerin g'macht. Richtig haben
blatter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung“)
wollurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
8 zum Schluß a wirkliche echte Nackttänzerin aufgegabelt, die
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
also in dieser Operette ihre Glieder ohne Worte zum besten
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
geben wird.“
„Was wollen S' denn, Sie wissen doch etwas noch mehr
Prospecte gratis und franco.
bald wie ich!“ unterbrach erstaunt der Moritz. „Da muß ich
also schaun, daß ich nicht zurückbleib hinter Ihnen und Sie
mit'n stärksten Geschütz übertrumpfen. Was Sie jetzt von mir
zu hören kriegen werden, is nicht nur absolut sensationell, son¬
dern trotz der unglaublichen Vorkommnisse so sehr der Wahrheit
entsprechend, daß ich es jederzeit auf'n vollen Beweis ankommen
lasse und auch die ganze Verantwortung übernehme. Also
hören Sie, was ich Ihnen ohne jede Ausschmückung sag.
Professor der Gesangskunst, der viele Talente zu Opern= und