VII, Verschiedenes 11, 1899–1901, Seite 57

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1. Miscellaneens
Offenes Schreiben an Herrn Adam Müller=Guttenbrunn, Direktor
Ades antisemitischen Hetztbeaters.
Sehr wenig geehrter Herr! #00
Es thut mir leid um Sie, Heir Müller! Kehren Sie um
auf dem falschen Wege, den Sie eingeschlagen, und suchen Sie die
öffentliche Meinung, die Sie gegen sich haben, wieder zu gewinnen.
Gehen Sie so schnell wie möglich zu Rabbi Güdemann
und melden Sie bei ihm Ihren Uebertritt zum Indenthum an.
Vielleicht dispensirt er Sie von der schmerzhaften Operation, die
gewöhnlich mit dem Eintritt in unsere illustre Glaubensgenossen¬
schaft verknüpft ist. Das Nächste, was Sie hierauf zu thun haben,
ist ein vollständiger Wechsel Ihres total verfehlten Programms.
Sie müssen den Zeitverhältnissen Rechnung tragen und vorzugs¬
weise Stücke von Theodor Herzl, Arthur Schnitzler, Dör¬
mann, Ebermann und ähnlichen anerkannten Dichtern geben.
Wollen Sie nebenher auch klassische Stücke einschieben — weil
sr empfehle ich Ihnen
Sie selbe für die Barsesen brauchen
Lessing's „Nathan“, Gutzkow's „Uriel Acosta“, Ludwig's
„Makkabäer" und „Teborah“ von Mausenthal! Hüten Sie
sich aber ja, den samosen „Kaufmann von Venedig“ aufzu¬
führen, da der „Shylot“, der in diesem Skandalstücke vorkommt,
eine Herausforderung für alle „Andersdenkenden“ bildet. Auch
möchte ich Ihnen rathen, möglichst viele Künstler israelitischer
Konfession zu engagiren und sich vor Allem um einen jüdischen
Sekretär umzusehen, da ein Goi das Geschäft doch nie so versteht,
wie Einer von unsere Leut'.
Wenn Sie meine wohlgemeinten Rathschläge befolgen, werden
Sie bald ebenso gute Geschäfte machen, wie das Deutsche Volks¬
theater und wie der Wild in der Josefstadt.
Die zwei Parqnetsitze, die Sie mir zu senden die Unver¬
schämtheit hatten, habe ich selbstredend nicht benützt, sondern an
einen Antisemiten verkauft, damit ich doch auch etwas dabei
verdiene.
Mit bedingungsweiser Achtung
Schmoll,
Repräsentant der öffentlichen Meinung.
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r. — Mein Gorn
Zahl diese
will nach Berlin — Und so ging sie, die nichts als Schweine
süttern lonnte, und auch das nur unvollkommen, nach diesem
unt
Anziehungspunkt.
Einen solchen triebartigen Charakter hat die Land¬
Jelix Salten: „Vom andern Ufer“.
Erstaufführung im Lessing=Theater.
Mom andern Ufer“ ist der Titel für drei einaktige
2 Stücke. Ich betrachte sie der Reihe nach und
stag
betone, was ihnen (außer dem Titel) gemeinsam
ist.
Die zwei
Es stellt sich (im ersten Stück) heraus, daß der
Mann einer hohen Aristokratin kein Graf ist, sondern
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ein früherer Kellner Hat man sich nicht ordentlich
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über ihn erkundigt? Nein, man hat sich nicht ordent
seinen Stück
lich über ihn erkundigt. Der Kellner hatte die Ariston
Todes“, de
kratin längere Zeit in Paris bedient. Erkannte s
Tod, den er
ihn nicht wieder? Nein, sie erkannte ihn nicht wieder#
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Schön. Ein Vetter kommt, entlarvt ihn, läßt ihn ver¬
ändertem,
haften. Das sind die Begebnisse...
ihr?... A
Hinter den Begebnissen steckt, Leser, eine allge¬
hat uns oft
meine Wahrheit, eine Idee, ein Weltgefühl, eine
Poet ist er.
Tendenz. Nicht? Hier ist sie von folgendem Inhast.
seiner Mitb
Oft (ruft Salten) empfindet ein Kellner aristokratisch,
bühnenwirk
ist von siegreicher Tüchtigkeit, — während Aristokraten
1
hingegen ihrerseits oft Trottel sind. Ein unerbitt¬
d
licher Beobachter. Und, äußert Salten, mit der arist¬
kratisch=vornehmen Gesinnung ist es auch nicht weit
Arbeitens
her; denn (äußert er) das alte Familienhaupt sagtzu
erkannte ihn
dem Hochstapler: Hätten Sie sich doch von einem ver¬
lumpten Adligen adoptieren lassen, dann war ja alles I erkundigte si