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1. Miscellaneens
gin der Wiener Art liegt, — so übersah man lange, daß Literatur. „Ich glaube,“ mein
der Dichter bei dem schönen und reinen inneren Erlebnis, nünftige Menschen auf Schulen
das die „Liebelei“ seinem Schaffen bedeutete, durchaus nicht legen werden. Es wird zu allen
stehen geblieben war. Er sah tiefer in die Probleme des Lebens ankommen. Alles andere sind for
und in die menschliche Seele. Und er erzählte von ihren Schick= differenzierungen, die sich eig
salen mit einer klaren, tiesen, eindringlichen Kraft, die sich zu= ziehen. Das Wesentliche, worau
weilen ins Dunkle, Geheimnisvolle verbohrte. Seine Weltanschau= ändert, nur die Ausdrucksforme
ung und sein Stoffkreis erweiterten sich, rückten hart an die
auf gewisse Gesetze hin, die
Grenze, wo die einsamen Reiche der Großen beginnen. Aber er und erwähne dabei beispielsweisch
mir im naturalistischen Drama
ist ein österreichischer Dichter, und das bedeutet so viel, als im
Vaterlande nicht nach vollem Wert eingeschätzt, auch dann noch in aber als verfehlt erscheine. Sch
einen ästhetischen Rahmen gepreßt zu werden, wenn Entwicklung sollte auch hier keine anderen G
und Begabung denselben längst gesprengt haben. Sonst wüßte Notwendigkeiten. Unsere Zeit ha
Schaffenden selbst bestimmen.
man seit langem, daß Schnitzler weit mehr ist, als der Dichter des
sönlichkeit, diese sofort wieder
Wiener Sentiments, daß Stimmung, Kolorit und die natürliche
speare, von dessen Kunst aus n
Anmut seiner Melodik durchaus nicht mehr das Wesentlichste, Be¬
Sache Beweise anführen könnte
deutsamste seines künstlerischen Schaffens ausmachen.
„Ich will gar nicht so hoch gra
Aber er stand nie im Streit der Meinungen und ist immer
kommen, daß wir Begriffe wie
seinen Weg gegangen. Ruhig, unbeirrt, ganz in sich gefestet,
Gott nicht zu Vergleichen heran
eine feine und dennoch in sich bewußte Persönlichkeit, die es eben
unbedingte Recht, seine Persöng
nicht verschmäht, neben Bedeutung und Temperament auch An¬
zuleben.“ Ich verweise auf die
mut und Geschmack zu besitzen. Das läßt ihn für den oberflächlich
Literatur erfüllen, auf all die d
Beurteilenden feiner, müder, dekadenter, ja artistischer erscheinen,
wertungen, die sich uns in sozi
als er tatsächlich ist. Es ist vielmehr ein tiefdenkerischer, zuweilen
schlossen. Schnitzler erwidert:
grüblerischer Zug in ihm, der das Spielerische, das jeder großen
Formbegabung anhaftet, zu starkem und oft scharfgeschliffenem wirklich Neues. Wir sind nur 1
gekommen. Die Elemente
Ausdruck zwingt.
Auch als Mensch ist er nicht von den kleinen Eitelkeiten gegeben! Es gibt eigentlich k#
des literarischen Artistentums befangen, dem kokette Eigenspiegelung neue Gedankeninten
als der wertvollste Inhalt künstlerischen Schaffens erscheint. Ers sind so alt, wie die Menschheit
hat vielmehr seine Poetenseele in ein bescheidenes Alltagskleidgroßen Individuums bedurft,
gesteckt — er ist ein ganz liebenswürdiger, anspruchsloser Mensch, Mut persönlich oder durch V
der vor den lauten Stimmen der Oeffentlichkeit gern seine Fenster=Gestalt auszusprechen. Jede
solange man sie nicht selbst ent
läden schließt.
Ich erwähne des hohen
So ist auch sein Heim. Draußen in Währing, in der
Spöttelgasse — die Front dem Sternwartepark zugekehrt, von der Originalität beimesse, und bem
Straße abgewendet, von einer merkwürdigen Stille und Welt= viel getan werde, daß das Neu
abgeschlossenheit umfriedet. Dort suchte ich ihn jüngst wieder auf und über das Bedeutsam
gegnet Schnitzler, „aber dies i
an einem hellen, sonnigen Vorfrühlingstag, einem jener Tage,
Zeitgenossen der Fall, die wir
von denen ich immer glaube, daß ihre wehe Süße nur in der
davon unmittelbar betroffen sin
Wiener Luft liegt, in dem Hauch, der so weich und mild herüber¬
Zeit, nach Beeinflussungen zu
weht von den Höhen des Wienerwaldes.
Mit herzlicher Begrüßung empfing mich der Dichter in seinem daraus einen künstlerischen Vor
Arbeitszimmer. Ein eleganter, nicht zu großer Raum, alles gleich= nie erhoben hätte. Heute wird
sam aneinander gerückt, durchaus den Eindruck vornehmer Behag= verwechselt. Und oft ist es die
wenn sie nicht gleichsam durch
lichkeit erweckend. Er enthält neben dem breiten=Schreibtisch und
geistigen Stoffwechsel belebt wi
der prächtigen Bibliothek des Dichters feine graphische Kunstwerke,
kommen auf künstlerische Aure
von denen mir eine Radierung „Shakespeares House“ besonders
damit auf des Dichters eigenes
auffällt, ferner eine Büste Beer=Hofmanns, ein paar Plastiken,
und an der rechten Wand das Stehpult, an dem Schnitzler zu dankbar von Anregungen, die
den er auf das Urteil einzelner
arbeiten pflegt.
allgemeinen seinem eigenen Gefül
Wir verweilen aber nicht lange. Schnitzler schlägt mir vor,
Arbeiten vertrauen dürfe. Ich frag
den herrlichen Frühlingstag zu einem gemeinsamen Spaziergange
Bei Artur Schnitzler.
zu benutzen. Ih erkläre mich gern einverstanden. Wir brechen Er hat vor kurzem einen neu
1
vollendet und ist eben mit
auf. In wenigen Minuten sind wir mit der Elektrischen bei der
0
schäftigt. Aber er erzählt nicht
Paul Wilhelm.
Endstation in Pötzleinsdorf. Nun gehts langsam in gemütlichem
Geplauder durch den Pötzleinsdorfer Wald über Neuwaldegg in vollendet sind. Ich spreche v
Seine Kunst hat der Wiener Literatur ihr spezifisches Ge¬
dem „Einsamen Weg“ und den
ein prächtiger Weg durchs erste Grün
den Dornbacher Park
präge gegeben.
liebe und die mir künstlerisch
Das süße Wiener Mädel, das bei Grillparzer noch im der Wälder und Wiesen.
Wir sind hald tief im Gespräch. Schnitzlers Konversation ist wir eben im Gespräch darüber
klassischen Gewande einherschritt und den wohlklingenden Namen
von eigenem Reiz. Seine Gedankenkraft wächst im Gespräch. Wiese am Eingang des Dornb
Hero trug, hat er in ein schlichtes, sittsam geschlossenes Seiden¬
Anfangs karger, vorsichtiger, im Ausdruck mehr das einzelne Wort Stückchen Landschaft, von Wald
bluschen gesteckt und in ihre Sprache die heimatlichen Klinge der
schlossen. Schnitzler bleibt steh
Vorstadt gemischt. Aber er hat ihren tiefsten Zauber, die kindliche prägend, wird sein Ideengang bald lebhafter, reicher, farbiger.
Heiterkeit, die von den Schatten tragischen Geschickes leise um¬ Der Dialog gibt ihm willkommene Stichworte. Er schafft, schöpft, in meiner Phantasie das Haus
dämmert wird, beizubehalten vermocht. Darin lag die Dichterkraft bildet gleichse# im Konversieren, und man gewinnt einen Einblick samen Weg“, da drüben am A#
seiner Jugend, die ihn uns lieb und wert machte. Er wurde zum in die feine Präzision, mit der der Mechanismus seines Denk= gedacht. Sehen Sie,“ meint er
es stehen.“ Wir kommen auf di
Dichter des süßen Mädels, wie er in seinen Anfängen der prozesses arbeitet.
Ich frage ihn im Gespräch nach seiner Meinung über die Werk in Berlin gefunden, un
espritvolle Anatol=Poet gewesen. Man wies ihm seinen Platz an
in der Literatur, und — da gedanken loses Einschachteln nun einmal verschiedenen Strömungen und Richtungen in der modernen unvermeidlichen Thema: Schausp
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1. Miscellaneens
gin der Wiener Art liegt, — so übersah man lange, daß Literatur. „Ich glaube,“ mein
der Dichter bei dem schönen und reinen inneren Erlebnis, nünftige Menschen auf Schulen
das die „Liebelei“ seinem Schaffen bedeutete, durchaus nicht legen werden. Es wird zu allen
stehen geblieben war. Er sah tiefer in die Probleme des Lebens ankommen. Alles andere sind for
und in die menschliche Seele. Und er erzählte von ihren Schick= differenzierungen, die sich eig
salen mit einer klaren, tiesen, eindringlichen Kraft, die sich zu= ziehen. Das Wesentliche, worau
weilen ins Dunkle, Geheimnisvolle verbohrte. Seine Weltanschau= ändert, nur die Ausdrucksforme
ung und sein Stoffkreis erweiterten sich, rückten hart an die
auf gewisse Gesetze hin, die
Grenze, wo die einsamen Reiche der Großen beginnen. Aber er und erwähne dabei beispielsweisch
mir im naturalistischen Drama
ist ein österreichischer Dichter, und das bedeutet so viel, als im
Vaterlande nicht nach vollem Wert eingeschätzt, auch dann noch in aber als verfehlt erscheine. Sch
einen ästhetischen Rahmen gepreßt zu werden, wenn Entwicklung sollte auch hier keine anderen G
und Begabung denselben längst gesprengt haben. Sonst wüßte Notwendigkeiten. Unsere Zeit ha
Schaffenden selbst bestimmen.
man seit langem, daß Schnitzler weit mehr ist, als der Dichter des
sönlichkeit, diese sofort wieder
Wiener Sentiments, daß Stimmung, Kolorit und die natürliche
speare, von dessen Kunst aus n
Anmut seiner Melodik durchaus nicht mehr das Wesentlichste, Be¬
Sache Beweise anführen könnte
deutsamste seines künstlerischen Schaffens ausmachen.
„Ich will gar nicht so hoch gra
Aber er stand nie im Streit der Meinungen und ist immer
kommen, daß wir Begriffe wie
seinen Weg gegangen. Ruhig, unbeirrt, ganz in sich gefestet,
Gott nicht zu Vergleichen heran
eine feine und dennoch in sich bewußte Persönlichkeit, die es eben
unbedingte Recht, seine Persöng
nicht verschmäht, neben Bedeutung und Temperament auch An¬
zuleben.“ Ich verweise auf die
mut und Geschmack zu besitzen. Das läßt ihn für den oberflächlich
Literatur erfüllen, auf all die d
Beurteilenden feiner, müder, dekadenter, ja artistischer erscheinen,
wertungen, die sich uns in sozi
als er tatsächlich ist. Es ist vielmehr ein tiefdenkerischer, zuweilen
schlossen. Schnitzler erwidert:
grüblerischer Zug in ihm, der das Spielerische, das jeder großen
Formbegabung anhaftet, zu starkem und oft scharfgeschliffenem wirklich Neues. Wir sind nur 1
gekommen. Die Elemente
Ausdruck zwingt.
Auch als Mensch ist er nicht von den kleinen Eitelkeiten gegeben! Es gibt eigentlich k#
des literarischen Artistentums befangen, dem kokette Eigenspiegelung neue Gedankeninten
als der wertvollste Inhalt künstlerischen Schaffens erscheint. Ers sind so alt, wie die Menschheit
hat vielmehr seine Poetenseele in ein bescheidenes Alltagskleidgroßen Individuums bedurft,
gesteckt — er ist ein ganz liebenswürdiger, anspruchsloser Mensch, Mut persönlich oder durch V
der vor den lauten Stimmen der Oeffentlichkeit gern seine Fenster=Gestalt auszusprechen. Jede
solange man sie nicht selbst ent
läden schließt.
Ich erwähne des hohen
So ist auch sein Heim. Draußen in Währing, in der
Spöttelgasse — die Front dem Sternwartepark zugekehrt, von der Originalität beimesse, und bem
Straße abgewendet, von einer merkwürdigen Stille und Welt= viel getan werde, daß das Neu
abgeschlossenheit umfriedet. Dort suchte ich ihn jüngst wieder auf und über das Bedeutsam
gegnet Schnitzler, „aber dies i
an einem hellen, sonnigen Vorfrühlingstag, einem jener Tage,
Zeitgenossen der Fall, die wir
von denen ich immer glaube, daß ihre wehe Süße nur in der
davon unmittelbar betroffen sin
Wiener Luft liegt, in dem Hauch, der so weich und mild herüber¬
Zeit, nach Beeinflussungen zu
weht von den Höhen des Wienerwaldes.
Mit herzlicher Begrüßung empfing mich der Dichter in seinem daraus einen künstlerischen Vor
Arbeitszimmer. Ein eleganter, nicht zu großer Raum, alles gleich= nie erhoben hätte. Heute wird
sam aneinander gerückt, durchaus den Eindruck vornehmer Behag= verwechselt. Und oft ist es die
wenn sie nicht gleichsam durch
lichkeit erweckend. Er enthält neben dem breiten=Schreibtisch und
geistigen Stoffwechsel belebt wi
der prächtigen Bibliothek des Dichters feine graphische Kunstwerke,
kommen auf künstlerische Aure
von denen mir eine Radierung „Shakespeares House“ besonders
damit auf des Dichters eigenes
auffällt, ferner eine Büste Beer=Hofmanns, ein paar Plastiken,
und an der rechten Wand das Stehpult, an dem Schnitzler zu dankbar von Anregungen, die
den er auf das Urteil einzelner
arbeiten pflegt.
allgemeinen seinem eigenen Gefül
Wir verweilen aber nicht lange. Schnitzler schlägt mir vor,
Arbeiten vertrauen dürfe. Ich frag
den herrlichen Frühlingstag zu einem gemeinsamen Spaziergange
Bei Artur Schnitzler.
zu benutzen. Ih erkläre mich gern einverstanden. Wir brechen Er hat vor kurzem einen neu
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vollendet und ist eben mit
auf. In wenigen Minuten sind wir mit der Elektrischen bei der
0
schäftigt. Aber er erzählt nicht
Paul Wilhelm.
Endstation in Pötzleinsdorf. Nun gehts langsam in gemütlichem
Geplauder durch den Pötzleinsdorfer Wald über Neuwaldegg in vollendet sind. Ich spreche v
Seine Kunst hat der Wiener Literatur ihr spezifisches Ge¬
dem „Einsamen Weg“ und den
ein prächtiger Weg durchs erste Grün
den Dornbacher Park
präge gegeben.
liebe und die mir künstlerisch
Das süße Wiener Mädel, das bei Grillparzer noch im der Wälder und Wiesen.
Wir sind hald tief im Gespräch. Schnitzlers Konversation ist wir eben im Gespräch darüber
klassischen Gewande einherschritt und den wohlklingenden Namen
von eigenem Reiz. Seine Gedankenkraft wächst im Gespräch. Wiese am Eingang des Dornb
Hero trug, hat er in ein schlichtes, sittsam geschlossenes Seiden¬
Anfangs karger, vorsichtiger, im Ausdruck mehr das einzelne Wort Stückchen Landschaft, von Wald
bluschen gesteckt und in ihre Sprache die heimatlichen Klinge der
schlossen. Schnitzler bleibt steh
Vorstadt gemischt. Aber er hat ihren tiefsten Zauber, die kindliche prägend, wird sein Ideengang bald lebhafter, reicher, farbiger.
Heiterkeit, die von den Schatten tragischen Geschickes leise um¬ Der Dialog gibt ihm willkommene Stichworte. Er schafft, schöpft, in meiner Phantasie das Haus
dämmert wird, beizubehalten vermocht. Darin lag die Dichterkraft bildet gleichse# im Konversieren, und man gewinnt einen Einblick samen Weg“, da drüben am A#
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es stehen.“ Wir kommen auf di
Dichter des süßen Mädels, wie er in seinen Anfängen der prozesses arbeitet.
Ich frage ihn im Gespräch nach seiner Meinung über die Werk in Berlin gefunden, un
espritvolle Anatol=Poet gewesen. Man wies ihm seinen Platz an
in der Literatur, und — da gedanken loses Einschachteln nun einmal verschiedenen Strömungen und Richtungen in der modernen unvermeidlichen Thema: Schausp