1. Miscellaneous
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Telesen 1.#01.
„OBSEKTER
1. Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Gent, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockheim, St. Peters¬
burg, Terento.
(Osellenangase ohne dewüh
Ausschnitt aus:
12 Naues Wiener Journal
vom:
Tagesneuigkeiten.
Josef Kainz.
Das Martyrium des „Künsklers hält unpermindert an. Eine
radikale Aeniderung oder Wendung, Leiden, das den Künstler
bedrängt,ist nlicht eingetteten! Bleibt atso lediglich zu konstatieren,
daß die Bemühungen der Aerzte, den Künstler bei guter Laune
zu erhalten, wo möglich seine Schmerzen zu lindern, von Erfolg
begleitet sind. Auch am gestrigen Tage, dem Sonntag, war der
Kranke fast durchweg guter Stimmung. Er empfing den Besuch
mehrerer Freunde, die alle Gelegenheit hatten, sich davon zu
überzeugen, daß Kainz keine Ahnung von dem Ernst seines
Leidens hat.
Die Nacht von Samstag auf Sonntag war schlimmer. Die
argen Schmerzen ließen den Künstler nicht zur Ruhe kommen. Er
verbrachte fast die ganze Nacht in einem Halbschlummer, aus dem
er in kurzen Zwischenräumen von quälenden Schmerzen geweckt
wurde. An seinem Krankenlager wachte niemand anders als die
Krankenschwester. Die Freunde des Künstlers, die sonst immer am
sich,
Schmerzenslager des Kranken Wache hielten, hatten
von der Aufregung der letzten Tage und den schlaf¬
Am
losen Nächten überwältigt, doch zur Ruhe begeben.
Sonntag vormittag trat eine leichte Besserung ein.
Die Schmerzen wurden geringer, die Laune des Künstlers
shob sich unter dem Eindruck dieser Linderung. Er empfing den
Besuch mehrerer Freunde, unter anderen auch den des Inten¬
Hanten des Wiesbadener Hoftheaters Mutzenbecher, der
auf die alarmierenden Avisos der letzten Tage nach Wien ge¬
kommen ist. Dr. Paul Lindau, die Schauspielerin
Seyffertitz, der Schriftsteller Siegfried Löwy ver¬
sammelten sich im Zimmer des Kranken, der allerlei lustige
Anekdoten aus seiner Karriere zum besten gab. Man sprach von
Reimers seinem Jubiläum und seinen Erfolgen. Das gab Anlaß
zur Diskussion über schauspielerische Erfolge überhaupt, an der
sich Kainz lebhaftest beteiligte.
Nachmittags erschien der Dichter Artur Schnitzler am
Krankenlager des Künstlers. Der Dichter begrüßte den Kranken
herzlichst. Kainz plauderte über das neue Stück Schnitzlers, das
am Burgtheater zur Aufführung kommen soll und in dem Kainz
die Hauptrolle kröieren sollte.
Auch am Abend hielt das günstige subjektive Befinden des
Künstlers an. Die Nacht war verhältnismäßig schmerzfrei, so daß
der Kranke einigen Schlaf fand. Heute morgen frühstückte Kainz
und verlangte von seinem Sekretär über die jüngsten Vorgänge
informiert zu werden.
Die Sorge der Aerzte besteht gegenwärtig darin, daß infolge
des ständigen Liegens auf dem Rücken die Lunge affiziert werden
könnte. Kainz liegt deswegen auf Gummipolstern, welche die un¬
günstige Wirkung dieses unangenehmen Zustandes einschränken sollen.
Der mene Batnag des Kinsters mit den Bugsecker ist
am 1. September in Kraft getreten. Er normiert dem Künstler
eine Jahresgage von ctwa 63.000 Kronen bei einer sechsmonatigen
Spielzeit. Der Vertrag stipuliert zwar — entgegen den Absichten
der Intendanz — keine Krankheitsklausel, verfügt aber, auch
nicht, wie es der Künstler gewünscht, daß seiner Gattin im
Falle seines Ablebens die volle Pension bezahlt würde.
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Telesen 1.#01.
„OBSEKTER
1. Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunge-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Gent, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockheim, St. Peters¬
burg, Terento.
(Osellenangase ohne dewüh
Ausschnitt aus:
12 Naues Wiener Journal
vom:
Tagesneuigkeiten.
Josef Kainz.
Das Martyrium des „Künsklers hält unpermindert an. Eine
radikale Aeniderung oder Wendung, Leiden, das den Künstler
bedrängt,ist nlicht eingetteten! Bleibt atso lediglich zu konstatieren,
daß die Bemühungen der Aerzte, den Künstler bei guter Laune
zu erhalten, wo möglich seine Schmerzen zu lindern, von Erfolg
begleitet sind. Auch am gestrigen Tage, dem Sonntag, war der
Kranke fast durchweg guter Stimmung. Er empfing den Besuch
mehrerer Freunde, die alle Gelegenheit hatten, sich davon zu
überzeugen, daß Kainz keine Ahnung von dem Ernst seines
Leidens hat.
Die Nacht von Samstag auf Sonntag war schlimmer. Die
argen Schmerzen ließen den Künstler nicht zur Ruhe kommen. Er
verbrachte fast die ganze Nacht in einem Halbschlummer, aus dem
er in kurzen Zwischenräumen von quälenden Schmerzen geweckt
wurde. An seinem Krankenlager wachte niemand anders als die
Krankenschwester. Die Freunde des Künstlers, die sonst immer am
sich,
Schmerzenslager des Kranken Wache hielten, hatten
von der Aufregung der letzten Tage und den schlaf¬
Am
losen Nächten überwältigt, doch zur Ruhe begeben.
Sonntag vormittag trat eine leichte Besserung ein.
Die Schmerzen wurden geringer, die Laune des Künstlers
shob sich unter dem Eindruck dieser Linderung. Er empfing den
Besuch mehrerer Freunde, unter anderen auch den des Inten¬
Hanten des Wiesbadener Hoftheaters Mutzenbecher, der
auf die alarmierenden Avisos der letzten Tage nach Wien ge¬
kommen ist. Dr. Paul Lindau, die Schauspielerin
Seyffertitz, der Schriftsteller Siegfried Löwy ver¬
sammelten sich im Zimmer des Kranken, der allerlei lustige
Anekdoten aus seiner Karriere zum besten gab. Man sprach von
Reimers seinem Jubiläum und seinen Erfolgen. Das gab Anlaß
zur Diskussion über schauspielerische Erfolge überhaupt, an der
sich Kainz lebhaftest beteiligte.
Nachmittags erschien der Dichter Artur Schnitzler am
Krankenlager des Künstlers. Der Dichter begrüßte den Kranken
herzlichst. Kainz plauderte über das neue Stück Schnitzlers, das
am Burgtheater zur Aufführung kommen soll und in dem Kainz
die Hauptrolle kröieren sollte.
Auch am Abend hielt das günstige subjektive Befinden des
Künstlers an. Die Nacht war verhältnismäßig schmerzfrei, so daß
der Kranke einigen Schlaf fand. Heute morgen frühstückte Kainz
und verlangte von seinem Sekretär über die jüngsten Vorgänge
informiert zu werden.
Die Sorge der Aerzte besteht gegenwärtig darin, daß infolge
des ständigen Liegens auf dem Rücken die Lunge affiziert werden
könnte. Kainz liegt deswegen auf Gummipolstern, welche die un¬
günstige Wirkung dieses unangenehmen Zustandes einschränken sollen.
Der mene Batnag des Kinsters mit den Bugsecker ist
am 1. September in Kraft getreten. Er normiert dem Künstler
eine Jahresgage von ctwa 63.000 Kronen bei einer sechsmonatigen
Spielzeit. Der Vertrag stipuliert zwar — entgegen den Absichten
der Intendanz — keine Krankheitsklausel, verfügt aber, auch
nicht, wie es der Künstler gewünscht, daß seiner Gattin im
Falle seines Ablebens die volle Pension bezahlt würde.