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neous
1. M1866.
Telephon 12.801
Die
„ODSEIVEN
I. öst. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I. Konkordiaplatz 4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
Paris, Rom, San Francisko, Stockholm, St. Petersburg
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Russchnitt aus:
ITUREN
18 9 1910
vom:
AGAG
Zeitungscliches für Theaterkritiker.
Der Denkende (Hr. Heine), der Rührige
Hr. Ben Tieber), der Unverwüstliche (Hr.
Blasel), die Quecksilberne (Frl. Kartousch),
der Unerschöpfliche (Hr. Gabor Steiner),
der Stimmgewaltige (Hr. Melms), der
Spaßige (Hr. Sachs), die Pikante (Fräul.
Dirkens), die Temperamentvolle (Fr. Zwe¬
renz), der Gottbegnadete (Hr. Girardi),
der Wurzelechte (Hr. Balajthy), der Männ¬
liche (Hr. Reimers), die Trockene (Fräul.
Werbezirk), der Zwerchfellerschütternde
(Hr. Maran), der Elegante (Hr. Storm),
die Liebliche (Fr. Retty), die Innige (Frl.
Lia Rosen), der Groteske (Hr. Pallen¬
berg), die Interessante (Fr. Gutheil¬
Schoder).
NB. Alle übrigen sind entweder tüchtig
oder Sympathisch.
Der Geschickte (Blumenthal), der
Bodenständige (Schönherr), der Freche
(Faydeau), der Einfallsreiche (Lehär), der
Geistvolle (Schnitzler—.
NB. Die übrigen Autoren und Kompo¬
nisten sind entweder erfolgreich oder —
feinsinnig.
20h
2.
er¬
4
er
Men
Zeugnis von dieser Fachschule vorweisen zu können. Genfer Er¬
ziehung, Vollendung in allen Sportzweigen, musikalische Unbescholten¬
heit, das alles wird nichts sein gegen eine Legitimation, erworben
durch das Studium an der neu zu errichtenden Kochschule auf dem
Kobenzl. Er hat sich's nicht träumen lassen, der Wackere, daß er
einmal solch lebensfreudigem Zweck dienen wird. An der Stelle, da
der Baron Reichenbach die Kunde vom Od in die Welt sandte und
seine geheimnisvollen Schriften vollendete, werden jetzt frische Stimmen
erschallen und Kochrezepte werden die einzige Weisheit sein, die
hier aus Büchern geschöpft wird. Grün ist des Lebens gold'ner
Baum. An den grünen Maientagen werden die Fremden auf den
Kobenzl geführt werden, und die Leute unserer Stadt werden ihnen die
Einrichtungen zeigen und Kostproben vorlegen. Mit blitzenden Augen
werden die Wiener auf die geschickten jungen Mädel weisen, die hier
Wirtschaftlichkeit und Kochkunst lernen, um dereinst unserer Teuerung
und der immer zunehmenden Verstimmung der Magennerven Einhalt
bieten zu können. Und die lächelnden Mienen der Wiener werden
sagen: Unsere Zukunft liegt auf dem Kobenzl.
Der Baedeker hat den Kobenzl bis jetzt arg vernachlässigt, er
bezeichnet ihn als dem Kahlenberg benachbart und sonst, zu Ausflügen
wenig lohnend. In Hinkunft wird er ihm einen Stern vorsetzen, wie
er dies bei allen besonderen Sehenswürdigkeiten tut, und hinzufügen:
„Jeden Donnerstag Griesschmarrn mit Röster!“
Adagio.
—
„SAGRADA (Ges)
(Gnsc, BARDER
Magenstärkende Purgier-Pastillen!
100 Klinisch erprobt, wirkt sicher, mild und regulierend.
Nur echt mit Namen Barber. — Schachtel à 70 Ieller und Kr. 2·40.
„Heil. Geist“-Apotheke, Wien, I. Operngasse 16.
S
Staats-Bürger-Rechts-Bureau
Wien, I. Grünangerg.- k-Heimatsracht, Heiratsbewilligungen ete.
Telephon Nr. 7126.
1070
* Im Theater-Cäse. 1.#
*
Nun sind endlich auch die letzten. Nachzügler aus den ver¬
schiedenen Sommerfrischen und Kurorten wieder eingerückt und sie
finden sich nachmittags zunf „Schwarzen“ im Theatercafé ein:
Bühnenleute, Komponisten, Librettisten, Advokaten, Agenten und
„Herren von der Zeitung", welchen von den Genanntseinwollenden
der Doktortitel taxfrei verliehen wird. Ein Tisch an einem Fenster,
das den Ausblick auf die belebte Straße ermöglicht, bleibt einigen
treuen Stammgästen reserviert, so da sind: der vielvermögende
Theatersekretär Muckerl, der Advokat in Theatersachen Doktor
Fliegenleim, der Gesangskomiker Bretzl und der Operetten¬
kt librettist Aram Schwelberg, recte Abraham Schwefelberg.
„Alstern, Doktorl, wo war'n denn Sie heuer?“ fragte der
Gesangskomiker Bretzl den Advokaten.
ie
„Wo werd' ich gewesen sein?“ versetzte dieser. „Nicht weg¬
gerührt hab' ich mich von Wien, höchstens daß ich manchmal über'n
Sonntag nach Ischl bin oder ich hab' abends eine Spritztour nach
Baden gemacht. Erstens hab' ich müssen wie ein Haft'lmacher auf¬
passen, daß mir nicht ein setter Konkurs auskommt. Im Landes¬
gericht für Zivilsachen haben sie beim Buchstaben k gehalten. Der
Dr. Fahrwohl, der Dr. Feigelstock, der Dr. Feldmann, ja sogar der
Dr. Fenichl waren schon absolviert. Das hätt' mir noch gefehlt, daß
vielleicht bei einer Millionen=Insolvenz ich als Masseverwalter an der
Tour gewesen wär' und ich mich in Ostende oder Scheveningen
herumgetrieben hätte.“
„Nun? Darf man gratulieren?“ fragte der Theatersekretär
Muckerl?
Der Advokat seufzte: „Hab' ich denn Glück?“ rief er. „Einen
Schuster in der Schönbrunnerstraße hab' ich bekommen. Auch eine
Insolvenz! 4000 Kronen. Weinen könnt' mer!“
„Doktor, Du fader Dramatiker, Du verlierst den dramatischen
Faden, witzelte Aram Schwelberg, recte Abraham Schwefelberg.
1 „Also zweitens?“
2
F
neous
1. M1866.
Telephon 12.801
Die
„ODSEIVEN
I. öst. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I. Konkordiaplatz 4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
Paris, Rom, San Francisko, Stockholm, St. Petersburg
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Russchnitt aus:
ITUREN
18 9 1910
vom:
AGAG
Zeitungscliches für Theaterkritiker.
Der Denkende (Hr. Heine), der Rührige
Hr. Ben Tieber), der Unverwüstliche (Hr.
Blasel), die Quecksilberne (Frl. Kartousch),
der Unerschöpfliche (Hr. Gabor Steiner),
der Stimmgewaltige (Hr. Melms), der
Spaßige (Hr. Sachs), die Pikante (Fräul.
Dirkens), die Temperamentvolle (Fr. Zwe¬
renz), der Gottbegnadete (Hr. Girardi),
der Wurzelechte (Hr. Balajthy), der Männ¬
liche (Hr. Reimers), die Trockene (Fräul.
Werbezirk), der Zwerchfellerschütternde
(Hr. Maran), der Elegante (Hr. Storm),
die Liebliche (Fr. Retty), die Innige (Frl.
Lia Rosen), der Groteske (Hr. Pallen¬
berg), die Interessante (Fr. Gutheil¬
Schoder).
NB. Alle übrigen sind entweder tüchtig
oder Sympathisch.
Der Geschickte (Blumenthal), der
Bodenständige (Schönherr), der Freche
(Faydeau), der Einfallsreiche (Lehär), der
Geistvolle (Schnitzler—.
NB. Die übrigen Autoren und Kompo¬
nisten sind entweder erfolgreich oder —
feinsinnig.
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Zeugnis von dieser Fachschule vorweisen zu können. Genfer Er¬
ziehung, Vollendung in allen Sportzweigen, musikalische Unbescholten¬
heit, das alles wird nichts sein gegen eine Legitimation, erworben
durch das Studium an der neu zu errichtenden Kochschule auf dem
Kobenzl. Er hat sich's nicht träumen lassen, der Wackere, daß er
einmal solch lebensfreudigem Zweck dienen wird. An der Stelle, da
der Baron Reichenbach die Kunde vom Od in die Welt sandte und
seine geheimnisvollen Schriften vollendete, werden jetzt frische Stimmen
erschallen und Kochrezepte werden die einzige Weisheit sein, die
hier aus Büchern geschöpft wird. Grün ist des Lebens gold'ner
Baum. An den grünen Maientagen werden die Fremden auf den
Kobenzl geführt werden, und die Leute unserer Stadt werden ihnen die
Einrichtungen zeigen und Kostproben vorlegen. Mit blitzenden Augen
werden die Wiener auf die geschickten jungen Mädel weisen, die hier
Wirtschaftlichkeit und Kochkunst lernen, um dereinst unserer Teuerung
und der immer zunehmenden Verstimmung der Magennerven Einhalt
bieten zu können. Und die lächelnden Mienen der Wiener werden
sagen: Unsere Zukunft liegt auf dem Kobenzl.
Der Baedeker hat den Kobenzl bis jetzt arg vernachlässigt, er
bezeichnet ihn als dem Kahlenberg benachbart und sonst, zu Ausflügen
wenig lohnend. In Hinkunft wird er ihm einen Stern vorsetzen, wie
er dies bei allen besonderen Sehenswürdigkeiten tut, und hinzufügen:
„Jeden Donnerstag Griesschmarrn mit Röster!“
Adagio.
—
„SAGRADA (Ges)
(Gnsc, BARDER
Magenstärkende Purgier-Pastillen!
100 Klinisch erprobt, wirkt sicher, mild und regulierend.
Nur echt mit Namen Barber. — Schachtel à 70 Ieller und Kr. 2·40.
„Heil. Geist“-Apotheke, Wien, I. Operngasse 16.
S
Staats-Bürger-Rechts-Bureau
Wien, I. Grünangerg.- k-Heimatsracht, Heiratsbewilligungen ete.
Telephon Nr. 7126.
1070
* Im Theater-Cäse. 1.#
*
Nun sind endlich auch die letzten. Nachzügler aus den ver¬
schiedenen Sommerfrischen und Kurorten wieder eingerückt und sie
finden sich nachmittags zunf „Schwarzen“ im Theatercafé ein:
Bühnenleute, Komponisten, Librettisten, Advokaten, Agenten und
„Herren von der Zeitung", welchen von den Genanntseinwollenden
der Doktortitel taxfrei verliehen wird. Ein Tisch an einem Fenster,
das den Ausblick auf die belebte Straße ermöglicht, bleibt einigen
treuen Stammgästen reserviert, so da sind: der vielvermögende
Theatersekretär Muckerl, der Advokat in Theatersachen Doktor
Fliegenleim, der Gesangskomiker Bretzl und der Operetten¬
kt librettist Aram Schwelberg, recte Abraham Schwefelberg.
„Alstern, Doktorl, wo war'n denn Sie heuer?“ fragte der
Gesangskomiker Bretzl den Advokaten.
ie
„Wo werd' ich gewesen sein?“ versetzte dieser. „Nicht weg¬
gerührt hab' ich mich von Wien, höchstens daß ich manchmal über'n
Sonntag nach Ischl bin oder ich hab' abends eine Spritztour nach
Baden gemacht. Erstens hab' ich müssen wie ein Haft'lmacher auf¬
passen, daß mir nicht ein setter Konkurs auskommt. Im Landes¬
gericht für Zivilsachen haben sie beim Buchstaben k gehalten. Der
Dr. Fahrwohl, der Dr. Feigelstock, der Dr. Feldmann, ja sogar der
Dr. Fenichl waren schon absolviert. Das hätt' mir noch gefehlt, daß
vielleicht bei einer Millionen=Insolvenz ich als Masseverwalter an der
Tour gewesen wär' und ich mich in Ostende oder Scheveningen
herumgetrieben hätte.“
„Nun? Darf man gratulieren?“ fragte der Theatersekretär
Muckerl?
Der Advokat seufzte: „Hab' ich denn Glück?“ rief er. „Einen
Schuster in der Schönbrunnerstraße hab' ich bekommen. Auch eine
Insolvenz! 4000 Kronen. Weinen könnt' mer!“
„Doktor, Du fader Dramatiker, Du verlierst den dramatischen
Faden, witzelte Aram Schwelberg, recte Abraham Schwefelberg.
1 „Also zweitens?“
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