VII, Verschiedenes 11, 1909–1911, Seite 27


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1. Miscellaneons
An unsere Leser!
ünfundzwanzig Jahre, also fast ein volles Menschenalter lang, hat unsere Zeitung das medizinische
Leben des In- und Auslandes auffnerksam verfolgt und sich durch ihre objektive Haltung die Sym¬
pathien eines großen Leserkreises zu sichern gewußt. Das Schicksal des Blattes war ein recht wechsel¬
volles. Im Jahre 1887 ins Leben gerufen, erschien unsere Zeitung unter der Redaktion von Dr. Arthur
Schnitzler und Dr. Bela Weiß als „Internationale klinische Rundschau“ und erfreute sich des publizisti¬
schen Beirates des Prof. Dr. Johann Schnitzler, der im Jahre 1889 die Redaktion übernahm und das
Unternehmen zu großer Blüte brachte. Als Professor Schnitzler im Mai 1893 starb, übernahm abermals sein
Sohn Dr. Arthur Schnitzler die Redaktion, die er bis zum September 1894 führte. Sein Dichterruhm begann
schon damals die Welt zu erfüllen, und so mußte ihim dieser wenig kongeniale Beruf als unerwünschte Last
erscheinen. Er trat also im Herbst 1894 die Redaktion an Dr. Heinrich Paschkis ab, der sie bis zum
Februar 1899 führte. Seit damals stehen die jetzigen Redakteure dem Blatte vor. Schon unter Professor
Paschkis wurde der Name in Wiener klinische Rundschau“ geändert. Es sollte durch die Anderung des
Titels unsere Bodenständigkeit einerseits und die Pflege einer bestimmten journalistischen Richtung andererseits
angedeutet werden. Wir wollten ein Blatt für den praktischen Arzt in erster Linie liefern und haben unser
Hauptaugenmerk daher auf die Erwerbung guter Originalartikel und zahlreicher Referate aus der deutschen
Journalliteratur gerichtet. Wir wurden in diesem Bestreben von einem großen Stabe trefflicher Mitarbeiter
unterstützt, denen wir bei diesem Anlaß unseren innigsten Dank aussprechen. Auch der Berichterstattung
über das medizinische Vereinsleben Wiens und der Besprechung aller unseren Stand betreffenden sozialen
Fragen sind wir gerecht geworden. Endlich haben wir uns bemüht, über wichtige Vorgänge im Auslande
unsere Leser durch anregend geschriebene medizinische Briefe auf dem Laufenden zu erhalten. Fern gehalten
haben wir uns in gleicher Weise von unfruchtbarer Kritik und müßigem Personalklatsch. Denn für die
vornehmste Aufgabe auch der medizinischen Journalistik halten wir stets die Pflege und Verbreitung
wissenschaftlicher Kenntnisse und Errungenschaften. So hoffen wir mit der werktätigen Unterstützung
unserer alten und neuen Mitarbeiter, getragen von dem Vertrauen unseres Leserkreises, am Beginn des
zweiten Vierteljahrhunderts des Erscheinens unseres Blattes, es zu immer schönerer Entwicklung empor¬
führen zu können.
Die Redaktion.
1. Jänner 1911.