VII, Verschiedenes 11, 1909–1911, Seite 41

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1. Miscellaneons
Ditte Rucksele-bedun
Telephon 12.801.
IN
„OBSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I, Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, Sat. Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Aussehnitt aus:
6.4
Ueterr. Walks Teitung, Wien
W
vom:
Arbeiten, warf die Gemahlin des Dichters ein, liegen Aufgabe noch immer nicht gewachsen sind, wenn möglich de
Nachdruck verboten.
einen ausgiebigen Zuschuß zur Bausumme zu verschaffen, pe
ungedruckt als Manuskript in seinem Schreibtische.
S#
haben zwei Wiener Touristen, Mitglieder einer großen
Ueberhaupt lasse der buchhändlerische Erfolg seiner

In Stephan Milows Heim.
alpinen Vereinigung, unter dem Titel „Bergheil!“ ein
Werke trotz der glänzenden Würdigung durch hervor¬
Touristenstück (mit Gesang) geschrieben, von dem sie eine oft
ragende Kritiker wie Dr. Karl Storck (Berlin), Professor
Immer ist es für mich eine erhebende Weihestunde,
lic
Annahme durch irgend eine Wiener Bühne erhoffen, da
Dr. Eduard Engel und andere noch immer zu wünschen
die ich im still gelegenen Heim des Dichters mit den
be
übrig. In dieser Hinsicht teile er das Schicksal des geist= den Aufführungen des gelungenen Stückes, schon dem
geistvollen, jede Menschenseele ergründenden Blicken, der
vollen Essayisten Ferdinand Kürnberger, der übrigens der Endzweck zuliebe, sicherlich die vielen Anningerfreunde
unsere schmucke Stadt unterm Anninger zu seinem
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und zahlreichen Touristenvereine, deren es in Wien über
erste war, welcher seine große Begabung und Bedeutung
dauernden Ruhesitz erkor, im anregenden Zwiegespräch
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hundert gibt, beiwohnen werden. Ferner sei für die Er¬
als Lyriker und Novellist voll anerkannte. Allerdings sei
zubringen kann. Seit dem Herbste hatte ich die ehr¬
öffnung des neuen Anningerschutzhauses, die allerdings
nach den Volksausgaben mehrerer Novellen und seiner
würdige Gestalt mit dem schlohweißen Spitzbarte auf
noch monatelang auf sich wird warten lassen, eine würdige
Gedichte im Verlag von Hesse gegenwärtig unter dem
seinem Lieblingsplätzchen unter den sonnenseitigen Fenstern
Festlichkeit geplant, zu der den Festprologizu schreiben
Titel „Gesammelte Werke“ eine größere Edition seiner
seines Heims, von wo aus er den waldumkränzten
ich den greisen Dichter im Namen des Vereins bat.
Dichtungen in München in Vorbereitung. Doch auch eine
Frauen= und Liechtenstein ins Auge fassen kann, mit
Stephan Milow zeigte auch für diesen Schutzhaus¬
zweite Auflage seines Romans „Lebensmächte“ wäre
steigender Besorgnis um seinen Gesundheitszustand
neubau ein reges Interesse und versprach mit erfreulicher
ihm sehr erwünscht.
vermißt.
Bereitwilligkeit die Abfassung der Festdichtung in ab¬
Bei seinem gegenwärtigen Schaffen gehe ihm, da
Zum letztenmal traf ich den Altmeister der Lyrik,
sehbarer Zeit.
seine Hand infolge zunehmender Nervenschwäche leicht
ldessen literarische Bedeutung der nächsten Umgebung
Bei der vorhin erwähnten pessimistischen Wendung
ermüde und seine Gemahlin wegen ihres Augenleidens
durch seine abgeklärte, vornehme Dichtereinsamkeit ver¬
des Gespräches war mir unter den vielen Bildnissen, die Sch
ihm beim besten Willen nicht behilflich sein könne, ein
borgen bleibt, zur Zeit, als die Rosen zum zweitenmal
zei
sein behagliches Arbeitszimmer schmücken, auch das
flinker Maschinschreiber sehr ab. Eine Zeit lang hätte er
blühten, während eines Spazierganges mit meinen
Schopenhauers aufgefallen. Sofort bekannte sich der
allerdings einen jungen Mann hiezu verwenden können,
Kindern auf dem wohlbekannten Ruheplatz, diesmal in
Dichter zu einem aufrichtigen Verehrer des hervor= tif
aber diese Hilfskraft sei in einem Amte zu sehr in An¬
Gesellschaft seiner feinsinnigen Gattin Elsa von Millenko¬
ragenden Philosophen. Nun wurde ich auch auf das läc
spruch genommen.
wich, einer geborenen Freiin von Reichlin=Meldegg, als
erste eingelaufene Geburtstagsgeschenk aufmerksam en
Indem wir sodann gesprächsweise das dramatische
ieben ein Wägelchen mit Fruchteis an den verlangenden
gemacht, eine vortrefflich gelungene, nach drei Sitzungenz
Gebiet streiften, zeigte er auch auf diesem Felde, das
Kinderaugen vorüberfuhr. Eine leichte Handbewegung
vollendete Kreidezeichnung der jungen Malerin Therese E
ihm bisher wenig Früchte zeitigte, eine überraschende
des Dichters veranlaßte die kinderfreundliche Edelfrau,
v. Mor, die den Charakterkopf des Dichters mit dem sei
Vertrautheit mit allen Neuschöpfungen, anerkannte die
meinen Rangen eine hochwillkommene Erfrischung zu
geistvollen Blick ausgezeichnet wiedergibt. Darauf durfte ein
geistvollen Arbeiten Schnitzlers und zollte dem großen
verabreichen. Lachend, wie ich ihn nie zuvor gesehen, be¬
au
ich die Kabinettbilder der Kinder des greisen Poeten in
Wurse Schönherrs „Glaube und Heimat“ volles Lob.
obachtete der Dichter die schmausende Kindergruppe.
Augenschein nehmen, die seine zartsinnige Gattin mitHo#
Leider ziehe das große Publikum leichte Operettenunter¬
Da sich seither keine Veranlassung zu einem Besuche
begreiflichem Mutterstolze vorwies, zunöchst den ed
haltung und krasse Theatereffekte der feinen Seelen¬
ergab, benützte ich um so freudiger die Zeit vor seinem
rei
Sektionsrat im Ministerium für Kultus und Unterricht
malerei vor. Das klang wie eine leise, fast pessimistische
75. Geburtstage, um dem Jubilar meine Glückwünsche
mit
Max v. Millenkovich, weit bekannter unter dem Dichter¬
Resignation und mich durchzuckte neuerdings der Ge¬
persönlich darzubringen. Zu meiner freudigen Ueber¬
Hei
namen Max Morold und den Korvettenkapitän Ben#o
danke, warum das Burgtheater das 75. Wiegenfest des
raschung fand ich Stephan Milow zwar an den Lehn¬
v. Millenkovich. Dann wurde ich auf die Bronzeplakette mg
stuhl gefesselt, aber von einer erstannlichen Geistesfrische greisen Poeten vorübergehen läßt, ohne aus diesem An¬
von der Künstlerhand des Bildhauers Karl Wollek auf¬ M#
beseelt. Auf meine Frage, ob ihm sein durch die Ungunst j lasse durch Aufführung seines Schauspiels „Jenseits der
merksam gemacht, an der Stephan Milow die Aus¬
g4
Liebe“ oder wenigstens eines seiner Einakter den Lebens¬
der Witterung gesteigertes Nervenleiden, wie er klagte,
arbeitung der Stirnpartie besonders lobend hervorhob die
abend des Dichters zu verklären.
ein Arbeiten gestatte, erwiderte er, er hätte gegenwärtig
und die in einer Fensternische seines Arbeitsgemaches fri
Nun brachte ich ein besonderes Anliegen vor: Unser
zwei kleine Novellen unter der Feder, von denen die
einen gutbeleuchteten Ehrenplatz gefunden hat.
Anningerschutzhaus sei abgebrannt und dem Verein der
eine, deren Titel „Zwei Freunde“ noch nicht endgültig
Begreiflicherweise schienen die vielfachen Ehrungen
„Naturfreunde“ in Mödling obliege der Neubau dieses
feststeht, für die Östernummer der „Oesterreichischen
Volks=Zeitung“ bestimmt sei. Zwei größere, abgeschlossene Schutzhauses. Um dem Vereine, dessen Mittel der großen und Verehrungsbeweise der letzten Jahre (Verleihung!
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