VII, Verschiedenes 11, 1909–1911, Seite 54

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1. Miscellaneens

— . Merdeh Mito#
Ansemhult im Freien. Von den Ebenso werden die Häuser Riemergasse 15 und 17, Ecke Singer= folgte. Morgen
anstaltet werden,
viele andere 2
England niemand den „Grünen Kakadu“, das konnten sie mir] „Zwölf aus der Steiermark“. Da ist ein Dichter=Offizier, der
aus allen Teilen
nicht erklären. Das ist um so befremdlicher, als hier nicht nur mit dem Herzen denkt, und ich finde kein Wort herzlich genug,
(Berlin, Le. #
Zola, Flaubert und Anatole France, sondern viel geringere für den Besuch zu danken. Da ist einer, der wie eine Schwalbe
werden. Nachmi
französische Schriftsteller stets gelesen werden, von den modernen ist: er siedelt sich bei den Menschen an, aber immer wieder muß
stattfinden. De¬
Pariser Dramatikern ganz abgesehen, die, soweit sie nicht gegen er in die Lüfte und fliegt in herrlichen Linien hoch, hoch in
dauern.
Zensur und Puritanergemüt verstoßen, sofort für die englische österreichischer Luft
sechs Uhr
Um fünf,
(Allseha
Bühne adaptiert werden.
morgens schon rücken die Offiziere aus,
mit ihrer
ansehnliche Reit
Es ist aber die Frage, ob im geistigen Sinne
Mannschaft. Aus den Ackerschollen steigt
der erdig¬
die ehemals mit
„Oesterreich im Ausland“ überhaupt denkbar ist. Wenn Oesterreich frische Odem, der Wind treibt Harzduft vom nahen
Darum spiel
etwas national fest Umspanntes, Einheitliches, sprachlich Harmo=Wald — berauschend! Selbst das Pferd des Herrn Hauptmanns
„König Ma“
nisches, weniger Zersplittertes wäre, könnte es vielleicht Kraftschnaubt und wiehert vor übergroßer Lust. Und der reiche Tag
gewinnen, einen großen Merkstein aufzustellen, an dem das weitere auf Höhen und in Schluchten gehört dem Offizier, bis er am wüchsiger Bursche
und nebst sihnem
Ausland nicht vorüber könnte, ohne die Inschrift zu lesen. Doch Abend im stillen Dorf, wenn die kleinen Lichter aus den Bauern¬
Auch in den mann, Fähnlich,
der Merkstein würde ja immer fest eingekeilt mitten im Binnen-fensterchen blinken, die Retrajte blasen hört
land stehen. Vielleicht war es das Unglück Oesterreichs, nicht Städten das reiche Leben gehört dem Offizier. Er hat das Privi= die zwei wich
von zwei der
genügend Meer um sich, nicht genügend weiten Ausblick zu haben. legium, hineinzublicken, davon zu kosten überall dabei zu sein.
in der [Rechte
Und alles das mußte so sein, damit, was hunderttausend dachten,
Und vielleicht ist es das Schicksal der Haindlkinder, den Weg ins
nehmer Bepohr
fühlten, sahen und erlebten, einer ins Herz pressen und in
Freie nicht zu finden ...
Anderseits: wie kann unser Geistiges draußen verstenden
einem ganz eigenen, singenden Ton jubelnd rapportieren konnte: In der Nche de
umhüllten
werden, wenn wir selbst erst begonnen haben, unser neues Leben
Oesterreich, ich melde gehorsamst ...!
einige Glösche
uns zu erklären — uns zu erklären, was und wer wir sind und
müssen nun bei
was wir wollen. Dieses Erklären unsrer selbst finde ich in den
Sehr, sehr selten kommt Oesterreich zu mir und setzt sich ans stellt. St#
Büchern, die aus der Heimat manchmal den Weg zu
mir nehmen. Ja, in letzter Zeit kam Oesterreich hie und Klavier. Leise klirrt es von den Tasten, hüpft graziös und bedeckten „Pip
da zu mir nach London auf Besuch und erzählte mir von sich. schwebt so verliebt, blüht auf und glänzt wie altes, blumiges Antwort nuß
Das war, als Hermann Bahr mir eines und das andere Porzellan, dämpft sich erschrocken und haucht wie untor Spitzen andere Steter en
Plötzlich, beinahe mürrisch, bricht Pfingstfeierage in
seinr Bücher sandte, worin dieser warmherzig-vornehme, und dustet wie Rosen.
statt. Oberaherns
dieser seismographartig sensitive Intellekt inneres Räderwerk, es ab. Und Richard Epstein, der die Klänge hervorgezaubert hat,
„Pfingstbuf“
verrostete Mechanismen aufzeigt, an denen der Organismus krankt, geht rasch davon. Als fürchtete er, gleich mir, die
sentimental zu werden. Vor der Tür
Ganz ansers n
2
worin er „raunzt" und „haßt“, weil der Oesterreicher, den er ja Anwandlung,
elsässischen Orten
doch für den begabtesten Menschen Mitteleuropas hält (und heiß hat einer gehorcht: der Küchenjunge in meinem Hause,
Wesen trübt.
liebt), die Tat noch immer nicht vollbringt, die seiner würdig der natürlich auch ein Wiener ist und das Kahlenbergerische gleich
ersten Pfichstage
äre. — Oder das ist, wenn ich ein Buch von Schnitzler auf gehört und verstanden hat. Da müssen wir unwillkürlich lächeln.
Und es ist gut, wenn alles mit einem Lächeln endigt.
dessen zotiges G
schlage, das den Zauber Wiens so zart und doch so plastisch
ist, in irgrdeinem
Das ist übrigens derselbe Küchenjunge, der unlängst aus
näherbringt, daß im nahen Fühlen der alten barocken Paläste,
seiner Verlassenheit und seinem Freundschaftsdrange heraus eine gefaßt, wird das
der stillen Gassen, kühlen Höfe, der lieben Land¬
Eselsequinge geset
naive Frage an mich stellte, deren weiser Kern aber den Eng¬
schaft, der Gartenluft, rings um mich alles reale Sein
wohnteste Straße
verschwindet und nur ein warmes rotes Glück mich durchländern zu denken geben sollte. Er fragte: „Sag'n S', gibt's
anlagte „Pfitteri“
strömt, das sicherlich wahrer Patriotismus ist. Freilich, ich weiß, denn in London kane Lehrbnam?“
sprachen de ihn ber
auch die Ferne ist ein Dichter und verklärt... Zuletzt, vor
müßt. Tich bal
nicht gar langer Zeit, gab eine adlig=schöne Frau hier mir