VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 7

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1. Miscellaneous
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ang.
Wlien, Montag, 9. September 1912.
glänzenden Früchte schon nach kurzer Arbeitszeit in
en unsere Abonnenten bei
Jetzt, am Anfang seiner jungen Herrschaft, nimmt man
Erscheinung treten. Das Burgtheater hat eine große
um genaue Angabe der letzten
noch eine zuwartende Haltung ein, ist es doch allgemein
Mission zu erfüllen und nur eine schöpferische Kraft im
bekannt, daß Herr Thimig, dank seiner guten Beziehun¬
rechten Augenblick ans Werk berufen, könnte ihr ge¬
menn
gen, aus dem Provisorium seiner direktorialen Tätig¬
recht werden. Was nützt es heute, die letzten drei Burg¬
keit ein Definitivum zu schaffen imstande wäre. Er ist
theaterdirektoren, Burckhard, Schlenther und Berger,
vielleicht der weltklügste, sicher der lustigste Intrigant,
kritisch zu zerfasern. ihre Tätigkeit zu vergleichen? Sie
der in deutschen Landen aufzufinden ware. Ihm war
vom Bonnlag.
sind vorbei und eine neue Epoche soll einen neuen
ja das Regime Schlenthers zu verdanken, denn wäh¬
Mann an der Arbeit finden. Vorläufig leitet ein Pro¬
gestern aus Ischl in Wien
rend der arme Burckhard sich noch mit neuen Plänen
visorischer das Amt, denn man will Zeit gewinnen und
abmühte, war seine Einkreisung von einer Koterie der
suchen, bis man den Besten gefunden hat. Wenn es so¬
Hofburgschauspieler schon vollzogen, die im Triumph
wäre, könnte man vor Freude jubeln, denn in der Tat
rd stürzte bei einem Schauflug
den Berliner Theaterkritiker an die Stätte führten, wo
ist gerade der beste deutsche Literat und Theaterfach¬
Publikum. Vier Personen
einst Laube das Szepter inne hatte. Berger, der in
mann für diesen Posten gut genug. Allein man fahndet
diesem Augenblick der natürlichste Prätendent für den
viel weniger nach dem Besten, als nach jenem, den die
Direktorposten war, mußte seine Fähigkeiten erst durch
besten Beziehungen mit jenen Kreisen verbinden, die im
die Gründung eines großen deutschen Theaters be¬
ließ gestern zwei Mil¬
Burgtheater am liebsten das Programm des Bürger¬
einer Flugschrift „Josephs¬
weisen, während Dr. Schlenther förmlich wie ein
theaters sehen wollen, wo die Passionsspiele ihren
terreichischen Städten
Messias der deutschen Kunst von der Cottagegilde begrüßt
Siegeszug angetreten haben. Wollte man wirklich einen
iwilligen Kolporteure, darunter
wurde. Die Schadenfreude seines Sieges über Baron
wurden verhaftet.
tüchtigen, erfahrenen und interessanten Theatermann
Berger klingt noch jetzt in einem Feuilleton nach, das
für die Hofbühne gewinnen, dann könnte die Wahl nicht
Schlenther einige Tage nach dem Tode Bergers ver¬
saschwimmen „Quer durch
schwer werden, denn der natürliche Kandidat, der mitdem
öffentlicht hat. Geradezu grausam entkleidet er darin
en und eine Dame teil. Es
österreichischen Theaterwesen eng verwachsen ist, dessen
den auf der Bahre liegenden Rivalen, der nichts an¬
in einer Stunde zurückgelegt.
Name als Literat bei uns und im Ausland einen guten
deres getan hat, als jahrzehntelang zu warten. Als
Klang besitzt, ist da — Hermann Bahr. Daß er der rich¬
man ihn endlich für reif hielt, ins Burgtheater einzu¬
hat Graf Berchtold die Be
tigste Mann für die „Burg“ wäre, wird wohl niemand
ziehen, war er leider schon überreif, denn als kranker,
nds für die Intervention der
ernstlich in Abrede stellen. Er ist ein Österreicher und
gedemütigter und illusionsarmer Mann kehrte er nach
genommen.
dies könnte bei Besetzung eines Wiener Hoftheaters
Wien zurück, wo man dank Schlenthers bierlustiger
doch nicht gegen ihn sprechen, er ist ein Theaterfach¬
Tätigkeit eine starke unverbrauchte Kraft dringend
er Feuerbestattungsvereine be¬
mann, der alle Kunstgebiete der letzten Jahrzehnte mit
eratungen.
nötig hatte. Es liegt ein Stück Österreicher Schicksal in
Aufmerksamkeit verfolgte und in seinen Kritiken manche
Baron Bergers Werdegang. Ehe einer bei uns nicht
lebende Zeichen von Produktivität gegeben hat, er ist
5 Nordsee herrschen schwere
schwere Anzeichen von Arteriensklerose aufweist, gilt
auch ein Schriftsteller, dem vieles geglückt ist und dessen
wina hat das Hochwasser
er nicht für vollwertig und reif und muß warten, bis
schlechte Stücke vielleicht erregte Auseinandersetzungen,
angerichtet.
die zerrütteten Nerven und der geschwächte Organis¬
niemals aber eine einschläfernde Wirkung ausgeübt
mus, in Verbindung mit der Abgeklärtheit des Geistes
haben.
und der Gesinnung, sich als Fürsprecher anmelden.
aterprätendenten.
Dennoch wird er nicht Burgtheaterdirektor wer¬
Einen Blick hinter jene Kulissen zu werfen, wo die
den, denn er ist das, was man in Österreich nicht ver¬
Komödie, wie man Burgtheaterdirektor wird, zur Auf¬
sch hat schon begonnen! Wer
trägt, ein interessanter Mensch mit selbständigen An¬
führung gelangt, müßte ungemein heiter wirken, wenn
sit die Namen! .. . In jedem
sichten und eigenem Wollen. Burckhard war aus ähn¬
die Sache nicht allzu ernst wäre. Die Frage, wer am
esheute von Prätendenten für
lichem Holze geschnitzt und ist nur darum in die Direk¬
Burgtheater zu regieren hat, ist vielleicht wichtiger als
lund zwischen Wien und Ber¬
tionskanzlei eingezogen, weil jene, die ihn ernannt
die, wer Unterrichtsminister werden soll. Das geistige,
sisantes Intrigenspiel entwickelt
haben, sich in ihm getäuscht hatten. Bahr aber ist zu be¬
künstlerische Leben der Residenz und darum auch des
ancen des einen, bald die des
kannt. Man weiß alles, was er geschrieben und viel¬
ganzen Landes hängt vielfach von der Person ab, die
dert oder zerstört. Die große
leicht noch besser, was er gesprochen. Hätte er in jungen
an der Spitze unserer Hofbühne steht. Man kann
das geistige Oberhaupt der be¬
Jahren irgend ein schweres politisches Verbrechen be¬
Talente allerdings nicht aus der Erde stampfen, allein
ühne werden soll, dürfte aber
gangen und wäre es ihm geglückt, wenige Jahre später
ein tüchtiger Sämann kann das Theaterfeld und den
an das Gefühl haben wird, daß
als Abgeordneter eines oberösterreichischen Wahlortes
igs seinem Ende entgegengeht. Acker der Literatur so vortrefflich bebauen, daß die