VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 31

1. Miscellaneons
mit


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V—WDeL Tt
Literatur und Musik Bruchstücke aus seinen Werken
vorlesen.
Verhart Haupliann.
(Zum 50. Geburtstage.)
Der Dichter, dessen heute ganz Deutschland
gebenkt und der ganz oben bei den erzen jetzt
lebenden und schaffenden deutschen Poeten steht
vielleicht sogar als ihr overster und erster, doch
wer vermöchte das so genau zu entscheiden? —
wird fünszig Jahr' alt. Hauptmann=Schönterr¬
Schnitzler! Freuen wir uns, daß wir gar brei
solcher „Kerle“ haben und ehren wir sie nach
Gebühr und Verdienst durch verständnisvoll=dankbare
Teilnahme an ihrem Schaffen. Hauptmann macht
es seinen Freunden nicht allzuleicht, ihm immer
treue Gezolgschaft zu leisten. Bei ihm muß man
immer auf selisame Ueberraschungen gefaßt sein.
Auf den Wellenberg folgt das Wellenthal. Es beliebt
ihm zuweilen, in der Art der mittelalterlichen
Springprozession vorwärts zu gelangen, drei
Schritte oder Sprünge zurück zu machen und dann
wieder einen nach vorn. In seinem Werk sind viele
S
„Versager". Doch faßt er die im innewohnenden
dichterischen Kräfte immer wieder machtvoll zu¬
sammen und schwingt sich aus verworrener Un¬

ilarheit zu reinsten Höhen adlergleich hoch auf. Er
ist groß genug, daß man auch seiner Schwächen ge¬
denken tann, um ihn als alles Mittlere überlagend
zu empfinden. Uebrigens hat selbst Goethe nicht nur der A
den „Faust“ und die „Iphigenie", sondern auch den reicher
„Grogropyta“ und den „Bürgergeneral“ geschrieben,
Ein b
Unzer Poet kam zu Salz¬
woll anzumerken ...
unsern
brunn in Schlesien zur Welt. Ein Schlesier ist er
führer
denn auch alezeit verblieben, ob er auch zum
Römer, zum Berimer, zuletzt zum klassischen Griechen
sich wandelte. In die Volksjeele seiner schlesischen
Heimat hat er manch' tiefen Blick geworfen, ihren hause
Naturlaut tien erlauscht. Auch sprächlich ist er
eine
innig mit allem
„Schlasischen“ verwurzelt. Wer seine, wank
Kindheit kennen lernen will, der lausche daraufhin
Wiene
lang.
bloß in den „Furmann Heuschel“ hinein und dann
manche
wieder in die „Versunkene Glocke“. Realismus und
tun.
Märchenzauber, saures Bier und Blütentau, den
wieden
holde Elfen von Blütenbüschen nippen! Bildhauer
Vom
wollte er zuerst werden. Sehel den „Collegen gieinik
Crampton“ nur daraufhin an und dann den im Hoß
„Michael Kramer“. Hier weht Atelierlust und das
Wollen
Kunstprofessorentum erfährt auch sein tragisches
ins ga
logischel
Schicksal. Ibsen kam, flammte auf wie ein kaltes
Es ist
Norolicht. Nehrt die „Einsamen Menschen" und
lebendie
„Gabrie Schillings Flucht“ und ersehet, wie Schüler
führung
an Meisiern selbst Meisterschaft erringen. Schiesien
hübsch¬
Jakob
hat auch seinen mustisch=religiösen Zug.
sein.
##
Böhme, der philosopyisch=theofophische Schuster,
Deshal
war ein Schlesier. Das pietistische Grübel= und Ver¬
robuste:
aufbeg
trauenswesen in göttliche Aumachtsügungen, in die
Raume.
schmerzhafte Wollust der Kreatur ist auch urecht
großme
schiesisch. Da ist der Buchbinder Keil aus der „Rose
merksas
Bernd“ und der „Narr in Cyristo Emanuel Quint“.
erinner
„Der role Hahn“
Bertin! „Biberpelz“
genomg
„Ratten“. Der Realismus wuchs aus dem krassen
erreicht
Naturalismus der Achtziger=Jaire heraus, aus den
farbigke
Ansängen: „Vor Sonnenaufgang" und „Friedens¬
zusamm
Bilder.
fest“. So verschlingen sich in Hauptmanns Dichtung
erreicht
die mannigfachsten Fäden, ohne sich zu verwirren.
zurück, ##
Oft läßt er einen fallen und jahrelang liegen, um
Ral
ihn unvermutet wieder aufeugreifen und reiner
wegliches
weiterzup unin. Haltet doch „Die versunkine Glocke“
Talent.
gegen „Pippa kunzt“! Den „Armen Heinrich“ gegen
würdig
„Griselda“! Einsam steht und kolossisch sein Zeitgene
„Florian Geyer“ da, noch eigentlich dem deutschen charman