VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 34

. Aen seldst.
achtfelde des
——
Presse“ im un¬
hen Witze, der
Herausgebers
kei und nicht
tieren und sich
Stiles hinzu¬
zigen, der ein¬
iener Autoren,
er pansexuellen
on unsauberen
gleicher Vergeb=ftremden und ihm statt dessen literarische Wechselbälge, tugend= wicklung zur Neurose steht drohend das Gefühl der Unsicher¬
hafte oder gar sublime Produkte einer für den Volksgeschmack heit und Minderwertigkeit und verlangt mit Macht eine lei¬
indiskutabeln Hochkunst zu unterschieben. Aber die Leser #tende, sichernde. beruhigende Zwecksetzung, um das Leben er¬
im Stil, in der
wollen das ihnen zugemessene kleine Quantum Leben in ein s'träglich zu machen. Was wir das Wesen der Neurose nennen
nkliche in eine so
besteht aus dem vermehrten Aufwand der verfügbaren Mittel,
Maximum möglichst intensiver, möglichst kontinuierlicher
die klassisch=reine
Unter diesen ragen besonders hervor: Hilfskonstruktionen und
Lustempfindungen verwandeln — sie reagierten einfach nicht
hes tiefe und tief¬
Fiktionen im Denken, Handeln, Wollen ... Mißtrauen
auf diese kümmerlichen Nährsalze. Die Entziehungskuren
eser vergnüglichen
gegen sich und andere, Neid, boshaftes Wesen, aggressive und
scheiterten an ihrer Primitivität, der Schundliteratur
r den zeitgenössi¬
grausame Neigungen nehmen überhand, um ein Uebergewicht
: seine Prosa ist kann nur bewußte Mimikry etwas anhaben; indem
über die Umgebung zu schaffen . .. ebenso Versuche durch
er sich in die Waffen der Sherlock Holmes, Nick
it Stifter —
vermehrten Gehorsam, Unierwerfung und Demut, die nicht
Carter, Raffles und Nat Pinkerton hüllte, unter dem
pischen Majestät,
selten in masochistische Züge ausarten, den anderen zu fesseln,
zu schreiben,
Vorwande einen Zukunftsdetektivroman
wackere Hausgeist
zu erobern .. beides also, erhöhte Aktivität wie vermehrte
gelang Otto Soyka in seinem letzten Opus „Die
sund Essayisten
Passivität, sind Kunstgriffe, vom fiktiven Zweck der Macht¬
Söhne der Macht“ ein an inneren Erfolgen reicher
stliche Beschwichti¬
erhöhung, des Obenseinwollens aus eingeleitet.“
Handstreich gegen die Söhne der Mache und illegitimen Stief¬
Krakeel des Tages
Hiernach kann es uns nicht wundern, wenn Adler Be¬
kinder der Kunst. Er spendete dem großen Publikum nach
liche Abendgeläute
ziehungen zwischen Organminderwertigkeit und psychischer
Herzenslust, was es begehrte: unaufgeklärte Morde, Milliar¬
Abgesang flüchten.
Ueberkompensation entdeckte und weiterhin zu folgenden, be¬
däre, die schon jenseits des Geldes stehen, und eine bis zum
keineswegs ver¬
deutungsvollen Schlüssen kam: „Der mit Minderwertigkeits¬
letzten Punkt unwiderstehlich mitschleifende Handlung. Die
hitektonik, nie un¬
Ereignisse des Romans gehen nur scheinbar in jener ameri¬
gefühlen Vorgeimpfte zeigt sich anaphylaktisch gegen jede Ver¬
Gefühlslabyrinth,
ringerung seines Persönlichkeitsgesühls und findet im Zau¬
kanischen Oberschicht vor, die sich den exklusiven Luxus leisten
eines behaglich
dern im Schwanken, im Zweifel und in der Skepsis, ebenso
kann sich ihre eigenen Gesetze zu halten, zu bezahlen. In
Hauptgaben und
Wirklichkeit aber war es ihm ausschließlich um eine Auf¬
im Ausbruch einer Neurose oder Psychose noch Zuflucht und
gebenheiten seiner
hellung und streng logische Bloßlegung jener Daseinsprinzipe
Sicherung gegen die größte Unlust, die ihn treffen könnte,
lchstraße ereignen,
zu tun, die zu Mord, Menschenjagd und Kampf um ein
gegen die Heraufbeschwörung einer deutlichen Minderwertig¬
net diesen Meister¬
Seelenherrschertum verlocken. Mit den wiederholten Plump¬
keit.“ Aus solchen Prämissen sind leuchtende Sätze erklärlich
iederholt bewies,
heiten der Dumas und May hat er nichts gemein, eher mit
wie: „Sadismus ist ein Versuch, den „wilden Mann“ zu
ibungen, Dünger¬
der Methode Jules Vernes, dem verblüfften Leser technische
spielen, um ein Minderwertigkeitsgefühl zu übertäuben.“
nUnfug zu ver¬
Errungenschaften der Zukunft ad oculos zu demonstrieren —
„Selbstmord ist häufig eine gelungene Rache am Schicksal —
in der zahllosen
nicht ohne ihm bei dieser so schön herbeigeführten Gelegen¬
die Angehörigen eingeschlossen.“
Dorfgeschichte nicht
heit etliche Fundamente naturwissenschaftlicher Erkenntnis
Für Alfred Adler ist „der Charakter eine intelligente, aus¬
hste vorzutragen!
aufzuhalsen. Nur daß Soyka die unabwendbar herein¬
wechselbare Schablone, die aus Erinnerungen, Erfahrungen
Rychologie vermag
brechenden Zukunftsmaschinen nebenher und gleichsam als
und Nachahmung unter der Formung durch das Leitideal
beizukommen, und
Spielzeug vorführt, während ihm hauptsächlich eine Chemie
zustande kommt“ — eine Schablone, deren sich die Sicherungs¬
khrhaften Jugend¬
und Mechanik der Seele am Herzen liegt: er ist ein Psychosoph
tendenz bedient, ebenso wie der Affekte und der nervösen
1 und keinerdings
auf Romanwegen. Die Helden seiner „Söhne der Macht" sind
Krankheitsbereitschaft. Eine Simplifizierung und Mechani¬
ze. „Morgen¬
wie die Vordergrundfiguren seiner früheren Pfeudokriminal¬
sierung der Psyche, gewiß, aber eine der fruchtbarsten, des
enrot. Der kleine
romaneHerr im Spiel“, „Der Fremdling“,
Dankes der erkannten Menschheit wertesten. Wem der Be¬
selten von päda¬
].Das Herbarium der Ehre“ meist Seeleneinbrecher,
griff der überkompensierten Organminderwertigkeit und der
Gefolgschaft leisten
Gehirnaufsch zer, Eroberer des Lebens, die aber in dem Augen¬
in den ganz ver¬
leitenden Idee nicht paßt, der bediene sich vielleicht des ver¬
blick fast gänzlich zusammenklappen, wo ihr zerebraler Kalt¬
ohne
setzter Name“,
hüllteren Ausdrucks „Leiterlebnis“, zu dem ich
sinn von unzeitgemäßen Gefühlswucherungen, sozusagen von
on und Da¬
allzuviel Wert auf diese Formel zu legen — bereits zu einer
sentimentalen, fremdartigen Pilzbildungen, überwachsen wird.
Wir sehen ein
Zeit kam, wo die Theorien Adlers und Freuds auch für mich
Dieses Umkippen blendendstolzer Edelanarchisten in Gefangene
r und also zu¬
zu jenem in Wien und in Deutschland unbekannten Wien ge¬
subalterner Konventionen vollzieht sich aber in einer ver¬
und sind, als daß
hörten, das viel wertvoller ist als das offizielle, walzer¬
blüffenden Gangart. Am drastischsten in Otto Soykas drei¬
ewige Erziehungs¬
träumerische Operettenzentrum.
aktigen Komödien „Geldzauber“ und „Revanche“,
Nicht aufgerieben
die von neuartigen Effekten strotzen.
auch die Schule
Fragt man nach dem Woher dieses gewaltigen Wissens
nAnforderungen
auf dem Gebiete der Psychotomie, ergibt sich bei Soyka wie
unverkümmerten
bei jedem Genie die Tatsache einer mitgeborenen Intuition,
hin als ein früh
die eine willentliche Bereicherung durch eine ebenso konstitu¬
nerhäuptling des
tionelle Erkenntnis der Umwelt und ihres geistigen Bestandes
eitalter des Men¬
nicht ausschließt. Im besondern scheinen ihm die Forschun¬
simmlische Zauber¬
gen der Wiener Psychoayalytiker, namentlich die Arbeiten
Erkenntnis, besten¬
Alfred Adlers des Synthetischsten unter diesen Seelen¬
ieben Traum, wie
zergliederern, sehr bekannt zu sein.
liges Buch „Mor¬
Adlers neues, großes Werk „Ueber den nervösen
Charakter — Grundzüge einer vergleichenden
(und gleich allen
Psychothera¬
und
Individualpsycholog
erschienene) Werk
pie“ bedeutet jedenfalls einen intensiven Fortschritt, eine
essls alten Roman
unerhoffte Bereicherung unserer Ansichten über die Kon¬
Darstellung kind¬
struktion der kranken Seele, führt uns weit hinaus
lerleihrauh“
über die erstarrten Theorien S. Freuds und seiner
bei Paul Ernst
dogmengläubigen Nachbeterschaft. Nach Alfred Adlers (bei
achbehandlung im
Bergmann in Wiesbaden erschienenem) Buch ist das ganze Bild
ga den Heinrich
der Neurose ebenso wie alle ihre Symptome von einem fin¬
usdrucks bei Ge¬
gierten Endzweck aus beeinflußt, ja entworfen. Ueber die
der den jungen
Breuersche Determination psychischer Erscheinungen hinaus,
Plantum von Ge¬
die Freudsche Auffassung der Libido als Triebkraft demplierend,
seiner (bei Albert
kommt er zur neurotischen Zwecksetzung, der Erhöhung des
Abenteurerromane
Persönlichkeitsgefühls, wie sie sich im übertriebenen „männ¬
lichen Protest“ äußert. Die leitende Fiktion jeder Neurose ist
Rentier zugäng¬
das „Ich will ein ganzer Mann sein". Mithin ist Freuds
gen Bücher könn¬
seruelle Actiologie der Neurose falsch noch falscher seine aber¬
den engen Kreis
gläubische Annahme, die Neurotiker stünden immer unter dem
iotheksabonnenten
Zwange infantiler Wünsche, die allnächtlich im Traume auf¬
ht endlich die Er¬
leben — bei besonders feierlichen Anlässen auch im Leben.
uche vor, die von
In Wahrheit stehen die infantilen Wünsche unter dem Zwange
arodisten in der
des fiktiven Endziels, aus dem Gefühle besonderer Unsicher¬
em armen, lebens¬
#g#roman zu ent= heit ergeben sich Sicherungstendenzen. „Am Anfang der Ent¬