VII, Verschiedenes 11, 1913–1915, Seite 23

1. MI.
box 41/5

—. Eawehr.)
orker Staats Zeitung
tt aus Nevas
New York
„Eigantisches.
Lugengewede
Arthur Schnitzler brandmarkt
Treiben der Alliirten=Presse.
* Den Oesterreichern und Ungarn giebt
der Dichter die Versicherung, daß man¬
der Zukunft mit vollster Ruhe und Si¬
cherheit entgegensehen kann.
Wer kennt nicht Arthur Schnitzler, den
Wiener Dichter und Dramatiker, einen der
scharfsinnigsten Denker unserer Zeit! Erst
im Vorjahre konnten wir im Irving Place
Theater seine hochinteressante Komödie
„Prof. Bernhardi“ bewundern, und früher
schon das Schauspiel „Liebelei“, den Ein¬
akter „Der grüne Kakadu“ usw. Schnitz¬
ler ist auch unseren englischen Kritikern
kein ganz Unbekannter, sie haben ihn sogar
schon verschiedentlich gelobt. Einer hat ihn
gar mit Bernhard Shaw verglichen. Die¬
ser Arthur Schnitzler hat nun an seinen
Schulfreund, Herrn Eugen Deimel, No.
371 Fulton Str., Jamaica, L. J., einen
längeren Brief geschrieben, den wir voll¬
inhaltlich bringen. Es geht daraus her¬
vor, daß die Oesterreicher und die Ungarn
vertrauensvoll in die Zukunft blicken dür¬
fen, und daß es im schönen Donaureiche
lange nicht so düster aussieht, wie die
Korrespondentin der „United Preß", Frl.
Alice Rohe, es zu schildern liebt. Dr.
Schnitzler ist alles eher, als ein Freund
des Militarismus. Aber wenn selbst er
sich genöthigt sieht, gegen das Natternge¬
zücht der Lüge mit der Lanze der Wahr¬
heit anzusprengen, dann kann man sich un¬
gefähr vorstellen, welch feinen Ruf wir
„neutralen“ Amerikaner Dank der Wühl¬
arbeit unserer, Großbritannien mit Haut
und Haar, mit Leib und Seele verschriebe¬
nen Presse, bei der Intelligenz drüben ge¬
nießen. Der Brief lautet:
„Aus Deinem lieben Brief ersehe ich,
daß Du Dir Sorgen machst um mein und

meiner Familie Sicherheit, ja es scheint,
als zagtest und fürchtest Du für Dein al¬
tes Vaterland, für ganz Oesterreich=Un¬
garn. Darüber kann ich Dich nun ent¬
schieden beruhigen. Es geht alles seinen
gewohnten Gang und wir sehen der Zu¬
kunft mit der vollsten Ruhe und Zuversicht
entgegen. Freilich, die Noth unter den
Arbeitslosen ist groß, aber es sind bereits
Wohlthätigkeits=Organisationen von so
großem Maßstab in Angriff genommen
worden, daß auch da bald Linderung ge¬
schaffen werden dürfte. Daß man bei
euch drüben den unglaublichsten Gerüchten
Glauben schenkte, ist nicht zu verwundern;
denn es ist wohl noch niemals ein Lügen¬
gewebe von so gigantischem Umfane in die
Welt gesetzt worden, wie bei Ausbruch die¬
ses Krieges, und zwar nicht blos von Sei¬
ten unserer Feinde, was ja zu erklären
wäre, sondern auch von Seiten der —
soisondit — Neutralen.
Das Gefühl des Rechtes hat wohl selten
in der Geschichte so schöne Blüthen getrie¬
ben, wie gegenwärtig in Deutschland und
Oesterreich. Es ist überflüssig, Dir Neuig¬