VII, Verschiedenes 11, 1915–1917, Seite 3

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sigen, ausgezeichnet für den Aufmarsch großer Truppenmassen. Polen, Steinrück, „da flüchtete ich mich in mein Tutzinger Häuschen und
irgs¬ welches heute ein Kriegsschauplatz ersten Ranges geworden ist, oblag meiner anderen Kunst, der Malerei. Die Bilder an den
kleine war gestern noch das industriellste Land des gesamten russischen Wänden sagen Ihnen wohl, daß ich wenigstens
Kaiserreichs. Warschau ist mit einem Gürtel großer Fabrikstätte fl. ißiger Maler bin. Und ich habe, subjektiv gesprochen
zählt umgeben, deren Namen dem deutschen Leser wenig bekannt sein dieser durch Deutschlands gemeinsame Erhebung hervor¬
wohl
ar sie dürften: Lodz, das polnische Manchester, mit seinen großen gerufenen, seelisch großen und tiefbewegten Stimmung
Webereien, die zwar in deutschen Händen liegen, fabriziert jährlich die besten Bilder gemalt, die ich je geschaffen habe.
t da¬
für mehr als 300 Millionen Kronen Stoffe, Tschenstakow (auch Als wir dann langsam und zögernd dazu übergingen, im
zuckt
Münchener Hoftheater wieder zu spielen, da erlebten wir die erste
ven¬
Czenstochowa genannt, Kalisch, Kielce, Radom, Wlotslawsk
Piotzkow und Lublin sind keine polnischen Dörfer, sondern große Ueberraschung, daß patriotische Stücke und Stücke mit kriegerischem
Inhalt und Milieu kein Publikum fanden. Weder „Wallensteins
Industriezentren ersten Ranges Daß Polen trotz der enormen
Lager noch „Robert Guiscard“ und „Colberg" behagten den
hrend
Industrie und seines Handels fast keine Verbindungswege hat,
Münchenern Lediglich nach guter, etwas komplizierter Literatur
chte
schuldet es seiner eigenen Geschichte.
ohne Anspielung auf Zeitereignisse verlangt die Gegenwart. Die
Dann erscheinen auf meinem Wege Dörfchen mit den nied
Münchener Kammerspiele haben zum Beispiel jetzt bei Strindberg
lichen Holzhäuschen der polnischen Landbevölkerung. Sie sind
volle Häuser und bei uns im Hoftheater war Wedekinds „Der
traße meist niedergebrannt und alle envölkert. Und hier in diesem
göttergleichen Lande, das weder in der Sprache noch in den Marquis von Keith" Zugstück im besten Sinne des Wortes.
Hauptstationen meines Schaffens als Künstler waren
Sitten, weder in der Religion noch in der Tradition mit den
cher
Breslau, Berlin und München, aber eine Hauptstation meines
Moskowiten identisch ist, wird Rußlands Schicksal ent¬
krieg
Lebens überhaupt war Wien; mit Wien verknüpfen mich ver¬
schieden werden. Eine Rache der Vorsehung jahrhundertelangen
wandtschaftliche Bande, denn meine Frau ist eine Schwägerin
ner
Knechtschaft.
Und neben der polnischen Bevölkerung des römisch-katholischen Artur Schnitzlers. In Wien war ich bis jetzt als Künstler
inten
ch in Glaubens lebt eine jüdische Bevölkerung unter der gleichen rohen das heißt als gastierender Künstler zweimal, zuerst als Dr. Schin
Geißel des russischen Bären. In Warschau allein gibt es mehr in Wedekin „Erdgeist, das zweitemal als Baumeister Solneß
von Josen, als Wozzek von Büchner, als Simson von Wedekind,
ühmte als 300000 Juden, in Lodz 100.000, während die 31.000 Ein
als Paul Lange in „Paul Lange und Tora Parsberg
Viele wohner von Plotzk ganz israelitisch sind, wie noch so viele Städt.
Neri in „Das Mahl
als
von Björnson und
Nikita und Dörfer im weiten Polenlande
Im Polenlande wird auch die barbarische, bestialische Wut der Spötter“ von San Benetti. Wiens Presse und Wiens
steiler
Publikum haben mich gelobt, gefeiert. Als Mensch aber komme
bepackt der Russen, mit der sie Polen wie Juden behandelten, zer¬
dann schmettert werden, und den gewaltigen, blutrünstigen, grausamen ich alle Jahre nach Wien, das mir als Maler in seiner Um¬
Moloch zugrunde richten. Weiß man in den politischen Kreisen gebung immer neue, vorher nie gesehene Reize enthüllt. In
klettern
Petersburgs nur zu gut, daß ein Sieg Deutschlands die Freiheit Artur Schnitzler achte und liebe ich einen Menschen von
he mi
Polens und Finnlands aus einer rohen Gewalt der Mongolenhorde unbeschreiblicher Innerlichkeit. Als ich zum erstenmal in Wien
weilte, bin ich mit Artur Schnitzler ein paar Stunden durch den
inimierte nach sich ziehen würde
Vor Stunden ist hier eine Kavalleriebrigade den germanischen Wienerwald gegangen und habe da von dem Dichter erfahren,
Sprach¬
daß er alle Ideen und Grundrisse seines schriftstellerischen
Heerscharen entgegenmarschiert. Vor uns ein schrecklicher Lärn
enegrine
sie mich ein Gemisch von Wagenrollen, Pferdegetrampel und Gesang. Wir Schaffens auf einsamen, langen Spaziergängen durch den Wiener¬
Beratung befinden uns hinter einem neuen russischen Armeekorps. Und wald geistig verarbeitet.
Dieser Wienerwald ist ihm Inspiration, die Arbeit am
plötzlich sehen wir tausende schwarze Bajonette aus einer unend
amerika
Schreibtisch ist nur Reflex der geistigen Meditationen im Wiener¬
lichen langen dunklen Kolonne in den grauen Himmel hinein
ragen. Alles ist grau hier, grau wie die Erde, grau wie der wald. Niemals habe ich einen vornehmeren, graderen und pracht¬
teten ein
kommen Staub, grau wie der zähe Schlamm, während der wenigen Kriegs= volleren Menschen kennen gelernt, darin wird mir jeder bei¬
stimmen, der Artur Schnitzler auch nur einigermaßen kennt. Ich
uns die monate haben die Russen viel von den Deutschen entlehnt und
glaube, daß dieser Krieg, wenigstens die Tatsache, daß all die
nicht minder die graue Farbe. Die neue russische Uniform is
griner
Begleiterscheinungen noch in unserer Zeit möglich sind, drückend
ten sollten das deutsche Feldgrau geworden
Ein russisches Armeekorps ist eine undenkbare Flut tausender und lastend auf ihn einwirkt. Ich weiß, daß Artur
Schnitzler zwei Stücke noch vor Ausbruch
Menschen, Pferde, Kanonen, Munitionswagen. An der Spitze eine
hinauf auf
! Unter jeden Regiments marschieren die bestgeschulten Soldaten, dahinter des Krieges vollendet hat, er will sie aber erst
die schwachen, unzuverlässigen. Sie singen ihre schweren russischen nach dem Kriege gespielt haben Ich hatte oft Gelegenheit, seine
t und Gen¬
Stücke von ihm selbst vorgelesen zu hören, er liest mit einer bei
Weisen. Jede Armee hat ja schließlich seine eigene Tradition
n. In der
seine unveränderlichen Gewohnheiten: In Rußland, wenn die Autoren seltenen Aus- und Eindrucksfähigkeit
m und ein
Sie fragten mich voriin, mit welchen Bühnendichten mich
ze Gebäude! Kolonne in Marsch ist, wird der Infanterie eine große Aus¬
dehnung gestattet, die in anderen Ländern kaum angewandt persönliche Bekanntschaft verbindet. Da darf ich wohl die
ein Mensch
Namen Gerhart Hauptmann, Frank Wedekind, Heinrich Mann,
umgeht, um werden darf.
Max Halbe Adolf Paul, Fritz v. Unruh und in gewissem Sinne
Kanonen, Kanonen, Munitionswagen, Fußtruppen, Gepäck
8 und weiter
chmiegt, nur wagen in hunderten, in tausenden transportieren ihre Ladung an auch August Strindberg nennen. Strindberg deshalb, weil
Patronen, Granaten, Jebensmitteln, Bagage und Furage an die ich bei diesem Dichter durch persönliches Erleben seine Wirkung
die die Wach
Front hinaus. Das ist eine lange, schneckenartig dahinschleichende auf das Publikum empfunden habe.
Gerhart Hauptmann habe ich vor zwei Jahren in
värts, da sich Lawine von ziehenden Pferden, marschierenden Truppen, tram
Berlin kennen gelernt, als ich seinen Michael Kramer im Kleinen
se nicht weiter pelnden Reitern, rasselnden Artillerien, reitenden Offizieren, vor
Theater spielte. Der Dichter kam, als ich noch nicht abgeschminkt
Prunkwagen der Generale und der Popen, rollenden Feldküchen
und Bajonett
wollen zurück beweglichen Bäckereien und von Schiffen, die nur ein einziges war, zu mir in die Garderobe. Als ich kürzlich den Alba in
sah ich Hauptmann wieder und sagte
Ziel kennen, loszustürmen gegen die Reichsadler der Germanen. Berlin gab,
Paß vorzeigen
sei, den
Die große Menschenmenge vor mir ist dennoch nicht geeignet, ihm, daß es mein sehnlichster Wunsch
olken, die un¬
nach Berlin, wenn auch auf Zickzackwegen, zu marschieren, den Kaiser Karl in seinem Werk „Kaiser Karls Geisel
rhüllen.
mehr als einmal werden sie wohl genötigt sein, vor den unend darzustellen. Und Hauptmann erwiderte, daß ihm dies eine be¬
er den breit
sondere Freude bereiten würde. Ich werde das Stück meinem
die auf den lichen grauen Menschenmauern der Germanen den Rückzug an
Chef, unserem Generalintendanten Freiherrn v. Frankenstein, vor¬
zutreten. Das „nach Berlin gehen" hat unter den Russen auf
raf Sternberg
schlagen und hoffe, daß wir es noch in dieser Saison im
jetzt mitsicht, gehört, das geflügelte Wort zu bleiben.
Rußland führt in seinen Armeen nicht das Slawentum Münchener Hoftheater herausbringen werden.
Und Frank Wedekin? Was kann ich Ihnen da
sagte man mir, gegen das Germanentum ins Feld, sondern es sind Völker ver
Neues sagen! Die einen, zu denen auch ich mich bekenne, lieben
en in Cetinje schiedener Rassen, verschiedener Religionen. Neben den blonden
blauangigen Weißrussen kämpfen die schmächtigen dunklen Klein= und achten ihn als echten, tiefen Dichter, der in seiner Weis¬
hotel „Negus
und Art der Welt ihr wahres Antlitz zeigt, die anderen ver¬
russen, die langhaarigen Hyperboräerstämme Sibiriens, die katholi¬
ausfalle sitzen
dammen ihn in Grund und Boden. Ich habe bei Wedekind
schen Polen, die protestantischen Letten Kurlands, die katho¬
s Kompagnon
König sehen, lischen Lithauer, die Deutschrussen der Ostseeprovinzen, die unendlich dankbare Rollen gefunden, mein künstlerisch schönstes
und schauspielerisch stärkstes Erlebnis war meine Simson-Dar¬
nalisten, sonst Kosaken vom Don die zahlreichen Juden, die muselmanische
auf den sichten des Katalie, die Beichten von uns in Deckung selig in den
Für Heinrich Mann als Künstler wie als Menschen
Dreimal, dann die buddhistischen Burjäten aus Transbaikalien, die lamaisischen
habe ich die denkbar größte Verehrung. Als ich einmal Arthur
den blos die Mongolestämme der Kirgissen und Kalmücken aus Astrachan, de
jetzt sein Ge¬ mohammedanischen Tataren aus der Krim und von der Wolga, Schnitzler von der Bahn abholte, da teilte mir Schnitzler mit,
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