box 41/5
Miscellaneous
Ausschnitt aus:
Vossische Zeitung, Berlin
5. 1915
vom
Ich habe die Worte des Briefes nicht gelesen unersättliche
Rednern zustande gebracht. Der Saal war übervoll, alle wollen riefen jetzt. Inhalt des Hardentesten vorlesene de los ver¬
ein wenig abstehende Ohren.
Schermann sehen, zusehen, wie man hellsieht. Aber es kam nur
vorher sehr eifriger junger Mann nicht ohne Verlegenheit: „Ich
nen Fiduskopf und nicht das
ein Herr Sachs, der die Trieblaute aus der deutschen Sprache gang muß Ihre Glossen mit bestem Dank ablehnen
faeliten anstrebt. Er ist ein
ausgemerzt hat und den Leopoldstädter Dialekt der Wienerstad
So ging man von Schermann nicht ganz durchdrungen fort.
sein Vorführer
Scheu,
mit einer Ungeniertheit redete als spielte er Domino in einem Caf
Auf dem Heimweg ertappte ich mich dabei, wie ich mich im Hell¬
im natürlichsten Leopold¬
der Praterstraße. Dazu sollen Projektionsbilder vorgreicht werden sehen erprobte. Ich mußte seinen Vornamen von ersten
gewissen Abneigung
einer
Aber es fehlte eine Lande, ein Bild waselle hinauf, zu den Gotfried heißt er gewiß nicht, auch nicht Helmuth, welche
einmal sprachlich
nicht
andern fehlte die Erläuterung, und das Publikum, ohnehin schon aber Richard oder gar Samuel An seinen merkwürdigen Gabe¬
begreift, daß dieser sensitive
gereizt, unterbrach mit Recht und mit Unrecht. Im Dunkel schreit wäre damit nichts geändert
einen Kreis tätig ist und daß
Jubel
ein Zuschauer: „Was ist der langen Rede kurzer Sinn?"
und eine vielhundertköpfige
geheul. Dann ruft jemand plötzlich: „Sie haben ja vergessen, Herrn
Schermann vorzustellen!" Das Präsidium will zur Ordnung
in glaubwürdige Zeugen, hat
läuten. Weit und breit keine Klingel.... Inzwischen tagt in
Dinge aus vorgelegten Hand
einem Nebenraum eine kleine Kommission zur Prüfung Scher¬
sen Brief von Erich Schmidt
manns. Sie tritt unter Ludwig Fuldas Führung ein. Sofort,
Kürlich jene unnachahmliche,
ohne den Satz, ohne das Wort im Munde auszusprechen, bricht
son Erich Schmidts Vortrags¬
Herr Sachs ab: „Bitte, Licht!“ sagt er noch in einem Anfall von
züge von Karl Scheffler, und
Geistesgegenwart, dann zieht die Kommission auf die Tribüne
erden Bilder angehängt.
Dr. Ludwig Fulda erzählt, er habe Schermann ein kurzes
des Erzählungen der Verlä߬
Chinin=Rezept gegeben. Daraus las Schermann: „Ein Forscher
hellsicht! Vor uns
der Seele, ein sehr vorsichtiger Mensch, ein Mensch, der die Fähigkeit
zig Leuten. Dr. Robert Scheu
hat, seine Umgebung zu beruhigen, ich sehe ein Kommen und Gehen
nann habe nicht nur aus der
um ihn. Das Rezept war vor Jahren von Dr. Arthur
s herausgelesen, sondern auch
geschrieben, der ja wirklich ein Seelenforscher ist und von dem, das
ten Charakteren die ihnen
wissen seine Bekannten, eine merkwürdige Beruhigung ausgeht. Nun
niedergeschrieben. Aber ...
hörten die Leute, daß Schermann hellsah, und nun gab es einen
Feuilletonisten, zu verblüffen.
Augenblick Applaus, Jubel, Zustimmung. Ein Graphologe aber
... Der große Zirkel lieg
kletterte auf die Tribüne — es war überhaupt buntes Leben auf
bleibt nur eine kleine Kom¬
dem Podium, den ganzen Abend — und erklärte, das alles sei nur
Prof. Eulenburg und einige
Graphologie, und die deutschen Schriftsachverständigen könnten das
Man legt ihm unterschrift
alles ebenso gut, nur nach wissenschaftlichem Verfahren. Geschrei,
Pichon, von einer jungen
Protest, Zwischenrufe, und — kein Vorsitzender.
in Siegfried Jakobsohn. Ueber
Dann aber sollten die Leute endlich für ihre zehn Mark sehen,
des, über die junge Dame, das
wie man hellsah. Schermann wurde weggeführt. Ein Zettel wurde
im großen richtiges seelisches
vorbereitet, der von Harden herrührte. Der Name sollte auf die
r, daß er ein starker Bejaher,
Tafel geschrieben werden, aber selbst die Kreide streikte an diesem
mit einem vergangener
tollen Abend und brach. Dann wurde Schermann wieder her¬
Professor Dessoir konstatiert,
eingeführt und las mit gesenktem Kopfe aus der ihm vorgelegten
sten Verneiner sei, und blickt ein
Handschrift: „Scharfe Zunge, tritt jedermann gern entgegen, selbst
Aber sind denn nicht die
einem König, sehr selbstbewußt, scharfer Kritiker, schneidet oft das
in Bejaher? Professor Dessoir
Wort ab, kann die Menschen durch Schrift und Mund hinreißen,
hnliche graphologische Begabung
beeinflussen,
glänzender Beobachter, läßt sich nicht
hm gefunden. Die Graphologen
führt alles durch, was er will, ein bißchen eitel
scheidungskampf, abends in der
in punkto Kleidung. Ein Mensch, der schwer hineinzulegen ist,
lieber selbst hineinlegt, stolz auf den Namen, den er sich errungen".
rsaal) war denkwürdig. Man
Das war nun verblüffend, besonders da Schermann dazu sagte:
ung mit so raffiniert schlechten
Miscellaneous
Ausschnitt aus:
Vossische Zeitung, Berlin
5. 1915
vom
Ich habe die Worte des Briefes nicht gelesen unersättliche
Rednern zustande gebracht. Der Saal war übervoll, alle wollen riefen jetzt. Inhalt des Hardentesten vorlesene de los ver¬
ein wenig abstehende Ohren.
Schermann sehen, zusehen, wie man hellsieht. Aber es kam nur
vorher sehr eifriger junger Mann nicht ohne Verlegenheit: „Ich
nen Fiduskopf und nicht das
ein Herr Sachs, der die Trieblaute aus der deutschen Sprache gang muß Ihre Glossen mit bestem Dank ablehnen
faeliten anstrebt. Er ist ein
ausgemerzt hat und den Leopoldstädter Dialekt der Wienerstad
So ging man von Schermann nicht ganz durchdrungen fort.
sein Vorführer
Scheu,
mit einer Ungeniertheit redete als spielte er Domino in einem Caf
Auf dem Heimweg ertappte ich mich dabei, wie ich mich im Hell¬
im natürlichsten Leopold¬
der Praterstraße. Dazu sollen Projektionsbilder vorgreicht werden sehen erprobte. Ich mußte seinen Vornamen von ersten
gewissen Abneigung
einer
Aber es fehlte eine Lande, ein Bild waselle hinauf, zu den Gotfried heißt er gewiß nicht, auch nicht Helmuth, welche
einmal sprachlich
nicht
andern fehlte die Erläuterung, und das Publikum, ohnehin schon aber Richard oder gar Samuel An seinen merkwürdigen Gabe¬
begreift, daß dieser sensitive
gereizt, unterbrach mit Recht und mit Unrecht. Im Dunkel schreit wäre damit nichts geändert
einen Kreis tätig ist und daß
Jubel
ein Zuschauer: „Was ist der langen Rede kurzer Sinn?"
und eine vielhundertköpfige
geheul. Dann ruft jemand plötzlich: „Sie haben ja vergessen, Herrn
Schermann vorzustellen!" Das Präsidium will zur Ordnung
in glaubwürdige Zeugen, hat
läuten. Weit und breit keine Klingel.... Inzwischen tagt in
Dinge aus vorgelegten Hand
einem Nebenraum eine kleine Kommission zur Prüfung Scher¬
sen Brief von Erich Schmidt
manns. Sie tritt unter Ludwig Fuldas Führung ein. Sofort,
Kürlich jene unnachahmliche,
ohne den Satz, ohne das Wort im Munde auszusprechen, bricht
son Erich Schmidts Vortrags¬
Herr Sachs ab: „Bitte, Licht!“ sagt er noch in einem Anfall von
züge von Karl Scheffler, und
Geistesgegenwart, dann zieht die Kommission auf die Tribüne
erden Bilder angehängt.
Dr. Ludwig Fulda erzählt, er habe Schermann ein kurzes
des Erzählungen der Verlä߬
Chinin=Rezept gegeben. Daraus las Schermann: „Ein Forscher
hellsicht! Vor uns
der Seele, ein sehr vorsichtiger Mensch, ein Mensch, der die Fähigkeit
zig Leuten. Dr. Robert Scheu
hat, seine Umgebung zu beruhigen, ich sehe ein Kommen und Gehen
nann habe nicht nur aus der
um ihn. Das Rezept war vor Jahren von Dr. Arthur
s herausgelesen, sondern auch
geschrieben, der ja wirklich ein Seelenforscher ist und von dem, das
ten Charakteren die ihnen
wissen seine Bekannten, eine merkwürdige Beruhigung ausgeht. Nun
niedergeschrieben. Aber ...
hörten die Leute, daß Schermann hellsah, und nun gab es einen
Feuilletonisten, zu verblüffen.
Augenblick Applaus, Jubel, Zustimmung. Ein Graphologe aber
... Der große Zirkel lieg
kletterte auf die Tribüne — es war überhaupt buntes Leben auf
bleibt nur eine kleine Kom¬
dem Podium, den ganzen Abend — und erklärte, das alles sei nur
Prof. Eulenburg und einige
Graphologie, und die deutschen Schriftsachverständigen könnten das
Man legt ihm unterschrift
alles ebenso gut, nur nach wissenschaftlichem Verfahren. Geschrei,
Pichon, von einer jungen
Protest, Zwischenrufe, und — kein Vorsitzender.
in Siegfried Jakobsohn. Ueber
Dann aber sollten die Leute endlich für ihre zehn Mark sehen,
des, über die junge Dame, das
wie man hellsah. Schermann wurde weggeführt. Ein Zettel wurde
im großen richtiges seelisches
vorbereitet, der von Harden herrührte. Der Name sollte auf die
r, daß er ein starker Bejaher,
Tafel geschrieben werden, aber selbst die Kreide streikte an diesem
mit einem vergangener
tollen Abend und brach. Dann wurde Schermann wieder her¬
Professor Dessoir konstatiert,
eingeführt und las mit gesenktem Kopfe aus der ihm vorgelegten
sten Verneiner sei, und blickt ein
Handschrift: „Scharfe Zunge, tritt jedermann gern entgegen, selbst
Aber sind denn nicht die
einem König, sehr selbstbewußt, scharfer Kritiker, schneidet oft das
in Bejaher? Professor Dessoir
Wort ab, kann die Menschen durch Schrift und Mund hinreißen,
hnliche graphologische Begabung
beeinflussen,
glänzender Beobachter, läßt sich nicht
hm gefunden. Die Graphologen
führt alles durch, was er will, ein bißchen eitel
scheidungskampf, abends in der
in punkto Kleidung. Ein Mensch, der schwer hineinzulegen ist,
lieber selbst hineinlegt, stolz auf den Namen, den er sich errungen".
rsaal) war denkwürdig. Man
Das war nun verblüffend, besonders da Schermann dazu sagte:
ung mit so raffiniert schlechten