VII, Verschiedenes 11, 1915–1917, Seite 28

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Miscellaneous
Deutsches Tagblatt
Ausschnitt aus deutsche Rundschau
vom. MERZ 1916 Wien

holung der Anfrage. Antwort erfolgt dann brieflich. Heil!
Dr. R. Sie fragen stöhnend, auf welcher Bühne augen¬
blicklich kein morgenländischer Stoff kredenzt
wird? In der k. k. „Borg“ verzapft man natürlich neben
dem heiligen Hausdichter Schwer die erhabenen
„Fünf Frankfurter, in eiserner Zeit das Herz¬
erhebende.
Der „Golem hier, der „Schrei
aus dem Ghetto da, wo es am „schmierigsten ist; auf
allen Operettenuudelbrettern unverfälschte Jargonmusik.
und Marmorbilder stehn und sehen mich an: Was hat
man dir, mein armes Wien getan? Sollte aber doch
zufällig einmal aus leidigen Rückfall in arische Ver¬
gangenheit Schiller oder Goethe zu Worte kommen, dann
bitte schleunigst den seltenen Glücksfall zu benützen.
Landet. Warum in der Nummer vom 29. Februar d.
ches Tagblatt
che Rundschen
in
15 MERZ 1916
.
Burgfrieden? Aus Graz wird uns geschrieben:
Zwei Abende nacheinander trat Harry Walden vom
Burgtheater in Wien hier in Schnitzlerstücken auf
und auch für sein nächstes Gastspiel ist, wie man hört,
.
die gleich leckere Kost in Aussicht genommen. Unsere
Theaterleitung pflegt sich in der Regel dem Begehren der
Gäste und einer sensationslüsternen Menge anzupassen:
wie wäre es, wenn sie auch einmal auf den Geschmack
jener Rücksicht nehmen würde, die im Musentempel etwas
anderes suchen als entsittlichende Ehebruchsstücke, seien
diese noch so „geistreich" und raffiniert hingestellt...
Hier hat das nationale Reinigungswerk einzusetzen. Tau¬
sende von Kunstverständigen unserer Stadt verlangen
nach reiner und gesunder künstlerischer Kost, warum
wird auf diese Bessergearteten so wenig Bedacht ge¬
nommen? Herr Walden ist ein bedeutender Schau¬
spieler, dem es nicht darauf anzukommen braucht, sich
uns in Paraderollen vorzustellen. Vielleicht genügt es,
dem geschätzten Künstler nahezulegen, daß das geistig
vornehme und nationalgesinnte Theater¬
publikum der deutschen Stadt Graz einen etwas
anders gearteten Sinn für darstellende Kunst besitzt, denn
die — Burgtheater=Stammgäste. Wenn ein Walden nach
Graz kommt, wird das Haus auch ohne Schnitzler¬
stücke ausverkauft sein, das steht fest; somit liegt gar
keine Veranlassung dazu vor, für die angedeutete Kunst¬
richtung einzutreten. In unserer großen Zeit spricht man
viel und gerne vom „Burgfrieden — Schonzeit also für
jenes verkappte Gelichter, das unter den verschiedensten
Masken im sicheren Hinterlande sein Unwesen treibt,
dessen schleichendes Gift nicht weniger Schaden anstiftet
als die vernichtenden Bomben des erklärten Feindes,
Das Kino mit seinen nervenaufpeitschenden
Lasterdarstellungen (zumeist noch immer welsche
Filme!) wie nicht minder das moderne Stück
(Schnitzlerschule), — gegen diese „Kunst"=Richtung muß
endlich einmal Generalsturm geblasen werden. Krieg
dem alles Heilige verhöhnenden Geiste der Ich, Hab¬
und Genußsucht, Krieg dem Pharisertum, Krieg über¬
— Richtung, die das große Unheil
haupt jener
über die Welt gebracht hat. Erst mit der Niederzwingung
der Gesellschaftslaster wird der Weg frei werden für eine
bessere Zukunft. Die gute Presse und eine reine
Kunst können viel dazu beitreten. Franz Goldhaus¬
m
Neustimmen. Innsbruch
vom
Stadttheater.
„Die Frau von 40 Jahren“. Schauspiel in drei
Aufzügen von Sil=Vara. — In Szene gesetzt von Hans
Wilhelm
Nach Arthur Schnitzler —
Sil-Vara, Männer
gleichen Stammes und geistig nächstverwandt; jener
bereits eine Berühmtheit und gemachte Größe, dieser
mit Hilfe seiner einflußreichen Freunde unter den
Machern der öffentlichen Meinung gewiß zu „Ruhm
aufsteigend, weil als Theaterkritiker der „N. Fr. Pr."
dazu berufen. Uns freut am Manne eigentlich nichts,
als daß er so bescheiden oder klug ist, sich unter einem
Decknamen zu verstecken. Denn sein Schauspiel ist
wahrlich nicht darnach, daß es ihm zu Ehren gereichte,
und wir haben vom rein künstlerischen Standpunkte
kaum ein Quändchen mehr Freude dran, als wenn wir
es auf seinen geistig sittlichen Gehalt prüfen; es ist
eine künstlerisch unbedeutende, moralisch aber bedenk¬
liche Bühnenmache. Um zu verstehen, wie es mög¬
lich, daß dergleichen Schundware zur Aufführung über¬
haupt zugelassen wird, muß man sich des obener
wähnten Amtscharakters des Autors erinnern und
wird dann nichts unbegreiflich finden. Da hat man
eine Stelle, an der innere Zusammenhänge sichtbar
werden, die in der Hauptsache bestimmen, was für
unser Publikum als Bühnenwerk sich eignet; hier
tritt die Wirksamkeit der literarischen Kartelle zutage
oder besser des literarischen Kartells, das für den
einzelnen und das Volksganze ein gleich gefährliches
und schädliches Unwesen treibt. Zu allen Zeiten ist
die Bühne entweder eine Kanzel gewesen, von der aus
die besten, tiefsten und feurigsten des Volkes zu ihm
redeten, es Wahrheit lehrten und Weisheit, aufrich¬
teten und aufwär
bude der kläglichst
laten Wahrheit
Zustand sich unser
chen wir nicht zu
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Theaterleitung ha¬
letzten Schandover
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Erneuerung und
man zu Beginn
und man bekennt
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meint, natürlich m
dort mit großem
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Es ist recht bezei
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