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Miscellaneous
timmen. Innsbruck
teten und aufwärtsrichteten, oder eine Marktschreier¬
dttheater.
bude der kläglichsten Eintagsphilosophen mit ihrer re¬
Jahren. Schauspiel in drei
lativen Wahrheit und relativen Moral. In welchem
In Szene gesetzt von Hans
Zustand sich unsere Bühne von heute befindet, brau¬
chen wir nicht zu sagen, jedesfalls dient sie viel häu¬
sitzler
Sil-Vara, Männer
figer den Zungengewandten als den Denkräftigen und
geistig nächstverwandt; jener
Charakterstarken als Schauplatz der Tätigkeit. Unsere
it und gemachte Größe, dieser
Theaterleitung hat entweder mit Schnitzler und der
ißreichen Freunde unter den
letzten Schandoperette recht erfreuliche Kassenerfahrun¬
Meinung gewiß zu „Ruhm
gen gemacht, oder es lassen sie die billigen Lorbeeren
seaterkritiker der „N. Fr. Pr.
der moralisch zu tiefstehenden Hof= und andern Gro߬
am Manne eigentlich nichts,
stadtbühnen nicht schlafen, daß sie uns jetzt einen
oder klug ist, sich unter einem
um den andern von diesen Tagesgötzen vorführt. Die
Denn sein Schauspiel ist
Erinnerung an den Schwur auf das Programm der
es ihm zu Ehren gereichte,
Erneuerung und Versittlichung des Volksgeistes, den
künstlerischen Standpunkte
man zu Beginn der Spielzeit getan, scheint verwischt
hr Freude dran, als wenn wir
und man bekennt sich so recht als Provinz, indem man
stlichen Gehalt prüfen; es ist
allen Schund der Großstadt hier einbürgern zu müssen
tende, moralisch aber bedenk¬
meint, natürlich mit der Empfehlung, daß er da und
zu verstehen, wie es mög¬
dort mit großem Beifall aufgenommen worden. Noch
indware zur Aufführung über¬
kurz vor Torschluß, im 21. Kriegsmonat, gibt man
muß man sich des obener¬
seine moralische Unabhängigkeit preis, die man im
des Autors erinnern und
ganzen doch ziemlich gewahrt und hochgehalten hatte!
greiflich finden. Da hat man
Es ist recht bezeichnend, daß bei diesen modernen
sere Zusammenhänge sichtbar
Stücken das Haus stets vollbesetzt ist. Das „kunst¬
uptsache bestimmen, was für
begierige Publikum aber verrät durch sein unan¬
Bühnen er sich eignet; hier
ständiges, ärgerliches Lachen über jeden kitzlichen Witz,
literarischen Kartelle zutage
weswegen es eigentlich in den Musentempel geeilt ist,
schen Kartells, das für den
und muß immer wieder zur Ruhe gemahnt werden
ganze ein gleich gefährliches
von denen, die im naiven Glauben herzugekommen
treibt. Zu allen Zeiten ist
sind, es gabe da ein abgerundetes Ganze mit einem
Kanzel gewesen, von der aus
Ideengehalt zu genießen. Am Mittwoch hatten diese
feurigsten des Volkes zu ihm
Sicherheitsmänner für die Ruhe während der Auffüh¬
hrten und Weisheit, aufrich¬
rung wieder reichliche Gelegenheit einzuschreiten. Die
Morallehren, die Sil=Vara vorträgt, klingen man¬
chen Ohren ja allzu erfreulich, als daß sie ihrem kanni¬
balischen Wohlgefühl nicht Luft machen sollten. Sinn¬
lichkeit und Brunst im ganzen Stück, in allen Haupt¬
personen, der Kuhstall auf der Bühne. Ein Schauspiel
von solchem sittlichen Gehalt und den fraglichsten
künstlerischen Qualitäten preist man als Sensations¬
neuheit an mit dem Vermerk, daß es sich für junge
Mädchen nicht eigne. Sapienti sat! Der Inszenierung
und dem Spiel vorenthalten wir das verdiente Lob
nicht. Herr Groß (Felix), Frl. Bergner (Grete) und
Frl. Czernitz (Amelie) spielten frisch und packend. Frl.
Pape hat sich in der Titelrolle von uns verabschiedet;
sie bewies ihre oft erprobte Charakterisierungskunst
aufs neue. Das Urteil über Frl. Pape ist einstimmig:
sie verstand es, ihre Aufgabe mit intuitiv richtigem
Gefühl anzupacken; mit dieser einen notwendigen Ei¬
genschaft eines echten Mimen verband sie stets ein
abgeklärtes, stilgerechtes und an Mitteln reiches Spiel
und eine ungewöhnliche und vorbildliche Beherrschung
und Meisterung der Sprache. Man wird sie ungern
ziehen sehen, diese langjährige, bewährte Kraft un¬
serer Bühne, und wird sie nicht so bald vergessen.
st.
Aus der Theaterkanzlei wird uns geschrieben:
Dienstag die Operette „Hoheit tanzt Walzer“
von Leo Ascher. Für Mittwoch wird, Lessings „Emilia
Galotti" vorbereitet.
Mittwoch der letzte Klassikerabend, das fünfaktige
Trauerspiel „Emil Galot von C. E. Lessing: (Se¬
rie braun.)
Miscellaneous
timmen. Innsbruck
teten und aufwärtsrichteten, oder eine Marktschreier¬
dttheater.
bude der kläglichsten Eintagsphilosophen mit ihrer re¬
Jahren. Schauspiel in drei
lativen Wahrheit und relativen Moral. In welchem
In Szene gesetzt von Hans
Zustand sich unsere Bühne von heute befindet, brau¬
chen wir nicht zu sagen, jedesfalls dient sie viel häu¬
sitzler
Sil-Vara, Männer
figer den Zungengewandten als den Denkräftigen und
geistig nächstverwandt; jener
Charakterstarken als Schauplatz der Tätigkeit. Unsere
it und gemachte Größe, dieser
Theaterleitung hat entweder mit Schnitzler und der
ißreichen Freunde unter den
letzten Schandoperette recht erfreuliche Kassenerfahrun¬
Meinung gewiß zu „Ruhm
gen gemacht, oder es lassen sie die billigen Lorbeeren
seaterkritiker der „N. Fr. Pr.
der moralisch zu tiefstehenden Hof= und andern Gro߬
am Manne eigentlich nichts,
stadtbühnen nicht schlafen, daß sie uns jetzt einen
oder klug ist, sich unter einem
um den andern von diesen Tagesgötzen vorführt. Die
Denn sein Schauspiel ist
Erinnerung an den Schwur auf das Programm der
es ihm zu Ehren gereichte,
Erneuerung und Versittlichung des Volksgeistes, den
künstlerischen Standpunkte
man zu Beginn der Spielzeit getan, scheint verwischt
hr Freude dran, als wenn wir
und man bekennt sich so recht als Provinz, indem man
stlichen Gehalt prüfen; es ist
allen Schund der Großstadt hier einbürgern zu müssen
tende, moralisch aber bedenk¬
meint, natürlich mit der Empfehlung, daß er da und
zu verstehen, wie es mög¬
dort mit großem Beifall aufgenommen worden. Noch
indware zur Aufführung über¬
kurz vor Torschluß, im 21. Kriegsmonat, gibt man
muß man sich des obener¬
seine moralische Unabhängigkeit preis, die man im
des Autors erinnern und
ganzen doch ziemlich gewahrt und hochgehalten hatte!
greiflich finden. Da hat man
Es ist recht bezeichnend, daß bei diesen modernen
sere Zusammenhänge sichtbar
Stücken das Haus stets vollbesetzt ist. Das „kunst¬
uptsache bestimmen, was für
begierige Publikum aber verrät durch sein unan¬
Bühnen er sich eignet; hier
ständiges, ärgerliches Lachen über jeden kitzlichen Witz,
literarischen Kartelle zutage
weswegen es eigentlich in den Musentempel geeilt ist,
schen Kartells, das für den
und muß immer wieder zur Ruhe gemahnt werden
ganze ein gleich gefährliches
von denen, die im naiven Glauben herzugekommen
treibt. Zu allen Zeiten ist
sind, es gabe da ein abgerundetes Ganze mit einem
Kanzel gewesen, von der aus
Ideengehalt zu genießen. Am Mittwoch hatten diese
feurigsten des Volkes zu ihm
Sicherheitsmänner für die Ruhe während der Auffüh¬
hrten und Weisheit, aufrich¬
rung wieder reichliche Gelegenheit einzuschreiten. Die
Morallehren, die Sil=Vara vorträgt, klingen man¬
chen Ohren ja allzu erfreulich, als daß sie ihrem kanni¬
balischen Wohlgefühl nicht Luft machen sollten. Sinn¬
lichkeit und Brunst im ganzen Stück, in allen Haupt¬
personen, der Kuhstall auf der Bühne. Ein Schauspiel
von solchem sittlichen Gehalt und den fraglichsten
künstlerischen Qualitäten preist man als Sensations¬
neuheit an mit dem Vermerk, daß es sich für junge
Mädchen nicht eigne. Sapienti sat! Der Inszenierung
und dem Spiel vorenthalten wir das verdiente Lob
nicht. Herr Groß (Felix), Frl. Bergner (Grete) und
Frl. Czernitz (Amelie) spielten frisch und packend. Frl.
Pape hat sich in der Titelrolle von uns verabschiedet;
sie bewies ihre oft erprobte Charakterisierungskunst
aufs neue. Das Urteil über Frl. Pape ist einstimmig:
sie verstand es, ihre Aufgabe mit intuitiv richtigem
Gefühl anzupacken; mit dieser einen notwendigen Ei¬
genschaft eines echten Mimen verband sie stets ein
abgeklärtes, stilgerechtes und an Mitteln reiches Spiel
und eine ungewöhnliche und vorbildliche Beherrschung
und Meisterung der Sprache. Man wird sie ungern
ziehen sehen, diese langjährige, bewährte Kraft un¬
serer Bühne, und wird sie nicht so bald vergessen.
st.
Aus der Theaterkanzlei wird uns geschrieben:
Dienstag die Operette „Hoheit tanzt Walzer“
von Leo Ascher. Für Mittwoch wird, Lessings „Emilia
Galotti" vorbereitet.
Mittwoch der letzte Klassikerabend, das fünfaktige
Trauerspiel „Emil Galot von C. E. Lessing: (Se¬
rie braun.)