VII, Verschiedenes 11, 1915–1917, Seite 42

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Miscellaneous
all die Phrasen von Autonomie, Fortschritt, natürlich
Monopol zu werden, im Theater= und Konzertleben sei der
guter Menschennatur, natürlicher Ethik, Freiheit, Recht auf Aus¬
zur Weih¬
Jude tonangebend, auch die deutsche Literaturwissenschaft scheine
leben, zu Schanden gemacht. Seine Schauerschlachten, Ruinen
in jüdische Hände überzugehen — nicht genug damit: Christen
und Blutmeere sind die Frucht all dieser Irrlehren. Der Welt¬
und Deutsche sorgten und sorgen durch ihr werktätiges Inter¬
esse für die Literatur der anderen und ihrer Freunde, krieg ist ein Appell zur Rückkehr zum Dekalog als zu den Natur¬
tur für die Welt des
gesetzen unseres Wesens, unserer Gesellschaft, unserer Staaten.
für die Literatur der Schnitzler, Salten. Kisseren Hoffmanns¬
geliebtesten Weihnachts¬
Ist diese Einsicht möglich ohne Kampf gegen eine Literatur,
thal, Meyrink, Wassermann, Viebig, Huch dafür, daß die
letzten Adventswochen
welche die neuen Erkenntnisse verhöhnt, das Kriegsleid nicht
Worte Goldsteins immer wahrer werden; wahrer auch in bezug
llen Prediger wandern
wahrhaft nützlich werden läßt? Ist diese Einsicht möglich ohne
auf Charakter und Verbreitung der Buchliteratur.
letzten Gebirgsdörfer
lebhafteste Unterstützung einer Literatur, die, alten
Schützengräben, in die
Ist der Krieg mit seinen Offenbarungen und Mahnungen
christlichen Idealismus kündend und wahrhafte Vater¬
den Tauchbootes. E
nicht ein dringender Appell zur Abkehr von solchen Methoden
landsliebe almend, mitgeholfen hat zu den Siegen unserer
er wären. Aber viel
Für Christen und Oesterreicher nicht ein Appell zur Betätigung
Völker im Weltkrieg! Man sagt, es bestünde auf christlicher
Büchermarkt ist über¬
von Christentum und Oesterreichertum auch bei der Wahl der
Seite keine Literatur, ebenbürtig der der Modernen. Der Ein¬
schlecht. Die schöne
Weihnachtsgaben auf dem Büchermarkt. Bücher sind nicht etwas
wand ist falsch. Gibt es in Oesterreich bedeutendere Literatur
vorwiegend Literatur
Belangloses; sie sind die stärksten Potenzen im neuzeitlichen
gestalten als Kralik, Handel=Mazzetti, als den Hermann Bahr
r Skepsis, der bloßen
Kulturleben. Mächtig sind die Professoren und Priester; vie
der „Himmelfahrt und der Essays über Franz Josef Rudiger
des Glaubens an
mächtiger die Journale und Bücher; denn wo jene zu Hunderten
Welche Literaten des neueren Oesterreich sind bezüglich Reichtum
lachenden Nymphen¬
reden, reden diese zu Tausenden. Carlyle nennt die Schreiber
und Tiefe der Ideen, bezüglich Verankerung im Heimatboden
die Menschheit und
von Büchern die einflußreichsten Menschen eines Landes, die
und Volksempfinden, bezüglich Frische und Echtheit der Empfin¬
kens, ist Literatur der
wahren Bischöfe und Hierarchen unserer Zeit. Kralik betont ge¬
dung, bezüglich auch der Gestaltungskraft größer als Eichert,
ses Titanentre es, des
legentlich in bezug auf die Geschichte, die Herrschaft der Kirche
Kernstock, Domanig, Trabert, Hlatky, Bruder Willram, Gangl,
sigen und Triumphen,
im Mittelalter, ihre kulturelle Macht und Größe, verlaufe
Seeber, Schrot=Fiechtl, Wagen Kenner die Kunst der Pau¬
Literatur zur Unter¬
parallel mit der literarischen Tätigkeit und dem besonderen
Keller, Heinrich Federer, Isabelle Kaiser, Marie Herbert
pikuriern. Diese Lie¬
literarischen Interesse ihrer Glieder. Der Erfolg der Reformation
Peter Dörfler zu bezweifeln? Erlangten die Coloma,
ter des Kapitalismus,
beruhe wesentlich auf einem literarischen Vorsprung der Re¬
Sienkiewicz, Sheehan nicht Weltruf? Sind für die weiterer
ganisation von Presse
sormatorenkreise: „Nur den regen literarischen Interessen, dem
Gebiete der Philosophie und Geschichte nicht die Willmann,
von Kulturrücksichten
vollen Bewußtsein von ihrer Wichtigkeit verdankt die Kirche des
Kralik, Pastor, Hertling, Mausbach, Schrörs, Faulhaber, Kepp¬
noch überhäufig und
Mittelalters die beherrschende Stellung auf allen Gebieten. Durch
ler, Ehrhard, Meyenberg, Gisler auch bei ernsten Gegnern al=
bare Kriegserlebnisse
die Literatur stand sie an der Spitze aller literarischen, kirchlichen
Autoren ersten Ranges anerkannt? Gewisse Kreise möchten
ser diese Literatur ge¬
politischen, wissenschaftlichen Bewegungen des Zeitalters. Die¬
die Literatur, die auf christlichem Boden erwachsen, als Tendenz¬
ändert sich um das Jahr 1500 herum. Da trat in mehrerer
kunst abrun. Als ob nicht auch die moderne Kunst, selbst die
Ländern eine weltliche Literatur auf, die sich zuerst unabhängig
lich geworden, wären
des angeblichen l'art pour l'art Tendenzkunst wäre, als ob sich
von der Kirche, dann sogleich im Gegensatz gegen sie entwickelte
sennern des Idealismus
die Literatur vom Religiösen und Moralischen scheiden ließe.
Es ist die falsche humanistische und die falsche reformatorische
fürde. Sie sind Christer
Nichts ist inniger verbunden. Es gibt in einem Kunstwerk nur
Bewegung. Es war die Schuld der Zeit, daß die Vertreter der
rauf dem Schlachtfeld,
so viel Schönheit, als Wahrheit und Güte. Höchste Kunst ist
guten kirchlichen Tradition vielleicht nur einige Jahre damals ver¬
in Theater, nicht beim
undenkbar ohne höchste Wahrheit und Güte, Modeschwärzern
paßten, daß sie die literarische Bewegung unterschätzten, daß sie
zur Weihnachtszeit jene
muß entgegengehalten werden, daß die monumentale Literatur
erst dann eingriffen, als die gegnerische Literatur bereits einen kleinen
terlandsliebe entspricht
der letzten zwei Jahrtausende auf dem Boden der christlichen
Vorsprung hatte. Aber dieser Vorsprung genügte, um die
ommis problematische
Weltanschauung erwuchs und daß es in der alten Welt nur so viel
Kulturentwicklung dreier Jahrhunderte in die Irre zu lenken.
ter Scherl und Ullstein
ganz große Literatur gab, als es Inspiration durch die Urossen¬
Unter diesen Umständen sollte nichts ernster genommen, nichts
Moritz Goldstein vor
barung und Vorahnen von Christi Offenbarung gab. Ist die
vorsichtiger gehandhabt werden als die Auslese der Bücher.
im „Kunstwart“ ver¬
große Inspiration und Weltanschauung der Dante, Walter von
Wir sind Verräter unserer Weltanschauung, wenn wir die Eigen¬
te den geistigen Besitz
der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Calderon, Lope de
literatur vernachlässigen, die Gegnerliteratur verbreiten
Macht der Juden in
griff, geradezu jüdisches helfen. Der Weltkrieg hat die modernen Weltanschauungstheorien, Vega, Cervantes, Tasso, Camoes, Corneille, Racine, Shake¬