VII, Verschiedenes 11, 1915–1917, Seite 53

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Miscellaneous
und uns
Sondio.
vom

Der Morgen Wien
Karitate der Woche.
Hofrat Max von Milenkovich
der neue Direktor des Burgtheaters
erhielt anläßlich seiner Ernennung den
Hofratstitel, der bisher den scheidenden
Direktoren zu Teil wurde.

„Hoffentlich ist dieses ein Anfang und kein Ende!“
weh, jetzt hab' ich Schnitzler zitiert!

Ost. Illustrierte Rundschau
Wien
Das neue Burgtheater. Was Laube das Burg
healer, für das deutsche Theater gewesen in, das ist wohl
schon oft gesagt worden. Ihm verdanken wir den Begriff der
modernen Regie. Bei Laube gilt aber auch das, was von
den Klassikern galt. Kleinliche Epigenen
suchten ihm nachzustreben, sie vergaßen Zeit
und Raum und was unter Laube Revo¬
lution und Reform ward, wurde hier zur
Dekadenz. Die Burgtheaterkunst entwickelte
sich sehr einseitig, zum Blumenthal,
Auernheimer und Schnitzler. Wenn
es sehr hoch ging, so würde noch daneben
Schönherr gepflegt. Alles Herrschaften,
die unsichtbar untereinander verknüpft waren
und in die man hie und da, wie im Falle
Schönherr, einen Nichteliquegenossen
gegen seinen Willen hineintrug. Nun
kommt ein Mann, dessen Zukunft schon in
seinem Programme verankert liegt. Er will
das erste deutsche Nationaltheater
wieder seiner ursprünglichen Aufgabe zu¬
führen. Daß er da Gegnerschaften zu
Hauptmann. d.
bewältigen haben wird, das wird wohl
Besitzer der Militärverdienst
Anerkennung“ mit den Schwe¬
auch die Generalintendanz in ihr Kalkul
des Casernen Kreute, und des
dens mit der Krieg
gezogen haben. Vielleicht wird auch ein
ganz anderes Publikum ins Parterre ein¬
ziehen. Aber das Hoftheater braucht Gott sei Dank nicht die
Kunst vom Standpunkte des Kassenrapportes allein zu
betrachten. Es gilt viel gut zu machen. Kranewitter,
Gans=Ludássy, eine ganze Legion fähiger Deutsch¬
österreicher wartel darauf, im Burgtheater zu Worte zu
kommen. Ein Herr Schriftsteller Anton Kuh (wer kennt ihn
wohl beflegelte im „Prager Tagblatt“ Max Morold wegen
seines germanischen Kunstideals. Dem „Berliner Tagblatte“,
das Kuhs Auslassungen nachdrucken wollte, wurden von der
Zensur taktvoll diese Albernheiten gestrichen. Was solch ein harm¬
loses Bekenntnis zur Ehrlichkeit und liquefreien Arbeitsaus¬
ch alles anrichten kann.